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Veröffentlicht am 09.07.2021

Konnte mich ebenso überzeugen, wie Band eins

Narrenkrone
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Dornenthron konnte mich im letzten Jahr sehr begeistern. Umso mehr freute ich mich auf die Fortsetzung dieses Jahr und legte gleich los =)

Das Rennen um den Kaiserthron
Zum Ende von Dornenthron ist zwar ...

Dornenthron konnte mich im letzten Jahr sehr begeistern. Umso mehr freute ich mich auf die Fortsetzung dieses Jahr und legte gleich los =)

Das Rennen um den Kaiserthron
Zum Ende von Dornenthron ist zwar der rätselhafte Wächter der Hecke besiegt, doch die messerscharfen Dornen halten noch immer jeden Eindringling fern und die Prinzessin schläft noch immer in ihrem Zauberschlaf. Doch dann geschieht das Unfassbare:

“Der Wind fegte durch die Hecke und rüttelte an den jahrhundertealten Ästen. Zwölf vertrocknete Blätter riss er ab und mit sich fort. Er trug sie hoch in die Luft, warf sie hierhin und dorthin, und dann flaute er ganz plötzlich ab. Langsam taumelten die Blätter zu Boden”
(Narrenkrone, Boris Koch, Knaur Verlag, S. 65.)

Vertrocknete Blätter! Das gab es noch nie und mit einmal entbrennt ein wahnwitziger Wettkampf um den Thron. Boris Koch hat all seine Figuren in Stellung gebracht, diejenigen, die in band eins noch auf der Reise waren, treffen nun in Ycena ein und sie alle wollen nur eins: In den Palast. Dabei werden sie jedoch von unterschiedlichen Motiven und Emotionen angetrieben. Es war interessant mitzuverfolgen, wie sie alle dasselbe Ziel haben und doch völlig unterschiedlich an die Sache rangehen, je nachdem was ihre persönlichen Motive sind, dieser Aspekt hat mir gut gefallen. Auch wird die Handlung dadurch fokussierter, was denjenigen gefallen dürften, die den ersten Band noch zu verworren fanden.

Ein weiterer Punkt, der mir an diesem Buch sehr gut gefallen hat, war die Spannung. Ironischerweise ist genau das der Punkt, der von mehreren anderen Rezensenten kritisiert wird, ich persönlich empfand das Buch aber als sehr spannend. Das ergab sich daraus, dass durch diverse Ereignisse auf einmal ein deutlicher Zeitdruck beim Überwinden der Hecke entstand. Es artet regelrecht zu einem Wettrennen aus und ich fieberte daher sehr mit meinen Favoriten mit schneller zu sein, als alle anderen. Das wurde noch dadurch gefördert, dass in meinen Augen mehrere Figuren “das Rennen” hätten machen können. Ich konnte also beim Lesen noch nicht sicher absehen, wer es schaffen würde zuerst die Prinzessin zu küssen und räumte verschiedenen Charakteren eine Chance ein, was die Sache für mich noch spannender machte.

Das Ende konnte mich dann ebenso überzeugen. Es ist rund und mit einer Wendung, die ich einfach nur aberwitzig finde, ja geradezu satirisch. Arlac der Narr hätte es sich nicht besser ausdenken können. Überhaupt ist Arlac für mich eine der besten Figuren im Buch. Auf den ersten Blick ist er eine Randfigur und doch greifen seine Taten massiv in die Geschicke des ganzen Landes ein, ob gewollt oder nicht. Seine Gedanken und Späße zeugen von einer Intelligenz und Gewitztheit, mit der er dem Adel und den Menschen allgemein den Spiegel vorhält, weswegen ich diese Rezension mit einem Zitat von ihm beenden möchte, dass für mich wunderbar zu dieser Dilogie passt:

“Das ganze Land schien dem Scherz eines Narren entsprungen, wer wollte da nicht lachen und sich vor Freude auf die Schenkel klopfen?”
(Narrenkrone, Boris Koch, Knaur Verlag, S. 49.)

