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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2021

Hat mich leider nicht überzeugt

Der Verdrüssliche
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Dieser Kunstkrimi besteht aus mehreren Handlungssträngen, die vorerst kaum Zusammenhänge erahnen lassen.

Die pensionierte Mitarbeiterin des Bundesdenkmalsamtes, Dr. Carola Broggiato, entdeckt, dass „der ...

Dieser Kunstkrimi besteht aus mehreren Handlungssträngen, die vorerst kaum Zusammenhänge erahnen lassen.

Die pensionierte Mitarbeiterin des Bundesdenkmalsamtes, Dr. Carola Broggiato, entdeckt, dass „der Verdrüssliche“, eine der 52 von Franz Xaver Messerschmidt (1736-1783) geschaffenen Büsten in das Getty-Museum nach Los Angeles verkauft worden ist. Dabei hätte die Ausfuhrgenehmigung gar nicht erteilt werden dürfen, da es sich bei diesem Charakterkopf um österreichisches Kulturgut von höchstem Stellenwert handelt.

Gemeinsam mit dem Journalisten Marc Radek beginnt sie die Umstände dieses Verkaufs zu recherchieren.

Ein weiterer Handlungsstrang ist das Familienleben von Gitta, Paul und Bernhard Hausladen, das in Auflösung begriffen ist. Gitta ist eine Malerin, die an diversen psychischen Störungen leidet und kaum den Alltag bewältigen kann. Erst als sie von Paul, der allerlei Geheimnisse mit sich herumträgt, verlassen wird, gelingt es ihr mithilfe ihrer Freundin, langsam wieder Tritt zu fassen.

In einem dritten Handlungsstrang, der in der Vergangenheit spielt, kommt die Skulptur selbst zu Wort.

Langsam und durch die vielen Andeutungen verwirrend, lässt sich eine Verbindung der gegenwärtigen Handlungsstränge erahnen. Wie das Ganze zusammenhängt, erschließt sich dem Leser erst sehr spät.

Meine Meinung:

Dieser Roman von Eva Holzmair wird als „packend, auf wahren Begebenheiten rund um Kunst und Korruption basierend“ beschrieben. Natürlich musste ich das Buch lesen! Als Wienerin und Liebhaberin von komplexen Kriminalromanen habe ich mich auf spannende Lesestunden gefreut. Doch leider hat mich das Buch enttäuscht.

Die eigentliche Krimihandlung, die ich hier jetzt nicht verrate, setzt erst ziemlich spät ein. Ja, es geht um undurchsichtige Geschäfte mit Kunstwerken und die unrühmliche Rolle, die Mitglieder der Museen spielen. Spätestens seit dem Raub der „Saliera“ weiß die ganze Welt, dass in österreichischen Museen nicht alles Gold ist, was glänzt. Und die Machenschaften rund um in der NS-Zeit geraubte Kunstschätze beschäftigen noch heute die Gerichte.

Die Idee hat mir ausgezeichnet gefallen. Was wäre das für ein fesselnder Krimi geworden! Doch leider wird durch die langatmige und ausufernde Beschreibung von Gittas Seelenleben und ihres nicht bewältigten Alltages, die Spannung zerrissen. Für den Verlauf des Krimis ist es völlig unerheblich, ob Bernhards Zeugnis Ziffernnoten oder eine verbale Beurteilung enthält. Oder die häufigen Auftritte von Jarolim, Broggiatos dreibeinigem Kater. Weiters kommen zahlreiche Nebenfiguren vor, die wenig bis nichts zur Handlung beitragen. Da hätte getrost gestrafft werden können.

Gut gefallen hat mir die Figur der alten Lehrerin von Carola Broggiato. Die bringt Leben in die Geschichte.

Warum seit einiger Zeit bei Dialogen die Anführungszeichen entweder ganz weggelassen oder durch andere Zeichen ersetzt werden, entzieht sich meiner Kenntnis.

Das Cover, auf dem die Skulptur „Der Verdrüssliche“ abgebildet ist, weckt sofort Interesse. Schade, dass mich das Buch nicht so richtig fesseln konnte.

Fazit:

Ein verwirrender Krimi aus dem Kunstmilieu dem ich leider nur 3 Sterne geben kann.

