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Veröffentlicht am 21.03.2017

Eine Liste und eine Reise, die Yara und Noel verändern wird

Wir fliegen, wenn wir fallen
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Yara und Noel haben es beide nicht leicht. Seit Yaras Eltern vor wenigen Monaten gestorben sind, lebt sie bei ihrer Tante Em. Und Noels alleinerziehende Mutter ist schon vor langer Zeit verschwunden. Auch ...

Yara und Noel haben es beide nicht leicht. Seit Yaras Eltern vor wenigen Monaten gestorben sind, lebt sie bei ihrer Tante Em. Und Noels alleinerziehende Mutter ist schon vor langer Zeit verschwunden. Auch wenn die beiden sich nicht leiden können, verbindet sie doch eine Person: Phil, Noels Großvater, dem Yara im Pflegeheim jeden Tag vorliest. Doch dann stirbt Phil und hinterlässt den beiden eine Liste mit zehn Dingen, die sie in seinem Namen tun sollen. Dinge, die eine Reise um die halbe Welt nötig machen. Yara und Noel raufen sich zusammen und nehmen die Liste in Angriff. Dabei merken sie bald, dass sie ihre Meinung über den jeweils anderen noch einmal überdenken sollen.

„Wir fliegen, wenn wir fallen“ fällt mit seinem pinken Pusteblumen-Cover gleich ins Auge. In Kombination mit dem Titel erwartete ich eine traurige, zugleich aber auch schöne und berührende Geschichte. Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Yara und Noel geschrieben, die beide von familiären Schicksalsschlägen geprägt wurden. Yaras Eltern sind erst kürzlich verstorben, das kann sie noch immer gar nicht so richtig wahrhaben und verarbeiten. Noel ist hingegen schon lange allein, er hat in der Zeit eine harte Schale aufgebaut und gibt den Rebell, der niemandem vertraut.

Nach einem kurzen Kennenlernen der Protagonisten geschieht auch schon das Ereignis, das den weiteren Verlauf des Buches bestimmt: Phil stirbt, und sowohl Yara als auch Noel verlieren eine der wichtigsten Personen in ihren Leben. Es kommt zu sehr berührenden Szenen, die zeigen, wie wichtig er für die beiden war. Doch schnell schaut das Buch auch wieder nach vorn und gibt den Protagonisten mit Phils Liste eine neue Aufgabe, die es zu bewältigen gilt. Eher widerwillig raufen die beiden sich zusammen und beschließen, die Aufgabe gemeinsam in Angriff zu nehmen. Auch wenn keiner der beiden so richtig begeistert ist stecken sie doch bald mitten in den Reisevorbereitungen.

Ich fand es sehr schön, wie die beiden sich Schritt für Schritt ins Abenteuer wagen. Zuerst erfüllen sie Punkte der Liste, für die sie in Deutschland bleiben können. Das ganze läuft nicht so reibungslos wie gewünscht. Zum einen sind die beiden noch nicht hundertprozentig bei der Sache, zum anderen zeigt es, dass auch gut klingende Vorhaben in der Realität einen Haken haben können.

Schließlich geht es für die beiden ins Ausland zu interessanten Orten, auf die ich mich schon beim ersten Lesen der Liste gefreut habe. Die Autorin hat sich tolle Zielorte überlegt, ein Mix aus klassisch und besonders. Auch hier gelingt den beiden nicht alles auf Anhieb, wodurch die Geschichte authentisch bleibt. Die beiden kämpfen unterdessen weiterhin gegen ihre Dämonen der Vergangenheit. Doch durch die Aufgaben lernen sie zunehmend, Dinge selbst in die Hand zu nehmen und nach vorn zu schauen.

