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Veröffentlicht am 21.03.2017

Lieber Mischa!

Lieber Mischa
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"Lieber Mischa - Du bist ein Jude" von Lena Gorelik ist ein Büchlein über das Judentum und das Jüdisch- Sein. Adressat ist vordergründig der Sohn der Autorin, Mischa. Antisemiten, Philosemiten, coole Juden ...

"Lieber Mischa - Du bist ein Jude" von Lena Gorelik ist ein Büchlein über das Judentum und das Jüdisch- Sein. Adressat ist vordergründig der Sohn der Autorin, Mischa. Antisemiten, Philosemiten, coole Juden und uncoole Klischees - kaum ein Thema, das Gorelik nicht anschneidet.
Sie enthüllt dabei auch viel Persönliches (Rebellion in der Jugend, Schmähungen wie "Schidowka", welche sie selbst, da in der UDSSR noch unwissend, aussprach, Mütter, die zu sehr lieben etc.) das mich berührt und "erreicht" hat.
Und Goreliks Ansatz ist erfrischend. Nur konnte ich mit der äusseren Form des Buches nicht so viel anfangen - es wirkte wie ein Thesaurus, und ich hatte eine Geschichte erwartet. Aber gut, für meine Erwartung kann die Autorin nichts.
Was mir wirklich, wirklich gut gefallen hat: Lena kann schreiben! Wunderbare Formulierungen, Ironie, Sarkasmus und Ernsthaftigkeit trotz Humor. Daher kann ich den Roman nur empfehlen.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Die Wildrose

Die Wildrose
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"Die Wildrose" ist ein dicker Schmöker, an dem ich relativ lange gelesen habe. Das Richtige für lange Winterabende. Die Handlung ist um die Zeit des Ersten Weltkrieges (1914 - 1918) und danach angesiedelt. ...

"Die Wildrose" ist ein dicker Schmöker, an dem ich relativ lange gelesen habe. Das Richtige für lange Winterabende. Die Handlung ist um die Zeit des Ersten Weltkrieges (1914 - 1918) und danach angesiedelt. Es gibt alternierende Schauplätze - GB, den Himalaya, die Wüste. Diese Aspekte gefielen mir recht gut, und auch die durchaus angenehmen Nebenfiguren - Sid, Fiona, Eddie, und wie sie alle heissen. Es handelt sich formal gesehen um eine Trilogie ( der vorliegende Band kennzeichnet dabei den Abschluss der Saga). Und hier kommen wir zu einem Problem - die Autorin muss alle Handlungsfäden zusammenführen, was dazu führt, das jedes Kapitel ( oder fast jedes) ein anderes setting behandelt.
Diese ständigen Wechsel behindern den Lesefluss etwas. Ich finde, dass die Sprache, welche den Figuren in den Mund gelegt wird, für den beschriebenen Zeitraum fast "zu modern" ist, und der heutigen Sprache sehr ähnelt. Ein verbreitetes Problem bei historisierenden Romanen. Wer sich für Geschichte interessiert, bekommt im Roman zwar einen Einblick, aber keine scharfsinnige Analyse geboten. Allgemeinplätze werden wiedergegeben (Das Attentat von Sarajevo sei zwar der Auslöser, nicht aber der eigentliche Anlass des WK I gewesen, die Interessen des dt. Kaisers, Wettrüsten und Hurrapatriotismus).
Der Roman wird erst im letzten Drittel richtig spannend und temporeich, was auch daran liegen mag, dass jeder Handlungsstrang für sich Material für einen Roman liefern würde.
Zum Inhalt: Es geht um das Liebespaar Seamie und Willa, die nicht miteinander und nicht ohne einander sein können.
Sie sind passionierte Bergsteiger. Willa verlor nach einem Absturz ihr Bein und beendete daraufhin die Beziehung zu Seamie.
Willas Handicap wirkt dabei nicht glaubwürdig, die Autorin vergisst es zuweilen selbst - Willa "schoss nach vorn wie ein Rennpferd aus seiner Box", Willa " reist mit 2 grossen Koffern" und "rennt".
Leider gelingt es der Autorin auch nicht, die Gefühle und Gedanken der Figuren glaubhaft zu vermitteln, sodass die amour fou dem Leser zwar beschrieben, nicht aber plausibel gemacht wird. Willa leidet zwar so sehr, dass sie zur Opium - und Morphiumsüchtigen wird, aber dies wirkt leider eher wie ein Klischee.
Meine Fragestellung für die Lektüre des Romans lautete: Gelingt es der Autorin, die Beziehungskrise und Willas Handicap glaubhaft & klischeefrei zu erörtern?
Leider nein. Stellenweise schrammt der Roman sogar haarscharf an der Trivialliteratur vorbei.
Ein weiteres Manko besteht darin, dass Probleme und Konflikte im Roman keinen Raum für eine wahre Entwicklung erhalten. Alles löst sich sogleich in Wohlgefallen auf. Ein traumatisierter Soldat ? Sofort mit einem scheuen Pferd geheilt! Die Figuren sind dabei fast stereotyp gezeichnet - entweder Schurken durch und durch wie der Gangsterboss Billy Madden, oder edelmütig und heldenhaft wie der Beau Seamie. Die Nebenfigur Katie ist ein wahres Superweib - sie studiert, engagiert sich politisch und gibt gar ihre eigene Zeitung heraus.
Dazu passt auch, dass Jennie von der engagierten Lehrerin zur unsicheren Frau wird, die für die Liebe ihres Mannes Seamie alles tut und gegen Ende "praktischerweise " das Zeitliche segnet.
Willa ist selbstredend eine Superfrau, auch als Einbeinige, und wird zur Retterin von Lawrence von Arabien. Da wäre weniger mehr gewesen.
Die Handlung ist leider recht vorhersehbar ; einzig die Tatsache, dass der vermeintlich deutsche Spion Max von Brandt ein Doppelagent ist, ist ein Clou.
Trotz all dieser Schwächen ist "die Wildrose" kein schlechter Roman, denn der Leser wird gut unterhalten.
Viele Elemente wirken leider oberflächlich und konstruiert, mit ein wenig mehr Tiefe hätte es ein fantastischer Roman sein können.
Conclusio: Ein durchaus unterhaltsamer Roman.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Fantasy