Veröffentlicht am 03.04.2021

Hat mich nicht vollends überzeugt

Waldviertelblut
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Der Klappentext verspricht einen interessanten Krimi aus der Reihe mit Walli Winzer:

„Walli Winzer kann es kaum fassen! Die modebewusste Wiener PR-Agentin erhält den Auftrag, die neue Kollektion einer ...

Der Klappentext verspricht einen interessanten Krimi aus der Reihe mit Walli Winzer:

„Walli Winzer kann es kaum fassen! Die modebewusste Wiener PR-Agentin erhält den Auftrag, die neue Kollektion einer türkischen Stardesignerin für den Wohnbereich zu betreuen. Alles klappt, bis bei der Präsentation der Kreation ein Toter aus einem Teppich kullert. Für diesen Fall ist nun die Wiener Polizei zuständig. Der Täter scheint bald gefunden, doch Walli und Dorfpolizist Grubinger zweifeln. Ihr Entschluss steht fest - es wird parallel ermittelt.“

Doch leider habe ich hier einen mäßig spannenden Krimi erhalten. Es dauert eine kleine Ewigkeit, bis die „Ermittlungen“ von Walli und dem Dorfpolizisten Grubinger in Gang kommen. Dazwischen nimmt der Kater von Walli ungebührlich viel Platz ein, ohne dass es die Handlung weiterbringt. Auch die Nebenhandlung in der Walli um lukrative Aufträge gebracht wird, dient meiner Meinung nach nicht dem Fortgang der Ermittlungen, sondern lenkt eher ab.

Dabei böte das (Grund)Thema jede Menge Spannung (und Sprengstoff), handelt es sich doch die Ausbeutung von türkischen Frauen (und Kindern), die in mühevoller Heimarbeit zu Niedrigstlöhnen prachtvolle Teppiche knüpfen, die dann in Europa in Möbelhäusern billig verkauft werden.

Allerdings habe ich mich über die Wortschöpfungen bei der Namenswahl des Waldviertler Betriebes und seinem Standort amüsiert, zumal sie nahe an ihre echten Vorbilder angelehnt sind. Die Nachforschungen führen Walli nicht nur nach Gmünd im Waldviertel, sondern auch in ein türkisches Dorf, wo sie gleich mehrmals in den Fettnapf tritt. Das passt gute zu ihrem umtriebigen Charakter und den drei Vorgängern. Interessant ist die Entwicklung von Sepp Grubinger, der Walli nicht mehr so ablehnend gegenübersteht und sich diesmal, um einen Freund von einem Mordverdacht reinzuwaschen, sogar mit ihr verbündet.

An sich mag ich ruhige Krimis, die in vertrauter Umgebung spielen, doch hier ist es mir doch zu gemächlich zugegangen.

Fazit:

Hier habe ich mir mehr doch erwartet und kann nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 22.03.2021

Leider nicht der beste Krimi diese Reihe

Die Kamuelsfeder
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Siegfried Dinkel, genannt „Sidimuff“ nach seiner gleichnamigen Firma, die eine Goldgrube ist, hat vor einem Jahr seine Ehefrau Sophia bei einem Tauchunfall verloren. Doch nun mehren sich die Indizien, ...

Siegfried Dinkel, genannt „Sidimuff“ nach seiner gleichnamigen Firma, die eine Goldgrube ist, hat vor einem Jahr seine Ehefrau Sophia bei einem Tauchunfall verloren. Doch nun mehren sich die Indizien, dass der Tod seiner Frau vielleicht doch kein Unfall war, zumal einige Personen von damals ein gewaltsames Ende finden. Und überhaupt, wo ist eigentlich die Leiche?

Doch auch in Deutschland schlägt der Tod zu und Sidimuffs aktuelle Geliebte wird ermordet.

Die Neue im Team, Andrea Onello, die perfekt italienisch spricht, wird in den Süden geschickt, um mit den dortigen Kollegen zu ermitteln.

Wird Haderleins Truppe die Morde aufklären können?

Meine Meinung:

Dieser achte Fall für KHK Franz Haderlein und Bernd „Lagerfeld“ Schmitt hat mir nicht so gut gefallen. Die Leichtigkeit, die mehrere Vorgänger auszeichnet, ist irgendwie abhandengekommen.

