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Veröffentlicht am 17.04.2021

Trau Dich! und gibt niemals auf!

Versuchen
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Ein Junge kommt in das Atelier eines alten Bildhauers und bestaunt seine Werke. Er schaut ihm bewundernd bei der Arbeit zu, traut sich aber nicht, es selbst zu versuchen. Er hat Angst zu versagen. Der ...

Ein Junge kommt in das Atelier eines alten Bildhauers und bestaunt seine Werke. Er schaut ihm bewundernd bei der Arbeit zu, traut sich aber nicht, es selbst zu versuchen. Er hat Angst zu versagen. Der alte Meister ermutigt ihn, es dennoch zu probieren, denn ohne Scheitern kein Gelingen. Es sind auch die Misserfolge und das Scheitern, die uns ausmachen und prägen. Würde alles auf Anhieb gelingen, wüsste man es gar nicht so sehr zu schätzen. Das Misslingen gehört zu uns und unserer Selbstfindung einfach dazu. Kein Grund zu verzweifeln, sondern einfach weiterzumachen!

„Versuchen“ das neue Bilderbuch nach dem Welterfolg „Vielleicht“: „Versuche, was du nicht kannst, um herauszufinden, was du kannst“. Es ist ein Mut-mach-Bilderbuch, dass dazu ermutigt etwas zu wagen, etwas auszuprobieren, damit man herausfindet was man kann. Es ermutigt dazu zu scheitern und an seinen Fehlern zu wachsen. Wer nichts wagt, kann nichts erreichen, er bleibt in Sicherheit, aber er kann auch nie wahre Größe erlangen.

Die Altersempfehlung ist von 6 – 8 Jahren. Teilweise finde ich das passend. Gerade ein Bild des Bildhauers finde ich für diese Altersgruppe sehr gut verständlich: Wenn Kinder Laufen lernen und gleich zu Beginn fallen, bleiben sie nicht sitzen, sondern stehen wieder auf und probieren es so lange, bis sie Laufen können! Ein sehr nachvollziehbares Bild für Kinder, allerdings finde ich den Bildhauer nicht ganz so geeignet, als Anschauungsmaterial, da sicherlich nur Kinder aus der Bildungsschicht, sich etwas unter einem Bildhauer vorstellen können. Bildhauerei ist auch nicht einfach ein Loskloppen auf einen Stein, dafür ist das Material zu kostbar. Man lernt erst etwas über seine Materialien, über Techniken und legt dann los, alles andere wäre einfach zu kostspielig. Ein Maler wäre für Kinder von 6 – 8 Jahren sicherlich nahe liegender. Auch beim Malen haben viele Kinder Angst zu beginnen, weil es nicht schön genug sein könnte, aber nur Übung macht den Meister. Die Vorgänge und Materialien sind Kindern allerdings vertraut. Sprachlich finde ich es ebenfalls recht anspruchsvoll. Ich bezweifle das Kinder von 6 – 8 Jahren die Begriffe „wertschätzen“ und „es heißt, man ist nach vorne getreten...“ wirklich begreifen. Die Botschaft ist sehr wichtig, für jedes Alter. Die Altersgruppe von 6 – 8 Jahren kann schon selbst lesen, aber noch nicht so gut abstrahieren. Da wäre für mich, bisweilen weniger, aber einfacherer Text, mehr gewesen. Die Umsetzung finde ich sehr poetisch, vielschichtig und inspirierend, aber eben auch etwas abstrakt und daher eher ein wunderschönes Bilderbuch für Erwachsene. Man muss es nicht vor Kindern verstecken, man kann besonders einige Passagen auch gut gemeinsam Lesen und Betrachten, aber auch die hochwertigen Illustrationen haben eine deutliche Unschärfe, überlassen viel der Fantasie und arbeiten mit einem erheblichen Abstraktionsgrad. Die Illustrationen sind wirklich wunderschön, meist in zweifarbigen Schattierungen gehalten, mit nur wenigen, verhaltenen Farbelementen. Es überwiegt ein grau-weißer Eindruck, doch wer es wagt genauer hinzuschauen, entdeckt eine Vielzahl an Farben, die sich besonders ausgeprägt an einer immer wieder auftauchenden Katze zeigt.

Ein wunderschönes Buch, von der Botschaft her, der Sprache und der Illustrationen von Eileen Hurst, für mich nur nicht unbedingt für Kinder von 6 bis 8 Jahren. Diese fragen nämlich eher: was macht die Katze da immer? Tja, das kann ich leider auch nicht verraten, aber ich kann bestätigen, dass es sich lohnt, es immer zu versuchen und nicht aufzugeben, sich nicht entmutigen zu lassen von Fehlschlägen. Vielleicht soll die Katze ja Kinder ermutigen, ihre Eltern so lange um ein Haustier anzubetteln, bis sie Erfolg haben?

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Ein Wohlfühlhörbuch

Mein Glück in deinen Händen
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Sara (38) und ihre Schwester Mariel (35) standen sich nie besonders nahe, dafür sind sie einfach zu verschieden. Die clevere, unabhängige und zielstrebige Sara war Papas Liebling und die schöne und anschmiegsame ...

