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Veröffentlicht am 02.04.2021

Lebensmut und Optimismus

Ziemlich beste Freunde
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Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen? Wie viel Lebensmut und Optimismus muss er in sich tragen, um so humorvoll über das Leid seines Lebens schreiben und berichten zu können?

Ohne Dramaturgie schildert ...

Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen? Wie viel Lebensmut und Optimismus muss er in sich tragen, um so humorvoll über das Leid seines Lebens schreiben und berichten zu können?

Ohne Dramaturgie schildert der Autor autobiografisch aus seinem Leben, angefangen von der Kindheit bis hin zur Gegenwart in dieser überarbeiteten Auflage nach den Dreharbeiten zur Verfilmung des Buches. Über dieses Buch zu sprechen führt automatisch hin zu einem Gespräch über diesen Menschen Pozzo di Borgo. Einen Menschen, den all sein Lebensmut auch nach schweren Tiefschlägen nicht verlassen hat, dessen Geschichte zwei Filmemacher aufgegriffen haben, weil sie unbedingt verfilmt werden musste.

Der Autor ist hineingeboren und aufgewachsen in eine reiche Familie, der Champagner-Familie Moët. Er verlebte die Kindheit eines reichen Schnösels mit seinen Geschwistern. Doch beim Studium lernte er wie auch andere 68er die Lehren von Marx und Engels kennen, die ihn an seinem schönen Leben zweifeln ließen. Zu dieser Zeit lernte er Beatrice kennen, mit der er jede Minute seines Lebens verbringen wollte. Er bekam hochdotierte Posten in den Konzernen seiner Familie, zu welcher auch die Marke „Louis Vuitton“ gehört. Er arbeitete sehr viel und heiratete irgendwann Beatrice. Es schien alles perfekt. Doch Beatrice bekam eine Fehlgeburt nach der anderen. Der Kinderwunsch beider wurde trotz des Geldes nicht gestillt. Bis sie schließlich Kinder adoptierten. Dann wurde bei Beatrice Krebs diagnostiziert. Auch hier halfen kein Geld der Welt und nicht die besten Kliniken. Philippe war stets an ihrer Seite. Seinen Job stellte er hintenan bzw. absolvierte er in weniger Zeit wesentlich intensiver. Als Ausgleich diente ihm Gleitschirmfliegen. Doch dann passierte 1993 der Unfall. Bis auf seinen Kopf und „etwas Leblosem zwischen seinen Lenden“ bewegte sich gar nichts mehr. Da trat Abdel in sein Leben. Abdel kannte bis zu diesem Zeitpunkt nur das Leben auf der Straße und lebte von Drogenhandel, Diebstahl und anderen Delikten. Pozzo di Borgo lernte nach Beatrice zum zweiten Mal einen Menschen kennen, dem er sich auf Gedeih und Verderb auslieferte, obwohl dieser aus einer ganz anderen Gesellschaftsschicht stammte.

Humorvoll und mit einer gehörigen Prise Sarkasmus und Ironie hat der Autor sein Leben niedergeschrieben. Der Leser spürt jede Depression, die der Autor bei einem Tiefschlag wie dem Tod seiner Frau, erleidet. Aber er will den Lesern nichts vorheulen und über das verpasste Leben klagen. Er will ihnen zeigen, dass es immer weiter geht, egal, was passiert. Dabei vergisst er sein Leid nicht, wie sollte er auch, wo er seinen Rollstuhl doch mit dem Mund bedienen muss. Das ist so geschickt in die humorvollen Szenen eingearbeitet, dass auch der Leser bei lauter Lachen immer wieder in die Realität des Autors zurückgeholt wird. Wenn das Buch auch nicht wie ein fiktiver Roman mit Dramaturgie aufgebaut ist, so ist es doch so interessant geschrieben, dass man unbedingt wissen möchte, wie das Leben dieses optimistischen Menschen weitergeht. Darin liegt ein besonderes Moment der Spannung. Und wer den Film vor dem Buch gesehen hat, darf sich auf ein ebenso schönes, aber anderes Ende freuen.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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Veröffentlicht am 02.04.2021

Bei Privatdetektiv Alexander Herz geht es erneut richtig zur Sache

Herzjagd
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In dem dritten Roman um den Düsseldorfer Privatdetektiv Alexander Herz geht es erneut richtig zur Sache. Der ist nichts für zartbesaitete Leser.