Die beiden wachsen nicht nur an den Herausforderungen, sondern auch das Verhältnis zueinander entwickelt sich weiter. Aus anfänglicher Skepsis wird Akzeptanz und bald noch mehr. Hier findet die Autorin genau die richtigen Worte, unkitschig und mit süßen und rauen Momenten. Die beiden scheinen wie füreinander gemacht zu sein und ich habe mich sehr gerne durch die Szenen gelesen, in denen die beiden zunehmend Vertrauen zueinander aufbauen und von ihren Gefühlen überwältigt werden. Doch es ist nicht alles heile Welt, die beiden durchleben emotional und in Bezug auf ihre Aufgaben doch Hochs und Tiefs, so dass die zügig erzählte Geschichte interessant blieb bis hin zu einem wunderschönen Ende.

„Wir fliegen, wenn wir fallen“ erzählt die Geschichte von Yael und Noah, die beide einen familiären Schicksalsschlag verarbeiten müssen. Als sie dann auch noch ihre gemeinsame Bezugsperson Phil verlieren, schickt der sie mithilfe seines Testaments um die halbe Welt. Ich habe die beiden sehr gerne begleitet, interessante Orte entdeckt und erlebt, wie sie an ihren Aufgaben wachsen und sich das Verhältnis zueinander wandelt. Eine wirklich schöne und authentische Geschichte, die berührt und gleichzeitig Lust auf Abenteuer macht!

Veröffentlicht am 21.03.2017

Nichts rein, nichts raus - vier Männer, vier Frauen und zwei Jahre unter Glas

Die Terranauten
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Dawn, Ramsay und Linda teilen den gleichen Wunsch: Sie wollen Terranauten werden und sich für zwei Jahre in der „Ecosphere 2“ einschließen lassen. In dieser riesigen, von einer Glaskuppel abgeschirmten ...

Dawn, Ramsay und Linda teilen den gleichen Wunsch: Sie wollen Terranauten werden und sich für zwei Jahre in der „Ecosphere 2“ einschließen lassen. In dieser riesigen, von einer Glaskuppel abgeschirmten Anlage soll sich ein neues, geschlossenes Ökosystem stabilisieren. Während der ersten Mission wurde die Luftschleuse aber schon nach wenigen Wochen und dann immer wieder kurz geöffnet. Für die Mission-2-Crew ist deshalb klar: Nicht rein, nichts raus – zwei Jahre lang bis zum Austausch der Crew. Vier Männer und vier Frauen lassen sich einschließen. Unter ständiger Beobachtung durch die Organisatoren und die Öffentlichkeit muss die Crew ökologische, aber auch technische, menschliche und emotionale Herausforderungen bewältigen.

Das Cover fällt durch den Menschen im Raumanzug, der inmitten von Grün steht, ins Auge. Was hat jemand mit solch einem Anzug in einer so lebendigen Umgebung zu suchen? Für mich ist es eine gelungene Anspielung auf das Selbstverständnis der Terranauten, die sich zwar nicht im Raumanzug, aber im roten Overall in die „Ecosphere 2“ einschließen lassen, um als Pioniere in der Erforschung eines geschlossenen Ökosystems zu agieren. Ein Traum, der für zwei der drei Erzählenden bald Wirklichkeit wird.

Das Buch beginnt etwa einen Monat vor dem Einschluss. Man lernt die drei Protagonisten Dawn, Ramsay und Linda kennen kurz bevor sie erfahren, ob sie Teil der Crew sind. Dawn und Linda wissen, dass sie für die gleiche Funktion in Frage kommen und nur eine von ihnen bei dieser zweiten Mission dabei sein wird. So ist die Enttäuschung bei einer von ihnen natürlich groß, sie wird weiterhin nur von außen mitarbeiten. Man erhält deshalb ganz unterschiedliche Eindrücke von den laufenden Vorbereitungen, während der man sich mit den dreien als Leser vertraut machen kann.