Anna im blutroten Kleid
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"Anna im blutroten Kleid" ist einerseits ein konventioneller, und andererseits ein unkonventioneller Fantasyroman. Manche Elemente erinnern an Schauerromane, andere an typische Jugendfantasy. Für meinen ...

"Anna im blutroten Kleid" ist einerseits ein konventioneller, und andererseits ein unkonventioneller Fantasyroman. Manche Elemente erinnern an Schauerromane, andere an typische Jugendfantasy. Für meinen Geschmack waren manche Stellen aber definitiv zu blutrünstig, da sie nicht durch Absurdität karikiert wurden. Daher weiss ich nicht, ob ich den Roman für Kinder wirklich empfehlen würde. Andererseits sind für Erwachsene das "Personal" und das setting vllt. zu jugendlich. Manches erinnert an die typisch amerikanischen Highschoolteenagerhorrorfilme, und so hat man beim Lesen teils ein Déjà - Vu:
"Cas Lowood hat eine dunkle Berufung: Er ist ein Geisterjäger. Mit seiner Mutter zieht er quer durchs Land, immer auf der Suche nach den ruhelosen Seelen, die oft schon seit Jahrzehnten die Lebenden in Angst und Schrecken versetzen – bis Cas ihrem Treiben ein Ende bereitet. In einer Kleinstadt in Ontario wartet die berüchtigte Anna im blutroten Kleid auf ihn, eine lokale Berühmtheit, deren Leben in den 50er-Jahren ein grausames Ende fand. Seitdem bringt sie jeden um, der es wagt, das verlassene viktorianische Anwesen zu betreten, das einst ihr Zuhause war. Doch bei Cas macht die schöne Tote eine Ausnahme …(Kurzbeschreibung)".
Das Potential der Geschichte wurde, wie ich finde, nicht ganz ausgeschöpft.
Klasse ist aber das absolut schöne Cover.
4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 19.03.2017

Gut, aber nicht perfekt

Mein Herz und andere schwarze Löcher
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Wenn dein Herz sich anfühlt wie ein gähnendes schwarzes Loch, das alles verschlingt, welchen Sinn macht es dann noch, jeden Morgen aufzustehen? Aysel will nicht mehr leben – sie wartet nur noch auf den ...

Wenn dein Herz sich anfühlt wie ein gähnendes schwarzes Loch, das alles verschlingt, welchen Sinn macht es dann noch, jeden Morgen aufzustehen? Aysel will nicht mehr leben – sie wartet nur noch auf den richtigen Zeitpunkt, sich für immer zu verabschieden. Als sie im Internet Roman kennenlernt, scheint er der perfekte Komplize für ihr Vorhaben zu sein. Und während die beiden ihren gemeinsamen Tod planen, spürt Aysel, wie sehr sich auf die Treffen mit Roman freut, wie hell und leicht ihr Herz sein kann. Und plötzlich ist der Gedanke, das alles könnte ein Ende haben, vollkommen unerträglich ... Aysel beginnt zu kämpfen. Um ihr Leben. Um sein Leben. Und um ihre gemeinsame Liebe.
Eine Geschichte über zwei, die den Tod suchen – und die Liebe ihres Lebens finden.



Meine Meinung:

Besonders der Humor und der Stil der Autorin gefiel mir. Insgesamt war mir das Buch aber zu sehr wie ein Hollywood - Film inszeniert. Es handelt sich hierbei um ein Jugendbuch, das der Hauptzielgruppe gefallen dürfte.

Man kommt sofort gut ins Buch hinein, aber ich fand es gleichzeitig auch etwas überfrachtet...Aysels Vater ein Straftäter, der türkische Migrationshintergrund, das mobbing in der Schule, die beengten Wohnverhältnisse, der Scheidungs- und patchwork - Familien- Aspekt, Aysels Depressionen...man kann auch Depressionen ohne so schwierige Lebensumstände haben.

