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Veröffentlicht am 08.04.2021

Ein ruhiger Roman aus Japan

Der Klang der Wälder
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In dem Roman „Der Klang der Wälder“ geht es um einen jungen Japaner, namens Tomura, der in einer ländlichen Gegend in Japan wohnt und Klavierstimmer wird. Er besucht dazu eine Fachschule auf der Insel ...

In dem Roman „Der Klang der Wälder“ geht es um einen jungen Japaner, namens Tomura, der in einer ländlichen Gegend in Japan wohnt und Klavierstimmer wird. Er besucht dazu eine Fachschule auf der Insel Honshu.
Nach zwei Jahren Ausbildung findet er eine Stelle in einem Instrumentenhandel. Dort absolviert er eine Einarbeitungsphase von einigen Monaten. Anschließend besteht sein Berufsalltag vorwiegend daraus, zu Kunden nach Hause zu fahren, um deren Klavier zu stimmen. Es gibt viele Stammkunden, beispielsweise die Zwillinge Yuni und Kazune. Zwei hübsche junge Mädchen, die sehr begabt sind.
Tomura stellt an sich selbst hohe Ansprüche. Er will perfekt werden – so perfekt wie sein Idol, der Klavierstimmer Itadori.
Ich habe diesen Roman lesen wollen, weil ich festgestellt habe, dass der Schreibstil in Büchern, in denen es um Musik geht, oft lyrisch und besonders schön ist. Hier werden meine Erwartungen erfüllt – der Roman lässt sich gut lesen, die Sprache gefällt mir, es gibt viele Dialoge.
Von der Handlung her ist der Roman wenig spektakulär. Tomura fährt herum und stimmt Klaviere – und er sucht den perfekten Klang. Von der Persönlichkeit her wirkt er auf mich oft hölzern und distanziert. Man erfährt kaum Privates über ihn – beispielsweise wird nie auf seine Hobbys Bezug genommen.
Dabei stört es mich nicht, dass der Roman aus der Ich-Perspektive von Tomura erzählt wird. Auch wenn ich viel über den Berufsalltag eines Klavierstimmers und über Klaviere erfahre, bleiben die Personen in dem Roman für mich als Leserin so distanziert wie Tomura. Dabei sind sie alle sehr höflich und nett, machen sich hin und wieder Komplimente und sind sehr bescheiden, wenn jemand ihre Talente und Fähigkeiten lobt.
Dennoch hat mich der Roman nicht gelangweilt. Die Autorin hat sehr viel Fachwissen über Klaviere eingeflochten – und ich habe die Entwicklung eines Klavierstimmers vom Berufsanfänger zum Profi mitbekommen. Tomura ändert seine Ansichten über den „perfekten Klang“, je mehr Berufserfahrung er bekommt. Dabei spielen die Zwillinge Yuni und Kazune, deren Klavierspiel ihm sehr am Herzen liegt, eine große Rolle.
Ich vergebe dem Buch „Der Klang der Wälder“ vier Sterne.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Wenderoman mit Absurditäten

Kaltes Wasser
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Worum geht es in dem Buch?
Friedrich Bender wächst in der DDR auf. In seiner Schule ist er als Agitator tätig, also ein Mensch, der die Vorteile des Kommunismus seinem Umfeld schmackhaft macht und gute ...

Worum geht es in dem Buch?
Friedrich Bender wächst in der DDR auf. In seiner Schule ist er als Agitator tätig, also ein Mensch, der die Vorteile des Kommunismus seinem Umfeld schmackhaft macht und gute Ereignisse in der DDR herausstellt.
Als die Wende kommt – also aus BRD und DDR ein Staat wird -, ist Friedrich clever genug, sich durch sein Leben zu mogeln und viele Vorteile für sich zu nutzen. Während seines Studiums schafft er es, Leistungsnachweise zu bekommen, ohne auf Prüfungen zu lernen. Dafür ist er kreativ und auf anderen Gebieten tätig – betreibt beispielsweise mit einem Kumpel eine Bar in einem Bus. Je mehr Erfolg Friedrich mit seinen Aktionen hat, desto kühner wird er – desto mehr will er mit so wenig Anstrengung wie möglich erreichen…

