Der Kriminalroman "Adria Mortale - Bittersüßer Tod" von Margherita Giovanni verbreitet ein wunderbar behagliches Urlaubsgefühl verbunden mit einem Schuss Spannung und sehr viel Humor.
Wie der Titel schon ...
Der Kriminalroman "Adria Mortale - Bittersüßer Tod" von Margherita Giovanni verbreitet ein wunderbar behagliches Urlaubsgefühl verbunden mit einem Schuss Spannung und sehr viel Humor.
Wie der Titel schon vermuten lässt, spielt der Kriminalfall direkt in Italien. In dem kleinen Dorf Pesaro del Monte piccolo Catolica wird der Lehrer leblos aufgefunden. Die Dorfbewohner setzen alles daran, den Toten einfach unauffällig beerdigen zu lassen. Dabei haben sie allerdings die Rechnung nicht mit der zugezogenen Hotelbesitzerin Signora Pellegrini gemacht. Denn ihr kommt der Todesfall komisch vor und sie sorgt beherzt dafür, dass die Polizei ins Dorf kommt und die Ermittlungen aufnimmt. Schnell kommt es zu einem "Teufelskreis, in dem jeder jeden für verdächtig" hält.
Das Buch verbreitet eine behagliche Wohlfühlatmosphäre. Die Landschaft, die Menschen und auch die Kulinarik wird sehr ausführlich und detailliert beschrieben. Man bekommt beim Lesen richtig Lust auch eine Reise an die Adria Italiens zu machen.
Die Charaktere sind sehr speziell, voller Schrullen und Geheimnisse. Für einige kann man Sympathien entwickeln, andere wirken eher verdächtig. Trotzdem liegt der Fokus des Romans weniger darauf Spannung zu erzeugen, als vielmehr darauf, dem Leser eine Reise durch Raum und Zeit zu ermöglichen - denn die Geschichte spielt im Italien der 1950er Jahre - feinsinnig zu amüsieren und in die Ermittlungen einzubeziehen.
Mir hat "Adria Mortale - Bittersüßer Tod" von Margherita Giovanni gut gefallen. Ich kann den Kriminalroman jedem empfehlen, der es schätzt nicht ständig unter Strom zu stehen, sondern einen Krimi auch genießen zu können.
"Ein Klavier will gespielt werden. Es steht immer bereit. Für die Menschen, für die Musik. Bereit, uns die Schönheit der Welt zu eröffnen."
"Der Klang der Wälder" von Natsu Miyashita ist ein vituoser ...
"Ein Klavier will gespielt werden. Es steht immer bereit. Für die Menschen, für die Musik. Bereit, uns die Schönheit der Welt zu eröffnen."
"Der Klang der Wälder" von Natsu Miyashita ist ein vituoser Roman, der feinsinnig, zart und melodisch über die Kraft der Musik und den virtuosen Zauber des Klavierspiels erzählt.
Am meisten fasziniert hat mich die schlichte, unaufdringliche Kraft der Erzählung. Denn eigentlich erscheint die Handlung eher simpel. Der Leser begleitet Tomura von seiner ersten entscheidenden Begegnung mit einem Klavierstimmer, über seine eigene Ausbildung bis zu seinen ersten eigenen Erfahrungen als Klavierstimmer. Darüber hinaus gibt es nichts - keine anderen Handlungsorte, wenig Protagonisten, wenig Abwechslung. Im Fokus steht stets das Klavier und dessen Wirkung auf die Zuhörer und Spieler. Und dennoch fehlt dem Roman nichts. Er vermag durch seine ruhige, unaufgeregte und dennoch berührende Melodie zu bezaubern. Die Sprache ist dabei an so mancher Stelle sehr poetisch und lädt zum Verweilen und Träumen ein. Ähnlich wie ein Klavierstück und daher genau richtig, um das Hauptthema, die Kraft der Musik und die ganz unterschiedlichen Wahrnehmungen jedes Einzelnen, zu untermalen.
Mir hat der Ausflug in die Welt der professionellen Klavierstimmer gefallen. Der Roman strahlt eine wohltuende Ruhe aus und ist trotz seiner schlichten Eleganz nicht langatmig. Das Ende habe ich allerdings ein klein wenig zu abrupt empfunden, da hätte ich mir noch einige Seiten mehr gewünscht.