Fazit:


Der zweite Band dieser Dilogie konnte mich ebenso überzeugen, wie sein Vorgänger. Im direkten Vergleich ist die Handlung fokussierter und der Wettkampf um den Thron und gegen die Zeit bot für mich ein spannendes Leseerlebnis, sodass ich diese Reihe uneingeschränkt jedem Fantasyfan empfehle.

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Veröffentlicht am 20.05.2021

Wissen trifft auf Lesespaß

55 kuriose Grenzen und 5 bescheuerte Nachbarn
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Es ist jetzt schon ein paar Monate her, da wurde ich zufällig auf den tollen Instagram Account des Katapult Magazins aufmerksam und fand den sofort super. Viele Informationen ansprechend und leicht verständlich ...

Es ist jetzt schon ein paar Monate her, da wurde ich zufällig auf den tollen Instagram Account des Katapult Magazins aufmerksam und fand den sofort super. Viele Informationen ansprechend und leicht verständlich dargestellt und eine politische Gesinnung, die der meinen entspricht, da wurde auch schnell das Magazin abonniert, was mir seitdem ebenfalls sehr gefällt. Doch nun wollte ich es wissen: Kann Katapult auch Bücher? Mit dem neusten Buch rund um kuriose Grenzen wollte ich das herausfinden.

Wissen trifft auf Lesespaß
Grenzen und Grenzkonflikte, das klingt vielleicht erstmal etwas trocken. Wie eine langweilige Erdkundestunde in der im Dämmerlicht des alten Overheadprojektors Karten gezeigt werden. Wer jetzt das Schütteln bekommt, schnell weiterlesen, denn dieses Buch ist alles andere als langweilig! Autor Fabian Sommavilla stellt uns 55 Geschichten rund um Grenzen vor, wobei der Text dazu selten über mehr als zwei bis drei Seiten hinausgeht. Dabei schlägt der Autor einen lockeren, leicht verständlichen Ton an. Er schafft es hervorragend die Balance zwischen Informationsfülle und Witz zu halten, was allein schon deswegen das Buch sehr kurzweilig und unterhaltsam macht.

Nun wäre ein Katapult Buch kein Katapult Buch, wen es nicht auch zahlreiche Karten und Grafiken gäbe. Jede Geschichte ist umfassend illustriert und wie immer können sich diese Grafiken sehen lassen, denn sie überzeugen mit ansprechender Gestaltung, gepaart mit Übersichtlichkeit. Zugegeben, manche sind auch einfach etwas albern-lustig, wie etwa, wenn die Umrisse von Staaten mit Essen verglichen wird. Andere Grenzverläufe sind einfach nur kurios wie die zweigeteilten Golfplätze oder die Z-Grenze zwischen Finnland und Schweden um einen falsch gebauten Leuchtturm herum. Als dritte Kategorie kann man noch die Geschichten nennen, die erstaunen und informieren. Dinge, über die man sich nie Gedanken gemacht hat, wie zum Beispiel, die Gebühren die bei einem Flug, einfach nur für das Überfliegen von Staaten anfallen und die nun beim Lesen einen Aha-Effekt auslösen. Diese breite Themenvielfalt macht einen großen Reiz des Buches aus.

Die Absurdität von Grenzen in „all ihrer Pracht”
Bei all dem Witz verliert das Buch aber nicht auch die ernsteren Themen aus den Augen. Denn auch wenn es im ersten Moment lustig anmutet, wenn zwei Länder sich um einen trostlosen Fels im Meer oder eine unbedeutende Insel streiten, oft stecken dahinter jahrelange Konflikte, Machtgier, die Ausbeutung von Ressourcen und nicht zuletzt die Schicksale der Menschen, die in dieser Grenzregion leben, denn während Staaten sich streiten, sind sie zumeist diejenigen das Leid haben und selten ist wie im Falle von San Juan Island als einziges Opfer lediglich ein Schwein zu beklagen. Trotz der Kürze der einzelnen Texte schafft es Fabian Sommavilla den Leser für diese Themen zu sensibilisieren und das finde ich ganz große Klasse. Auch die Aktualität kommt nicht zu kurz. So werden hier u.a. der Kaschmirkonflikt, der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea oder, traurigerweise brandaktuell, auch der Nahost Konflikt thematisiert.

