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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2021

Der Weg eines Klavierstimmers

Der Klang der Wälder
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Tomura hört eines Tages zufällig Itadori-san beim Stimmen des Klaviers an seiner Schule zu. Dieser eine Ton, den er anschlug, hat ihn verzaubert und erinnerte ihn an den Klang der Wälder. Seitdem war ihm ...

Tomura hört eines Tages zufällig Itadori-san beim Stimmen des Klaviers an seiner Schule zu. Dieser eine Ton, den er anschlug, hat ihn verzaubert und erinnerte ihn an den Klang der Wälder. Seitdem war ihm klar, dass er auch Klavierstimmer werden möchte. Doch nach einem sehr gut abgeschlossenen Studium hat er immer wieder das Gefühl, dass er nicht gut in seinem Beruf ist. Er übt jeden Tag, schaut anderen erfahrenen Klavierstimmern zu und trotzdem sind Kunden nicht von ihm begeistert. Er zweifelt immer wieder an sich. Aber dann trifft er auf die Zwillinge Yuni und Kazune. Gerade Kazunes Art, Klavier zu spielen verzaubert ihn dermaßen, dass ihm mit der Zeit bewusst wird, nur für Kazune den perfekten Klang am Klavier zu erzeugen.


Meinung:


Der Roman ist sehr ruhig und leicht zu lesen. Mir hat es sehr gut gefallen, dass sich die Geschichte so zart und magisch angefühlt hat. Tomura hat viele Selbstzweifel und versucht herauszufinden, was einen guten Klavierstimmer ausmacht. Seine Kollegen, die schon sehr viel mehr Erfahrung haben, waren mir auch sehr sympathisch, da sie weise Tipps für Tomura hatten und verschiedene Sichtweisen auf Perfektion und Klaviere haben.


Gerade Itadori, den Meister im Klavierstimmen, fand ich toll. Er hat immer an Tomura geglaubt und hat ihm ein tolles Zitat vorgestellt, an dem er sich bei der Suche des perfekten Klanges eines Klaviers orientiert. Es stammt von Tamiki Hari, einem Schriftsteller.


"Hell, ruhig, klar, an wehmütige Erinnerungen rührend, zugleich aber mit einer milden Strenge in die Tiefe gehend. Schön wie ein Traum und greifbar wie die Wirklichkeit." (S.59)


Genau das ist die Beschreibung, den er sich auch für den Klang eines Klaviers wünscht, das er stimmt.


Die Liebe zur Musik wird in diesem Buch ebenfalls sehr deutlich. Über das Klavier wird mit viel Liebe gesprochen. Man lernt sehr viel über dieses Instrument und den bemerkenswerten Beruf eines Klavierstimmers kennen, der sich ja eher im Hintergrund aufhält, während allein der Pianist und das Klavier im Vordergrund stehen. In mir hat das Buch die Begeisterung für Musik und das Klavier verstärkt. Für jede Figur hatten diese beiden Hauptthemen eine andere und persönliche Bedeutung, die bei allen wunderschön war. Tomura ist über sich hinausgewachsen und hat endlich das Gefühl gehabt, angekommen zu sein, das richtige zu tun. Viele Figuren finden tatsächlich zu einem sinnerfüllten Leben, was toll ist.


An einigen Stellen gab es oftmals einige wiederholte Sätze und Aussagen, die ich nicht immer für so wichtig empfand. Einige hätte man variieren können. Trotzdem war der Schreibstil poetisch und sehr angenehm. Außerdem hat es mich teilweise genervt, dass Tomura manchmal sehr lange gebraucht hat, um zu verstehen, was seine Kollegen oder Kunden eigentlich meinen und zu ihm sagen.





Fazit:


Dieser Roman war mein erster aus Japan und er hat mich wegen seiner magischen und zarten Atmosphäre begeistert. Die Liebe und Kraft der Musik wird sehr gut vermittelt. Insgesamt ist es ein tolles Buch, das verschiedene Lebensziele der Figuren sehr gut erfasst und lehrreich ist.

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Veröffentlicht am 12.04.2021

Ein Krimi der besonderen Art

Weiter Himmel
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Inhalt:

Im Vordergrund stehen die wohlhabenden Familienväter Tommy, Andy und Steve. Sie treffen sich gelegentlich, um Golf zu spielen oder ein Bier zu trinken. Doch sie haben ein grausames Nebengeschäft. ...