Insgesamt war "Der Klang der Wälder" von Natsu Miyashita ein faszinierendes Leseerlebnis. Ich kann jedem Leser einmal empfehlen, sich auf dieses zarte, unaufgeregte Buch einzulassen und herauszufinden, ob es gefällt.
"Wie gut kennt man seine Familie eigentlich wirklich - wie gut kann man andere überhaupt kennen? So nahe wir einem anderen Menschen auch stehen mögen, es gibt immer tief verborgene Geheimnisse, von denen ...
"Wie gut kennt man seine Familie eigentlich wirklich - wie gut kann man andere überhaupt kennen? So nahe wir einem anderen Menschen auch stehen mögen, es gibt immer tief verborgene Geheimnisse, von denen wir nichts wissen - Träume und Ängste, Leidenschaften und Hass."
Mit diesen Sätzen fängt der Roman" Die Pilotin" von Amelia Carr an. Ich war dadurch sofort in den Bann der Geschichte gezogen und gespannt darauf, was für Geheimnisse es wohl zu ergründen gibt. Und das waren im Verlauf der Handlung so einige! Einerseits ist dadurch bis zum Schluss ein konstanter Spannungsbogen da, andererseits war es teils etwas zu viel des Guten und wirkte bemüht. Doch dazu später mehr.
Amelia Carr versteht es mit ihrer Sprache und ihren Beschreibungen das Lesen zu einem Erlebnis zu machen, bei dem Bilder im Kopf entstehen und man den Protagonisten nahe kommen kann. Auch wenn der Schreibstil sich leicht lesen lässt und die Seiten nur so dahinfliegen, ist er doch nicht oberflächlich, sondern voller schöner, kreativer Beschreibungen voller Leben und Intensität. Anfangs gefielen mir auch die netten kleinen Anekdoten und Nebensächlichkeiten. Man erfährt dabei aber auch so manche Information, die die Geschichte etwas in die Länge gezogen hat. 617 Seiten waren fast zu viel, etwas straffer hätte mir die Geschichte sicher noch besser gefallen.
Erzählt wird in zwei Zeitebenen und im Wechsel aus Sicht von nahezu jedem Protagonisten. Ersteres hat mir sehr gut gefallen. Ich mag es sehr, Einblicke in die Vergangenheit zu bekommen und mein Wissen zu erweitern. Es wird die Liebesgeschichte von Nancy und Mac in den Irrungen des zweiten Weltkrieges erzählt. Beide sind als Flieger in der Air Transport Auxiliary eingesetzt und eigentlich nicht frei füreinander. Und damit kommt es zu einem ersten großen Geheimnis, dem Sarah die Enkelin von Nancy in der Jetzt-Zeit auf der Spur ist.
Von Nancy war mein erster Eindruck, dass sie eine sehr sympathische Frau und vor allem eine großartige Oma für Sarah ist. Als dann die Geschichte erstmals in die Vergangenheit abschweift, habe ich sie jedoch ganz anders kennengelernt. Als junge, mutige Frau, die sich ein neues Leben aufbaut und für ihre Ideale Eintritt. Im weiteren Verlauf muss ich sagen, dass Nancy durch ihr Verhalten leider einiges an Sympathie eingebüßt hat. Vor allem, wie sie mit ihren drei Kindern umgegangen ist, konnte ich einfach nicht nachvollziehen.
Sarah blieb mir bis zum Schluss sympathisch. Es ist leicht sich in sie hineinzuversetzen. Sie hat ein gespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter, einen immer stärker werdenden Kinderwunsch ohne einen passenden Partner zu finden, der ihr Herz berührt und nicht lediglich eine Notlösung wäre - all das sind durchaus Herausforderungen, die der Lebensrealität entsprechen. Sarah hat dabei das Herz auf dem rechten Fleck und bemüht sich sehr um ihre Großmutter und letztlich auch um ihre Mutter.
Diese beiden Frauen - Nancy und Sarah - sind die Hauptprotagonisten des Romans und damit komme ich zu dem Erzählen aus wechselnden Perspektiven nahezu jedes Protagonistens. Das hätte es in der Form für mich nicht gebraucht. Ich finde es etwas zu viel des Ganzen. Auch wenn alle Personen eine berechtigte Rolle spielen und zur Handlung beitragen, wäre es doch für den Lesefluss schöner gewesen, wenn nur Nancy und Sarah erzählt hätten.
