Starke Frauen
Die Wunderfrauen„Wozu noch einen Gedanken an die Vergangenheit verschwenden? Sie lebte hier und heute, hatte wieder einen anstrengenden Tag gemeistert und sich ein bisschen Vergnügen verdient. Ein paar Stunden, in denen ...
„Wozu noch einen Gedanken an die Vergangenheit verschwenden? Sie lebte hier und heute, hatte wieder einen anstrengenden Tag gemeistert und sich ein bisschen Vergnügen verdient. Ein paar Stunden, in denen sie tun und lassen konnte, was sie wollte, ohne auf irgendwelche Vorschriften zu achten."
In diesem Roman geht es um die Geschichten von vier Frauen zu Beginn der Wirtschaftswunderjahre 1953. Nach dem Tod ihrer Schwiegermutter ist Luise Dahlmann endlich frei von Verpflichtungen und kann sich ihren Traum von einem eigenen Laden erfüllen. Die Arztgattin Annabel von Thaler fühlt sich isoliert und einsam in ihrem Leben, denn ihre einzige Aufgabe besteht in der Erziehung des Sohnes. Nach der Vertreibung aus Schlesien und jahrelanger Flucht sehnt Marie Wagner ich nach einer Heimat und Sicherheit. Helga Knaup bricht mit ihren Familien und versucht durch eine Ausbildung an der Seeklinik endlich unabhängig und selbstbestimmt leben zu können. Die Geschichten der Frauen kreuzen sich dabei immer wieder.
Die vier Protagonistinnen könnten nicht unterschiedlicher sein. Jede von ihnen hat eine andere Vergangenheit und aktuell andere Probleme, trotzdem ähneln sich alle in dem Wunsch nach einem besseren, selbstbestimmteren Leben. Ich konnte mich sehr gut in die Frauen und ihre Entscheidungen reinversetzen, auch wenn ich gerade am Anfang nicht ganz warm mit Annabel geworden bin. Dies änderte sich jedoch im Laufe der Geschichte und ich konnte auch ihre Beweggründe gut verstehen. Während des gesamten Buches sind die Geschichten sehr realistisch und man hatte das Gefühl, es könnte auch im wahren Leben so verlaufen sein. Dabei hat mir besonders die Charakterentwicklung aller Frauen gefallen, wie sie von anfangs unsicheren Frauen immer mehr zu ihrer eigenen Stärke gefunden haben. Die Sprache und der Erzählstil sind sehr fesselnd und ich konnte das Buch oft gar nicht mehr aus der Hand legen.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich jedoch. Gerade am Anfang und vor allem im Prolog war ich mit all den verschiedenen Namen und wechselnden Handlungssträngen erstmal etwas überfordert und musste immer erstmal überlegen, wer das war. Die kurzen Beschreibungen im Umschlag waren dabei sehr hilfreich und je mehr man in der Geschichte versinkt desto mehr löste sich dieses Problemchen auch von selbst.
Alles in allem fand ich das Buch über das Leben der vier Frauen nach dem Krieg sehr interessant und würde es definitiv weiterempfehlen. Ich selbst freue mich schon darauf den nächsten Teil zu lesen.