Bald ist es so weit und es kommt zum Einschluss der acht Terranauten, die außer Licht, Strom und Informationen zwei Jahre lang nichts von außen erhalten werden. Ich fand es höchst faszinierend, zu beobachten, wie jeder auf seine Art mit der Situation umgeht und sich arrangiert. Die anfängliche Aufregung lässt bald nach, und die Crew muss sich mit Hunger, Kakerlaken, zwischenmenschlichen Spannungen, der ständigen Überwachung, technischen Problemen noch mehr auseinandersetzen. Der Fokus bleibt auf den beiden eingeschlossenen Erzählenden. Man lernt sie immer besser kennen, begleitet sie durch wenige Höhen und viele Tiefen und erlebt mit, wie die Erlebnisse sie als Menschen nachhaltig prägen.

Auch außerhalb der Glaskuppel geht das Leben weiter. Hier begleitet man die zurückgestellte Terranautin, die mit der Aussicht darauf, zwei Jahre später Teil der Mission-3-Crew zu werden, weitermacht. Neid beherrscht ihre Gedanken, wodurch es auch mal anstrengend wurde, ihre Kapitel zu lesen, doch ich konnte ihre Gefühle nachvollziehen. Durch sie wird zudem noch deutlicher, wie groß das Ausmaß der Überwachung und Manipulation ist, mit dem die Organisatoren die Terranauten steuern wollen. Doch ihnen bleiben letztendlich nur Worte, wenn sie die Schleuse nicht öffnen wollen. Und nach einem großen Knall will vor allem ein Terranaut um jeden Preis ihren Kopf durchsetzen.

Das Geschehen „drinnen“ wie „draußen“ konnte mich fesseln. Vor allem die Dynamiken und Entwicklungen auf der zwischenmenschlichen Ebene fand ich sehr interessant. Immer tiefer dringt der Leser ins Innenleben der Protagonisten vor, sodass ich über ihr Handeln zwar den Kopf schütteln musste, doch gleichzeitig verstand, was sie zu teils drastischen Entscheidungen antreibt. Voller Neugier erwartete ich den Moment, in dem die Luftschleuse geöffnet wird. Doch damit ist es nicht vorbei, sondern es wartet die nächste Überraschung, und so wird die Spannung weiter gehalten bis zu einem recht offenen Ende, das hier absolut angebracht ist.

„Die Terranauten“ erzählt lose basierend auf einer wahren Geschichte von vier Männern und vier Frauen, die sich für zwei Jahre unter einer Glaskuppel einsperren lassen wollen, um die Stabilisierung eines geschlossenen Ökosystems zu erforschen. Die Einblicke ins Innere der Beteiligten und die zwischenmenschlichen Dynamiken fand ich höchst faszinierend. Immer neue Zwischenfälle und zu treffende Entscheidungen hielten trotz des eher ruhigen Tempos die Spannung aufrecht. Ein herausragender Roman, der mich durchweg begeistern konnte!

Veröffentlicht am 21.03.2017

Aufregende Space-Fantasy voller ungewöhnlicher Ideen

Die Krone der Sterne
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Iniza ist als Baroness und Tochter des Herrschers auf dem Planeten Koryantum im galaktischen Reich Tiamande aufgewachsen. Dieses wird seit Jahrhunderten von einem Hexenorden beherrscht. Alle fünf Standardjahre ...

Iniza ist als Baroness und Tochter des Herrschers auf dem Planeten Koryantum im galaktischen Reich Tiamande aufgewachsen. Dieses wird seit Jahrhunderten von einem Hexenorden beherrscht. Alle fünf Standardjahre werden junge Frauen aus den Baronien Tests unterzogen, um Bräute für die Gottkaiserin, dem Oberhaupt der Hexen, auszuwählen. Dieses Mal hat nur Iniza die Tests bestanden, weshalb sie zum Hof der Gottkaiserin gebracht werden soll. Auf der Reise wird sie wie eine Gefangene behandelt, und niemand weiß, was aus den vorherigen Bräuten wurde. Das sind nur zwei der zahlreichen Gründe, die Iniza die tollkühne Flucht wagen lassen. Zusammen mit ihrem Geliebten, dem Hauptmann Glanis, sowie dem Waffenmeister und Kopfgeldjäger Kranit und der Alleshändlerin Shara bildet sie einen höchst ungleichen Trupp, der den Hexen entkommen will und dabei ganz unterschiedliche Hintergedanken hat.