Ganz allgemein gesagt, habe ich mich mit dem Buch wohl gefühlt. Ich mag die Art zu erzählen, den Schreibstil und den stets spürbaren Spannungsbogen. Teilweise wurden nur die Seiten etwas lang und hatte ich das Gefühl, dass die Protagonisten wirklich jede mögliche Lebensrealität und Schwierigkeit abbilden sollten. Das war aus meiner Sicht etwas zu viel. Zu viele Schauplätze, zu viele verschiedene menschliche Problematiken und zu viele Seiten - um ein großartiges Leseerlebnis zu bieten, wäre weniger mehr gewesen. Das ist aber Kritik auf hohem Niveau, weil mir "Die Pilotin" von Amelia Carr gut gefallen hat und ich es auch gern weiter empfehle.
Das Kinderbuch "Die Spur zum 9. Tag" von Andrea Schomburg ist zwar teils etwas verworren, aber auch sehr kurzweilig und unterhaltsam. Es macht Spaß das Buch zu Lesen und im Nu ist das Rätsel um den 9. ...
Das Kinderbuch "Die Spur zum 9. Tag" von Andrea Schomburg ist zwar teils etwas verworren, aber auch sehr kurzweilig und unterhaltsam. Es macht Spaß das Buch zu Lesen und im Nu ist das Rätsel um den 9. Tag gelöst.
Eine große Stärke in diesem Buch ist ganz klar die Sprache. Es ist witzig die fantasievollen lautmalerischen Beschreibungen zu lesen. "Oma sieht aus, als wäre sie aus unterschiedlich großen Kreisen zusammengesetzt: Die Figur und das Gesicht und die Augen und die Brille und die Haare, die an Pudellöckchen erinnern. Wenn man Oma zeichnen wollte, würde man nur einen Zirkel brauchen." So beschreibt Bene zum Beispiel seine Oma, bei der er die Ferien verbringen muss. Und damit komme ich auch schon zu einer Kleinigkeit, die mich an der Aussage des Buches stört. Denn Benes Mama hat einen neuen Freund und will, dass alle drei zusammen in den Urlaub fahren. Statt auf Bene und seine Sorgen einzugehen, die ihn bewegen, nicht mitzuwollen, wird Bene zu seiner Oma in die Ferien geschickt. Damit fängt dann auch die eigentliche Geschichte erst richtig an. Bene lernt schon im Zug zur Oma Mia kennen, ein selbstbewusstes, tierverrücktes Mädchen in seinem Alter. Zum Glück trifft Bene sie später wieder, als es allein mit seiner Oma etwas langweilig wird. Denn bei Mia und ihrem kleinen Bruder Ole ist immer was los. Die drei sind schnell zusammen auf Gangsterjagd, um eine Bande von Welpenhändlern auffliegen zu lassen. Dabei kommt einiges an Spannung auf.
Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Bene. Dabei erfährt man auch, welche Ängste und Hoffnungen ihn bewegen. Am meisten belastet ihn, dass er seinen Papa nie richtig kennenlernen konnte und er sich eigentlich mehr Zeit mit ihm wünscht. Bei der Spur zum 9. Tag kommt er unerwartet auch hier ein Stück weiter.
Ich hätte es schön gefunden, wenn noch etwas mehr auf Bene eingegangen wird. Denn ich empfinde es nicht als normal, dass er einfach ohne weitere Aussprache zu seiner Oma geschickt wird und sich stets Sorgen um seine Mama macht und auch damit allein gelassen wird. Neben diesen störenden Punkten, steht auch noch eine riesige Lüge im Raum, die für mich nicht plausibel erklärt wird und auch nicht wirklich aufgearbeitet wird. An der ein oder anderen Stelle muss man zudem beim Lesen ein Auge zudrücken, weil es doch etwas fernab der Realität ist. Aber das auch nur als erwachsener Leser, für den Adressatenkreis der jungen Leser macht das sicher einen besonderen Reiz aus und bereichert die Handlung.
Neben diesen Kritikpunkten aus "erwachsener" Sicht ist "Die Spur zum 9. Tag" von Andrea Schomburg durchaus unterhaltsam, witzig und kurzweilig. Ein Leseempfehlung kann ich für junge Leser auf jeden Fall aussprechen.
"Die besondere Aufgabe des Autors ist es, Dinge für den Leser erlebbar zu machen, zu denen er sonst keinen Zugang hätte, seien es Tätigkeiten, Landschaften oder Zeiten - oder alles zusammen."