Inhalt:

Im Vordergrund stehen die wohlhabenden Familienväter Tommy, Andy und Steve. Sie treffen sich gelegentlich, um Golf zu spielen oder ein Bier zu trinken. Doch sie haben ein grausames Nebengeschäft. Als eine Frau aus dem Bekanntenkreis tot aufgefunden wird, werden die Polizei und auch der Privatdetektiv Jackson Brodie auf sie aufmerksam.

Meinung:

Vor dem Lesen wusste ich nicht, was mich bei diesem Buch erwartet. Gleich zu Beginn aber erlebte ich eine beklemmende und bedrohliche Atmosphäre. Das Besondere ist, dass man als LeserIn schon weiß, in welches Verderben die Figuren stürzen. Man weiß sofort, um welche Grausamkeit es in dem Roman geht.

Was ich auch sehr spannend fand, ist, dass man viel über die Übeltäter erfährt. Aus ihrer Perspektive erleben wir sie in ihrem ganz normalen Alltag als Familienvater und eigentlich als ganz normale Menschen. Da die Perspektiven oft gewechselt werden und man viele Figuren kennenlernt, ist die Geschichte sehr dynamisch aber auch verwirrend und teilweise überladen.

Der Schreibstil ist anders als bei anderen Krimis. Der Sarkasmus der Autorin verleiht dem Krimi etwas Besonderes. Ich wusste nicht, dass dieses Buch schon der fünfte Teil der Jackson Brodie Reihe ist. Das war aber nicht weiter schlimm, weil man den Detektiv hier auch näher kennenlernt und nicht das Gefühl hat, als hätte man etwas verpasst.

Die Themen sind sehr groß. Es geht nämlich um Menschenhandel und Kindesmissbrauch. Umso außergewöhnlicher ist es, dass diese Themen mit einem schwarzen Humor behandelt werden. Das ist verwirrend und neu, hat aber seinen Reiz.

Die Handlung geht nur langsam voran, da wir viele Figuren in ihrem Leben begleiten und diese kennenlernen. Erst in der Mitte wird es zunehmend spannend und die Ermittlungen nehmen ihren Lauf.

Dieser Krimi hebt sich von den anderen ab, weil er die Übeltäter sehr detailliert und fast wie ganz harmlose Menschen zeichnet. Humor und Sarkasmus sorgen dafür, dass man das Gefühl hat, einen Krimi der besonderen Art zu lesen. Auch wenn die Handlung langsam vorangeht, wird die Spannung durch die verschiedenen Perspektiven und die düsteren Themen aufrechterhalten.

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Veröffentlicht am 07.04.2021

Hannah Arendt hautnah

Was wir scheinen
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Von Hannah Arendt hatte ich nur sehr wenig gehört. Ich wusste, dass sie eine bedeutende Denkerin des 20. Jahrhunderts war, weshalb ich mehr über sie erfahren wollte.

Es handelt sich hier um einen biographischen ...

Von Hannah Arendt hatte ich nur sehr wenig gehört. Ich wusste, dass sie eine bedeutende Denkerin des 20. Jahrhunderts war, weshalb ich mehr über sie erfahren wollte.

Es handelt sich hier um einen biographischen Roman, in dem wir an den Erinnerungen von Hannah Arendt teilhaben dürfen. Sie fährt im Sommer 1975 ein letztes Mal nach Tegna in die Schweiz und lässt ihr Leben Revue passieren. Dabei geht es um ihre Erlebnisse in Berlin, Paris, Rom, Jerusalem, Frankreich und USA. Auch der Eichmann-Prozess 1961 spielt hier eine große Rolle.

Die Autorin Hildegard Keller hat es geschafft, Hannah Arendt für uns Leser*innen greifbarer zu machen. Durch ihre Gedanken und Gefühle lernt man sehr viel über sie, auch wenn ihre Dialoge mit anderen Figuren im Buch fiktiv sind. Trotzdem ist die Geschichte mir Zitaten von Arendt beschmückt. Der Roman erreicht, dass man eine bemerkenswerte Frau kennenlernt und der Wunschentfacht wird, über dieses Buch hinaus mehr über sie zu erfahren.

