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Veröffentlicht am 21.03.2017

Ist Alberts Lieblingsbild nur eine Lüge?

Echt
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Der sechzehnjährige Albert hat ein ungewöhnliches Hobby: Am Hamburger Hauptbahnhof fotografiert er Menschen, die Abschied nehmen. Seiner Meinung nach sind Abschiede tiefe, ehrliche Augenblicke. Eines Tages ...

Der sechzehnjährige Albert hat ein ungewöhnliches Hobby: Am Hamburger Hauptbahnhof fotografiert er Menschen, die Abschied nehmen. Seiner Meinung nach sind Abschiede tiefe, ehrliche Augenblicke. Eines Tages trifft er am Hauptbahnhof Kati, die ihre Zeit regelmäßig dort zu verbringen scheint. Als er ihr sein Lieblings-Abschieds-Bild zeigt, reagiert sie ungewohnt heftig. Dieser Moment sei auf keinen Fall echt, behauptet sie, sondern eine riesige Lüge. Um ihm das zu beweisen, machen sich die beiden auf die Suche nach den Menschen auf dem Foto. Dabei erfährt Albert immer mehr über Kati und darüber, was die anderen Jugendlichen am Bahnhof eigentlich tun…

Der Leser lernt Albert in jenem Moment kennen, als er zum ersten Mal in seinem Leben Ärger mit der Polizei bekommt. Ein Polizist verdächtigt ihn, Spion für eine Diebesbande zu sein, der er mit seinen Fotos Informationen über mögliche Opfer zukommen lässt. Das Albert in Wirklichkeit Abschiede fotografiert, will zunächst niemand wahrhaben. Denn wer hat denn schon so ein merkwürdiges Hobby?

Mir ist Albert mit seinem ungewöhnlichen Hobby gleich sympathisch geworden. Seine Begründung, warum er diese Fotos schießt, fand ich interessant und nachvollziehbar. Gleichzeitig wirkt er aber auch ein bisschen naiv. Er selbst musste noch nie richtig Abschied nehmen und ist trotzdem der Überzeugung, dass dies unverfälschte Momente sind. Auch hat er sich bis zu seinem Zusammenstoß mit der Polizei nie Gedanken darüber gemacht, dass jemand ein Problem mit seinem Hobby haben könnte.

Alles ändert sich, als er Kati kennen lernt. Ihre gemeinsame Suche nach den Menschen auf dem Foto schweißt sie zusammen, und bald verliebt er sich in sie. Er verbringt immer mehr Zeit mit ihr und lernt so auch bald die anderen Jugendlichen am Bahnhof kennen. So kommt er, der sonst immer den Regeln gefolgt ist, mit Drogen, Diebstahl und Prostitution in Berührung und bleibt doch die meiste Zeit in der Beobachterrolle. Diese Erfahrungen verändern ihn nachhaltig. Ihm geht es bald nur noch darum, Kati zu helfen und bei ihr zu sein, egal, ob er dafür die Schule schwänzen oder etwas Verbotenes tun muss. Mehr als einmal begibt er sich in Gefahr und lernt dabei, was echte, starke und unverfälschte Gefühle sind und was sie mit einem Menschen machen können.

„Echt“ beginnt mit der harmlosen Idee, Abschiede zu fotografieren, und wird schon bald zu sehr viel mehr. Der Protagonist Albert lernt durch seine Bekanntschaft zu Kati und dem Versuch, gemeinsam mit ihr die Personen auf seinem Lieblingsbild zu finden, bald das Leben der Jugendlichen am Hauptbahnhof kennen. Schonungslos erzählt der Autor von den Erlebnissen, die Albert in ihrer Gesellschaft macht. Das ist oft schockierend, fesselt einen aber gleichzeitig an die Seiten, denn man fragt sich, wohin das alles Albert und Kati wohl führen wird. Von mir gibt eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Willkommen auf der Sultan of the Seas!

Passagier 23
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Martin Schwartz ist Polizist und nutzt falsche Identitäten, um das Vertrauen von Verbrechern zu gewinnen und Beweise für ihre Taten zu sammeln. Auf einer solchen Mission war er auch vor fünf Jahren, als ...

