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Veröffentlicht am 07.04.2021

Eindringlich und klar geschrieben

Der ehemalige Sohn
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Franzisk lebt mit seiner Großmutter in Minsk. Die ist streng und möchte, dass ihr Enkel täglich sein Cello zur Hand nimmt und übt. Dem gefällt das nicht. Er ist lieber mit seinen Freunden zusammen. Bis ...

Franzisk lebt mit seiner Großmutter in Minsk. Die ist streng und möchte, dass ihr Enkel täglich sein Cello zur Hand nimmt und übt. Dem gefällt das nicht. Er ist lieber mit seinen Freunden zusammen. Bis er eines Tages zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Er gerät in eine Massenpanik und wird so schwer verletzt, dass er ins Koma fällt. Sämtliche Ärzte sehen ihn tot und auch die Mutter gibt ihm keine Chance mehr. Nur die Großmutter glaubt an ein Wunder und tut alles, um ihren Enkel ins Leben zurückzuholen. Und das über 10 Jahre lang. Dank ihrer Geduld wacht Franzisk auf und staunt nicht schlecht….

„Der ehemalige Sohn“ ist kein Buch, dass ich „mal eben so“ lesen konnte. Es wühlt auf und zeigt, wie arrogant doch Ärzte sein können. Und das keineswegs nur im Roman. Den Spruch : „Was redest du denn mit ihr/ihm? Die merken doch eh nichts“, hörte ich selbst sehr oft. Dass es doch immer mal wieder diese Wunder gibt, ist Fakt und der Mensch kommt an die Grenze des Verstehens. Wie gut, dass es immer wieder Menschen wie hier die Großmutter gibt, deren Geduld keine Grenzen kennt.

Die Situation in Belarus spielt in dem Roman ebenfalls eine Rolle. Die Furcht der Menschen und das harte Durchgreifen der Handlanger des Staatsoberhauptes zeugen davon. Es ist nur logisch, dass dieses Buch in Belarus viele begeisterte Leser fand. Die Übersetzerin Ruth Altenhofer klärt im Anhang darüber auf, welche tatsächlichen Ereignisse im Buch vorkommen. Sie erläutert auch, wie die Flaggen des Landes anzusehen sind welche Sprachen hier eine wichtige Rolle spielen. Auch gibt es einen Nachweis über die hier geschriebenen Zitate. Sie zu erwähnen ist mir ein Bedürfnis, da sie sehr gute Arbeit leistete und sich mit dem Übersetzen mehr Mühe gab als einige ihrer Kollegen.

Das tolle Cover ist ein Gemälde von Anne-Sophie Tschiegg und passt nicht nur perfekt zum Buch. Es ist ein typisches Zeichen für Bücher aus dem Hause Diogenes. Nämlich einzigartig und ausdrucksstark. Wer also ein wenig mehr Alltägliches über das Leben in Minsk und Umgebung lesen möchte, dem lege ich dieses Werk ans Herz.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

"Ich wollte schlau sein, ich wollte Bibliothekarin werden"

Die Bücherfrauen
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Drei Frauen treffen sich zufällig. Nach einem Tornado, der alles zerstörte und selbst vor der Bibliothek nicht hielt. Angelina fuhr in den Ort, um ihre Dissertation über die berühmten
Carnegie-Bibliotheken ...

Drei Frauen treffen sich zufällig. Nach einem Tornado, der alles zerstörte und selbst vor der Bibliothek nicht hielt. Angelina fuhr in den Ort, um ihre Dissertation über die berühmten
Carnegie-Bibliotheken zu beenden, Traci befindet sich auf der Flucht vor ihrem Vermieter und die arme Gayle verlor durch den Tornado alles. Sogar ihren Kilt, der seit Jahrzehnten im Familienbesitz war.

