1944: In den Babelsberger Filmstudios passiert ein Unglück mit fatalen Folgen. Sieben Jahre später: Der internationale Filmstar Thea von Middendorff kehrt zur Eröffnung der Berliner Filmfestspiele nach Deutschland zurück – jene Frau, die für das Unglück damals verantwortlich war, was sie aber zu verheimlichen wusste. Auf ihrer Spur befindet sich der britische Journalist John Fontaine, der Thea von Middendorff nun mit einem Interview kompromittiert. Das bringt wiederum die Hamburger Kinobesitzerin Lili Paal auf den Plan, die ebenfalls von der alten Geschichte weiß – und in die Fontaine hoffnungslos verliebt war...
"Der Filmpalast" ist Teil zwei von Micaela Jarys Reihe um das Kino am Jungfernstieg, beide Bände erscheinen im Goldmann Verlag.
Hamburg, 1951: Die restlichen Trümmer des Krieges erinnern noch immer ...
"Der Filmpalast" ist Teil zwei von Micaela Jarys Reihe um das Kino am Jungfernstieg, beide Bände erscheinen im Goldmann Verlag.
Hamburg, 1951: Die restlichen Trümmer des Krieges erinnern noch immer an die schlimme Zerstörung durch Bombenangriffe. Doch die Bevölkerung packt an und beginnt von vorn. Viele haben ihre Häuser und Wohnungen verloren und leben einquartiert auf engstem Raum bei anderen Familien.
Lili Paal verlor 1944 nach einem Unfall in den Babelsberger Filmstudios ihren Geliebten, den britischen Journalisten John Fontaine, aus den Augen. Thea von Middendorff, ein internationaler Filmstar, war für das Unglück verantwortlich, konnte aber ihre Schuld verstecken. 1951 kehrt sie nach Deutschland zurück, um Werbung für ihren Film machen und wird von John Fontaine in einem Interview bezüglich des Unglücks kompromittiert. Zu dem Zeitpunkt tritt John wieder in Lilis Leben und wirbelt damit alles durcheinander.
Micaela Jary hält ihre Geschichte durchgängig spannend, immer wieder sorgen Intrigen, Emotionen und Enthüllungen für einen Lesesog, denn Lilis Schicksal und ihre Liebe zu John Lafontaine liegt mir seit dem ersten Band sehr am Herzen. Doch wie kann sie es an der Seite ihres bestimmenden Ehemannes und mit ihrer selbstsüchtigen Halbschwester Hilde und derem geldgierigen Ehemann aushalten und was wird geschehen, als sie John wiedertrifft?
Aus dem Kino von Lilis Eltern am Jungfernstieg wurde inzwischen ein Musikklub, in dem Lilis Mann Albert als Musiker auftritt. Ihre Arbeit als Cutterin hat sie aufgegeben, sie arbeitet für die Wochenschau, die in dieser Zeit groß angesagt ist. Doch dann trifft sie auf John, der als Journalist für die Berliner Filmfestspiele berichtet und sofort lodert die Liebe wieder auf.
Als verheiratete Frau ist Lili von den Entscheidungen ihres Ehemannes abhängig, die Stellung der Frau war damals ohne Rechte und Entscheidungsmacht. Das sorgt für einige Vorgänge, bei denen ich gemeinsam mit Lili ihre Enttäuschung und Ohnmacht gespürt habe. Doch Lili lässt sich nicht unterkriegen, voller Tatendrang und Mut macht sie das Beste aus ihrer Situation und hofft auf eine Zukunft ihrer Wünsche und Gefühle.
Bei dieser Geschichte wird man von einem Strudel voller Intrigen, Sorgen und Emotionen mitgerissen und bangt und leidet mit Lili. Die Zeit der Einquartierungen boomt, Besitzer zerstörter Grundstücke haben nicht die finanziellen Mittel zum Wiederaufbau, die Folge ist Enteignung. Die meisten Menschen leben teilweise am Existensminimum, doch alle sind in Aufbaustimmung und froh, den Krieg überstanden zu haben. Für Zerstreuung sorgt auch das Wiederaufleben des kulturellen Lebens, die Kinos und Theater sind angesagter denn je und sorgen für ein positives Lebensgefühl der Bevölkerung.