Da die Gedankengänge sehr sprunghaft sind, fiel es mir nicht so leicht, ihnen zu folgen. Zudem ist mir aufgefallen, dass es schwierig ist, alles im Roman zu verstehen, wenn man noch nicht viel über Hannah Arendt weiß. Dies hat den Lesefluss ein wenig abgebremst.

Der Schreibstil jedoch ist sehr angenehm und ermöglicht ein flüssiges Lesen. An Witz darf es natürlich auch nicht fehlen. Die Mischung aus den inneren Gedankengängen und den Erlebnissen sorgt für Abwechslung.

Fazit:

Ich habe einiges über Hannah Arendt erfahren können. Durch die Romanform habe ich viele Informationen mit Spaß und ohne Langeweile aufnehmen können. Wenn man noch nicht so viel über Hannah Arendt weiß, kann es sein, dass man einige Male beim Lesen verwirrt ist. Aber man möchte danach weiter über diese bemerkenswerte Frau recherchieren.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Eine Reise in die Tiefen der Erinerungen

Die Fremde
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In diesem autofiktionalen Roman erzählt Claudia Durastanti von ihrem Leben, indem sie einzelne Erinnerungen, die sie geprägt haben, an die Oberfläche holt und ihre Gedanken und Gefühle dazu teilt. Es fängt ...

In diesem autofiktionalen Roman erzählt Claudia Durastanti von ihrem Leben, indem sie einzelne Erinnerungen, die sie geprägt haben, an die Oberfläche holt und ihre Gedanken und Gefühle dazu teilt. Es fängt mit der Geschichte ihrer gehörlosen Eltern an, die sich schon sehr früh wie Fremde gefühlt haben und ihren eigenen, außergewöhnlichen Weg gehen. Claudia und ihr Bruder sind dabei auf sich allein gestellt, da ihre Eltern eher mit sich selbst beschäftigt sind. Das, was sie in ihrer Kindheit erlebt hat, hinterlässt Spuren in ihrer Jugend und ihrem Leben als erwachsene Frau. Sie lässt uns an ihrer Entwicklung und ihren Gedanken teilhaben.



Meinung:

Claudia Durastanti hat einen anspruchsvollen Roman geschrieben, der mehrere wichtige und interessante Themen aufgreift, die aktuell sind und höchstwahrscheinlich viele Personen betreffen. Sie schreibt dabei teilweise sehr distanziert, teilweise sehr persönlich, was mir sehr gut gefallen hat.

Die Auswahl der Erinnerungen im Roman sagt viel über sie aus und schafft auf eine geschickte Weise eine Nähe zu ihr. Dabei haben mich ihre Reflexionen über Sprache sehr fasziniert. Sie untersucht die Wörter wie "desire path" oder das italienische Wort "sentire" auf ihr Bedeutungsspektrum, während sie einsieht, dass diese Sprache mit ihrer Ironie und ihren Metaphern für die Gehörlosen und somit auch ihren Eltern nicht zugänglich ist. Ich habe viele interessante Fakten über die Gehörlosigkeit und die Sprache an sich gelernt, was mir besonders gut an diesem Buch gefallen hat.

"Wenn wir zusammen sind, betreten wir diese unbekannte Sphäre, den Schwarzmarkt der Sprache: Ich mute ihnen Allegorien zu, sie wehren mich ab, indem sie sich auf die Eindeutigkeit der Wörter, ihre unmögliche Allgegenwart berufen." (S.191)


Sie selbst schreibt sehr metaphorisch und in einem hohen Stil. Manchmal sind ihre Aussagen leider zu verworren, sodass man die Stelle mehrfach liest und trotzdem nicht weiß, was sie damit sagen möchte.

Es handelt sich hier nicht um eine chronologische Geschichte, sondern es werden verschiedene Szenen aus ihrer Vergangenheit episodenhaft beleuchtet, anhand derer man Claudias Gefühle des Fremdseins, der Isoliertheit und der Ausgeschlossenheit als Migrantin sehr gut nachvollziehen kann. Sie nimmt uns mit auf ihre Reise, die Erlebnisse aus der Vergangenheit zu verarbeiten. Dabei sind die Ereignisse sehr vielfältig und faszinierend, teilweise auch schockierend.