Neue Bücher von Kai Meyer sind für mich inzwischen Pflichtlektüre, denn immer wieder kann der Autor mich mit seinen fantastischen Welten und Geschichten begeistern. Als ich hörte, dass sein neues Buch eine Space-Fantasy wird, war meine Neugier vollends geweckt. Schon das Cover sowie die Zeichnungen auf den Innenklappen und den ersten Seiten versprechen eine galaktische Welt der besonderen Art. Dank ihnen erhielt ich schnell einen ersten Eindruck vom Aufbau der Welt, einigen Charakteren und Raumschiffen, die alles andere als gewöhnlich aussehen.

Auf den ersten Seiten des Buches lernt man die Protagonistin Iniza kennen. Sie befindet sich gerade auf einer Raumbarke und soll als Braut an den Hof der Gottkaiserin gebraucht werden – ein Schicksal, das sie auf keinen Fall annehmen will. Im Nu wagt sie einen sorgfältig vorbereiteten und dennoch waghalsigen Fluchtversuch. Bevor es schon zur Sache geht, nimmt sich die Geschichte kurz Zeit und erklärt, wie Iniza überhaupt in diese Situation gekommen ist. Ich erhielt die wichtigsten Informationen rund um das Reich Tiamande und einen kurzen Abriss der Geschichte des Reiches. Besonders interessant fand ich, dass der an der Macht befindliche Hexenorden den technischen Fortschritt unterdrückt und sämtliche Schiffe, Schleusen und ähnliches deshalb inzwischen über tausend Jahre alt sind. Dieses Vertrauen in Technik, die ihr Ablaufdatum eigentlich längst überschritten hat, verlieh dem Buch einen ganz besonderen Charme.

Auf der Flucht vor dem Hexenorden findet sich eine Truppe aus ganz unterschiedlichen Charakteren zusammen. Sie alle treiben völlig unterschiedliche Dinge an, ihre Ziele wiedersprechen sich, und doch sind sie aufeinander angewiesen. Immer wieder kommt es zu amüsanten Wortgefechte, aber auch spannenden Kämpfen mit Körpereinsatz darum, wer entscheiden darf. Kranit und Shara sind willensstarke Charaktere mit außergewöhnlichen Biographien und nie um einen sarkastischen Spruch verlegen. Iniza als von verschiedenen Parteien begehrtes Zielobjekt zeigt gelungen, dass sie auch mal selbst anpacken und sich wehren kann. Lediglich Glanis bleibt als beschützender Hauptmann und Geliebter etwas blass neben diesen faszinierenden Persönlichkeiten. Auch weitere Charaktere, die man auf dem Weg durchs All kennenlernen darf, sind skurril und niemals so, wie der erste Eindruck es mich glauben ließ.

Der Roman bietet rasante, actionreiche Space-Szenen. Zum Beispiel wird Iniza an Bord der mondsichelförmigen „Nachtwärts“ von einer riesigen Raumkathedrale verfolgt. Immer wieder kommt es zu abenteuerlichen Gefechten und Fluchtaktionen vor gewaltigen Kulissen, die vor meinem inneren Auge lebendig wurden. Ich lernte dabei nicht nur die Charaktere zunehmend besser kennen, sondern erhielt auch immer tiefere Einblicke in die Hintergründe der Welt und ihre Geheimnisse. Immer wieder gab es Spannungsspitzen und Überraschungen, die mich begeistern konnten. Zum Ende hin vermisste ich allerdings eine epische, spektakuläre Szene, die das Buch abrundet. Stattdessen wirkte es auf mich wie ein Luftholen, bei dem viele Mutmaßungen angestellt und Andeutungen gemacht werden, die ganz neue Fragen aufwerfen. Das ruft eigentlich nach einer Fortsetzung, über die ich mich sehr freuen würde.