Eine lesenswerte Fortsetzung der Romanreihe, in der die Nöte der Menschen und die gesellschaftlichen Zwänge der Frau in der Nachkriegszeit deutlich abgebildet werden.
7 Jahre sind vergangen, seit das tragische Unglück in den Babelsberger Filmstudios passiert ist. Mit der Rückkehr von Thea von Middendorf nach Deutschland scheint die Vergangenheit wieder aufgerollt zu ...
7 Jahre sind vergangen, seit das tragische Unglück in den Babelsberger Filmstudios passiert ist. Mit der Rückkehr von Thea von Middendorf nach Deutschland scheint die Vergangenheit wieder aufgerollt zu werden und es gibt nur zwei, die von dem tatsächlichen Verlauf wissen. Lilli sieht sich ihrem einstigen Geliebten John Fontaine gegenüber und merkt, dass die Gefühle von einst nicht erkaltet sind. Auch John kann nicht vergessen, was einmal zwischen ihnen gewesen ist. Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf....
Micaela Jary setzt mit dem zweiten Band der Kino-Saga nahtlos dort an, wo Band eins aufgehört hat und es ist für den Leser, als habe es die Lesepause nie gegeben. Sofort sind die Szenen vom dem dramatischen Unfall wieder präsent und wühlen auf. Die Nachwirkungen hat Lili noch heute zu spüren, denn die Erinnerungen sind immer noch nicht vollständig zurückgekehrt.
Vieles erscheint ihr wie im Nebel und , so sehr sie sich auch anstrengt, bleibt wohl auch dort verborgen. Die Beziehung zu ihrem Mann Albert ist mehr als angespannt und so kommt es, dass sich die beiden immer mehr voneinander entfernen.
Halbschwester Hilde war mir schon immer ein Dorn im Auge, aber was sie sich in der Fortsetzung an Dreistigkeit und Freiheit herausnimmt, entbehrt jeglicher Diskussion. Wie sie gemeinsam mit ihrem Mann und Albert Lilli hintergeht und ausnimmt wie eine Weihnachtsgans, ist einfach nur noch schamlos und berechnend.
Lili merkt lange Zeit nicht, dass sie ein Spielball der drei Komplizen ist und geht recht ahnungslos durch die Welt, bis sie erneut auf John trifft. Die Schreibende lässt den Leser in Lilis Haut schlüpfen, spürt, wie die zarte Röte sich auf den Wangen ausbreitet und wie die Schmetterlinge im Bauch wild umherflattern. Doch an Johns Seite scheint es eine Frau zu geben, mit der Lili nicht mithalten kann.
Micaela Jary lässt den nostalgischen Charme der 1950er Jahre wieder aufleben, zeigt Hamburg im Wiederaufbau und vermittelt so dem Leser, dass er die Geschichte regelrecht einatmet, wenn zwischen Trümmerhäusern, Filmpalästen und Brezelkäfern sich die Nebel lichten und aus der Mauer des Schweigens, der Lügen und Intrigen ein Puzzle entsteht, bei dem Lili einem Geheimnis auf die Spur kommt.
Die Autorin verpackt Spannung , Emotionen und gute Unterhaltung mit den gesellschaftlichen und politischen Aspekten der damaligen Zeit und lässt daraus unglaublich bewegte und bewegende Szenen entstehen. Diese spulen sich vor dem inneren Auge ab wie ein Film aus eben jener Zeit und birgt so manch Geheimnis. Jary weiß den Leser mit geschickten Wendungen und dramaturgisch perfekt gesetzten Glanzpunkten zu überraschen und inszeniert so ein gelungenes Finale ihrer Kino-Saga.
Der Roman "Das Kino am Jungfernstieg - Der Filmpalast" umfasst ca. 400 Seiten.