Martin Schwartz ist Polizist und nutzt falsche Identitäten, um das Vertrauen von Verbrechern zu gewinnen und Beweise für ihre Taten zu sammeln. Auf einer solchen Mission war er auch vor fünf Jahren, als seine Frau Nadja mit ihrem gemeinsamen Sohn Timmy eine Kreuzfahrt auf der „Sultan of the Seas“ machte und am dritten Tag erst Timmy und dann sich selbst durch einen Sprung in den Ozean tötete. Die Vergangenheit holt ihn plötzlich ein, als er einen Anruf von ebenjenem Kreuzfahrtschiff erhält. Gerlinde Dobkowitz, Rentnerin und Dauergast auf dem Schiff, fordert ihn auf, schnellstmöglich an Bord zu kommen. Ein Mädchen, das vor einigen Wochen von Bord verschwunden ist, ist wieder aufgetaucht. Und es hatte Timmys Teddy dabei…

Ein Psychothriller, der auf einem Kreuzfahrtschiff spielt? Als ich von Sebastian Fitzeks neuer Romanidee hörte, war ich gleich begeistert. Was sich auf einem riesigen Schiff auf hoher See wohl alles geschehen kann? Meine Neugier war geweckt und mit hohen Erwartungen tauchte ich in die Geschichte ein.

Der Thriller beginnt mit einem mysteriösen Prolog über einen Doktor, der sich auf der „Sultan of the Seas“ befindet und seinem „Mandanten“ gerade das Bein abtrennt. So war gleich klar, dass sich auf dem Kreuzfahrtschiff tatsächlich ungeheuerliche Dinge abspielen. Danach lernt der Leser Martin Schwartz in Aktion kennen – knallhart und gefühllos zieht er seine Pläne durch. Er ist wahrlich kein einfacher Charakter, hat er im Leben doch alles verloren, was ihm lieb war, und stürzt sich seither mit noch größerem Eifer in die höchstgefährlichen Missionen. Ist er der Richtige, um endlich aufzudecken, was auf dem Kreuzfahrtschiff vor sich geht? Das sollte sich schon bald zeigen.

Bald stellt sich heraus, dass Schwartz auf das Schiff geholt wurde, um das wieder aufgetauchte Mädchen zum Reden zu bewegen. Doch die Geschichte ist noch deutlich komplexer. Verschiedene Perspektiven geben Einblicke auf die Ereignisse auf dem Schiff. Der Leser lernt unter anderem den Kapitän Daniel kennen, den Dieb Tiago und Julia, die mit ihrer Tochter Lisa als Gast auf dem Kreuzfahrtschiff ist. Zunächst scheinen all diese Handlungsstränge nur geringe Überschneidungen aufzuweisen, doch bald offenbart sich ein komplexes Netz aus Verstrickungen. Für mich war es nur schwer absehbar, wohin die Reise führen wird, und kaum glaubte ich, auf der richtigen Fährte zu sein, wurde ich wieder überrascht. Durch kurze Kapitel und regelmäßige Enthüllungen und Fortschritte bewegt sich das Buch auf einem konstant hohen Spannungslevel.

Ich muss zugeben, dass sich die Schicksalsschläge, Grausamkeiten und Zufälle in diesem Buch stark häuften. Das hat mich aber kaum gestört, denn gerade die gelungene Verknüpfung all dieser Geschichten war es, die mir an diesem Thriller so gut gefallen hat. Mehrere Male dachte ich, dass nun alles aufgedeckt wurde und ein ruhiger Ausklang folgt, da setzte der Autor nach und erwischte mich wieder eiskalt. Bis zur letzten Seite warten Geheimnisse darauf, gelüftet zu werden, und selbst nach der Danksagung ist noch nicht Schluss, denn auch die letzte offene Frage will beantwortet werden.

„Passagier 23“ ist rasant und immer für eine Überraschung gut! Sebastian Fitzek hat mich mit dem Schauplatz, undurchsichtigen Charakteren und einer vielschichtigen Handlung begeistern können. Von mir gibt es daher eine ganz klare Empfehlung an alle Leser von Psychothrillern. Dieses Buch solltet ihr gelesen haben!

Veröffentlicht am 21.03.2017

Humorvoll und romantisch

Versehentlich verliebt
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Pippa Wunsch arbeitet als Redakteurin für Reiseführer, dabei hat sie selbst Deutschland erst ein einziges Mal für einen Schulausflug nach London verlassen. Als am Weihnachtstag ihr Flug zu ihren Eltern ...