Denn gleich zu Beginn wird, wie in Kriminalromanen oft ...

In dem dritten Roman um den Düsseldorfer Privatdetektiv Alexander Herz geht es erneut richtig zur Sache. Der ist nichts für zartbesaitete Leser.

Denn gleich zu Beginn wird, wie in Kriminalromanen oft üblich, jemand ermordet. Ermordet mag aber ein wenig untertrieben sein. Die Tierärztin und gleichzeitig engagierte Tierschützerin Anja Boberg, die in einem Schlachtbetrieb für die Überwachung der vorgeschriebenen Maßnahmen verantwortlich ist, wird in diesem Schlachthaus regelrecht abgeschlachtet, und schließlich wie ein Schwein an einen Haken gehängt in zwei Hälften zerteilt. Kommissar Lohmeyer von der Kripo ist zwar vom Dienst suspendiert, soll sich dennoch um die Aufklärung dieses Verbrechens bemühen. Er trifft im Umfeld der Toten auf viele Verdächtige. Es sind nicht wenige Menschen, die ein Motiv hätten, die Tierschützerin aus dem Weg zu räumen. Parallel zu diesem Geschehen bekommt Privatdetektiv und Ex-Kunsthändler Alexander Herz in seinen Aufträgen Probleme. Gestört wird er bei seinen Aufträgen von seinem alten Widersacher aus den vorhergehenden Romanen, dem schmierigen Kunsthändler Nicolas Narkov. Der hat Leute mit Gemälden betrogen und Herz geriet zwischen die Fronten. Kommissar Lohmeyer hilft seinem Bekannten Alexander Herz aus der Patsche. Dabei kommt ihm das erneute Zusammentreffen mit dem Privatdetektiv nicht ungelegen, denn er spannt den Detektiv sofort bei seinen Ermittlungen im Mordfall Anja Boberg ein. Herz lässt sich als verdeckter Ermittler in deren Tierschutzorganisation einschleusen, denn diese scheint eine wichtige Rolle im Mordfall zu spielen. Das Ganze entwickelt sich rasch zu einem brisanten Einsatz.

Wieder einmal hat es David Daniel geschafft, einen action-geladenen Krimi zu gestalten. Sicherlich können auch andere Kriminalautoren spannungsgeladene und rasante Krimis schreiben, aber Daniel schafft eine Atmosphäre für den Leser, die solch ein Gefühl von großem Kino aufkommen lässt. Schließlich schafft es die rasante Handlung, dass der Leser den Roman in kurzer Zeit absolvieren kann. Darüber hinaus gibt der Autor Einblicke in die Szene der Tierschützer genauso wie in eine wenig bekannte Szene, in welcher Menschen den Sex mit Tieren legalisieren wollen. Alles in allem bietet er aufschlussreiche Informationen verpackt in einem rasanten Ermittlungskrimi, der einem das Buch nicht aus der Hand legen lässt, bis man es durch hat. Dass der Roman zusätzlich noch in Düsseldorf beheimatet ist, ist für das Geschehen unwesentlich.

Wie schon die vorhergehenden Herz-Krimis kann ich auch Herzjagd bestens empfehlen.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

Veröffentlicht am 02.04.2021

erneut eine fesselnde Geschichte

Die Wanderapothekerin
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Dieser Roman wurde vom Verlag als Experiment herausgebracht. Es gibt ihn in sieben Teilen inklusive des kostenlosen Prologes, wobei jeder Teil auch als abgeschlossene Geschichte gesehen werden kann. Natürlich ...

Dieser Roman wurde vom Verlag als Experiment herausgebracht. Es gibt ihn in sieben Teilen inklusive des kostenlosen Prologes, wobei jeder Teil auch als abgeschlossene Geschichte gesehen werden kann. Natürlich gibt es wie aus Fernsehserien bekannt einen alles überspannenden roten Faden. Den erfährt der Leser auch immer wieder in jedem Teil. Lediglich die Auflösung dieses roten Fadens erfährt der Leser nur im letzten Teil beziehungsweise in der Gesamtausgabe, der ich mich gewidmet habe.