Kurzer Plot:
Hamburg, 1951
Lili Paal hatte vor einigen Jahren einen schweren Verkehrsunfall, und leidet immer noch an den ...
Der Roman "Das Kino am Jungfernstieg - Der Filmpalast" umfasst ca. 400 Seiten.
Kurzer Plot:
Hamburg, 1951
Lili Paal hatte vor einigen Jahren einen schweren Verkehrsunfall, und leidet immer noch an den körperlichen (Beckenbruch) und seelischen Folgen (Amnesie) dieses Unfalls.
Damals hat sie in der Filmbranche als Cutterin gearbeitet, heute setzt sie als Schnittmeisterin Nachrichten und Reportagen aus aller Welt zusammen, und arbeitet für die neue Wochenschau. Albert, ihr Ehemann, war vor vier Jahren aus der Kriegsgefangenschaft zurück gekommen. Lili liebt ihren Mann Albert aber nicht.
Da sie sich für irdische Besitztümer nur sehr wenig interessiert, hatte sie sich nach dem Tod ihrer Eltern und nach ihrem Unfall nicht viel um das Erbe gekümmert.
Leider ist ihr das zum Verhängnis geworden, denn ihre Halbschwester Hilde und deren Ehemann, haben aus dem Kino am Jungfersteg einen Musikclub gemacht, und jetzt wollen sie auch noch das elterliche Grundstück an sich reißen.
Dann bekommt Lili das Angebot, für einen neuen Film, der mit der Film-Diva Thea von Middendorff gedreht werden soll, als Cutterin zu arbeiten. Dafür kommt auch Lilis ehemaliger Geliebter, John Fontaine, in die Stadt.
"Das die Protagonisten ihrer Gedächtnisstörung nun unvermittelt auftauchen, brachte sie vollends durcheinander." - Seite 37
Lili beginnt, ihre Vergangenheit zu entschlüsseln, und kommt dabei auch einigen Geheimnissen auf die Spur...
Fazit:
Der Roman knüpft an das erste Band an. Es ist somit bestimmt von Vorteil, wenn man diesen gelesen hat, (ich selbst habe es nicht.) aber kein Muss.
Sehr interessant fand ich auch die geschichtlichen Aspekte. Es spielt in der Zeit, wo eine Frau, nicht einmal ein eigenes Bankkonto besitzen durfte.
Vorab: Der Romantitel und Klappentext grenzen an Etikettenschwindel, denn das Kino am Jungfernstieg gibt es in Band 2 gar nicht mehr, es wurde in einen Jazzclub umgewandelt. Ein Filmpalast wird nur erwähnt ...
Vorab: Der Romantitel und Klappentext grenzen an Etikettenschwindel, denn das Kino am Jungfernstieg gibt es in Band 2 gar nicht mehr, es wurde in einen Jazzclub umgewandelt. Ein Filmpalast wird nur erwähnt und nie szenisch gezeigt, lediglich die letzte Szene spielt auf dem roten Teppich einer Filmpremiere. Auf Einblicke in die Filmwelt – z. B. Dreharbeiten, Kinovorstellung, Betreiben eines Kinos – wartete ich als Leserin vergeblich. Die Protagonistin arbeitet zwar als Cutterin bei der Wochenschau, aber ich erfahre nur, dass sie dabei einen weißen Kittel trägt und sonst gar nichts über den handwerklichen und künstlerischen Prozess. Enttäuschend.
Ich hatte Band 1 und 2 der Saga zusammen gekauft und musste mich durch den ersten Band ziemlich durchkämpfen, denn darin nimmt die Autorin mit 359 Seiten langwierig Anlauf (der Stoff ließe sich auf 100 Seiten verdichten), um dann mit einem Cliffhanger Spannung für Band 2 zu schaffen. Auf das Lesen von Band 1 hätte ich gut verzichten können.
Ich empfehle, direkt mit Band 2 einzusteigen, denn man versteht alles auch so und die Handlung kommt erst dann richtig in Schwung. Die Protagonistin Lili leidet seit dem Autounfall (am Ende von Band 1) nämlich unter Gedächtnisverlust und rekonstruiert die Geschehnisse. Durch diesen Kunstgriff der Autorin erfährt man beim Lesen Stück für Stück alles Nötige.