Pippa Wunsch arbeitet als Redakteurin für Reiseführer, dabei hat sie selbst Deutschland erst ein einziges Mal für einen Schulausflug nach London verlassen. Als am Weihnachtstag ihr Flug zu ihren Eltern nach Berlin wegen Schneefalls abgesagt wird, muss sie sich am Stuttgarter Flughafen auf eine lange Wartezeit einstellen. Auch der gerissene Tragegurt ihrer Reisetasche trägt nicht dazu bei, ihre Laune zu verbessern. Beim Versuch, mit Charme einen belegten Gepäckwagen für ihre Tasche zu ergattern, lernt sie Lukas kennen, der seinen Wagen nicht hergeben möchte. Was für ein unhöflicher Kerl! Kann der überhaupt eine nette Seite haben?

Der Prolog des Buches spielt über ein Jahr vor der eigentlichen Geschichte und erzählt, wie Pippa ihren damaligen Freund Benny beim Fremdgehen erwischte, der sie daraufhin verließ. Bis heute hat sie damit nicht abschließen können und hofft noch immer, dass er zu ihr zurückkehrt. Schnell wurde außerdem klar, dass Pippa sich durchaus selbstbewusst und schlagfähig geben kann, sich die Verwirklichung ihrer Reiseträume aber nicht zutraut.

Lukas ist auf den ersten Blick das totale Gegenteil von Pippa, denn er ist die Spontaneität in Person. Das erste Aufeinandertreffen der beiden verläuft eher unglücklich, doch während die beiden am Flughafen festsetzen, kommen sie wieder ins Gespräch. Beide vertreten mit voller Überzeugung ihre Meinung, was zum Beispiel zu witzigen Herr der Ringe vs. Star Wars-Diskussionen führte. Und auch wenn die beiden so unterschiedlich wirken, müssen sie bald feststellen, dass sie sich mit ihrem Humor auf der gleichen Wellenlänge befinden.

Der Großteil des Buches spielt sich an diesem einen Weihnachtsabend im Flughafen ab, und es hat großen Spaß gemacht, die beiden bei ihrem Kennenlernen zu begleiten. Beide geben Stück für Stück mehr von sich preis und tauschen sich über ihre Träume und Wünsche aus. Lukas verhält sich dabei so verständnisvoll, dass ihm nicht nur Pippas, sondern auch mein Herz zugeflogen ist. Auch er hat sein Päckchen zu tragen, das nahm aber vergleichsweise wenig Raum in der Geschichte ein.

Die beiden wissen, dass der Schneefall irgendwann aufhören wird und sie sich auf den Heimweg begeben werden. Doch was wird bis dahin passieren? Und bleibt es bei diesem einen Aufeinandertreffen? Den Verlauf der Handlung fand ich gelungen und war mit dem Ende mehr als zufrieden.

„Versehentlich verliebt“ erzählt die Geschichte von Pippa und Lukas, die beide am Weihnachtstag am Flughafen stranden, ins Gespräch kommen und sich schnell mehr als nur sympathisch finden. Ihre Geschichte ist mit viel Wortwitz geschrieben, man darf sich auf romantische Momente freuen und auch auf nachdenklichere Episoden, in denen über die Verwirklichung von Träumen geredet wird. Ich empfehle diese kurzweilige Liebesgeschichte gerne weiter!

Veröffentlicht am 21.03.2017

Verliebt in eine Pappfigur

Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte
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Julies Freude über ihr bald beginnendes Studium schlägt bei ihrer Ankunft in Boston in Ernüchterung um: Die Wohnung, die sie über das Internet gemietet hat, gibt es gar nicht. Julies Mutter nimmt daher ...