Dem Autorenpaar ist erneut eine fesselnde Geschichte gelungen, Ich habe nicht wenige Bücher von ihnen gelesen, muss jedoch sagen, dass mich dieses Buch besonders begeistert hat. Erzählt wird die Geschichte von Klara Schneidt aus Katzhütte, die eine schwere Aufgabe übernommen hat, um ihrer Familie zu helfen.

Doch die Geschichte beginnt zunächst mit einer Begegnung der Brüder Martin und Alois Schneidt. Beides sind Wanderapotheker, die im Auftrag eines Laboranten (auch als Salbenmischer bezeichnet) durch die deutschen Lande ziehen, um die Salben und Elixiere zu verkaufen. Martin Schneidt ist der Vater von Klara und als Handelsvertreter erfolgreicher als sein Bruder Alois. Das verwundert nicht, denn während er extrem sparsam reist, sich abends lieber mit einem Kanten Brot zufriedengibt, kommt Alois ohne Prassen nicht aus. Bei ihm muss es jeden Abend Braten und Wein sein. Er nächtigt in den Herbergen, während Martin in Scheunen auf dem Stroh liegt. Seit vielen Jahren reisen die Brüder und beginnen ihre Tour in Königsee, die dann nach vielen Monaten unterschiedlicher Wege kurz vor Zuhause in Gernsbach wieder zusammenläuft. Hier feiern sie meist gemeinsam das Ende ihrer Tour. Der eine sparsam, der andere prunkvoll. Vor Jahren hatten beide einen Schatz gefunden und brüderlich geteilt. Während Martin das Gold dieses Schatzes nie angerührt hatte, denn er meinte, es würde Unheil bringen, hatte Alois seinen Anteil für sein ausschweifendes Leben ausgegeben. Als sich Martin und Alois auch dieses Mal wieder treffen, möchte Alois, da er sehr knapp bei Kasse ist, dass sein Bruder den Schatz herausrückt und ihm erneut die Hälfte davon abgibt. Eigentlich sogar alles, denn der geizige Martin, würde das Gold eh nicht gebrauchen. Doch der will es nicht herausrücken. Kurzerhand erwürgt Alois seinen Bruder und kehrt allein nach Katzhütte und Königsee zurück. Den Schatz erhofft er sich von seiner Schwägerin Johanna zu bekommen. Für Martins Familie und alle anderen ist es zu der Zeit durchaus plausibel, dass der jemand nicht von seiner Wanderschaft zurückkehrt. Streifen doch marodierende Banden und Soldaten durch das Land. Was den Schatz angeht hört Johanna jedoch zunächst auf den Rat ihres ältesten Sohnes Gerold, später dann auf den ihrer Tochter Klara.

In den Hauptfiguren ist Gut und Böse sofort zu erkennen. Dem Leser fällt es leicht, sich für die eine oder andere Seite zu entscheiden. Bei den Figuren, die in den einzelnen Abenteuern, welche in jedem Teil bestritten werden, eine Rolle spielen fällt es nicht ganz so leicht. Da wird der Leser schon mal mit einer Charakterisierung auf die falsche Fährte geführt. Diese Abenteuer, die sich der Wanderapothekerin in den Weg stellen, sind vielseitig. Mal hat sie es mit ruchlosen oder hinterhältigen Adeligen zu tun, mal muss ein Mensch aus einer Notlage befreit werden, mal handelt es sich auch um einen Kriminalfall, den es zu lösen gilt. Bei allem bleibt dem Leser im Hinterkopf aber Alois‘ Jagd nach dem Schatz einerseits und andererseits die Frage nach dem „Wer bekommt wen?“ in Sachen Romantik, denn ohne Liebegeschichte wäre ein solcher Roman nur halb so gut.

Ich halte die Gesamtausgabe für sehr empfehlenswert. Denn wenn man gefesselt wird von der Geschichte, dann will man auch alle Teile lesen. Man lernt anregende Figuren kennen und kann spannenden Abenteuern folgen. Ein Muss für Leute, die Geschichten lieben.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

Veröffentlicht am 02.04.2021

»Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert« liest sich wie ein Krimi, aber es ist weitaus mehr.

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
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Wenn man »Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert« von Joël Dicker liest, dann liest man, wie es entsteht. Das ist eine äußerst interessante Konstellation. Dies aber reichte dem Autor nicht. Er machte ...

