Durchwachsener Ausflug in eine düstere Epoche
Dieser Krimi ist im Stockholm des ausgehenden 18.Jahrhunderts angesiedelt, welches als düsterer Ort voller verzweifelter Menschen und Gewalttaten gezeichnet wird. Der Häscher Mickel Cardell, der an den ...
Dieser Krimi ist im Stockholm des ausgehenden 18.Jahrhunderts angesiedelt, welches als düsterer Ort voller verzweifelter Menschen und Gewalttaten gezeichnet wird. Der Häscher Mickel Cardell, der an den Nachwirkungen traumatischer Erlebnisse während des letzten Krieges leidet, wird zufällig an den Fundort einer Leiche gerufen, die Spuren brutaler Folterungen aufweist. Das Schicksal des Toten lässt ihn nicht los, und so schließt er sich Cecil Winge an, der den Fall untersuchen soll. Auch dieser hat mit allerlei Problemen zu kämpfen und er weiß, dass seine restliche Lebenszeit begrenzt ist.
Die Geschichte wird großteils aus der Perspektive von Cardell oder Winge erzählt. Zwei längere Abschnitte handeln aber auch von dem kürzlich zugezogenen Kristofer Blix, der von einem besseren Leben träumt, bzw der jungen Anna Stina, die sich aufgrund falscher Vorwürfe mit einer schlimmen Strafe konfrontiert sieht.
Dies sorgt für eine gewisse Abwechslung und regt vor allem zu Miträtseln darüber an, wie das alles wohl zusammen hängt.
Auch die Ermittlungsarbeiten als solches sind interessant zu beobachten und es wird durchaus einige Spannung aufgebaut. Die Charakterisierung von Cecil Winge als „genialer als Sherlock Holmes“ halte ich jedoch für übertrieben. Bei der Aufklärung kommen auch Glück und Zufall zu Hilfe und eigentlich macht es ihnen der Täter nicht besonders schwer.
Generell konnte ich mit den Protagonisten (von Anna Stina teilweise abgesehen) nicht richtig warm werden. Sie ergehen sich vielfach in Selbstmitleid und greifen häufig zum Alkohol. Irgendwelche Anstrengungen, ihre Lebensumstände zu ändern, unternehmen sie jedoch nicht.
Die in vielen anderen Rezensionen kritisierte Brutalität habe ich dagegen als nicht so extrem empfunden. Bei einigen Stellen fragte ich mich zwar schon, ob da nicht auch ein bisschen weniger gereicht hätte, alles in allem muss man bei diesem Genre aber eben mit derartigem rechnen. (Was auch ein Mitgrund dafür ist, dass ich selten Thriller lese.)
Bezüglich der historischen Hintergründe hätte ich gerne noch mehr erfahren. Andererseits war das für die schwedischen Leser vermutlich nicht notwendig.
Fazit: Für Krimi-Fans, welche die explizite Beschreibung von Grausamkeiten nicht scheuen, ist dieses Buch eine ganz fesselnde Lektüre. Ein wirklich großer Wurf ist es aber nicht.