Im Grund werden in diesem Buch zwei Dinge wirklich deutlich: Erstens: Grenzen sind absurd! Sie sind das Produkt menschlichen Willens Land zu besitzen, zu kontrollieren und fein säuberlich einzugrenzen. Sie sind menschengemacht und als solche voller Fehler, Widersprüche und Unsinn. Was von manchen Menschen als in Stein gemeißelte Linien deklariert wird, entpuppt sich hier schon nach ein paar Seiten als ein bröckliges Konstrukt, das bei weiten nicht als gegeben hingenommen werden sollte. Wer dieses Buch liest, dem wird automatisch ein neuer, misstrauischer Blick auf Karten mitgegeben und das Verständnis, dass schwarze Linien auf dem Papier, alles andere als sicher oder „schon immer dagewesen” sind.

Die zweite Erkenntnis ist eng mit der ersten verwandt und lautet patt gesagt: Kolonialismus war scheiße und ist es immer noch, da viele der heutigen Konflikte sich mehr oder weniger unmittelbar auf diesen zurückführen lassen. Seien es junge Nationen, die ihre Staatsgrenzen aus uneindeutig formulierten Kolonialverträge ableiteten und mit ihren Nachbarn in Streit um Gebiete geraten oder Tansania, dem ein ebensolcher Kolonialvertrag weiterhin verbietet an die größte Süßwasserquelle der Region, dem Malawisee, teilzuhaben.
Das willkürliche Ziehen von Grenzen seitens der Kolonialmächte hat bis heute tief reichende Einschnitte in die verschiedensten Regionen der Welt gebracht, das zeigt dieses Buch deutlich, was ein weiterer Punkt ist, den ich nur loben kann.

Fazit:


55 kuriose Grenzen und 5 bescheuerte Nachbarn ist ein Buch, dass ich ohne zu zögern jedem in die Hand drücken könnte. Es ist anschaulich, informativ und macht Spaß zu lesen. Gleichzeitig beleuchtet es die Hintergründe aktueller Grenzkonflikte und sensibilisiert, für wichtige Themen wie Kolonialismus, Klimakrise, oder unsinnige Machtdemonstrationen, ohne dabei einen belehrenden oder herablassenden Ton anzunehmen. Durch die tollen Katapult-Grafiken ist dieses Buch Futter für das Hirn, wie die Augen gleichermaßen. Kauft es, lest es, mehr habe ich nicht zu sagen.

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Veröffentlicht am 07.05.2021

Wer mit dem Roman nicht ganz warm wurde, sollte unbedingt zu dieser Graphic Novel greifen (und alle anderen auch)

Der Report der Magd
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Ich habe tatsächlich im letzten Jahr mich an dem Roman Der Report der Magd versucht. Zu meiner Schande konnte es mich jedoch nicht abholen und ich brach das Buch nach ca. der Hälfte ab. Das wurmte mich, ...

Ich habe tatsächlich im letzten Jahr mich an dem Roman Der Report der Magd versucht. Zu meiner Schande konnte es mich jedoch nicht abholen und ich brach das Buch nach ca. der Hälfte ab. Das wurmte mich, wo der Roman doch so gelobt und als literarische Größe angepriesen wurde. Als ich dann in der Bibliothek die Graphic Novel entdeckte wollte ich es nochmal mit dem Stoff versuchen und siehe da, es hat gefunkt.

Ein zugänglicheres Medium
Was mich beim Lesen des Romans am meisten gestört hatte, war die Zähigkeit mancher Passagen. Es kam nicht selten vor, dass seitenlang nichts passierte und man als Leser stattdessen Desfreds ewig langen inneren Monologen “lauschte”. Da diese sich in ihren Gedanken des öfters wiederholte, waren diese Monologe für mich nach einiger Zeit eher ermüdend, als interessant.
Die Graphic Novel hingegen ist da deutlich gestraffter. Der Band umfasst den gesamten Roman, klar, dass es da Kürzungen gibt, dennoch kann man nicht sagen, dass wirklich was verloren ging, denn die Art und Weise, wie der Roman als Comic adaptiert wurde, ist wirklich sehr gut gemacht. Alle wichtigen Handlungselemente und Szenen sind da und auch die Hintergründe zu Entstehung von Gilead werden erläutert, sodass auch Leser, die den Roman nicht kennen, problemlos der Novel folgen können.