Die großen Themen Sprache und Fremdsein hat sie meiner Meinung nach sehr schön behandelt. Auch der Bezug zu ihren Eltern und der sich verändernde Umgang mit ihnen ist sehr interessant. Zwischen den sehr treffenden und berührenden Passagen liegen leider auch einige wirre Stellen, die den Lesefluss stark abbremsen und meine Begeisterung abgemildert haben. Sie haben mich in der Hinsicht unbefriedigt lassen, dass sie zu ungenau waren und man nicht wusste, was damit nun gemeint ist.



Fazit:

Dieser Roman ist einzigartig und auf seine Art faszinierend. Die Art, wie sich ihre Erinnerungen mosaikartig zu ihrer jetzigen Person zusammenfügen, ist besonders. Die wirren und ungenauen Stellen bremsen jedoch den Lesefluss ein wenig ab, aber viele Gefühle bringt sie auf den Punkt und besonders schön analysiert sie die Facetten der Sprache.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Die Sippe hält zusammen!

Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz
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Zelda ist 21 Jahre alt und hat die Fetale Alkoholspektrumsstörung (FASD). Trotz ihrer kognitiven Einschränkung will sie ein selbstbestimmtes Leben führen und nach ihren eigenen Regeln leben. Sie bewundert ...

Zelda ist 21 Jahre alt und hat die Fetale Alkoholspektrumsstörung (FASD). Trotz ihrer kognitiven Einschränkung will sie ein selbstbestimmtes Leben führen und nach ihren eigenen Regeln leben. Sie bewundert die Wikinger und beschäftigt sich sehr intensiv mit Wikingersagen und -helden. Ihr Bruder Gert war bisher immer für sie da und ist Zeldas einziges Familienmitglied und zusammen bilden sie eine "Sippe". Als Gert in Schwierigkeiten gerät, beschließt Zelda, jetzt die Rolle der Heldin zu anzunehmen und ihrem Bruder zu helfen.

Meinung:

Die Protagonistin Zelda ist mir ans Herz gewachsen. Sie ist besonders und mutig und stellt sich all den Herausforderungen im Leben. Man darf an ihrem Weg zu einem selbstbestimmten Leben teilhaben. Es war eine Freude, ihre Entwicklung mitzuverfolgen. Ihre Sprache und somit auch der Schreibstil dieses Romans passen sehr gut zu Zelda und verleihen dem Roman einen einzigartigen und persönlichen Charakter. Der Roman liest sich sehr schnell und man hat das Gefühl, Teil dieser besonderen Sippe zu sein.

Die Beziehung zwischen Zelda und ihrem Bruder ging mir sehr nahe. Sie halten zusammen und kümmern sich umeinander. Neben ihnen spielen im Roman auch weitere Figuren eine wichtige Rolle, Freunde und Bekannte, die ebenfalls zu Zeldas Sippe gehören. Alle Figuren werden sehr detailliert gezeichnet und bleiben mir sicherlich auch lange nach der Lektüre noch im Gedächtnis. Es geht oft um Wikinger, weshalb ich vor der Lektüre ein wenig unsicher war, ob mir das Buch gefallen würde. Aber letztendlich kann ich sagen, dass es mich überhaupt nicht gestört hat und die Geschichte zu etwas Besonderem gemacht hat.

Die Handlung nimmt zum Ende hin deutlich an Fahrt auf. Ich musste beim Lesen lachen und mitfiebern und war auch an einigen Stellen betrübt. Liebe, Gewalt und Komik treffen hier aufeinander. Der Roman hat einige Längen, aber dennoch ist es eine besondere Geschichte mit einer besonderen Protagonistin, die uns beweist, dass jeder ein selbstbestimmtes Leben führen und der Held seiner eigenen Legende sein kann. Das Ende ist nicht glatt oder beschönigt, was mir ebenfalls gut gefällt.

Fazit:

So ein Buch habe ich noch nie gelesen. Die Geschichte ist besonders und handelt von tollen Figuren, die ihre Ecken und Kanten haben, aber dennoch liebenswert sind. Außerdem lernt man von Zelda sehr viel für das eigene Leben.

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