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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Dörlemann
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 31.03.2021
  • ISBN: 9783038200871
Ilia Vasella

Windstill

Roman
Ein heißer drückender Sommermorgen in Südfrankreich. In einem leicht verfallenen Schloss verlebt eine zusammengewürfelte Schar von Gästen entspannte Ferientage. Sie kochen gemeinsam, trinken auf der Terrasse Wein und genießen den Blick auf die blaue Bergkette in der Ferne.
Dann passiert das Unfassbare: Marie stolpert und stürzt. Sie ist auf der Stelle tot. Die Anwesenden bahnen sich einen Weg durch die ersten Stunden nach ihrem Tod – Dorothea faltet Maries Wäsche, Odile setzt sich ans Klavier, Stephan flüchtet mit den Kindern in den Garten. Bei jedem hinterlässt Maries Tod andere Spuren, bleiben andere Erinnerungen zurück.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2021

Idylle und Schmerz…so nah beieinander…

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Wow!
Was für ein erschütternder Beginn.
Ein Paukenschlag, der einen schaudern lässt!
Ein Drama, das eine sommerliche Ferienidylle zerschneidet!
Marie rutscht auf der Treppe aus, fällt nach hinten und ...

Wow!
Was für ein erschütternder Beginn.
Ein Paukenschlag, der einen schaudern lässt!
Ein Drama, das eine sommerliche Ferienidylle zerschneidet!
Marie rutscht auf der Treppe aus, fällt nach hinten und knallt mit dem Kopf auf das Metallrohr eines Sonnenschirmständers.
Marie ist auf der Stelle tot.

Die Geschichte spielt in Südfrankreich am Rand der Pyrenäen.
Es ist August.
Wir begleiten die Gäste und Bewohner eines idyllisch gelegenen Ferienhauses aus Sandstein, besser gesagt, „eines leicht vergammelten Landschlosses“ (S. 12) auf einer Hügelkuppe in den ersten Stunden nach dem fatalen Ereignis.

Der Hausherr Pierre und sein kleiner Sohn Gian, die französische Mieterin Odile und eine vom Zufall bunt zusammengewürfelte Feriengemeinschaft bewohnen derzeit das Landschloss.

Gesellige Abende mit Rotwein und gemeinsame Mahlzeiten auf der Terrasse bringen die Gäste ganz zwanglos einander näher.

Neben Pierre, seinem Sohn Gian, Odile und dem soeben zum Witwer gewordenen Franz, lernen wir Dorothea und Mauro mit ihren Zwillingen Rosa und Emil, Stephan und seine kleine Tochter Lara sowie den Jugendlichen Nick, der von seiner Mutter hergeschickt wurde, um Französisch zu lernen, kennen.

Abwechselnd begleiten wir den ein oder anderen Bewohner, haben Teil an seinen Gedanken und lernen so auch Marie aus den verschiedenen Sichtweisen heraus kennen.

Jeder hat seine eigenen Erinnerungen an die gerade Verunglückte.
Jeder hat ein eigenes und interessantes Leben.
Jeder geht anders mit dem gerade erlebten Schock um.
Jeder hängt anderen Gedanken nach.
Dem zu folgen ist unterhaltsam und abwechslungsreich.

Ilia Vasella überzeugt mit wunderbaren Landschaftsbeschreibungen und mit präzisen und eindrücklichen Schilderungen der Geschehnisse.

Mit ihrer anschaulichen und zuweilen poetischen Sprache und mit knappen, präzisen und ausdrucksstarken Bildern vermittelt sie wunderbar die spannungsgeladene Atmosphäre zwischen Glück und Idylle auf der einen sowie Tragödie und Schmerz auf der anderen Seite.

Ich wurde in diesem schmalen Bändchen mit einer außergewöhnlichen, kreativen, eindringlichen und manchmal abgehackten und bruchstückhaften Erzählweise überrascht, die zwar unaufgeregt und ruhig, aber gleichzeitig eindringlich ist, nachhallt und Denkanstöße gibt.

Wer viel Handlung, Action oder spritzige Dialoge erwartet, wird enttäuscht sein, denn hier stehen die Einblicke in die Innenwelten der Schlossbewohner sowie wunderbare Landschaftsbeschreibungen im Vordergrund.

„Windstille“ erinnert ein bisschen an ein Musaik, das sich aus mehreren Einzelstücken zusammensetzt.