Wenn man »Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert« von Joël Dicker liest, dann liest man, wie es entsteht. Das ist eine äußerst interessante Konstellation. Dies aber reichte dem Autor nicht. Er machte die Entstehung eines Buches auch noch extrem spannend. Kein Wunder, wenn es in unzähligen Rezensionen heißt: Es liest sich wie ein Krimi, aber es ist weitaus mehr.

Der Schriftsteller Marcus Goldman hatte durchschlagenden Erfolg mit seinem ersten Roman. Er war mit diesem Erfolg ein Jahr lang Stammgast auf allen roten Teppichen. Doch sein Verlag drängt, die Leser erwarten den Folgeroman von Goldman. Doch der kommt nur schwer in Schwung und hat keine Idee für den nächsten Roman. Er hat eine totale Blockade. Um diese zu lösen, begibt er sich in den kleinen Ort Aurora, wo er seinen großen Lehrmeister Harry Quebert weiß. Quebert ist selbst ein hochangesehener Schriftsteller, der vor 33 Jahren einen Riesenerfolg hatte und seitdem als Dozent für kreatives Schreiben an einer Uni tätig ist. An dieser Uni haben sich Goldman und Quebert kennengelernt und angefreundet.

Der ältere Quebert wird väterlicher Freund und Coach für Goldman. Mit Goldmans Erfolg war die Verbindung zwischen beiden gerissen. Goldman war zu sehr mit seinem Erfolg beschäftig. Doch nun erinnert er sich an seinen Freund und Mentor, geht zu ihm, um sich Ratschläge gegen seine Blockade zu holen. Da wird eine Leiche im Garten von Quebert gefunden. Es ist die Leiche von Nola, die als fünfzehnjähriges Mädchen spurlos verschwunden war. Bei der Toten wurde das Manuskript von Harry Queberts Erfolgsroman von 1975 gefunden. Es stellt sich heraus, dass der damals bereits erwachsene Quebert ein Verhältnis mit der Minderjährigen hatte. Für die Leute ist klar: Quebert ist der Mörder von Nola. Seine Aussichten auf den Literaturnobelpreis lösen sich im Nirwana auf. Nur sein Schüler Marcus Goldman hält zu ihm und ist nicht davon überzeugt, dass Quebert der Mörder ist.

Er nimmt zusammen mit einem Polizisten die Ermittlungen auf, um die Unschuld Queberts zu beweisen. Gleichzeitig damit entwickelt sich der Fall Harry Quebert zu einer Idee und einem Stoff für seinen zweiten Roman. Dieser Roman schließlich ist der vorliegende Roman, den man gerade liest.

Dieser Roman erzeugte ein großes „Wow“ bei mir bereits auf den ersten Seiten. Dabei war ich mir gerade am Beginn nicht sicher, warum. Es war ein ganz unbestimmtes Gefühl, dass dies ein ganz besonderer Roman ist. Da die Protagonisten Schriftsteller sind und die Handlung auch das Milieu der Verlagsbranche tangiert, weckte auch dies mein Interesse und ich war erfreut über die zahlreichen „Lebensweisheiten“ für Autorinnen und Autoren. Jedem Kapitel ist ein Gespräch zwischen Schüler und Mentor vorangestellt, in welchem der Mentor den Schüler helfen möchte, die „Schriftstellerkrankheit“ zu bekämpfen. Das Besondere an den Kapiteln: Sie sind rückwärts nummeriert. Da die Protagonisten gelegentlich mit den Ratschlägen durcheinander kommen, klären sie manches Mal im Gespräch, mit welchem Kapitel es gerade weitergeht. Eine nette, humorige Note. Da sich die Ermittlungen auf Vorgänge vor über dreißig Jahren beziehen, wird in dem Roman mit sehr vielen Rückblenden gearbeitet.

Es gibt Rückblenden in die Zeit des Heranwachsens von Marcus Goldman, in die Zeit des Verhältnisses Queberts mit Nola, die Zeit ihres Verschwindens, aber auch Rückblenden in die Zeit davor, das Verhältnis von Nolas Eltern untereinander. Trotz dieser zahlreichen Zeitsprünge verliert man aber nie den Überblick und weiß immer, wo man sich in der Handlung befindet und welche Neuigkeiten diese oder jene Rückblende für die aktuelle Handlung bereithält. Das ist eine ganz besondere Note dieses Romans. Schließlich nicht zu vergessen die ungeheure Spannung.