Dieses selbst ...
"Die besondere Aufgabe des Autors ist es, Dinge für den Leser erlebbar zu machen, zu denen er sonst keinen Zugang hätte, seien es Tätigkeiten, Landschaften oder Zeiten - oder alles zusammen."
Dieses selbst erklärte Ziel hat die Autorin Annette Spratte in ihrem historischen Roman" Die Kannenbäckerin" gelungen umgesetzt. Der Leser wird in das dörfliche Leben im Westerwald während des 30-jährigen Krieges geführt. Während des Lesens hatte ich den Eindruck, dass es sich um einen historischen Coming-of-age-Roman handelt. Man begleitet die Entwicklung von Johanna, die gerade erst ihre ganze Familie durch die Pest verloren hat und sich - als Junge verkleidet - zu ihrem unbekannten Onkel flüchtet, über Jahre hinweg durch verschiedene Schwierigkeiten zur jungen Erwachsene, die klar für ihre Ideale einzustehen vermag.
Besonders gut gefallen hat mir die sorgfältig recherchierte und passend in die Handlungen verwobene Darstellung des zeitgenössischen Berufs des Kannenbäckers. Vom Tonabbau über die Herstellung, Verzierung und den Brand bis zum Verkauf der Töpferware erhält der Leser spannende Einblicke. Die Faszination Johannas für dieses besondere Handwerk lässt sich leicht nachvollziehen. Zudem ist sie mit einem besonderen Talent und Ideenreichtum gesegnet, die ihr gerade zu der damaligen Zeit den Neid und die Missgunst der anderen Kannenbäcker - ausschließlich gestandene Männer - eintragen.
Neben den Auswirkungen des 30-jährigen-Krieges, familiären Verlusten, und Angriffen auf ihre töpferische Arbeit muss Johanna auch mit ihrer eigenen emotionalen und charakterlichen Entwicklung umzugehen lernen. Sie beginnt ihr neues Leben bei ihrem Onkel mit einer großen, alles beeinflussenden Lüge:
"Jetzt musste Johanna sich entscheiden. [...] Junge oder Mädchen? 'Ich heiße Johann Hatterod.'".
Mit diesem schlichten Satz hat Johanna sich zumindest die temporäre Chance erkauft, als Junge ganz andere Freiheiten genießen zu können. Nur so ist es ihr überhaupt möglich von ihrem Onkel die Kunst der Kannenbäcker zu erlernen. Jedoch lebt sie damit in der ständigen Angst vor Entdeckung und mit dem Wissen nie eine eigene Familie haben zu können. Schnell überholen sich die Ereignisse und Johanna sieht sich stets vor neuen Herausforderungen. Sie kommt nicht recht zu Ruhe, wodurch die Handlung an Spannung gewinnt. Johanna entwickelt sich dabei zu einer sympathischen, starken, mutigen und loyalen jungen Frau, mit der man sich in eigenen Punkten identifizieren kann. Ausgesprochen sympathisch ist ihre Einstellung zu Schwierigkeiten, die sie sich allmählich erarbeitet: "Aber man hat immer die Wahl, nicht wahr? Man kann schimpfen oder lachen. Ich für meinen Teil finde, mit Humor lässt sich vieles leichter ertragen."
Annette Spratte gelingt es mit ihrem Schreibstil, Geschichte anschaulich zu machen. Die Landschaften, Ereignisse und Personen werden so bildhaft beschrieben, dass man selbst durch den Westerwald streift, den Ton zwischen den Händen oder die unfassbare Hitze beim Brand des Töperwerks spürt. Aber nicht nur die Lebensumstände, auch die Gedanken und Emotionen werden intensiv und nachvollziehbar beschrieben, so dass man sich ganz in die Handlung einfühlen kann.
Etwas zu kurz kamen für mich ein wenig mehr Hintergründe zum Dreißigjährigen Krieg und an der ein oder anderen Stelle mehr Tiefe und Detailliertheit. Es handelt sich doch mehr um einen Entwicklungsroman vor historischem Hintergrund, als um einen reinen Historienroman.
"Die Kannenbäckerin" von Annette Spratte von Francke-Buch ist ein solider historischer Roman, der sich leicht liest, spannend Wissen über das alte Handwerk der Kannenbäcker vermittelt und eine sympathische Hauptfigur vorstellt. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Der Roman eignet sich insbesondere auch für junge "Erst"- Leser historischer Romane.