Die Altersempfehlung finde ich auch nicht richtig, für Kinder, die selbst solche Probleme haben, ist das Buch sicher nichts. Romans Geschichte ist auch sehr tragisch, aber fast auch schon klassisch, der Schuldkomplex, also Romans story hat mich null überrrascht.

Dann gab es auch das etwas schnelle Ende, die vorherigen Passagen waren ja im Vergleich dazu etwas ausführlicher. Und am Ende nahm Aysels Vater keinen Raum mehr in der story ein.

Ich finde es natürlich gut, dass die Protagonistin sich letztendlich doch für das Leben entschieden hat, bei meinem Fazit bin ich jedoch etwas gespalten. Die Altersempfehlung finde ich nicht passend, ich würde sie definitiv höher ansetzen.

Auch finde ich, dass neben allen guten und differenzierten Aspekten das Thema Suizid zu sehr romantisiert wird. Ich hoffe, dass es nun keine Leute geben wird, die solche Seiten im Internet suchen werden. Und Liebe als Allheilmittel, nun ja. Das Buch war mir auch etwas zu überladen, die Hauptzielgruppe wird es sicher erreichen, aber ganz ohne Einschränkung jubelnd empfehlen würde ich es nicht. Auch Aysels Physikaffinität kam mir etwas forciert vor, nach dem Motto: "Ich baue eine lieb - nerdige Figur im Stile eines Sheldon Cooper ein."

Manches in dem Roman wirkte auf mich recht konstruiert, nach dem Motto: Man nehme ein paar bewährte Schreibzutaten, boy meets girl, Drama, teenage angst, etwas Sarkasmus und rühre mit dem Schreibkochlöffel einmal um, baue ein happy ending ein und heraus kommt das YA - Bestseller - Süppchen. :)

Und ich finde, dass das ernste Thema Depression in gewisser Weise bagatellisiert wird, indem man einen Mord zum Auslöser einer reaktiven Depression macht.

Insgesamt ist das Buch wie ein Hollywoodfilm - interessant und unterhaltsam, zu Herzen gehend. Das Nachwort der Autorin gefiel mir gut.

Daher würde ich den Roman eher als guten Unterhaltungsroman einstufen, der sprachlich und stilistisch durchaus Spass gemacht hat.

Veröffentlicht am 19.03.2017

Tolle Unterhaltung

Hummeln im Herzen
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Lena Klein schlittert von einer Katastrophe in die nächste: Die Überstunden ihres Verlobten sind sozusagen menschlicher Natur - das Hochzeitsaufgebot war schon bestellt, doch Lena bekommt den Laufpass. ...

Lena Klein schlittert von einer Katastrophe in die nächste: Die Überstunden ihres Verlobten sind sozusagen menschlicher Natur - das Hochzeitsaufgebot war schon bestellt, doch Lena bekommt den Laufpass.
Dann leitet sie auch noch eine Lästermail an alle in der Firma weiter und verliert postwendend ihren Job in der Anwaltskanzlei. Kein Bräutigam und keine Bleibe! Zum Glück gibt es da noch die Dreier - WG von Lenas Bruder Michel, in der die Hamburgerin Unterschlupf findet.

Als Michel und Freundin Juli den nächsten Schritt in ihrer Beziehung wagen, bleibt Lena mit womanizer Ben alleine wohnen, doch auch dies ist zunächst nicht von Dauer...

Lena will nicht die ewige Verliererin sein und erstellt einen 3 - Punkte - Plan, um zum Superweib zu mutieren. Obwohl sie einen Job in einer schicken Agentur anpeilt, landet sie zunächst als Aushilfe in Ottos Buchladen.
Den alten Griesgram schliesst sie ins Herz - und auch in der Liebe geht es nach einem peinlichen ONS bergauf - der hübsche Jan taucht auf der Bildfläche auf...

"Hummeln im Herzen" ist ein toller chicklit - Roman! Ich habe mich während der Lektüre nie gelangweilt oder geärgert. Alles ist stimmig, die Figuren sind interessant und die Handlung abwechslungsreich. Obwohl der Aufbau (einigermaßen genretypisch) ein wenig vorhersehbar ist, war ich angenehm vom Tiefgang der Erzählung überrascht (für das Genre nicht ganz so typisch!).
Viele Stellen sind einfach lustig und humorvoll beschrieben, aber es gibt auch Passagen, die die weniger lustigen Seiten des Lebens behandeln - wie kann man mit Trauer & Verlust umgehen? Was ist wichtiger - das eigene Bauchgefühl oder eine perfekte Biographie ? Welchen Sinn machen die allseits beliebten to-do-Listen überhaupt & ist das Leben planbar ?

Darüber hinaus ist Petra Huelsmanns Roman auch eine versteckte Liebeserklärung an die Stadt Hamburg.