In „Die Krone der Sterne“ flieht Iniza in Gesellschaft höchst unterschiedlicher Persönlichkeiten vor dem mächtigen Hexenorden. Dem Leser wird aufregende Space-Action geboten sowie ein Ringen um die Entscheidungsmacht an Bord und so manche Überraschung. Mich konnte die beeindruckende Welt sowie die facettenreichen Charaktere und die Mischung aus Spannung und Augenzwinkern, mit der die Geschichte erzählt wird, begeistern. Ein Buch für alle Fantasy-Fans, die Lust darauf haben, an Bord eines ungewöhnlichen Schiffes mit ganz speziellen Persönlichkeiten durchs All zu jagen!

Veröffentlicht am 21.03.2017

Ein rosarotes Elefäntchen wirbelt so einiges durcheinander

Elefant
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Eines Tages entdeckt der obdachlose Alkoholiker Schoch in seiner Schlafhöhle am Fluss einen kleinen rosaroten Elefanten, der im Dunkeln leuchtet. Ob er besser mit dem Trinken aufhören sollte? Doch am nächsten ...

Eines Tages entdeckt der obdachlose Alkoholiker Schoch in seiner Schlafhöhle am Fluss einen kleinen rosaroten Elefanten, der im Dunkeln leuchtet. Ob er besser mit dem Trinken aufhören sollte? Doch am nächsten Tag ist der Elefant immer noch da. Er ist keine Halluzination, sondern das Projekt von Dr. Roux, der mit seiner außergewöhnlichen Forschungen zur Genmanipulation auf wissenschaftlichen und kommerziellen Erfolg hofft. Doch nicht alle Mitwisser teilen seine Vorstellung. Sollte dieses besondere Lebewesen nicht verehrt und versteckt werden, statt als Forschungsobjekt im Labor zu landen? Der kleine Elefant wirbelt das Leben der freiwillig und unfreiwillig Involvierten gehörig durcheinander und lässt sie große Entscheidungen treffen.

Der rosa Elefant auf dem Buchcover weckte schnell meine Neugier. Was passiert wohl, wenn Menschen unverhofft auf so einen außergewöhnlichen, ganz und gar lebendigen Elefanten treffen? Gleich zu Beginn lernt der Leser den Obdachlosen Schoch kennen. Er hält seine Sichtung des Elefanten für eine Sinnestäuschung und folgt erst einmal seiner täglichen Routine, bevor er merkt, dass es sich um ein echtes Lebewesen handelt.

Der Autor gibt authentische Einblicke in das Leben des alkoholabhängigen Obdachlosen. Eindringlich beschreibt er die tägliche, immer gleiche Gedankenspirale, woher man etwas zu essen bekommt, wo und mit wem man sich zum Trinken trifft bis hin zu einem Tagesabschluss, der im Rausch zu einer verschwommenen, kaum greifbaren Erinnerung wird. Doch der kleine Elefant gibt Schoch eine neue Aufgabe. Sein Versuch, ihm zu helfen, gibt ihm Verantwortung und zwingt zum Umdenken. Ob er dem kleinen Lebewesen zugunsten mit seiner Routine brechen kann? Dank ausführlicher Einblicke in seine Gedankenwelt konnte ich sein Handeln nachvollziehen und erwartete mit Spannung seine nächsten Schritte.

