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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2021

Aus Liebe zur Literatur - Offenbarung und Behütung

Die Erfindung der Welt
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„Das Leben ist ein fremder Ort, weit aus der Zeit.“ - so beginnt die Schriftstellerin Aliza Berg zu erzählen. Thomas Sautner schreibt hoffnungsvoll und philosophisch über die vielen Facetten des Lebens, ...

„Das Leben ist ein fremder Ort, weit aus der Zeit.“ - so beginnt die Schriftstellerin Aliza Berg zu erzählen. Thomas Sautner schreibt hoffnungsvoll und philosophisch über die vielen Facetten des Lebens, seiner glückssuchenden Figuren und den Versuch: „(…) das Leben vom Geringsten bis zum Größten zu zeigen.“ Sprachlich wertvoll: poetisch und unaufgeregt, aber vor allem tiefsinnig geht es darum: mit einem frischen Blick über Literatur Geheimnisse und Wissen zu lüften und gleichwohl zu bewahren. Über die Schriftstellerin Aliza Berg erfährt man nicht viel, doch mit ihrer Anreise, der Einladung einem geheimnisvollen Geldgeber folgend, beginnt die Geschichte. Die wahren Hauptfiguren betreten die Bühne: Eigenbrötler, Waldbewohner, Adlige und kleinwüchsige Geheimnisträger. Sie werden zusammengeführt, durcheinandergewirbelt und spielerisch wieder aufgefangen. Wer dieser ominöse Geldgeber ist, lässt sich am Ende erahnen, doch hat es an Bedeutung verloren - denn das Ende enthält „selbst das, was ungesagt geblieben sei.“ Streckenweise fiel es mir schwer, dran zu bleiben, wenn es zu ausschweifend und irritierend wurde. Dann forderte mich das Buch über kunstvolle Andeutung heraus. Sprache und Schreibstil, tiefsinnige Einsichten und die Lebendigkeit der Protagonisten führten mich jedoch immer wieder zurück.

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Veröffentlicht am 17.02.2021

Die magische Zahl 13 - Gute Laune-Lesespaß für Mädchen

Elfie – Einfach feenomenal
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Die dreizehnjährige Elfie findet, an ihr sei nichts besonderes. Sie ist das mittlere von drei Kindern und hat zwei Brüder, ist hilfsbereit, witzig und ihre größte Schwäche ist der Anfang von etwas Magischem: ...

Die dreizehnjährige Elfie findet, an ihr sei nichts besonderes. Sie ist das mittlere von drei Kindern und hat zwei Brüder, ist hilfsbereit, witzig und ihre größte Schwäche ist der Anfang von etwas Magischem: der Momente, in dem sie nicht Nein sagen konnte. Elfie gerät durch überschlagende Ereignisse in einen Feenstrahl, woraufhin sie im Feenzirkel aufgenommen werden muss. Es geht um die ersten Schmetterlinge im Bauch und große Herausforderung, die man alleine meistern muss, auch wenn man dabei jede Menge Fehler macht. Elfie wird nämlich wirklich vom Pech verfolgt und das kann nur etwas mit der Prophezeiung der dreizehn Feen zutun haben. Ist es wirklich Elfies Schicksal, eine Fee zu sein?

Besonders gefallen haben mir, die Handlungsorte und die nerdigen Anspielungen an kultige Bücher und Filme aus dem Fantasy und Science-Fiktion Genre. Außerdem sind Elfies Sprüche absolut kreativ und witzig: „… hatte Lina mir einen riesigen Blumenkohl an Ohr gequatscht“ (S. 80). Was ich auch ziemlich gelungen fand: Die letzte Seite des Kapitels gibt einen Hinweis auf das kommende, wie beispielsweise Abschnitte aus Ratgebern für Feen oder Tagebucheinträge - das erhöht die Spannung und gibt einem mehr Einblicke in diese magische Welt. Ziemlich originell fand ich auch die kapitelweise wechselnden Symbole. Nach dem letzten Roman von Christiana Wolff ‚Die Magier von Paris' kam mir hier die magische Komponente zu kurz. Allerdings weckt der Klappentext keine falsche Erwartungen, daher: insgesamt ein luftig leichter Lesespaß, der eine Prise Romantik und Magie, aber vor allem Spannung, Freundschaft und Urlaubsflair bietet.

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Veröffentlicht am 11.02.2021

Gesellschaftskritische und spannende Unterhaltung für Kinder ab 12

Das Kind vom anderen Stern
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Darum gehts:
Alles beginnt mit einer erschütternden Weihnachtstragödie. Die zwölfjährige Tammy wird vermisst. Ihre Familie, insbesondere ihr Zwillingsbruder Ethan, und ein ganzes Dorf drehen jeden Stein ...