Zudem gelingt es Reneé Nault ganz hervorragend mit ihren Zeichnungen zu erzählen. Was Atwood auf mehreren Seiten wortgewaltig ausdrückt, gelingt es Rault in ihren Bildern auszudrücken. Sie braucht gar nicht so viele Sprechblasen und Textboxen, da viele ihrer Zeichnungen selbst erzählend sind. Ebenso gut eingefangen ist auch die Atmosphäre des Romans. Rault benutzt für die verschiedenen Zeitebenen unterschiedliche Farbgestaltungen. So ist die Vergangenheit, vor der Entstehung Gileads in sanften frohen Farben gestaltet, während die Gegenwart in Gilead grau und trist ist, nur durchbrochen von den grellen Farben, die die Frauen in ihre Rollen zwingen. Besonders das Rot der Mägde sticht immer wieder heraus, wirkt dabei aber nicht fröhlich, sondern eher anklagend und bedrohlich, wie Blut.

Alles in allem empfindet man beim Lesen der Graphic Novel ähnliche Gefühle, wie beim Lesen des Romans: Bedrückung, Wut, das Gefühl der Ungerechtigkeit, der Leere und der Ohnmacht. AN manchen Stellen ist die Graphic Novel fast sogar noch eindringlicher, als der Roman, wenn visualisiert wird, was im Roman nur angedeutet wurde.

Fazit:


Wer, wie ich, mit dem Roman nicht ganz warm wurde, sollte unbedingt zu dieser Graphic Novel Adaption greifen, denn Desfreds Geschichte ist eine, die erzählt werden muss! Sie ist bedrückend und beklemmend, weil sie erschreckend real ist, diese Botschaft transportiert auch diese Adaption sehr ausdrücklich. Der Roman wird hier auf exzellente Weise in ein neues Medium übertragen und durch dieses ergänzt, ohne seine Atmosphäre und seinen Kern zu verlieren. Ich kann die Graphic Novel daher ohne Bedenken sowohl an Kenner des Romans, als auch an Neueinsteiger in Desfreds Geschichte uneingeschränkt empfehlen.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Mehr Prunk, mehr Pracht, mehr Unterhaltung

Crazy Rich Girlfriend
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Nachdem Crazy Rich Asians ein Überraschungshit für mich gewesen war, musste ich unbedingt auch die Nachfolger lesen und verschwendete auch keine Zeit (im Gegensatz zum Rezension schreiben 😅). Doch bei ...

Nachdem Crazy Rich Asians ein Überraschungshit für mich gewesen war, musste ich unbedingt auch die Nachfolger lesen und verschwendete auch keine Zeit (im Gegensatz zum Rezension schreiben 😅). Doch bei Reihen, bei denen der Auftakt schon so toll war, ist das ja immer so eine Sache. Kann der Nachfolger da mithalten? Doch ich kann euch schon mal beruhigen: Bei Crazy Rich Girlfriend kann er das definitiv!

Von Singapur nach China
Nach den turbulenten Ereignissen aus Band eins sind Rachel und Nick wieder zurück in Amerika und hatten eigentlich vor der verrückten schwerreichen Familie in Singapur den Rücken zu kehren. Doch das ist natürlich nur der Anfang und schon bald nehmen die Dinge ihren Lauf, sodass plötzlich Rachel mit einer superreichen Familie dasteht und Chaos natürlich vorprogrammiert ist.
Als Schauplatz verschlägt es uns dieses Mal nach Hongkong und Shanghai und wenn man in Crazy Rich Asians schon dachte mehr Dekadenz geht nicht, setzten die “Festlandchinesen” da noch eine gewaltige Schippe drauf, denn während man in Singapur zwar gerne Geld ausgibt, sich aber in der Öffentlichkeit als bescheiden und zurückgezogen gibt, lieben es die Shanghaier und Hongkonger Superreichen mit ihrem Geld anzugeben. Da gibt es Aufzüge für Autos. Garagen im Penthouse und Koiteiche im Privatjet. Es wird also wieder herrlich schräg, protzig und urkomisch.