Parallel zum Fund des Elefanten durch Schoch wird erzählt, wie es überhaupt zu dessen Existenz kam. Hier hat der Autor ausführlich recherchiert und gibt umfassende Einblicke in die zahlreichen Schritte der Genmanipulation. Sogenannte Glowing Animals sind heute schon Realität und Gegenstand kontroverser Diskussionen. Dr. Roux geht insofern „nur“ einen Schritt weiter, als dass er mit dem Elefanten ein Tier wählt, das aufgrund seiner langen Fortpflanzungszyklen bisher eine untergeordnete Rolle in der Genmanipulation spielt und verschiedene angestrebte Eigenschaften kombiniert. Wer bislang nichts über die Befruchtung, das Austragen, die Geburt und die Aufzucht eines genmanipulierten Elefanten wusste, dem sei versprochen, dass sich das durch die Lektüre ändern wird.

Das Buch hat eine klare, präzise Sprache und trotz einiger Zeitsprünge konnte ich der Handlung mühelos folgen. Die Fortpflanzung in der Elefantenwelt braucht seine Zeit, und so streckt sich das Buch über einen längeren Zeitraum und hält bis auf wenige hektische Momente sein ruhiges Tempo vom Anfang bis zum Ende. Die Szenen, in denen der kleine Elefant umsorgt wird und seine Schritte in der großen Welt macht, haben einen echten Niedlichkeitsfaktor. Dieser stimmt umso nachdenklicher in Bezug auf die Frage, ob es so etwas wirklich geben sollte. Dr. Roux entwickelt sich zunehmend zum tragisch-komischen Charakter, sodass die Meinung des Autors zu dieser Frage nicht verborgen bleibt.

Auch wenn die nützlichen Aspekte der Genmanipulation zwischendurch kurz angerissen werden, ist das Geschehen im Buch so speziell, dass ein eher einseitiger Blick auf das Thema geboten wird. Ich hätte mir zudem noch ein mehr Konfrontation gewünscht. Die konträren Parteien sind leider die meiste Zeit darauf bedacht, nicht miteinander zu sprechen. Gerne hätte ich zum Beispiel erlebt, wie Dr. Roux seine Haltung gegenüber jemandem vertritt, der das Tier als heilig verehrt. Das Ende konnte mich schließlich mit seiner Originalität in Bezug auf das Schicksal der menschlichen Beteiligten und dem von mir schon früh erwarteten Schicksal des Elefanten zufriedenstellen.

Ein Elefant ist ein Elefant, auch wenn er aufgrund einer Wachstumsstörung winzig ist, außerdem rosa und im Dunkeln leuchtend. Ein Tier also, das sich bedächtig und mit Anmut bewegt und dem man mit einer gewissen Ehrfurcht begegnet. So las sich auch das Buch, welches in ruhigem Tempo das höchst aktuelle Thema der Genmanipulation aufgreift und ganz unterschiedliche Menschen und ihre Einstellungen auf das Elefäntchen treffen lässt. Umfassende und authentische Einblicke in die Welt der Elefanten und der Obdachlosigkeit runden das Buch gelungen ab. Ein Buch für alle, die sich fragen, was in der Welt der Gene möglich ist und ob es auch umgesetzt werden sollte.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Actionreiche Fantasy, in der jeder seine hellen und dunklen Seiten hat

Young Elites (Band 1) - Die Gemeinschaft der Dolche
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Adelina war vier Jahre alt, als in ihrer Heimat Kenettra das Blutfieber wütete. Alle erkrankten Erwachsenen starben, während die Kinder gezeichnet zurückblieben. Während Adelinas Mutter der Krankheit erlag, ...