Julies Freude über ihr bald beginnendes Studium schlägt bei ihrer Ankunft in Boston in Ernüchterung um: Die Wohnung, die sie über das Internet gemietet hat, gibt es gar nicht. Julies Mutter nimmt daher Kontakt zu Erin, ihrer ehemaligen Mitbewohnerin vom College auf, die in Cambridge lebt. Dort kann Julie unterkommen, bis sie etwas Eigenes gefunden hat. Schnell freundet sie sich mit Erins Kindern an. Matt studiert am MIT und kümmert sich neben seinem Studium die meiste Zeit um seine Schwester Celeste. Deren ständiger Begleiter ist eine Pappfigur ihres Bruders Finn, der sich auf Weltreise befindet. Während Julie versucht, zu der liebenswerten, sozial aber eher inkompetenten Celeste durchzudringen, wird sie neugierig auf Finn. Per Facebook nimmt sie Kontakt zu ihm auf, und mit seiner witzigen Art lässt er bald die Schmetterlinge in Julies Bauch flattern. Wann kommt er bloß endlich seine Familie besuchen?

Begeisterte Stimmen zu diesem Buch haben mich auf die Geschichte aufmerksam gemacht, und kaum hielt ich das Buch in meinen Händen, musste ich es auch sofort lesen. Ich war absolut neugierig, wie und warum Julie sich in eine Pappfigur verliebt. Wie Julie überhaupt ein Teil von Erins Familie wird, ist plausibel beschrieben, und ich freute mich, mehr über diese Familie herauszufinden.

Auf den ersten Blick wirkt die Familie sympathisch, hochintelligent, aber auch ein wenig merkwürdig. Erin und ihr Mann arbeiten die meiste Zeit an der Harvard University und bestellen ihr Abendessen daher ausschließlich beim Lieferservice. Matt vergräbt sich die meiste Zeit in seinem Studium. Die meisten Rätsel aber wirft Celeste auf, die Papp-Finn mit sich trägt, in der Schule keine Freunde hat, uncoole Klamotten trägt und sich weigert, Geschäfte zu betreten. Julie möchte ihr sehr gerne helfen, was ich gut nachvollziehen konnte. Schritt für Schritt gelingt es ihr, zu Celeste durchzudringen und bald erste Fortschritte zu erzielen. Doch warum verhält sie sich überhaupt so?

Julies Kontakt zu Finn entsteht vor allem aus der Neugier heraus, mehr über den Menschen zu erfahren, in dessen Zimmer sie wohnt und um vielleicht einen Tipp zu erhalten, wie sie mit Celeste umgehen soll. Obwohl sie sich nicht kennen, wird daraus bald ein intensiver Kontakt, und zwischen den beiden fliegen die virtuellen Funken. Finn ist lustig und verständnisvoll und wird in Julies Leben bald zu einem wichtigen Anker. Gemeinsam mit ihr hoffte ich, dass es bald zu einem ersten echten Kennenlernen kommen wird. Könnten die beiden dann eine echte Beziehung führen?

Dem Buch ist es in rasantem Tempo gelungen, mein Herz zu erobern. Ich konnte mich sehr gut in Julie hineinversetzen. Gemeinsam mit ihr rätselte ich, wie man zu Celeste durchdringen kann und hoffte auch ein Treffen mit Finn. Die Geschichte wird die meiste Zeit in einem lockeren und humorvollem Ton erzählt, doch Celestes Verhalten und auch die Familiendynamik ließen mich immer wieder nachdenklich werden. Die psychologische Seite des Romans fand ich äußerst interessant. Julies Chats mit Finn sorgen außerdem zunehmend für romantische Momente. So hat mich die Geschichte bestens unterhalten, aber auch tief berühren können.

„Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte“ überzeugte mich mit seiner ungewöhnlichen Idee und Charakteren, die man einfach lieben musste. Mühelos gelingt es der Geschichte, unterhaltend und berührend zugleich zu sein. Ihr wolltet euch schon immer mal in eine Pappfigur verlieben? Dann los, dieses Buch müsst ihr unbedingt gelesen haben!

Veröffentlicht am 21.03.2017

Traust Du Dich, Teil des magischen Spiels von Caraval zu werden?

Caraval
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Schon als kleine Kinder lauschten Scarlett und ihre Schwester Donatella den Geschichten ihrer Großmutter über Master Legend und seine Caraval-Darsteller, deren Vorstellungen angeblich Magie in dieser Welt ...