Bei all der Steigerung von Prunk und Pracht wird aber auch die Kritik an dieser Gesellschaft, die zwischen den Zeilen allgegenwärtig ist, zunehmend schärfer, das hat mir an diesem Band besonders gut gefallen. Wie auch schon in Band eins, legt Kevin Kwan die High Society gnadenlos bloß, doch an manchen Stellen wird er schon direkter, so zum Beispiel in der Darstellung eines kleinen Kindes, dass schon mit 2 fünf Sprachen eingetrichtert bekommt und einen minutiös durchgeplanten Tagesablauf hat. Hier kann man dann schon nicht mehr sagen, dass die Kritik zwischen den Zeilen liegt, denn der ganze Wahnsinn ist in seiner reinen Darstellung schon ein himmelschreiendes Ausrufezeichen.

Neue Perspektiven
So ganz verlassen wir Singapur aber nicht, denn in diesem zweiten Band werden neben Rachel und Nicks Geschichte auch noch zwei zweitere erzählt. Zum einen begleiten wir wieder Astrid, Nicks Cousine, deren Eheprobleme leider nicht damit aufhörten, dass ihr Mann zu Geld kam, im Gegenteil. In Michael habe ich in diesem band dann auch meinen hasschaakter Nummer 1 gefunden. Literarisch gut gemacht vom Autor, aber eine harte Probe für meine Nerven.
Des Weiteren bekommen wir mehr von Mrs. Bernard Tai, ehemals Kitty Pong zu lesen, die sich fest vorgenommen hat, in die elitären Kreisen der Superreichen aufzusteigen. Dass sie mal ein wichtiger Charakter wird, hätte man in band eins auch noch nicht vermutet, aber gerade ihre Kapitel lieferten mitunter die komischsten Situationen und den besten Einblick in die Welt der “alten Garde” der Multimillionäre, sodass ich sie auch sehr gelungen fand.

Was die Handlung angeht, so habe ich in Rezensionen schon häufiger gelesen, dass manche sie “ohne roten Faden” empfanden, lustigerweise empfand ich genau andersherum. Ich fand die Handlung pointierter und fokussierter, als noch in Band eins. Wir haben drei Handlungsstränge und diese werden gezielt weiter gesponnen. Auch von ellenlangen Auflistungen von Marken und Luxusgütern, wie sie im Vorgänger noch zu finden waren, rückt Kwan dieses Mal ab, was ich dem Lesefluss deutlich zuträglich fand. Langweilig wurde es mir nie und zum Ende hin wurde es sogar nochmal richtig dramatisch, da flogen die Seiten nur so dahin.

Fazit:


Wenn man denkt, dekadenter geht’s nicht mehr, kommt Crazy Rich Girlfiend daher. Dieser zweite Band der Crazy Rich Trilogie hat in meinen Augen alle Stärken des Vorgängers, ist aber noch protziger und noch scharfzüngiger. Diese Buchreihe macht süchtig!

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Altbekannt und doch ganz eigen

Knochendiebin (Die zwölf Kasten von Sabor 1)
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Auch wenn ich momentan bei Jugendbüchern etwas zurück stecke, war Knochendiebin ein Buch, dass ich gleich, als ich es bei den Neuerscheinungen entdeckte lesen wollte. Letztendlich hatte es zwar etwas länger ...

Auch wenn ich momentan bei Jugendbüchern etwas zurück stecke, war Knochendiebin ein Buch, dass ich gleich, als ich es bei den Neuerscheinungen entdeckte lesen wollte. Letztendlich hatte es zwar etwas länger gedauert, bis ich mir das Buch nun zu Gemüte geführt habe, dafür wurde ich mit einer tollen Geschichte belohnt.