Darum gehts:
Alles beginnt mit einer erschütternden Weihnachtstragödie. Die zwölfjährige Tammy wird vermisst. Ihre Familie, insbesondere ihr Zwillingsbruder Ethan, und ein ganzes Dorf drehen jeden Stein um, um sie zu finden. Die elfjährige Hellyann weiß, was mit Tammy passiert ist und wo sie sich aufhält. Da gibt es nur ein Problem: Hellyann ist eine Außerirdische! Gemeinsam mit Ethan, dessen neuem Freund Iggy und seinem zahmen Huhn versucht Hellyann, unentdeckt zu blieben und geschehendes Unrecht, wieder gut zu machen.

Meine Kritik:
Mit seinem unverwechselbarem Look reiht sich „Das Kind vom anderen Stern“ in die bereits erschienen Romane von Ross Welford ein. Auch seinem Erzählstil ist der Autor treu geblieben: Die Geschichte wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Ethan und Hellyann erzählt, in der teilweise der Leser direkt angesprochen wird. Dadurch ist es möglich, ein Ereignis aus verschiedenen Winkel zu betrachten und sich in Mensch und außerirdischer Lebensform gleichermaßen einzufühlen. Nicht nur die interessante Mischung aus Realität und Science-Fiktion, sondern auch die vielen raffinierten Cliffhanger am Kapitelende sorgen dafür, dass man sich aus dem Spannungssog kaum befreien kann. Die Handlung ist dabei so mitreißend und ideenreich beschrieben, dass garantiert keine Langeweile aufkommt. Trotz der unterschiedlichen Stilmittel, fällt das Lesen leicht. Es werden allerdings durchaus tiefgründige Themen behandelt: wieviel Schmerz Angehörige von Entführungsopfern ertragen müssen oder unmoralisches Verhalten, das zum Nachdenken anregt. Besonders die Kinder müssen einiges durchmachen und ihr Weg ist von Schwierigkeiten und Widrigkeiten geprägt. Dabei fühlen sie sich manchmal auch hilflos und sind überrascht, aus welcher Richtung Beistand kommt. Ross Welford schafft es dabei immer wieder durch Witz und Einfallsreichtum, die Geschehnisse aufzulockern. Damit ist ihm eine emotionale Achterbahn der Gefühle gelungen, mit witzigen und überraschenden Charakteren, die mit vielen Wendungen immer wieder Anlauf, zum packenden, aber leider zu kurzem Rettungsmissions-Finale, nehmen. Es gab viele berührende und dramatische Momente - manche davon fand ich für ein Kinderbuch zu drastisch. Mir hat allerdings das emotionale Ende gefallen, auch wenn es kein reines „...und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“ Finale ist.

Fazit:
Eine hoffnungsvolle Geschichte, voller Liebe und Weisheit, über die Bereitwilligkeit, immer sein Bestes zu geben und die Entscheidende Kraft der Emotionen. Ich würde das Buch Kindern ab zwölf Jahren empfehlen, die es gern etwas anspruchsvoller, humorvoll und spannend mögen. Einige drastische Ereignisse sind möglicherweise für jüngere oder zart besaitete Kinder nicht geeignet.

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Veröffentlicht am 01.02.2021

Was wäre, wenn… Mutmach-Story für Krisen

Die Mitternachtsbibliothek
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„Ich war in Gedanken gerade woanders - worüber haben wir noch mal gesprochen?“

Zwischen Leben und Tod - dieser Roman lädt zu vergnüglichen Experimenten mit den unendlichen Möglichkeiten der eigenen Vorstellungskraft ...