Mit jedem Satz, den man liest, wird einem das bisher Geschehene immer klarer und plausibler. Man kann alles sehr gut nachvollziehen. Doch dann passiert etwas derart Unerwartetes, so dass alles bisherige wie ein Kartenhaus zusammenbricht. Als Leser muss man erst Mal Luft holen, bevor man weiterliest. Doch Joël Dicker wäre kein guter Schriftsteller, wenn er den Leser jetzt alleine lassen würde. Es werden Begründungen und Argumente geliefert, so dass man alles wieder auf die Reihe bekommt. Bis zur nächsten Wendung …

Gelesen zum Jahreswechsel legt dieser Roman die Latte sehr, sehr hoch für das Rezensionsjahr 2014. Den Roman kann man ohne Bedenken mehrmals lesen.

Wem dieser Roman gefällt und einen ähnlichen im Schriftstellermilieu lesen möchte, sollte sich „Die Geschichte eines Lügners“ von John Boyne ansehen.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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Veröffentlicht am 30.03.2021

Am Rande des Highways

Frostmond
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Der Roman von Frauke Buchholz führt die Leser in das rauhe Kanada und stellt sperrige und wenig liebenswürdige Protagonisten vor. Dies ist ein herausragendes Merkmal, das sehr gefallen hat.

Am Rande des ...

Der Roman von Frauke Buchholz führt die Leser in das rauhe Kanada und stellt sperrige und wenig liebenswürdige Protagonisten vor. Dies ist ein herausragendes Merkmal, das sehr gefallen hat.

Am Rande des Highways wird ein totes Mädchen gefunden, die aus einem Reservat stammt. Sie war 15 Jahre alt und eine Cree. Kaum jemand mag die Zahlen verschwundener und toter Mädchen mit indigener Herkunft nennen, die in den letzten Jahren entlang des Transcanada unsichtbar wurden. Betroffen waren sehr viele Fälle, die nie aufgeklärt wurden, deren Täter nie inhaftiert oder gar verurteilt wurden. Die Polizei im französischsprachigen Teil setzt den Ermittler LeRoux dem nur englisch sprechenden Profiler Ghana zur Seite. Beide lernen sich von ihrer ersten Begegnung an intensiv zu hassen. Sie wollen eigentlich nur ihr eigenes Ding machen und nichts miteinander zu tun haben.

Frauke Buchholz, die in Aachen lebt und sich mit Kanada-Themen befasste, bringt sehr viele Informationen über das Leben in Kanada und den Reservaten mittels eines spannenden Krimis unter. Die Menschen der indigenen Völker stehen permanent im Zwiespalt mit den Vorgehensweisen ihrer Völker und dem modernen Leben der heutigen Gesellschaft. Deshalb geben Reservate auch heute noch in vielen Fällen ein Bild von Obdachlosigkeit, Armut, Alkoholismus und Misswirtschaft ab. All dies und das Verhalten der anderen Kanadier zu den Ureinwohnern wird detailliert und plastisch geschildert im Rahmen dieser kriminellen Geschichte.

Schonungslos beschreibt Frauke Buchholz die Charaktere der Figuren LeRoux und Garner. Ihre Kapitel sind jeweils mit ihren Namen übertitetelt. Aber auch in manchen Kapiteln wird der Charakter des Cree Leo, ein Cousin des 15-jährigen Mädchens, dargestellt.

Das Verhalten der Männer wird geprägt durch deren Ansichten, wenn z.b die Ermittlungsarbeit in einem Bordell zum Erliegen kommt, wenn sich der Cop sich durch sexuelle Handlungen bestechen lässt.

Die Geschichte wird aus der Sicht der beiden Polizisten erzählt, die auch privat nicht gerade ein leichtes Leben haben. Eine weitere Sichtweise und damit offenbar eine ganz andere Geschichte scheint der Cree Leo zu erzählen. In seinen Kapiteln erfährt der Leser, wie sich vielleicht tatsächlich abgespielt haben haben könnte.

»Frostmond« von Frauke Buchholz ist spannend und informativ. Er präsentiert den Leser mit einem Milieu, was besonders für die deutschen Leserinnen und Lesern interessant und neu sein könnte.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021