Die 49 Geheimnisse des Erwachsenwerdens
Hard LandKind sein ist wie einen Ball hochwerfen. Erwachsenwerden ist, wenn er wieder herunterfällt.
Im Sommer `85 muss Sam dem drohenden Ferienaufenthalt bei seinen verhassten Cousins entfliehen und nimmt kurzerhand ...
Kind sein ist wie einen Ball hochwerfen. Erwachsenwerden ist, wenn er wieder herunterfällt.
Im Sommer `85 muss Sam dem drohenden Ferienaufenthalt bei seinen verhassten Cousins entfliehen und nimmt kurzerhand einen Aushilfsjob im heimischen Kino an. Das soll in wenigen Monaten schließen, die verbliebenen Angestellten ziehen weiter aufs College, alles fühlt sich ein wenig nach Abschied an. Zudem lebt Sam mit der ständigen Angst um seine Mutter, die vor Jahren an Krebs erkrankt ist. Doch dann wendet sich für ihn das Blatt, und der Sommer wird für ihn einer der prägendsten seines Lebens.
Hard Land hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und dabei schnurstracks in die 80er katapultiert. Filme, Musik, Lebensgefühl, in vielen Kleinigkeiten macht der Autor das Jahrzehnt erlebbar. Sams Geschichte hätte auch in jedem anderen Jahr funktioniert, aber ich hatte bei diesem Ausflug in die 80er besonders Spaß. Die Erzählung ist sehr lebendig, und hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Das Städtchen Grady ist nach der Schließung einer großen Fabrik am Scheideweg, noch ist nicht klar, ob die Stadt eine Zukunft hat. Das ist eine schöne Parallele zu Sams Leben. Der macht im Laufe der Handlung eine ziemliche Veränderung durch, von Anfang an ist er aber sehr reflektiert, was mir an ihm sehr gut gefallen hat. Mit seinen neuen Freunden muss man erst warm werden, doch dann schließt man sie auch ins Herz. Ich fand es ein wenig schade, dass Kirstie etwas klischeehaft daherkommt, die zwei Jungs sind handfester konstruiert. Auch die ein oder andere Nebenfigur (z.B. der Schulschläger) wirken etwas platt, doch insgesamt sind die Bewohner Gradys doch ganz gut gelungen. Der Erzählstil hat mir sehr gut gefallen, Wells erzählt auf berührende, empathische Weise von Sams Sommer. Immer wieder bereichern Wortneuschöpfungen oder das von Sam zu interpretierende, titelgebende Gedicht die Geschichte. Stilistisch hat für mich alles gestimmt. Ich fand das Ende etwas zu sehr auf Happy End getrimmt, ansonsten hat mich Wells‘ Geschichte aber ganz großartig unterhalten. Coming-of-Age-Geschichten gibt es zu Hauf, aber diese hat dem Genre noch etwas Neues abtrotzen können.