Gott ist ein Astronaut
Mit ihrem Buch Astronauten ist Sandra Gugic ein sehr verstörendes Debüt gelungen. Sie verwebt die (mehr oder weniger) zufälligen Begegnungen und Charaktere, die vom Schicksal zusammengeführt werden, zu ...
Mit ihrem Buch Astronauten ist Sandra Gugic ein sehr verstörendes Debüt gelungen. Sie verwebt die (mehr oder weniger) zufälligen Begegnungen und Charaktere, die vom Schicksal zusammengeführt werden, zu einer gemeinsamen Geschichte. Von der sie untereinander aber erst mit der Zeit erfahren, dass sie sich die Geschichte teilen. Die Charaktere sind wie das Ende eines Wollfadens, bei dem die einzelnen Stränge ausgefranst sind, aber doch irgendwo einen gemeinsamen Halt finden.
Sechs Fäden, sechs Charaktere, die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich wirken, aber doch einiges gemeinsam haben. Die Verzweiflung. Das Nichtalleinseinwollen. Sie stehen alle eher am Rand der Gesellschaft, einzig Niko der Polizist passt nicht ganz da rein. Er nähert sich aber im laufe der Geschichte immer mehr an die verlorenen Existenzen an. Die Perspektive wechselt jedes Kapitel zwischen den sechs Personen. Am liebsten hab ich die Geschichte aus Maras Sicht gelesen. Vielleicht, weil sie das einzige Mädchen ist. Sonst konnte ich nicht wirklich so eine gut Bindung aufbauen, weil die Personen durch die ständigen Wechsel manchmal zu kurz kamen und irgendwie konnte ich mich nicht mit ihnen identifizieren.
Anfangs sind die Fäden wirklich noch sehr lose und ich hab mir schwer getan, wirklich in die Geschichte einzutauchen, einen Zusammenhang zu sehen. Am Anfang fehlt auch ziemlich die Handlung. Es werden einzig und allein die Charaktere nacheinander vorgestellt, wo mir dann ein bisschen der Reiz zum Weiterlesen gefehlt hat. Richtig viel passiert aber das ganze Buch über nicht. Gugic legt mehr wert auf die Menschen an sich, wie sie sich verhalten, vor allem, wie sie sich verhalten. Sie hat eine besondere Beobachtungsgabe und beschreibt die kleinsten Eigenheiten, die Menschen so machen und haben.
Die Geschichte ist durchgehend sehr dicht erzählt, eben in dem Sinne, dass Gugic jeden kleinsten Handgriff beschreibt, aber gleichzeitig passiert sehr wenig. Ihr Schreibstil ist sehr direkt und ehrlich. Ich mag ihn sehr gern, musste mich anfangs aber ein bisschen an ihn gewöhnen. Sie verwendet eine schöne Sprache. Manchmal im Konstrast zum Direkten auch eine sehr philosophisch angehauchte.
Fazit
Wie Astronauten bewegen sich die Charaktere durch das Stadtleben, nur zusammengehalten und verbunden durch eine dünne Schnur aus Zufällen.
Von der Geschichte her hat mir irgendwie etwas gefehlt. Es ist ein
Ausschnitt aus dem täglichen Leben, zwar sehr eindrücklich erzählt und
die Charaktere sind gut ausgearbeitet, aber irgendwie hatte ich immer
das Gefühl irgendwas nicht mitbekommen zu haben. So als würden mir
Informationen fehlen.