Meine Meinung:
Anfangs habe ich den Roman sehr gerne gelesen. Der Schreibstil gefällt mir, die Story ist gut, der Roman ist kurzweilig. Außerdem habe ich nichts gegen einen Roman, der aus der Ich-Perspektive – so wie dieser – verfasst ist.
Vieles in dem Roman hat mich belustigt – und ich habe gestaunt, wie kreativ Friedrich ist und was er alles zustande bringt. So erfindet er eine Brieffreundin in Großbritannien und kommt an britische Briefmarken, um allen Leuten glaubhaft zu machen, dass diese Freundin existiert – die er angeblich in einem Zeltlager getroffen hat.
Auch die Geschichte mit der Bar im Bus und die Story, wie Friedrich auf einmal an viel Geld kommt, sind amüsant. Irgendwann wurde mir aber Friedrich zu kühn, die Handlung zu abstrus, was mich veranlasste, das Buch 50 Seiten vor Schluss abzubrechen. Irgendwie nervte mich die Lektüre nur noch – vor allem, wenn ich daran dachte, wie sich viele Studenten abrackern müssen, um Leistungsnachweise zu bekommen und ihr Studium erfolgreich abschließen zu können. Sorry, da war mir dieses Werk „Kaltes Wasser“ von Jakob Hein doch zu übertrieben.
Ich vergebe vier Sterne für einen guten Schreibstil und eine interessante Handlung, die mir jedoch irgendwann zu sehr ins Absurde abdriftete. Deswegen gibt es einen Stern Abzug.

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Veröffentlicht am 31.08.2020

Düsterer und actionreicher Mallorca-Krimi

Verschollen in Palma
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Worum geht es in dem Buch?
Einst war Tim Blanck mit Rebecka in Schweden verheiratet. Sie waren glücklich mit ihrer Tochter Emme.
Als Emme 16 Jahre alt ist, verbringt sie mit einigen Freundinnen Urlaub ...

Worum geht es in dem Buch?
Einst war Tim Blanck mit Rebecka in Schweden verheiratet. Sie waren glücklich mit ihrer Tochter Emme.
Als Emme 16 Jahre alt ist, verbringt sie mit einigen Freundinnen Urlaub auf Mallorca – und verschwindet. Für Rebecka und Tim ist von da an nichts mehr, wie es war. Während die Polizei auf Mallorca es irgendwann aufgibt, Emme lebend zu finden, zieht Tim dorthin und arbeitet als Privatdetektiv. Er gibt die Hoffnung nicht auf, dass Emme noch lebt.
Drei Jahre nach Emmes Verschwinden beschattet Tim die Frau eines Millionärs – und gerät auf Emmes Spuren. Fieberhaft versucht er herauszufinden, wo seine Tochter sein könnte…

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch ist aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) im Präsens geschrieben. Was mir besonders an dem Buch gefällt, ist der Schreibstil. Der Autor hat eine interessante Erzählsprache, er schafft es beispielsweise, mitreißende innere Monologe zu schreiben. Darüber hinaus ist der Hauptcharakter Tim sympathisch.
Anfangs braucht die Handlung Zeit, bis sie in die Gänge kommt. Es gibt auch viele Rückblenden in Tims Vergangenheit – damals, als er, Rebecka und Emme noch eine Familie waren. Auch Rebecka lernt der Leser näher kennen, allerdings bleibt sie zum größten Teil eine Nebenfigur.
Irgendwann wird der Krimi actionreich, wendungsreich – und düster. Der Autor zeigt eine andere Seite der Urlaubsinsel Mallorca – eine Seite, die man eigentlich nicht kennen lernen will. Und je weiter Tim mit seinen Ermittlungen voranschreitet, desto mehr zwielichtige Typen er trifft, desto düsterer wird der Krimi. Es gibt Leute, die Tim kennt und die ihm mit Hinweisen weiterhelfen können – aber es gibt auch andere, die ihn an seinen Ermittlungen hindern wollen. Leute, die gefährlich sind und töten wollen. Tim kommt immer wieder in brenzlige Situationen – und das Buch entpuppt sich dann zum spannenden Pageturner.
Der Schluss hat mich überrascht – aber auch nachdenklich zurückgelassen. Es war nicht der Schluss, den ich gerne gelesen hätte – aber ein durchaus nachvollziehbarer Schluss, der auch zur Handlung passt.

