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Veröffentlicht am 12.04.2021

Gesellschaftskritischer Roman zu Rassismus und Fremdenfeindlichkeit

Drei Kameradinnen
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Dieser Roman stellt Rassismus und Fremdenhass in den Fokus und übt eine gehörige Portion Gesellschaftskritik. Diese halte ich zwar für zu heftig, da das angeprangerte Gedankengut sicherlich nur von einer ...

Dieser Roman stellt Rassismus und Fremdenhass in den Fokus und übt eine gehörige Portion Gesellschaftskritik. Diese halte ich zwar für zu heftig, da das angeprangerte Gedankengut sicherlich nur von einer Minderheit Deutscher gehegt wird. Aber im Kern trifft sie durchaus zu, so dass das Buch zum Umdenken anregt.

Drei seit der Kindheit befreundete junge Frauen mit Migrationshintergrund treffen sich anlässlich einer Hochzeitsfeier für einige Tage in Berlin wieder. Am Ende muss sich eine von ihnen, Saya, für einen Großbrand verantworten. Die Ich-Erzählerin Kasih resümiert schriftlich die Tage davor und blickt immer wieder zurück auf das Leben der drei als Kinder/Jugendliche in einer Ghettohochhaussiedlung. Schon hier sahen sie sich regemäßig rassistischen und fremdenfeindlichen Anfeindungen und Vorurteilen ausgesetzt, die sich in ihrem Erwachsenenleben fortsetzen. So wurden etwa ihre sehr guten schulischen Leistungen niemals mit der Note 1 bewertet, wurden sie in Kaufhäusern unberechtigt des Ladendiebstahls bezichtigt, finden sie trotz hervorragendem Studienabschluss keinen Job. Noch unzählige weitere Beispiele werden kumuliert. Saya ist diejenige der drei, die hierüber am wütendsten ist und eindringliche Anklagen erhebt. Das Fass zum Überlaufen ist für sie ein gerade beginnender großer Strafprozess gegen eine Gruppe Rechtsradikaler (ohne dass er namentlich so genannt wird, dürfte es sich um den NSU-Prozess handeln). Sehr eindringlich wirkt das Ganze zusätzlich dadurch, dass Kasih den Leser mehrfach direkt anredet und ihm so verdeutlicht, dass er Teil dieser Gesellschaft ist. Für sehr gelungen halte ich auch, dass von dem einen oder anderen Ereignis an späterer Stelle erzählt wird, dass es nur fiktiv sei und man sich deshalb am Ende fragt, wie es sich denn nun tatsächlich abgespielt hat.

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Veröffentlicht am 09.04.2021

Eine Kindheit auf dem Dorf

Dorfroman
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In dem Roman wird von dem fiktiven Dorf Hülkendonck bei Calcar am Niederrhein erzählt. Die Geschichte ist im Wesentlichen in den 1970er/1980er Jahren angesiedelt. Da auch ich aus einer ländlich gelegenen ...

In dem Roman wird von dem fiktiven Dorf Hülkendonck bei Calcar am Niederrhein erzählt. Die Geschichte ist im Wesentlichen in den 1970er/1980er Jahren angesiedelt. Da auch ich aus einer ländlich gelegenen Stadt komme und meine Kindheit in exakt den vorgenannten Zeitraum fiel, konnte ich Vieles aus eigener Anschauung beurteilen und kam in mir so manche Erinnerung hoch, wie es damals war. Hülkendonck erleidet das gleiche Schicksal wie alle deutschen Dörfer: Nach und nach verschwindet das bäuerliche Milieu dank der Moderne. Sehr gelungen sind die authentischen Beschreibungen von allem, was ein Dorf ausmacht, und vor allem auch seiner Bewohner, die einander alle kennen und zusammenhalten. Eine Besonderheit aber hebt die Gegend deutschlandweit hervor: Der geplante Bau des „Schnellen Brüters“, eines neuartigen Atomkraftwerks. Er spaltet die Dorfgemeinschaft in Gegner und Befürworter, zumal die katholische Kirche eine eindeutige Stellung einnimmt, und ruft Anti-Atomkraft-Aktivisten auf den Plan. Belebt wird alles dadurch, dass im Wechsel aus Vergangenheit und Gegenwart auf drei Zeitebenen erzählt wird. Als Zehnjähriger hat sich der Ich-Erzähler dem Naturschutz verschrieben und ganz naiv die Ansichten seiner konservativen Eltern ungefiltert übernommen. Als Fünfzehnjähriger wurde er durch seine erste Freundin in die linke Gegenkultur eingeführt und rebelliert nunmehr gegen sein Elternhaus. In der Gegenwart besucht er seine betagten Eltern und schaut reflektierend zurück auf seine dörfliche Vergangenheit.
Ein sehr lesenswerter Roman.

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Veröffentlicht am 03.04.2021

Spannender Roman über die Trauer von Eltern

Unter Wasser Nacht
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Dem Roman ist deutlich anzumerken, dass seine Autorin eigentlich Kriminalromane schreibt (unter dem Namen Susanne Kliem). Denn genauso spannend erzählt sie diese tragische Familiengeschichte, die den Leser ...