Schon als kleine Kinder lauschten Scarlett und ihre Schwester Donatella den Geschichten ihrer Großmutter über Master Legend und seine Caraval-Darsteller, deren Vorstellungen angeblich Magie in dieser Welt am nächsten kommen. Seither war es Scarletts größter Wunsch, einen Auftritt zu erleben. Doch ihre Briefe blieben unbeantwortet. Inzwischen hat Scarlett ihren Wunsch begraben und plant die Hochzeit mit einem unbekannten Grafen, um ihren gewalttätigen Vater zu entkommen. Ausgerechnet wenige Tage vor der Hochzeit erhält sie Eintrittskarten, um Caraval auf einer nahegelegenen Insel zu betreten. Scarlett will davon nichts wissen und steht doch kurz darauf gemeinsam mit dem Seemann Julian vor den Toren Caravals, die ihre Schwester bereits durchschritten hat. Um sie wiederzufinden, nimmt sie am Spiel teil, das ganz anders und scheinbar auch gefährlicher ist als gedacht.

Das Cover von „Caraval“ verspricht eine magische Geschichte. Die Worte „Es ist nur ein Spiel …“ scheinen gleichzeitig eine Warnung zu sein, und meine Neugier war geweckt, was denn dahinter steckt. Das Buch beginnt mit den Briefen von Scarlett an Legend, in denen sie jahrelang den Wunsch äußerte, dass Caraval auf ihre Insel kommt. Nach sieben Jahren schreibt sie, dass sie sich in diesem Jahr keinen Besuch wünscht – und erhält ausgerechnet darauf eine Einladung.

Die Scarlett, die ich am Anfang des Buches kennen lernte, denkt pragmatisch und ist überzeugt davon, dass eine Heirat mit einem unbekannten Graf der einzige Ausweg aus ihrer Misere ist. Sie will damit nicht nur sich, sondern auch ihre Schwester retten, denn ihr Vater, Governor Dragna, schlägt die eine für Fehltritte der anderen. Ihre Schwester hingegen ist viel wagemutiger und will das Risiko eingehen, auszureißen und Caraval zu besuchen. Mit einer List setzt sie ihren Kopf durch und der Leser findet sich im Nu mitten in der magischen Welt von Caraval wieder.

Nach und nach begreift man als Leser, was Caraval denn überhaupt ist. Ein magischer Hauch liegt auf allem, gleichzeitig reden die Darsteller in Rätseln und teilen Scarlett mit, dass sie an einem Spiel teilnehmen kann und dazu Hinweisen folgen muss, um im Falle eines Gewinns einen Wunsch zu erhalten. Außerdem wird nur bei Nacht gespielt – was tagsüber wohl draußen lauert? Bei der Ausgestaltung von Caraval hat die Autorin ihrer Fantasie freien Lauf gelassen und eine ungewöhnliche, interessante Welt geschaffen. Ich hatte große Lust darauf, sie zu erkunden und freute mich über jeden Streifzug, bei dem Scarlett wieder neue, unglaubliche Dinge sieht.

Die Charaktere, denen Scarlett begegnet, sind alle auf ihre Weise besonders und nicht leicht zu durchschauen. Viele von ihnen scheinen es mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen. Scarlett muss sich fragen, was Lüge und Täuschung ist und was nicht. Das ist in Caraval gar nicht so leicht zu unterscheiden. Mit wachsender Verzweiflung folgt Scarlett den Hinweisen und macht dabei einige unangenehme Überraschungen. Von Nacht zu Nacht scheint das Spiel gefährlicher zu werden. Aus Scarletts Vorstellung eines faszinierenden Erlebnisses ist ein dunkles Abenteuer geworden. Die Geschichte übte auf mich einen zunehmenden Sog aus, denn ich wollte unbedingt wissen, ob Scarlett ihre Schwester findet, was Julian verschweigt und ob es ihr gelingt, die Hinweise zu deuten.

Im letzten Buchdrittel nimmt die Spannung noch einmal zu. Es kommt zu dramatischen Szenen, die mich um die mir liebgewonnenen Charaktere bangen ließen. Erste Geheimnisse werden gelüftet, die zeigen, dass das Verwirrspiel noch größer und umfassender ist als gedacht und weitere Fragezeichen aufwerfen. Während des Finales, das mich die Luft anhalten ließ, fallen schließlich alle Puzzlestücke an ihren Platz und ließen mich erkennen, wie genial diese Geschichte angelegt ist. Der Abschluss hat mir richtig gut gefallen. Ich kann es kaum erwarten, mit einer Fortsetzung wieder in diese Welt einzutauchen und weitere Entdeckungen zu machen.