Die Einführung der neuen Kollegin Andrea Onello böte jede Menge Spannung, doch die wird gleich einmal relativiert, weil gemeinsam mit den italienischen Kollegen ermitteln muss.

Gerne hätte ich ein „Match“ Onello gegen Honeypenny gelesen. Doch leider blieb dieses aus.

Auch das Ermittlerschwein Riemenschneider, das immer wieder für Schmunzeln beim Lesen sorgt, hat diesmal erst auf den letzten Seiten seinen großen Auftritt. Der geneigte Leser hat natürlich schon viel früher einen Verdacht, warum sich ihre Leibesfülle vergrößert hat.

Das Cover hat mich sofort in den Bann gezogen und eine Feder wird auch eine Rolle spielen.

Über die klischeehafte Figur des Federico Buffa musste ich herzlich lachen. Zuerst erwartet er eine graue Maus aus Deutschland und baggert sofort die attraktive Andrea an. Die Abfuhr gönne ich ihm!

Fazit:

Leider nicht der beste Krimi dieser Reihe, daher kann ich diesmal nur 3 Sterne vergeben. Aber, der nächste „Das Makarovpuzzle“ wartet schon.

Veröffentlicht am 15.03.2021

Provokant

Female Choice
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„FEMALE CHOICE ist ein Fachterminus aus der Biologie, der die Fortpflanzungsstrategie der allermeisten Lebewesen beschreibt.“

Nach einer längeren Einleitung stellt uns die Biologin in fünf großen Kapiteln, ...

„FEMALE CHOICE ist ein Fachterminus aus der Biologie, der die Fortpflanzungsstrategie der allermeisten Lebewesen beschreibt.“

Nach einer längeren Einleitung stellt uns die Biologin in fünf großen Kapiteln, die noch weiter unterteilt sind, ihre gewagten Thesen vor.

Meike Stoverock hat ein aufwühlendes Buch geschrieben. Es ist radikal und provoziert Männer wie Frauen. Damit geht sie augenzwinkernd („Ich ahne Ihr Augenrollen“ S. 13) und vorausschauend um und entkräftet Gegenargumente, die beim Lesen aufsteigen können.

Manches wirkt extrem und man muss nicht mit allem einverstanden sein, was sie schreibt. Die Empörung über ihr Bild von Männern und Frauen wird ebenso groß sein, wie über ihre Ablehnung der Ehe und das Nachdenken über alternative Beziehungsmodelle. Die Kritik an den diversen Religionen kann man gut nachvollziehen, da die Macht in den Glaubensfragen seit Jahrhunderten in den Händen der Männer liegt.

Doch genau in der Provokation liegt der Reiz, ihr Buch zu lesen. Es lässt sich trefflich über das Verhältnis von Männern und Frauen nachdenken und auch streiten. Damit wäre eine Strategie für das Zusammenleben wieder offen: miteinander reden, um die unterschiedlichen Sichtweisen anzugleichen.

Ein Gedanke macht besonders nachdenklich: Die Beobachtung, dass die sogenannten Incels, jene unfreiwillig zölibatär lebenden Männer, die keine (Ehe)Partnerinnen finden, in Zukunft gefährlich werden könnten. Angesichts der jahrelang propagierten Ein-Kind-Ehe in China, wo Millionen von weiblichen Föten abgetrieben worden sind, weil nur Knaben den Status der Eltern heben, und ein daher ein eklatanter Männerüberschuss = Frauenmangel herrscht, könnte es hier zu einer Änderung der Gesellschaft kommen. Eine Frau lebt mit mehreren Männern zusammen?

Eine Alternative wäre ein Krieg um die „Ressource“ Frau - auch keine schöne Vision, aber auch schon mindestens einmal dagewesen („Der Raub der Sabinerinnen“).

Fazit:

Man muss weder die Autorin noch das Buch mögen. Der eine oder andere absichtlich provokant ausgesprochene Gedanke lohnt allerdings ein Nachdenken. Für mich halten sich verstörende und interessante Statements die Waage. Restlos überzeugt hat mich das Buch nicht, daher bekommt es 3 Sterne.