„Ich war in Gedanken gerade woanders - worüber haben wir noch mal gesprochen?“

Zwischen Leben und Tod - dieser Roman lädt zu vergnüglichen Experimenten mit den unendlichen Möglichkeiten der eigenen Vorstellungskraft ein.
„Wir alle haben die Wahl. (…) Es gibt so etwas wie einen freien Willen“, sagt einer der Protagonisten zu Beginn und seine Worte brutzeln wie Grashalme unter dem Vergrößerungsglas, denn schnell wird klar: Manchmal hat man keinen freien Willen mehr. Matt Haig schreibt philosophisch von einem Leben tiefer Verzweiflung, von Einsamkeit und Depressionen, die jeden hoffnungsvollen Gedanken unter sich begraben, und der Angst, geliebte Menschen, und sich selbst, zu enttäuschen. Mithilfe berühmter Zitate erzählt Haig auf inspirierende Weise, obwohl das Thema durchaus deprimiert. Es beginnt mit einer erschütternden Nachricht, bei einer Schachpartie in der Bibliothek, die Noras Leben völlig durcheinander bringt. Seit diesem schicksalhaften Tag, packt sie immer mehr die Lebensangst. Neunzehn Jahre später kommt der Tag, an dem einfach alles schief läuft und der sehnsuchtsvolle Tod zur verlockenden Erlösung wird. Doch statt zu sterben, findet sie sich in dieser besagten Bibliothek wieder, in der sie einst Schach spielte, voller Bücher, die ihr unendliche Versionen ihres Lebens zeigen, wie es hätte sein können, wenn sie andere Entscheidungen getroffen hätte. „Die Wissenschaft sagt uns, dass die Grauzone zwischen Leben und Tod ein geheimnisvoller Bereich ist.“

Die Kapitel sind sehr kurz - anfangs manchmal nur zwei Seiten - und tragen eine Kapitelüberschift, die Handlungsschwerpunkte in Aussicht stellt. Das hat mir gut gefallen, weil es eher ungewöhnlich ist. Die Kapitel, in denen Nora mit der Bibliothekarin Mrs Elm spricht, sind vor allem philosophisch, tiefgründig und therapeutisch. Hier entsprangen die Schach-Metaphern, die ich sehr mochte. Es sind die Herausforderungen, in die Nora geworfen wird, die das Buch interessant machen. Sie wird einfach in das jeweilige Leben katapultiert - ihr fehlt jegliches Vorwissen. Man fragt sich unweigerlich, wie man selbst entscheiden würde. Ich konnte einige Impulse für mich mitnehmen. Allerdings fand ich nicht jede dieser Paralleluniversen gelungen und manche davon waren besonders vorhersehbar und klischeehaft - aber glücklicherweise bin ich mit dem Ende sehr zufrieden. Der Anfang der Geschichte war logischerweise etwas schwermütig, weshalb ich schwieriger in die Geschichte fand - das hat sich aber schnell gegeben. Den Rest des Buches habe ich fast am Stück weggelesen.

Fazit: Eine therapeutische Reise, in die Viele-Welten-Interpreation der Quantenphysik - inspirierend, philosophisch und lehrreich zugleich. Faszinierendes Thema und das perfekte Mutmach-Buch für schwere Zeiten.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Liebevolle Bilderbuchgeschichte mit genialem Zoom-Effekt

Von riesengroß bis klitzeklein
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Dieses Bilderbuch ist ungewöhnlich: es bietet einen kreativen Blick auf die Welt, aus einer außergewöhnlichen Zoom-Perspektive, mit all ihren Farben und Formen. Eine doppelseitige Illustration steht im ...

Dieses Bilderbuch ist ungewöhnlich: es bietet einen kreativen Blick auf die Welt, aus einer außergewöhnlichen Zoom-Perspektive, mit all ihren Farben und Formen. Eine doppelseitige Illustration steht im Rampenlicht, während sie auf der nächsten Seite schon zur Nebenrolle geschrumpft: als würde eine Kamera immer weiter weg zoomen. Dieser Effekt ist toll gelungen und die Botschaft ist klar: es geht um den Klimaschutz, wie vielfältig und schön unsere Umwelt ist, aber auch um Kreativität und Gemeinschaft.
Die farbenprächtigen Bilder und der Überraschungseffekt hat uns besonders gefallen. Sie kommen auf den großen Seiten beeindruckend rüber und so braucht es gar nicht viel Text. Voller Staunen kann man in den Kunstwerken versinken, mit der Spannung, was sich auf der nächsten Seite befinden könnte. Es fördert spielerisch die Kreativität und man fühlt sich ganz klein, in Anbetracht der großen, weiten Welt und ihren unendlichen Möglichkeiten. Aus diesem Grund kann man auch immer wieder darin stöbern - es macht einfach gute Laune, wenn man sich vorstellt, mit dem Luftballon zu fliegen, während die Giraffen hoch gucken und immer kleiner werden. Wir hätten uns allerdings mehr Details gewünscht, um mehr Abwechslung zu schaffen und das volle Potenzial des Formats zu nutzen. Mehr Seiten und Ideen wären auch toll gewesen - vielleicht gibt es ja eine Fortsetzung. Für kleine Kinder, ab fünf Jahren, mag das aber vollkommen ausreichen. Das Ende ist berührend und schlägt einen raffinierten Bogen zum Anfang. Unbedingt mal reinschauen - es lohnt sich.