Verschenktes Potential
Die Stadt der SeherDie Geschichte um Vastona und seine Bewohner hat so viel Potential, episch zu werden. Sie hat einen mächtigen Glaubensbund, verschwenderische Herrscher, einen gnadenlosen Gegner und einen jungen Straßenjungen, ...
Die Geschichte um Vastona und seine Bewohner hat so viel Potential, episch zu werden. Sie hat einen mächtigen Glaubensbund, verschwenderische Herrscher, einen gnadenlosen Gegner und einen jungen Straßenjungen, der mit ein wenig Glück eine große Rolle im Schicksal dieser Stadt spielen wird.
Vastona ist eine große Stadt, deren mächtige Mauern ihre Bewohner in der Vergangenheit vor jeglichen Angriffen beschützt hat. Regiert wird sie offiziell von Fürsten, im Hintergund ziehen aber deren Berater, die Mitglieder des Orden der Seher, die Fäden. Für den jungen Marco scheint sich das Schicksal zu wenden, als er von Bruder Giate aus dem Gefängnis befreit wird, um fortan dem Orden als Anwärter zu dienen. Doch die Stadt und alle, die darin leben, werden bedroht vom schwarzen Herzog, der mit seinem riesigen Heer den Angriff vorbereitet.
Alles in allem wirklich episch, und doch fehlt es dem Buch an dem gewissen Etwas.
Zum einen nimmt sich der Autor zu wenig Zeit, den Leser in diese Welt und deren Geschichte einzuführen. Das muss ja nicht einmal als ellenlanger Sermon zu Beginn passieren, aber die ganze Erzählung über hat man das Gefühl, das einem wichtige Informationen fehlen um wirklich alle Andeutungen und Handlungen der einzelnen Figuren oder auch nur die Dramatik der Geschehnisse zu verstehen.
Womit wir beim nächsten Problem wären: die Figuren bleiben einfach zu blass. Am überzeugendsten sind für mich die beiden Nebenfiguren, die leider erst im weiteren Verlauf der Handlung eingeführt werden und mit ihrem Charme und Witz den eigentlichen Hauptfiguren jegliche Aufmerksamkeit stehlen. Dafür gibt es andere Figuren, die eigentlich gar nicht hätten sein müssen, da sie für die Handlung per se keine Rolle spielen.
Insgesamt will dieses Buch episch sein, mit allen Stilmitteln die dazu gehören, wie Magie und Elfen, spielt diese Mittel aber zu wenig wirksam aus, um den gewünschtenEffekt erzielen zu können.
Ich finde es schön, dass man die Geschichte als abgeschlossenen Einzelband verkaufen möchte. Dafür hätten dem Buch aber entweder mehr Seiten gut getan oder man hätte sie doch in einen Zweiteiler verpackt. So wirkt es etwas zu abgespeckt.
Nicht falsch verstehen: mir gefällt die Geschichte grundsätzlich wirklich gut und hätte ich nicht vor kurzem erst vergleichbares, aber wesentlich besser umgesetztes gelesen, wäre ich voll und ganz zufrieden gewesen. So aber fällt "Die Stadt der Seher" im direkten Vergleich leider etwas zurück.