Veröffentlicht am 05.03.2021

Hat mich nicht vollends überzeugt

Als wir uns die Welt versprachen
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Romina Casagrande erzählt die Geschichte von Edna Weiss, deren Eltern, bitterarmer Bergbauern, sie als Verdingkind nach Deutschland verkauft haben.

Wir lernen die neunzigjährige Edna kennen, die zurückgezogen ...

Romina Casagrande erzählt die Geschichte von Edna Weiss, deren Eltern, bitterarmer Bergbauern, sie als Verdingkind nach Deutschland verkauft haben.

Wir lernen die neunzigjährige Edna kennen, die zurückgezogen in ihrem Häuschen in Südtirol lebt. Nur der Papagei Emil leistet ihr Gesellschaft. Einziger Luxus ist die Zeitschrift „Stern“, die sie aufmerksam liest und aufbewahrt. Als sie eines Tages von einer Unwetterkatastrophe in Ravensburg liest und auf einem der Fotos ihres Leidensgefährten Jacob aus der „Schwabenkind“-Zeit entdeckt, beschließt sie, eine alte Schuld einzulösen.

Sie packt ein paar Habseligkeiten sowie Emil in dessen Transportkiste und macht sich zu Fuß auf, Jacob im Krankenhaus von Ravensburg zu besuchen. Dabei geht sie den Weg zurück, den Jacob als Fluchtweg aus dem Sklavendasein aufgezeichnet hat.

„Was zählten schon die Träume zweier Kinder, denen man ihre Welt genommen hatte, um sie hinter die Berge auf einen alten Bauernhof zu verbannen?“

Meine Meinung:

Die Idee zu diesem Roman hat mir sehr gut gefallen. Nur wenige Menschen wissen von den Schicksalen der bitterarmen Bergbauernkinder, die, um die Not der Daheimgebliebenen ein wenig zu lindern, in die Fremde - vor allem nach Baden-Württemberg - verkauft wurden. Viele dieser Kinder stammen ursprünglich aus dem Vinschgau (Südtirol), der Schweiz, Vorarlberg, Tirol, der Steiermark oder aus Liechtenstein. Die meisten dieser Verdingkinder wurden als Arbeitssklaven körperlich und seelisch missbraucht. Ihnen eine Stimme zu geben, ist eine gute Idee. Leider ist die Umsetzung nicht so gut gelungen.

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Zu Beginn wirkt Edna etwas verwirrt. Die Nachbarn wollen sie deshalb in einem Altenheim unterbringen.
Während der beschwerlichen Reise gibt sich Edna ihren Erinnerungen hin und so erfahren wir Leser, was sie erlebt und erlitten hat.

Der Entschluss, den schwer verletzten Jacob zu besuchen und ihm Emil zurückzugeben, scheint wie ein Bußgang zu sein. Denn aus Ednas Verschulden (zumindest glaubt Edna das), ist Jacob die Flucht nicht gelungen. Daher geht Edna die Fluchtroute in entgegengesetzter Richtung zu Fuß. Die Strecke von rund 240km, die mit dem Auto in rund drei Stunden zu bewältigen ist, führt Edna über Landeck, den Reschenpass, den Arlberg, an den Bodensee und weiter. Dabei nimmt sie nicht die gut ausgebauten Straßen, sondern die alten Wege durchs Gebirge.
Auf ihrem Weg verliert sie Ausweis, Geld und einen Teil ihres Gepäcks. Doch sie findet immer wieder Personen, die ihr helfen. So erhält sie zum Beispiel von einem Motorradfahrer eine Lederjacke, die ihr später noch einmal gute Dienst leistet, weil sie sie als Mitglied einer Gruppe ausweist.
Allerdings und das ist für mich ein ziemlicher Widerspruch, vertrödelt sie viel Zeit mit Zufallsbekanntschaften. Edna sollte, wenn schon quasi auf dem persönlichen Jakobsweg, zügig (soweit das für eine 90-Jährige möglich ist) weiterkommen. So wiederholt sich ihre Trödelei, ihre Unpünktlichkeit, die damals Jacob zurückbleiben ließ.

Fazit:

Ein Roman von Schuld und Sühne sowie von Leid und schlechtem Gewissen, der mich leider in seiner Umsetzung nicht ganz überzeugt hat. Daher kann ich nur 3 Sterne vergeben.