Ein Mosaik, das entsteht, weil abwechselnd unterschiedliche Menschen und ähnliche Situationen aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden.

Mal schwingt die Kamera ein bisschen vorwärts, mal ein bisschen rückwärts.
Ab und zu gibt es auch Ausblicke in die Zukunft und gegen Ende macht die Autorin noch einen Zeitsprung nach vorne mit Blick zurück.

Immer wieder stieß ich auf wunderschöne Formulierungen, die ich mehrmals lesen „musste“, wie zum Beispiel „Und als würde ihn diese Überlegung bereits alle Kräfte kosten, fällt er zurück in das Minenfeld seine Gedanken.“ (S. 76)

Ich empfehle den Roman von Ilia Vasella gerne weiter.
Ein besonderes und unbedingt lesenswerter Debut!

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Veröffentlicht am 02.04.2021

Ilia Vasella – Windstill

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Das heruntergekommene Schloss in Südfrankreich beherbergt auch in diesem heißen Sommer wieder eine bunte Schar von Gästen. Franz und Marie kommen schon seit Jahren in die Herberge des Künstlers Pierre, ...

Das heruntergekommene Schloss in Südfrankreich beherbergt auch in diesem heißen Sommer wieder eine bunte Schar von Gästen. Franz und Marie kommen schon seit Jahren in die Herberge des Künstlers Pierre, dessen Malerei sie schätzen. Dorothea und Mauro sind mit ihren Kindern Rosa und Emil zum ersten Mal Gast. Auch Stephan und seine Tochter Lara bewohnen eines der Zimmer, ebenso wie Nick, der schon fast zu den Erwachsenen zählt, aber seiner schlechten Französischkenntnisse dort den Sommer verbringen soll. Odile geht im Winter mit ihrer Band auf Tour, den Rest des Jahres bewohnt sie hintere Zimmer des Anwesens. An einem Morgen wie jedem anderen auch ist ein Teil der Urlauber schon wach und auf der Terrasse beim Frühstück als das völlig Unerwartete geschieht: Marie will nur die getrocknete Wäsche holen, rutsch aus, schlägt mit Kopf auf und ist sofort tot. Alles gerät aus dem Ruder, nichts geht mehr seinen normalen Gang.

Ilia Vasella ist visuelle Gestalterin und lehrt an der Kunsthochschule Zürich, „Windstill“ ist ihr erster Roman, der wie ein Gemälde auch, einen Moment im Leben festhält und mit allen Details ausgestaltet. Der Blick der Künstlerin zeigt sich auch in der Geschichte, jede Ecke wird ausgelotet, kein noch so kleiner Fleck ist unbedeutend. Sie beschreibt nur einen einzigen Tag, an dem scheinbar die Zeit für die Figuren stehenbleibt. Im Allgemeinen messe ich Buchcovern keine große Bedeutung bei, in diesem Fall jedoch ist auffällig, wie stimmig es zum Text passt, dass es genau jene unheilvolle Ausgangsszene malerisch darstellt: die Terrasse, der Wäschekorb, die intensiven Farben Südfrankreichs.

Was macht so ein Ereignis mit den Menschen? Wie reagieren sie? In Zeitlupe hält die Autorin dies fest. Die Schreckstarre, in die Franz verfällt, der es nicht fassen kann, immer wieder eingeholt wird von Erinnerungen an all jene Momente mit seiner Frau und der froh ist, dass andere das Handeln für ihn übernehmen. Odile gehört zu diesen pragmatischen Menschen, sie scheint zu wissen, was zu tun ist, wie man mit dem Tod umgeht, wie man den Leichnam immer noch menschlich behandelt. Die Kinder sollen von der Tragik des Lebens ferngehalten werden, merken jedoch, dass etwas geschieht, sind neugierig, haben noch nie einen toten Menschen gesehen. Und die Erwachsenen werden mit dem konfrontiert, was sie verdrängen wollen, der Endlichkeit des eigenen Seins, dem Wissen, dass von einer auf die nächste Sekunde alles vorbei sein kann.

Ein intensives Leseereignis, das unheimlich dicht ist und förmlich in einen hineinkriecht. Eine oberflächliche Lektüre ist gar nicht möglich, man verlangsamt automatisch und erfasst so jede Sekunde des folgenschweren Tages und fragt sich auch selbst, wie man wohl agiert hätte, ob man vorbereitet ist, auf das Undenkbare.