Altbekannt und doch ganz eigen
Auf den ersten Blick ist Knochendiebin ein recht gewöhnliches YA-Fantasybuch. Wir haben eine Waise als Protagonistin, ein Kastensystem mit Magie und einen Prinzen auf der Flucht vor einem Komplott gegen ihn. Alles sehr “klassische” Ya-Fantasy-Elemente und doch fühlt sich dieses Buch beim Lesen nicht verbraucht an. So ist das Kastensystem zwar nichts Neues, die Benennung nach Vögeln jedoch interessant. Ebenso ist es mit der Magie: Das verschiedene Klassen verschiedene Magie besitzen ist ebenfalls altbekannt, die Knochenmagie der Krähen, die die Nutzung aller anderen Talente ermöglicht wirkt hingegen wieder sehr originell und hat mir gut gefallen.
Der Autorin gelingt es durchgehend in ihrem Weltenentwurf, den Charakteren und auch dem Plot zwar auf bekannte Elemente zurückzugreifen, verpasst ihnen aber einen eigenen individuellen Anstrich, sodass man beim Lesen dennoch gut unterhalten wird.

Aus dem Leben einer Krähe
Ein weiter Grund, warum mir dieses Buch sehr gut gefalle hat, waren die Charaktere. Gut, an die Namen der Krähen muss man sich erstmal gewöhnen, denn sie tragen das Schimpfwort, mit dem sie zuerst im Leben bedacht wurden als Namen, damit das Wort ihnen nichts mehr anhaben kann und so heißt die Protagonistin eben Stur (im Original eigentlich Fie, was so viel wie pfui bedeutet, keine Ahnung wie man da in der Übersetzung auf stur kam) und ihre Krähenkollegen haben Namen wie Scheusal oder Galgenstrick. Sind die Namen anfangs gewöhnungsbedürftig, gewöhnt man sich tatsächlich recht schnell an sie und sobald man einen größeren Einblick in das Leben der Krähen bekommen hat, versteht man auch die Namensgebung und ihre Bedeutung.
Überhaupt fand ich die ganze Krähenkaste sehr gut ausgearbeitet. Auf der einen Seite sind sie als Einzige, die immun gegen die Seuche sind und die Toten wegschaffen können absolut unerlässlich für das Land, auf der anderen Seite werden sie gemieden, gedemütigt und bedroht. Das ganze zeigt deutlich Paraellen zu Berufen wie Henker, Totengräber oder Gerber im Mittelalter. Auch diese waren notwendig, die Ausübenden wurden jedoch vom Rest der Gesellschaft gemieden. (Funfact: Optisch sind für die Krähen sicherlich die Pestdoktoren des 13. Jh. Inspiration gewesen, die wurden jedoch deutlich besser behandelt). Diese historischen Parallelen haben mir gut gefallen.

Aber zurück zu den Charakteren. Stur war mir als Protagonistin sehr sympathisch. Ich mochte ihr Pflichtbewusstsein und wie sie sich stets für die Krähen einsetzte. Allgemein fand ich den geschilderten Zusammenhalt und das Familiengefühl zwischen den Krähen ganz klasse geschildert. Ich empfand es erfrischend, dass es mal weniger um einen persönlichen Rachefeldzug ging, sondern vielmehr um die Gemeinschaft und die Verbesserung der Bedienungen für alle. Stur agiert dabei auch deutlich reifer, als für ihre 16 Jahren üblich, wodurch ich mich besser in sie einfühlen konnte.
Auch die wohl in Jugendbüchern unvermeidbare Liebesbeziehung lief hier angenehm im Hintergrund ab. Sie ist präsent, steht jedoch nicht im Fokus und gefiel mir dadurch umso besser.

Fazit:


Knochendiebin erfindet das “Ya-Fantasy-Rad” nicht neu, schafft es aber dennoch zu unterhalten und doch individuelle Details im Gedächtnis zu bleiben. Das Buch macht Spaß und ist flott durchgelesen, was will man mehr (außer dem zweiten Band 😂).

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