Adelina war vier Jahre alt, als in ihrer Heimat Kenettra das Blutfieber wütete. Alle erkrankten Erwachsenen starben, während die Kinder gezeichnet zurückblieben. Während Adelinas Mutter der Krankheit erlag, hat sie selbst ein Auge verloren und ihr schwarzes Haar ist silbern geworden. Ein Makel, wegen dem sie zehn Jahre später als beschädigte Ware gilt, die ihr Vater loswerden will. Als die Situation eskaliert, brechen merkwürdige Kräfte aus Adelina hervor. Gehört sie etwa zur Elite, den wenigen Gezeichneten, die durch die Krankheit eine besondere Gabe erworben haben? Bald wird sie von anderen kontaktiert, die sind wie sie. Und sie verfolgen kein geringeres Ziel, als den König zu stürzen…

Nachdem mich die Legend-Trilogie von Marie Lu begeistern konnte, habe ich mich riesig über die Nachricht gefreut, dass der Auftakt ihrer zweiten Trilogie ins Deutsche übersetzt wird. Das Cover zeigt ein Mädchen mit silbernen Haaren wie denen Adelinas und ihre Augen sind verdeckt, in Anlehnung an ihr linkes fehlendes Auge. Die Verbindung zur Protagonistin ist also gelungen, dennoch passt das Cover für mich nicht zu recht zur actionreichen, düsteren Story. Für mich war der Autorenname aber das Leseargument schlechthin, sodass ich neugierig in die fremde Welt eintauchte.

Das Buch ist von der ersten Seite an spannend, denn Adelina offenbart dem Leser gleich zu Beginn, dass sie auf ihre Hinrichtung wartet. Wie es so weit kommen konnte, erfährt man in einer Rückblende. In dieser wird das Blutfieber und seine Folgen erklärt, sodass ich schnell ein Grundverständnis der Welt erwarb. Außerdem erfährt man mehr über Adelinas Beziehung zu ihrem Vater und ihrer Schwester und wie es zur Eskalation der Situation und dem Hervorbrechen ihrer Illusionskräfte kommen konnte. Nach einem kurzen Luftholen wird es dann actionreich mit dem ersten Auftreten der Dolche, die allesamt besondere Fähigkeiten haben, zum Beispiel Feuer oder Wind zu kontrollieren.

Mir hat die Grundidee der Welt sehr gefallen. Wenige Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten auszustatten ist sicherlich nicht sonderlich innovativ, doch ich fand die Kombination mit dem Blutfieber, den grundsätzlich in Ungnade gefallenen Gezeichneten und den Geheimnissen rund ums Königshaus gelungen. Marie Lu legt zudem besonderen Wert darauf, zu zeigen, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt, sondern vieles dazwischen. Keiner der Charaktere ist nur gut oder böse. Der Anführer der Gemeinschaft der Dolche zum Beispiel will die Situation der Gezeichneten durch den Sturz des Königs grundsätzlich verbessern, greift aber nicht ein, wenn Gezeichnete ohne Fähigkeiten verfolgt oder sogar umgebracht werden. Und er ist auch bereit, seinesgleichen zu töten, sollten sie eine Gefahr darstellen. Der in dieser Hinsicht zwiespältigste Charakter ist aber Adelina selbst. Sie möchte sich unbedingt nützlich machen, doch in ihr lauert eine Dunkelheit, die sie außer Kontrolle geraten könnte. Immer wieder trifft sie Entscheidungen, die ich nicht gutheißen konnte, während die Gründe für mich nachvollziehbar waren.

Das Buch konnte mich so fesseln, dass ich es in kürzester Zeit gelesen habe. Immer wieder kommt es zu brenzligen Situationen, die bewältigt werden müssen. Ich erlebte die Entstehung neuer Freundschaften und Bündnisse genauso wie Intrigen und Verrat. Die Handlung bleibt überschaubar und fokussiert sich ganz auf Adelina und ihre wachsenden Kräfte sowie den Plan der Gemeinschaft der Dolche. Immer wieder kommt es zu spannenden Highlights, welche die Handlung in eine neue Richtung lenken. Das Finale des Buches übertrifft diese schließlich noch mal um ein Stück und eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Band. Ganz besonders neugierig hat mich ein neuer Charakter gemacht, der auf den letzten Seiten eingeführt wird. Auf welche Weise wird er wohl ins Geschehen eingreifen?