Handlung in Hamburg 1951: Im Zentrum steht Filmschnittmeisterin Lili, die physisch und seelisch von dem Autounfall (vor 4 Jahren) heilen muss, ihre Familiengeschichte recherchiert und sich aus ihrer unglücklichen Ehe befreit, um endlich ihre große Liebe und ihren Erbanteil zu erkämpfen. Die Vernetzung der Figuren untereinander – geheime Verwandtschaftsverhältnisse und ehemalige Liebschaften – wirkte auf mich arg konstruiert, wobei sich der in beiden Bänden immer wieder erwähnte Kriminalfall bei Dreharbeiten vor dem Krieg unspektakulär auflöst. Meine Erwartung, dass die verschollene Filmrolle die Lösung zu Tage fördert, wurde herb enttäuscht. Damit hat die Autorin ein effekthascherisches Drama aufgebaut, das dann einfach sang- und klanglos im Nichts verläuft. Zudem hat es mich genervt, dass sich das Missverständnis, das die Liebenden voneinander trennt, zwei Mal auf ähnliche Weise wiederholt.
Achtung, Falschinformation vom Goldmann Verlag: Auf dem Klappentext und in den Produktbeschreibungen diverser Online-Portale finden sich inhaltliche Fehler: Die Figur Thea von Middendorff ist keine berühmte „Hollywood-Diva“, kein „internationaler Filmstar“, sondern eine abgehalfterter deutsche Schauspielerin der UFA der 1930er Jahre, die seit Jahren im Exil in der Schweiz keinen Film mehr gedreht hat und nun ihr Comeback versucht. Weiterhin heißt es im Teaser: „Auf ihrer Spur befindet sich der britische Journalist John Fontaine, der Thea von Middendorff nun mit einem Interview kompromittiert.“ Solch eine Szene kommt im Roman nicht vor – weder das Interview, noch lüftet John ihr Geheimnis.
Der Kriminalfall, der hier fälschlicherweise ins Zentrum der Handlung gerückt wird, klärt sich auf den letzten Seiten in einem Absatz durch die Erzählung einer Nebenfigur auf: Ein Kollege berichtet John, wie er kürzlich in einer Akte das Geständnis der Täterin gelesen hat – auch hier findet szenisch nichts statt. Anders als der Klappentext es anpreist, hat der Roman nichts über die Filmwelt zu bieten (bis auf Namedropping von ein paar Filmen und Schauspielern aus der damaligen Zeit), auch nichts Konkretes über das Entstehen der Berlinale. Am Ende schreitet Thea im Blitzgewitter über den roten Teppich des Festivals, mehr erfährt man nicht.
Irreführend ist auch das Buchcover (glamouröse Frau), das zwar ästhetisch ansprechend ist, aber den Kerninhalt und die Atmosphäre des Romans (hart arbeitende und erkrankte Frau geht durch die Ehehölle) verfehlt. Das Cover und der reißerische Teaser mit den Glamour und Spannung versprechenden Signalwörtern mögen in der Vermarktung zwar wirkungsvoll sein, führen aber zur Verärgerung beim Lesen, weil die geweckten Erwartungen nicht eingelöst werden.
Charaktere: Die beiden Hauptfiguren – Lili Paal und ihr Geliebter, John Fontaine – kamen mir beim Lesen lebendig und psychologisch rund vor und ich habe für sie mitgefiebert. Lilis Ehemann Albert kommt nur in wenigen Szenen vor und wird glaubwürdig portraitiert als selbstsüchtiger Musiker mit schwachem Charakter, der sich von Intriganten beeinflussen lässt. Es ist abstoßend, wie er seine Ehefrau zum Sex zwingt, sie finanziell ausnutzt, belügt und betrügt. Damit gelingt es der Autorin, bei der Leserin Wut gegen den abscheulichen Ehemann (den Lili überdies schnarchend und nach Schweiß und Alkohol stinkend neben sich im Bett ertragen muss) zu schüren, wobei sie den Frustrationsbogen etwas überspannt: Warum verlässt Lili diesen Ehemann nicht schneller? Die duldsame Lili verursacht der Leserin einiges an Ungeduld und Mitleiden. Hätte die Autorin die Figur des Albert vielschichtiger angelegt, wären Beziehungsgeflecht und Dramaturgie interessanter gewesen.