Immer abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Frauen und in der Ich-Perspektive, so schrieb die Autorin „Die Bücherfrauen“. Das machte das Lesen mühsam und führte immer wieder dazu, dass ich abgelenkt wurde. Mit der Zeit gewöhnte ich mich daran. Immer wieder gibt es auch Seiten aus dem Tagebuch der Großmutter Angelinas zu lesen. Wer eine spannende Geschichte erwartet, der wird enttäuscht. Hier spielen eher zwischenmenschliche Beziehungen eine Rolle. Auch dem Quilten wird in diesem Roman viel Raum gegeben. Gut fand ich hier, dass die Geschichte des Quiltens erzählt wird.

Dass es den Herrn Carnegie tatsächlich gab und der auch wirklich für den Bau von Bibliotheken sorgte, war mir nicht bekannt. Und wieder etwas dazugelernt und auch das gefiel mir an dem Buch. Es gibt einige Längen und der Stil ist eher trocken. Faszinierend sind aber die vielen Hinweise auf historische Ereignisse und Persönlichkeiten, welche es dann doch lesenswert machen. Im Laufe der Erzählung wird auch klar, warum die Akteure so wurden, wie sie sind. Alle haben traumatische Erlebnisse hinter sich und die Folgen davon lassen sich nicht leugnen.

Die Autorin schreibt im Nachwort, dass sie schon seit einigen Jahren mit den Frauen von Kansas arbeitet. Die erzählten ihre Geschichten und Romalyn Tilghman schrieb sie auf.

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Veröffentlicht am 30.03.2021

Beeindruckende Familiengeschichte

Nächstes Jahr in Berlin
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Schon als ich „Goodbye Bukarest“ von Astrid Seeberger las, war ich von ihrer Art des Schreibens beeindruckt. Jetzt folgte also „Nächstes Jahr in Berlin“ und auch dieses Buch las ich mit Betroffenheit. ...

Schon als ich „Goodbye Bukarest“ von Astrid Seeberger las, war ich von ihrer Art des Schreibens beeindruckt. Jetzt folgte also „Nächstes Jahr in Berlin“ und auch dieses Buch las ich mit Betroffenheit. Hier schildert die Autorin das Leben ihrer Mutter. Anlass für dieses Werk war deren Tod und das Erinnern an ihr Leben. Nicht alles war der Tochter bekannt und zuweilen konnte sie kaum nachvollziehen, was ein Bekannter ihrer Mutter zu berichten wusste.

Nein, es ist kein Roman, der sich nebenbei lesen lässt. Dafür ist das Erlebte zu grauenhaft und kaum nachvollziehbar. Was mag in den Köpfen der Täter vorgegangen sein als sie selbst das Töten unschuldiger Kinder billigend in Kauf nahmen? „Nächstes Jahr in Berlin“ ist sehr persönlich geschrieben und lässt sich nicht mit anderen Romanen des Themas vergleichen. Hier gibt es etliche Erlebnisse, die einmalig und einzig als autobiographische Familiengeschichte zu betrachten sind.

Jedoch musste ich beim Lesen immer wieder an meinen Onkel denken. Auch er war Teil der 6. Armee und Opfer der Verhältnisse in Stalingrad. Auch er wurde als Gefangener Russlands viele Jahre von seinen Lieben getrennt und nein, niemand hatte Verständnis für seine Traumata. Das Buch „Nächstes Jahr in Berlin“ zeigt, was Krieg mit Menschen machen kann und in welcher Weise sie ihr Leben lang darunter leiden müssen.

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Veröffentlicht am 16.04.2021

Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte

Lady Churchill
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"Lady Churchill" ist die Geschichte einer Frau, die stets im Schatten ihres berühmten Mannes agierte. Es war Liebe auf den ersten Blick als Clementine und Winston sich zum ersten Mal begegneten. Wahrscheinlich ...

