Die große Flut
SturmherzEine unserer Hauptprotagonisten, Alexa Petris, hat in Berlin ihre eigene Eventagentur, die Lesungen für Autoren organisiert. Da erhält sie die Nachricht, dass ihre Mutter nach einem Schlaganfall im Koma ...
Eine unserer Hauptprotagonisten, Alexa Petris, hat in Berlin ihre eigene Eventagentur, die Lesungen für Autoren organisiert. Da erhält sie die Nachricht, dass ihre Mutter nach einem Schlaganfall im Koma liegt. Die Beziehung der Beiden ist sehr unterkühlt. Als Alexa noch ein Kind war, hat die Mutter die Familie für drei Wochen verlassen, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Nach ihrer Rückkehr war sie wie verwandelt und baute um sich eine Mauer der Kälte auf. Alexa versuchte ihr ganzes Leben lang die Liebe ihrer Mutter wiederzuerlangen, doch vergebens. Nun steht Alexa vor dem Problem, ob sie die Pflegschaft für ihre Mutter Cornelia übernehmen soll, die nicht automatisch an das einzige Familienmitglied übertragen wird. Zusätzlich ist da auch noch der kleine Buchhandlung ihrer Mutter. Als sie Unterlagen wegen einer Patientenverfügung sucht, stößt sie auf einen geheimnisvollen Brief an einen fremden Mann, der nie abgeschickt wurde. Kurze Zeit später steht der amerikanische Autor Richard Henderson in der Buchhandlung und fragt nach ihrer Mutter. Cornelia und er waren früher ein Paar bis es zu einem tragischen Ereignis kommt.....
Im Handlungsstrang aus der Vergangenheit lernen wir die junge Cornelia kennen, die bei ihrem Vater lebt. Er schlägt sie regelmäßig und lässt sie kaum aus dem Haus. Auch den Job in einem Friseurladen besorgt er ihr, der Conny nicht wirklich Spaß macht. Da lernt sie den jungen Austauschstudenten Rick kennen. Er eröffnet ihr die weite Welt der Literatur. Rick gibt ihr Selbstvertrauen und den Glauben, dass auch sie ihre Zukunft ändern kann. Die Beiden beginnen Pläne zu schmieden und Conny beginnt darüber nachzudenken Hamburg zu verlassen. Doch dann bricht eine verheerende Sturmflut über die Stadt herein, die Häuser und Wohnungen zerstört und in der hunderte Menschen ihr Leben verlieren....
Wie schon in ihrem letzten Roman "Die Sturmrose" widmet sich die Autorin einem interessanten Kapitel der deutschen Geschichte.
Der Spagat zwischen den beiden Handlungssträngen in der Gegenwart und in der Vergangenheit hat Corina Bomann wieder bravourös gemeistert. Hat man begonnen zu lesen, ist man schnell im Sog der Geschichte und gefangen von den Ereignissen - besonders jenen, die Cornelia während der großen Sturmflut 1962 in Hamburg erlebt. Diese Flutkatastrophe ist der rote Faden des Romans, die das Leben so vieler Menschen verändert hat und ein spannendes Kapitel deutscher Geschichte, die mir als Österreicherin nicht bekannt war. Doch auch das schwierige Mutter-Tochter-Verhältnis und der Grundgedanke, dass man oft viel zu wenig über die Jugendzeit seiner Eltern weiß, spielt im Roman ebenfalls eine große Rolle.
Ich flog nur so über die mehr als fünfhundert Seiten und konnte mich schwer der Geschichte entziehen. Die dichte und authentische Atmosphäre, die eher ruhigen Töne und die großen Emotionen haben mich mitgenommen nach Hamburg ins Jahr 1962 und 2014. Allerdings fand ich die Liebesgeschichte in der Gegenwart als absolut überflüssig. Sie wirkte irgendwie fehl am Platz und konnte mich nicht wirklich überzeugen.
Charaktere:
Alexa ist nach außen hin die toughe Karrierefrau. Der Schlaganfalll ihrer Mutter berührt sie jedoch mehr, als sie anfangs dachte. Seit Jahrzehnten versucht sie die Liebe ihrer Mutter zurückzugewinnen. Sie wirkt sympathisch und hat in Karla eine liebenswürdige Freundin gefunden, die in einer On/Off Beziehung zu ihrem italienischen Lover steht.
Cornelia, die Mutter, hat zwar den interessanteren Plot in der Geschichte, aber so richtig sympathisch war sie mir nicht. Viele ihrer Beweggründe konnte ich nicht verstehen und haben mich nur den Kopf schütteln lassen.
Sehr gefallen hat mir der junge Rick, der letztendlich doch etwas zu unkonsequent war und im Alter seine Fehler einsieht. Sein Sohn Ethan blieb allerdings viel zu farblos und konnte mich nicht überzeugen.
Schreibstil:
Wie schon oben erwähnt hat Corina Bomann den Spagat zwischen der Geschichte in der Gegenwart und der in der Vergangenheit großartig gelöst. Der Schreibstil ist flüssig, sehr bildhaft und man fliegt nur so durch die Seiten. Die äußerst lebendigen Bilder der Sturmflut bereiteten mir Gänsehaut.
Fazit:
Gerne hätte ich fünf Sterne vergeben, denn die Geschichte ist berührend und wundervoll zu lesen. Die Liebesgeschichte in der Gegenwart konnte mich allerdings nicht überzeugen und war zu klischeehaft. Eine dramatische Familiengeschichte, die berührt und die uns über das Leben nachdenken lässt.