Mein Fazit:
Wer einen Krimi lesen will, der auf einer Urlaubsinsel spielt und nach einiger Einlesezeit actionreich wird, sollte zu „Verschollen in Palma“ greifen. Was mir auch gut gefallen hat, ist, dass das Buch nicht zu blutig und zu brutal ist.
Ich vergebe vier Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 05.07.2020

Surferbiografie, für deren Lektüre man Englischkenntnisse mitbringen sollte

Barbarentage
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Die Handlung:

William Finnegan, genannt Bill, zieht mit seinen Eltern von Los Angeles im US-Staat Kalifornien nach Hawaii. Der Grund ist, dass sein Vater als Regisseur von Fernsehserien arbeitet.

Anfangs ...

Die Handlung:

William Finnegan, genannt Bill, zieht mit seinen Eltern von Los Angeles im US-Staat Kalifornien nach Hawaii. Der Grund ist, dass sein Vater als Regisseur von Fernsehserien arbeitet.

Anfangs wird Bill immer wieder gemobbt – beispielsweise von einem Mitschüler, der ihm in der Schule Hiebe auf den Kopf gibt. Später ist Bill in einer anerkannten Clique – dann hören auch die Attacken gegen ihn auf.

Das Surfen bietet Bill eine Flucht vor dem Alltag. Er hat Ideale, denen er nacheifern möchte. Er lernt viel, macht Erfahrungen und perfektioniert seine Surftechnik. Für ihn übt das Meer eine Faszination aus – er wartet immer auf die „perfekte Welle“, so wie viele andere Surfer. Das Surfen gibt einen Kick und verleiht Selbstbewusstsein in den Schwierigkeiten des Alltags.

Dem Surfen bleibt Bill auch nach seiner Schulzeit treu. Er zieht an einige Plätze, an dem es ihm gefällt. Beispielsweise mit seiner Freundin Caryn, aber auch alleine. Er jobbt mal als Buchhändler, er studiert, er schreibt Berichte für Zeitschriften. Sein Ziel ist, immer genug Geld und Zeit zu haben für den Surfsport.

Meine Meinung:

Ein Buch, das einen Preis bekommen hat, fasziniert mich immer. So klang für mich die Tatsache, dass dieses Buch den „Pulitzer-Preis“ erhalten hat, verlockend. Ich wollte es lesen. Dabei habe ich keine Affinität zum Surfsport. Mich interessierte das Leben im Hawaii der 1960er-Jahre und wie der Autor seine Biographie erzählt.

Er ist ein Ich-Erzähler und erzählt alles aus der Vergangenheitsperspektive. Das ist nicht unüblich und macht mir auch nichts aus. Aufgelockert wird diese Biographie durch einige Schwarz-Weiß-Fotos aus dem Leben des Autors.
Informationen über die Länder und Gegenden, in denen sich der Autor befindet, bekommt man schon – mal mehr, mal weniger. Vorwiegend handelt das Buch von dem Leben des William Finnegan und seiner Liebe zum Surfsport.

Das ist nicht immer einfach zu lesen. Es gibt keine wörtliche Rede, sondern vorwiegend indirekte Rede – wenn es etwas zu bereden gibt. Indirekte Rede liest sich bekanntermaßen nicht so leicht wie direkte Rede.

Die größte Herausforderung ist der Wortschatz aus der „Surfersprache“. Einige Fachbegriffe zum Thema „Surfen“ sind ganz hinten im Buch in einem Glossar zusammengefasst. Jedoch längst nicht alle. So begegnen dem Leser beispielsweise auf Seite 143 in drei Sätzen die Wörter Set, Drop, Face, clean, Bottom Turn, down the line und Take-Off-Zone. Viele Wörter und Ausdrücke werden im Glossar oder auch im Text selbst erklärt, jedoch längst nicht alle. Beim Ausdruck „down the line“ sollte der Leser in seinen Englischkenntnissen kramen.

Das Nachschlagen der Fachbegriffe verlangsamt den Lesefluss – und man muss sich als Leser fragen, ob man jeden der Fachbegriffe nachschlägt oder am besten überliest. Ich habe es mal so, mal so gemacht – also manches nachgeschlagen, manches nicht, weil ich es selbst übersetzte.