"Lady Churchill" ist die Geschichte einer Frau, die stets im Schatten ihres berühmten Mannes agierte. Es war Liebe auf den ersten Blick als Clementine und Winston sich zum ersten Mal begegneten. Wahrscheinlich ist eins der bindenden Elemente die Tatsache, dass beide Mütter hatten, die ihnen nicht gerecht wurden. Nach der Heirat bekommen sie fünf Kinder und arbeiten beide darauf hin, dass Herr Churchill zur politischen Persönlichkeit heranreift. Höhen und Tiefen durchleben sie gemeinsam. Das sind nicht nur zwei Weltkriege, sie müssen auch den Tod eines Kindes hinnehmen.

Er ist nicht unumstritten, der Herr Churchill. Aber für seine Klugheit und den Einsatz gegen Hitlerdeutschland bis heute geschätzt. Und das nicht nur bei den Briten. #LadyChurchill ist aus Sicht von Clementine und in der Ich-Form geschrieben. Es beginnt mit dem Kennenlernen der beiden und endet mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Autorin schreibt nicht nur Positives über das Ehepaar. Sie benennt auch die Fehler und Schwächen der beiden.

Schon während des Ersten Weltkriegs gab es Unstimmigkeiten zwischen den Konservativen und den Liberalen im Parlament der Briten. Es hat sich also nichts geändert. Sehr interessant fand ich, wie Churchill zeitig den „Führer“ durchschaute und ihm das Handwerk legen wollte. Wer dagegen war und wie sehr alle Briten durch dieses Zaudern leiden mussten, das wollte "Lady Churchill" mildern. Ob es ihr gelang? Und wenn, dann wie?

Ein spannendes und unterhaltsames Buch mit vielen Fakten. Ich las einige Bücher über den Zweiten Weltkrieg aber noch nie eins aus der Sicht einer Engländerin. Einzig die zuweilen großen Zeitsprünge störten mich etwas. Unbedingt zu erwähnen ist auch die gute Arbeit der Übersetzerin Marieke Heimburger.

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Veröffentlicht am 26.03.2021

Mutige Frauen kämpfen nicht nur gegen Faschismus

Sie haben mich nicht gekriegt
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Tina Modotti und Mary S. Rosenberg sind die beiden Frauen, welche als Hauptpersonen des Buches „Sie haben mich nicht gekriegt“ dienen. Während die eine in bitterer Armut aufwächst, erlebt die andere ihre ...

Tina Modotti und Mary S. Rosenberg sind die beiden Frauen, welche als Hauptpersonen des Buches „Sie haben mich nicht gekriegt“ dienen. Während die eine in bitterer Armut aufwächst, erlebt die andere ihre Kindheit recht unbeschwert. Beide eint ihre Abscheu gegenüber dem Faschismus, der sich in den 1930er Jahren immer weiter ausbreitet. Der Ruf nach Revolutionen wird auch vorher schon laut, wie etwa in Mexiko oder Spanien. Was Hass und Verfolgung mit den beiden Frauen macht, wird in dem Roman faktenreich beschrieben.

Kein leicht zu lesendes Buch, nein eher anstrengend. Immer wieder schwenkt der Autor Felix Kucher von der einen Hauptperson zur anderen und schreibt im Nachwort, dass über Tina Modotti etliche unterschiedliche Biografien existieren. Dass sie nicht unumstritten war, ist wohl allgemein bekannt. Ob sie allerdings tatsächlich als „femme fatale“ lebte, ist nicht belegt. Die Dialoge der beschriebenen Personen sind lebendig und niemals an den Haaren herbeigezogen. Sie lockern die Sachlichkeit des Romans auf.

Trotz weniger belegter Ereignisse aus dem Leben Frau Modottis gelang Herr Kuchner, ein interessantes Stück aus der Vergangenheit zu schreiben. Es geht nämlich nicht ausschließlich darum, dass das Leben zweier Antifaschistinnen beschrieben wird. Die Situation der Menschen zur damaligen Zeit spielt hier eine wichtige Rolle und deren Darstellung gelang dem Autor gut. Frauen waren noch längst nicht so emanzipiert wie heute und ohne den Kampf einiger starker Persönlichkeiten, gäbe es die Gleichberechtigung bis heute nicht.

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