Kritikwürdig finde ich die Ausarbeitung der weiteren Nebenfiguren: Lilis Halbschwester Hilde und deren fies intrigierender Ehemann Peter Westphal sind ganz simpel die Bösen (gerade bei Hilde wäre Potenzial für Ambivalenz) und die glamouröse, exaltierte und tablettenschluckende Filmdiva Thea von Middendorff ist ein wandelndes Klischee. Die Autorin beschreibt sie aus der emotionalen Distanz einer schaulustigen Beobachterin und gibt die seelischen Nöte der Schauspielerin der Lächerlichkeit preis, wodurch es auch mir als Leserin schwerfällt, einen echten Menschen hinter der dicken Schminke zu erkennen. Was für eine vertane Chance! Hier wäre Raum gewesen, ein facettenreiches Portrait einer Künstlerin zu zeichnen und über diese Figur die Magie des Filmemachens zu entfalten. Aber nein, Derartiges sucht man im Roman vergeblich. Ebenso klischeehaft überzeichnet ist der heißblütige junge Regisseur.
Zwei gute Freunde von Lili, Filmproduzent Roolfs und ihr Wochenschau-Chef Walter, werden nur schemenhaft charakterisiert und sind sich viel zu ähnlich in ihrer Funktion in der Story als Ratgebende.
Leider bleibt Lilis Nichte, die 20-jährige Gesa, nur eine Randfigur, dabei hätte sie mit ihrem Traum, Schauspielerin zu werden, die Handlung interessant bereichern können.
Zeit- und Lokalkolorit sind sehr gut: Ein großer Pluspunkt ist, wie die Autorin ihre gründliche Recherchearbeit über die gesellschaftliche und juristische Stellung der Frau im Deutschland der 1950er Jahre (z. B. Modalitäten bei einer Scheidung, harte Besteuerung von berufstätigen, verheirateten Frauen, Machtposition der Ehemänner) sowie die Gesetzgebung beim Wiederaufbau der zerbombten Stadt in die Handlung verwoben hat. Das Hamburg der Nachkriegszeit wird im Roman anschaulich und facettenreich beschrieben.
Stil: Die Autorin schreibt flüssig lesbar, sprachlich souverän und atmosphärisch dicht. Nur einige Passage, in denen Figuren seitenlang in Gedanken hin und her überlegen strapazieren die Geduld (besonders dann, wenn man als Leser*in bereits einen Wissensvorsprung gegenüber den Figuren hat).
Fazit: Ein unterhaltsamer Historienroman, sofern man sich damit abfindet, nichts Konkretes über die titelgebende Welt des Kinos zu erfahren. Es ist eine romantische, bittersüße Liebesgeschichte, eingebettet in ein faszinierendes Zeitportrait (besonders zu empfehlen für Hamburg-Interessierte), und eine Emanzipationsgeschichte, denn die Protagonistin erwacht schmerzhaft aus ihrer Naivität und kämpft um ihre Rechte.
Es ist kein Wohlfühlroman, denn es kommen schwere Themen vor (z. B. wie Ehefrauen erzwungenen Geschlechtsverkehr erdulden müssen). Demgegenüber ist nicht stimmig, dass ernstzunehmende Themen wie Medikamentenmissbrauch und ein Nervenzusammenbruch bagatellisiert und auf Schlagzeilen in der Boulevardpresse reduziert werden. Tiefgang und Seichtes liegen in diesem Roman dicht nebeneinander.