Mein Fazit:

„Barbarentage“ von William Finnegan ist eine Biographie, in der das Surfen klar im Vordergrund steht. Der Autor reist zu verschiedenen Gegenden der Welt, er erzählt aus seinem Leben, erzählt von Freunden und Beziehungen – und überall ist das Surfen ein großes Hauptthema. Wie man richtig surft, wie man es perfektioniert, welche Surfbretter man verwendet und so weiter.

Die vielen Fachbegriffe aus der Surfersprache sind eine Herausforderung für die Leser. Einem Leser ohne Englischkenntnisse würde ich das Buch nicht empfehlen.

Ich vergebe vier Sterne und eine Leseempfehlung für Leser mit Englischkenntnissen, die Sportlerbiographien mögen.

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Veröffentlicht am 05.07.2020

Düsteres Krimi-Märchen

Die Ewigkeit in einem Glas
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Worum geht es in dem Buch?
Bridget Devine – genannt Bridie – ist Witwe und lebt im London des 19. Jahrhunderts. Die Stadt ist düster, der Fluss Themse stinkt.
Bridie ist als Privatdetektivin tätig. Weiterhin ...

Worum geht es in dem Buch?
Bridget Devine – genannt Bridie – ist Witwe und lebt im London des 19. Jahrhunderts. Die Stadt ist düster, der Fluss Themse stinkt.
Bridie ist als Privatdetektivin tätig. Weiterhin untersucht sie Leichen, sie versucht herauszufinden, warum und woran sie starben. Sie soll ein Mädchen finden – Christabel, das entführt wurde und offensichtlich mit seinem Kindermädchen unterwegs ist.
Ihr hilft Ruby, ein Geist, den nur sie sehen kann. Er unterhält sich mit ihr, er hat Ideen, er hilft ihrer Logik auf die Sprünge. Sie finden die Leiche der Kinderfrau des Mädchens.
Ihre Kenntnisse der Pathologie hat sie von einem Chirurgen bekommen, der sie als Kind gekauft hat. Er war gut zu ihr und brachte ihr viel bei. So versuchte sie bereits als Heranwachsende, Fälle zu lösen. Sie wertet Spuren und Gegenstände aus und achtet auf kleine Details, die zur Lösung eines Falles führen können.
Die Suche nach Christabel ist nicht einfach und oft auch gefährlich.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Nachdem ich das erste Buch „Der Freund der Toten“ von Jess Kidd gelesen hatte und davon begeistert war, wollte ich ihr neuestes Werk ebenfalls lesen.
Der Roman spielt in London zu einer Zeit, in der man nicht leben möchte. Es gibt dort abscheuliche Dämpfe, üble Gerüche der Brauerei wie fauliges Karamell, Mottenkugeln des billigen Schneiders – die Autorin malt eine dunkle, düstere Atmosphäre mit Worten. Dennoch gefällt mir der Schreibstil der Autorin, Bridie ist eine sympathische Hauptperson. Der Geist Ruby ist nett – und kommt nicht zu oft vor. Bridie findet ihn attraktiv – dennoch kommt es zu keiner Liebesgeschichte zwischen den beiden, was ich gut finde.
Das Buch ist aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) verfasst. Es gibt viele Dialoge. Die Handlung spielt in zwei Zeitebenen. Einmal die Gegenwart – die Zeit also, während der Bridie versucht, Christabel zu finden. Diese Handlung wird im Präsens erzählt. Dann gibt es Rückblenden in die Zeit, als Bridie Kind und Jugendliche war. Diese Ereignisse werden im Präteritum (Vergangenheit) erzählt.
Man will wissen, ob Bridie Christabel finden wird. Spannend ist das Buch nicht – aber interessant durch die mitspielenden Charaktere und das, was sie tun. Verstörende, manchmal eklige Szenen wechseln sich ab mit Ereignissen, die aus einem Märchen stammen könnten – beispielsweise die Ereignisse in einem Zirkus.

Fazit:
Jess Kidd hat einen „anderen Krimi“ geschrieben – einen Krimi, in dem Leute, die irgendwann einmal gelebt haben, als Geist erscheinen und mit lebenden Personen zusammenkommen. Die Handlung spielt im 19. Jahrhundert in einer Umgebung, die düster ist. Auch manche Szenen sind gewöhnungsbedürftig – wenn es beispielsweise um Operationen geht. Wen das nicht stört, der bekommt eine interessante Handlung mit historischer Kulisse.

Ich vergebe vier Sterne und eine Weiterempfehlung.

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