Dem Roman ist deutlich anzumerken, dass seine Autorin eigentlich Kriminalromane schreibt (unter dem Namen Susanne Kliem). Denn genauso spannend erzählt sie diese tragische Familiengeschichte, die den Leser zunächst eher an ein Verbrechen denn ein Unglück glauben lässt, das 13 Monate zuvor zum Tod durch Ertrinken des 11jährigen Aaron in der Elbe im Wendland geführt hat. Seine Eltern sind unfähig, ihre Trauer gemeinsam zu bewältigen, ihre Beziehung ist von Misstrauen überschattet ebenso wie ihr Verhältnis zu dem eng befreundeten Nachbars-Ehepaar. Als eine Fremde in der Gegend auftaucht, kommt es zu neuen Verwicklungen und Geheimnistuereien.
Die Geschichte ist sehr atmosphärisch geschrieben und bringt die Traurigkeit des Geschehens gut zum Ausdruck. Sehr facettenreich ist es, wie die Beteiligten jeder für sich das furchtbare Erlebnis verarbeiten. Interessant ist, wie nach und nach die Wahrheit über das verstorbene Kind ans Tageslicht kommt, das so gar nicht der Norm entsprach und daher von den eigenen Eltern nur schwer geliebt werden konnte. Viel Mühe verwendet die Autorin auf die Schilderung der Anti-Atomkraft-Demonstrationen in Gorleben, die bei Lesern entsprechenden Alters Wiedererkennungswert hat.

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Veröffentlicht am 03.04.2021

Ein Jugendlicher auf der Schwelle zum Erwachsenen

Der große Sommer
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Nach „Alte Sorten“ ein weiteres, sehr beeindruckendes Buch des Autor.
Im Mittelpunkt steht zwar der sechzehnjährige Frieder mit seinen Freunden. Der Roman spricht aber Leser aller Altersstufen an.
Die ...

Nach „Alte Sorten“ ein weiteres, sehr beeindruckendes Buch des Autor.
Im Mittelpunkt steht zwar der sechzehnjährige Frieder mit seinen Freunden. Der Roman spricht aber Leser aller Altersstufen an.
Die Sommerferien beginnen für Frieder mit Grausen. Denn statt mit seiner Großfamilie in die Ferien zu fahren, steht für ihn vormittägliches Pauken beim strengen, Angst einflößenden Großvater an, um sich auf Nachprüfungen in Latein und Mathe vorzubereiten. Dann aber wird alles gar nicht so schlimm. Frieder lernt seine erste Liebe kennen und verbringt viel Zeit mit ihr, seinem besten Freund und seiner Lieblingsschwester. Den vermeintlich unnahbaren Großvater lernt er richtig kennen und erhält eine neue Sicht auf ihn, seine Beziehung zur Großmutter und auf die eigene Familie. Einige Krisen lassen Frieder reifen.
Die Geschichte ist im Jahr 1981 angelegt und weckt bei mir als einem Kind der 1960er Jahre schöne nostalgische Erinnerungen, z.B. daran, dass man seinerzeit noch keine Handys hatte, sondern zum Telefonieren mit zwei Groschen in die Telefonzelle ging. Die Themen Liebe und Freundschaft werden sehr feinfühlig und facettenreich angegangen. Das sommerliche Leben in der Stadt wird sehr gelungen dargestellt, die Schauplätze und die Atmosphäre sind sehr bildhaft. Auch in Frieder kann man sich hervorragend hineinversetzen. Obwohl er manchmal etwas aufmüpfig ist und sich auch den einen oder anderen Dumme-Jungen-Streich erlaubt, verliert er zu keinem Zeitpunkt an Sympathie. Es macht einfach Spaß, seine Entwicklung vom Jungen zum Erwachsenen in diesem einen Sommer zu verfolgen.

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Veröffentlicht am 18.03.2021

Eine Frauenfreundschaft auf den ersten Blick

Alte Sorten
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Der Roman handelt von einer ungewöhnlichen Freundschaft, einer Freundschaft auf den ersten Blick zwischen zwei zu sich selbst und anderen harten, unnachgiebigen Frauen.
Die 17jährige Sally ist aus einer ...

Der Roman handelt von einer ungewöhnlichen Freundschaft, einer Freundschaft auf den ersten Blick zwischen zwei zu sich selbst und anderen harten, unnachgiebigen Frauen.
Die 17jährige Sally ist aus einer Klinik für Essgestörte geflüchtet, weil sie einfach nur ihre Ruhe haben will. Sie findet Aufnahme auf dem landwirtschaftlichen Hof der älteren Liss. Dort findet sie Ruhe, niemand stellt Fragen. Andererseits tun sich bei Sally bzgl. Liss allerhand Fragen auf, denn von den anderen Dorfbewohnern wird sie gemieden. Doch auch Liss hüllt sich in Schweigen. Irgendwann kommt Sally hinter ein Geheimnis ihrer Wirtin …
Das Buch ist allein schon durch die Art, in der der Autor die Sprache einsetzt, lesenswert. Bezogen auf Liss hält er alles äußerst knapp, bei Sally ist sie zornig und frech. Gelungen ist auch die bildhafte Beschreibung des herbstlichen Lebens auf dem Gehöft, auch der dort angebauten alten Obstsorten, die durch das schöne Buchcover in den Fokus gerückt werden.
Sehr lesenswert.

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