Unkomplizierte Sommerlektüre
MöwensommerWart ihr schon einmal auf der Nordseeinsel Norderney? Bei mir ist das tatsächlich schon einige Jahre her, aber kaum hatte ich begonnen „Möwensommer“ zu lesen, hat es sich angefühlt, als wäre meine Zeit ...
Wart ihr schon einmal auf der Nordseeinsel Norderney? Bei mir ist das tatsächlich schon einige Jahre her, aber kaum hatte ich begonnen „Möwensommer“ zu lesen, hat es sich angefühlt, als wäre meine Zeit dort erst gestern gewesen. Lotte Römer schafft es in ihrem Buch, das wunderschöne Flair der Insel perfekt in Worte zu fassen und versetzt einen selbst auf der Couch zu Hause in Urlaubsstimmung. Doch in erster Linie handelt dieser Roman von der Liebe…
…auch wenn das für unsere Protagonistin Lina zunächst unvorstellbar ist, denn bei Männern hatte sie bisher einfach kein Glück. Eigentlich liebt sie ihre Heimat Norderney und würde sie für nichts in der Welt verlassen. Und erst recht nicht ihren heißgeliebten Arbeitsplatz im Blumengeschäft. Doch dafür muss sie eben auch das rare Angebot an Männern hinnehmen.
Doch dann kommt Bent auf die Insel: Attraktiv, charmant und an ihr interessiert. Lina kann ihr Glück kaum fassen und hofft, endlich über die unerwiderte Liebe zu ihrem besten Freund Mattis hinwegzukommen.
Aber dann kommt alles anders…
Das hat mir an der Geschichte gefallen:
Wie schon gleich zu Beginn erwähnt, finde ich das Setting der Story nicht einfach perfekt gewählt, sondern auch sehr bildhaft beschrieben. Man kann sich ausgesprochen gut in die Geschichte vertiefen und dahinschwelgen.
Insgesamt hat mir das Buch auch wirklich viel Spaß gemacht, weil die Geschichte mit Witz und Liebe erzählt wird. Besonders gefallen hat mir, wie die Autorin es schafft in die Haupthandlung, so viele kleine Geschichtchen mit einzuweben. Am Rande tauchen sehr viele Nebenfiguren auf, und jede einzelne hat ein eigenes Schicksal zu berichten. Das bringt verschiedene Thematiken mit ein, ohne überladen zu wirken.
Und überhaupt habe ich die Nebenfiguren sehr gern gehabt. Manche, wie Mattis, Bent oder Linas Bruder hat man besser kennengelernt, andere eher am Rande. Aber alle waren detailliert ausgearbeitet, das hat man auf Anhieb gespürt.
Am liebsten mochte ich aber eindeutig die Graupapageien von Linas Bruder. Und ich denke, jeder, der dieses Buch liest, wird derselben Meinung sein Zum einen bewundere ich die Autorin für so einen tollen Einfall, die Vögel mit in ihr Buch zu packen, zum anderen liebe ich die Leichtigkeit, die sie mit sich bringen.
Überraschen konnte mich das Buch mit der Zeit ebenfalls. Zunächst schien es eher ein wenig wie eine oberflächliche Liebesgeschichte. Das ist jetzt nicht einmal negativ gemeint, sondern soll einfach heißen, dass es um nicht viel anderes als Liebe und Romantik handelte. Aber mit der Zeit kamen auch noch andere Thematiken dazu, nicht zu ernste, aber eben weiter gefächert. Besonders hat mir gefallen, wie stark die Autorin die weiblichen Figuren dargestellt hat, ganz nach dem Motto „Frauenpower“.
An den Stellen habe ich noch ein wenig Kritik zu äußern:
Nicht alles hat mir so gut an der Geschichte gefallen. Das Buch hat mich zwar in keiner Weise enttäuscht, aber es gab dennoch Dinge, die mich einfach gestört haben.
Zum Beispiel empfand ich die Protagonistin Lina manchmal als naiv. Ich konnte viele ihrer Meinungen und Ansichten nicht wirklich verstehen und an manchen Stellen hat sie in meinen Augen zu viel Drama um nichts gemacht. Dadurch hatte ich dann auch Probleme, dass die Gefühle bei mir ankamen, ich hätte mir da etwas mehr Knistern gewünscht.
Auch der Schreibstil war nicht so ganz mein Fall. Ich bin insgesamt nicht unbedingt Fan von Er-/ Sie -Erzählern, aber hier kam das Problem dazu, dass ich die Sprache etwas altmodisch fand. Erst einmal kein Problem, doch das passt für mich einfach nicht zu einem Buch mit einer 25-jährigen Protagonistin.
Mein letzter Kritikpunkt bezieht sich auf die Handlung. Eigentlich habe ich nichts gegen vorhersehbare Handlungen, aber bei diesem Roman war es mir dann doch ein wenig zu unkompliziert. Es gab kaum Stellen in der Handlung, die man nicht kommen gesehen hat und ich hätte mir gewünscht, dass es da doch noch ein wenig spannender ist, dass es mehr Hintergrundinfos gibt.
Fazit:
Insgesamt finde ich, dass „Möwensommer“ das perfekte Buch zum Runterkommen ist. Es ist eine typische Sommerlektüre, in der es hauptsächlich um Liebe und Romantik geht. Dennoch hat das Buch eindeutig noch Potential nach oben. Die Handlung war weniger spannend, als vielmehr vorhersehbar, und ich empfand nicht alles, was für mich einen Liebesroman ausmacht, als stimmig. Trotzdem hat mir „Möwensommer“ ein schönes Leseerlebnis beschert, das ich allen Liebesroman- und Nordseefans weiterempfehlen kann. Daher gibt es von mir 4 Sterne.