Nachdem ich vor nicht allzu langer Zeit den ersten Teil der Reihe gelesen habe, fand ich sehr schnell in die Geschichte, die am Ende des ersten Bandes sehr abrupt endet. Band zwei schließt nahtlos an den ...
Nachdem ich vor nicht allzu langer Zeit den ersten Teil der Reihe gelesen habe, fand ich sehr schnell in die Geschichte, die am Ende des ersten Bandes sehr abrupt endet. Band zwei schließt nahtlos an den Vorgänger an.
Leider konnte mich auch der zweite Band nicht wirklich überzeugen. Das lag vorallem an Lili, mit der ich große Schwierigkeiten hatte. Was war bitte aus der selbstbewussten und erfolgreichen Cutterin aus Teil 1 geworden? Ich erkannte sie kaum wieder. Unsicher, voller Zweifel und total fremdbestimmt lässt sie alles über sich ergehen. Der "Nebel im Kopf", der sie seit dem Unfall vor fünf Jahren begleitet, wird immer wieder als Ausrede benutzt, statt sich endlich den Dingen zu stellen. Nach fünf Jahren sollte sie ihr Leben doch endlich in den Griff bekommen, auch wenn Frauen zu dieser Zeit weder ein Bankkonto besitzen, noch arbeiten durften, wenn ihr Mann damit nicht einverstanden war. Schwager Paul und Halbschwester Hilde nutzen Lilis Situation noch mehr aus, ebenso wie Lilis Ehemann Albert. Doch dann trift sie den Journalisten John Fontaine wieder, der damals mit ihr im Unfallauto saß......
Intrigen und Enthüllungen bringen etwas Spannung in die Geschichte, die mir trotzallem zu sehr Liebesgeschichte war und zu wenig Filmflair in den Roman brachte. Das titelgebende Kino scheint überhaupt nicht mehr auf. Es wurde zu einem Tanzclub umgebaut, in dem Lilis Mann Albert auftritt. Deshalb frage ich mich, wieso es, sowohl als Übertitel für die Trilogie, als auch für den Untertitel "Der Filmpalast" herhalten darf? Ja, es geht auch um einen Filmdreh mit der international gefeierten Schauspielerin Thea von Mittendorff, die aus ihrem Exil kommend wieder nach Deutschland einreist. Ihre Rolle in ihrem neuen Film birgt jedoch noch einige Überraschungen für die Diva, denn es gibt nur zwei Personen, die wissen, was damals vor sieben Jahren in den Babelsberger Filmstudios passiert ist.....
Den nostalgischen Charme der 1950iger Jahre konnte die Autorin wieder sehr gut einfangen. Auch die Charaktere sind sehr lebendig gezeichnet. Wir treffen viele Figuren aus dem Vorgängerband wieder.
Die Wohnungsnot und die Kriegsschäden in Hamburg werden wieder sehr bildhaft beschrieben. Viele Menschen leben einquartiert bei anderen Familien, wie auch Lili und Albert. Das Trümmergrundstück ihrer Eltern erweckt jedoch die Begierde ihres Schwagers und ihrer Halbschwester Hilde. Durch Intrigen versucht er die Hälfte des Hauses Lili abspenstig zu machen. Auch die Beziehung zu Albert wird immer angespannter und als verheiratete Frau ist sie von ihm abhängig. Er trifft die alle Entscheidungen. Lili wird erst munter, als er ihr verbietet zu arbeiten....doch da sind wir schon wieder im letzten Teil des Buches angelangt. Und für mich steht damit auch fest, dass ich den dritten Teil nicht mehr lesen werde.
Die drei Sterne vergebe ich vorallem für die bildhafte und authentische Beschreibung der damaligen Zeit und der wunderbar eingefangen Atmosphäre. Die Story selbst konnte mich allerdings nicht überzeugen.
Fazit:
Leider konnte mich der zweite Teil noch weniger überzeugen, als schon Teil Eins. Damit ist für mich klar, dass ich den Abschlussband nicht mehr lesen werde. Mir fehlt es an Spannung, an Kinoflair und an einer Protagonistin, die mich überzeugen konnte. Schade!