Sara (38) und ihre Schwester Mariel (35) standen sich nie besonders nahe, dafür sind sie einfach zu verschieden. Die clevere, unabhängige und zielstrebige Sara war Papas Liebling und die schöne und anschmiegsame Mariel Mamas. Der Tod des Vaters vor fünf Jahren hat sie einander auch nicht näher gebracht. Doch dann hat Mariel Sara ihre große Liebe Carter, einen erfolgreichen Hollywood-Anwalt ausgespannt und will ihn in nur 14 Tagen heiraten. Seither ist eigentlich Funkstille und ganz sicher wird Sara nicht an der Hochzeit teilnehmen. Doch dann erhält sie einen Anruf ihrer Mutter, der es gesundheitlich so schlecht geht, dass sie ihre beiden Töchter um sich versammelt wissen möchte. Ein mieser Trick, um Sara an den Ort der Feierlichkeiten zu locken. Also beschließt Eventmanagerin Sara aus der Not eine Tugend zu machen und bietet ihrer überforderten Schwester ihre Dienste als Hochzeitsplanerin an. Dies macht sie nicht, um sich zu versöhnen, sondern um heimlich den schönsten Tag im Leben ihrer Schwester zu sabotieren. Allerdings kommt es ganz anders als von der durchstrukturierten Sara geplant, denn gegen Pleiten, Pech und Liebe ist auch sie nicht gefeit.

Dies ist ein Hörbuch für die Seele und nicht nur für die gesitteten Seiten dieser, sondern auch für das kleine böse Teufelchen in uns, dass bei Kränkungen zu „Rache-Attacke!“ aufruft! Natürlich ist das nicht die Lösung aller Probleme, aber so fiese Pläne zu schmieden kann bisweilen sehr befriedigend sein. Noch befriedigender ist es jedoch, wenn man irgendwann merkt, dass man die Pläne besser wieder sein lassen sollte, weil das Leben nun mal so spielt wie es spielt. Glücklich machen Gemeinheiten nämlich nicht. Dafür hält das Leben so manche Überraschung für einen bereit und einige von ihnen sind nicht nur attraktiv, sondern auch wohltuend ehrlich, kreativ und humorvoll.

Ja, wie bei dem Cover nicht anders zu erwarten, wird auch Sara wieder glücklich, doch wer unter Liebesromanen leidenschaftlichen, schweißtreibenden Sex versteht, der ist hier falsch. Hier geht es um Gefühle und Erkenntnisse, um gemeinsam erlebte Katastrophen, die verbinden und eine dauerhafte Basis bilden können, auch wenn man alt und runzelig ist. Humor als Schmierstoff des Getriebes des Alltags ist beständiger als verklärte Erinnerungen. Es geht aber auch um komplizierte schwesterliche Rivalitäten, um Familienkonstellationen und das Rollenverhalten in der Familie. So hat Mariel die ihre zugedachte Rolle als die Hübsche akzeptiert, ohne je daran zu zweifeln, zu rebellieren oder zu zeigen, dass mehr in ihr steckt. Sie hat unter ihrem Image nicht weniger gelitten als ihre Schwester und jede beneidete die andere. Saras Bedenken gegenüber Mariels Grundeinstellung kann ich nur zu gut verstehen, aber wahrscheinlich hat ihre Mutter recht, dass es tatsächlich Männer gibt, die genau solche Frauen an ihrer Seite brauchen, dann sollen sie sie auch bekommen ;) Daher ist auch Toleranz wichtig, denn nicht jeder ist der unabhängige Typ und nicht jeder möchte eine gleichberechtigte Partnerschaft führen, sondern wünscht sich einen Partner, für den er repräsentieren kann, aber der dann für sie/ihn die Entscheidungen fällt. Ich kann Sara verstehen, dass ihr dieser Rat ihrer Mutter schwer fällt, aber mit der Zeit begreift sie, dass an diesen Worten etwas dran sein mag. Sie begreift auch, dass ein Mann, für den ihre Schwester die Richtige ist, sicherlich nicht der Richtige für sie wäre... Eigentlich keine Einsicht, die die Welt aus den Angeln hebt, oder doch? Niemand geringeres als Queen Elisabeth II meinte, dass das Geheimnis ihrer langen glücklichen Ehe Toleranz sei.

Ich habe herrlich in dieser Welt des Wohlstandes in traumhafter Umgebung einschlafen können. Das meine ich lobend, denn genau das war es was ich suchte! Endlich wieder gut schlafen zu können! Auch wenn man es nach diesem Geständnis nicht glauben mag, so ist die Geschichte unterhaltsam und kurzweilig. Es ist nicht immer alles ganz logisch (die so schlaue und stets gute Schülerin Sara soll schlecht in Mathe sein? Muss man als Eventmanagerin nicht die Kosten im Blick haben?), aber das ist bei einem Wohlfühlhörbuch wohl eher nebensächlich. Manchmal empfinde ich die Ereignisse auch etwas an den Haaren herbeigezogen, was mich vielleicht beim Lesen sehr stören würde, was meiner ersehnten Entspannung und Ablenkung aber keinen Abbruch tat.

Julia Nachtmann leiht der unabhängigen, tatkräftigen Sara ebenso gekonnt ihre Stimme, wie der bequemen und anspruchsvollen Mariel. Die männlichen Rollen übernimmt sie ebenso gekonnt, unaufdringlich, aber mit Charakter. Sie spricht klar und gut verständlich, dass es Spaß macht, ihr zu zuhören.

Das Hörbuch ist in einzelne Tracks eingeteilt, zum schnelleren Wiedereinstieg für den Fall, dass man mal pausiert und ein Gerät nicht über eine Memoryfunktion/Resumefunktion/Hörbuchfunktion verfügt. In der letzten Zeit hatte ich bei Hörbüchern auf MP3 von der Länge oft das Problem, dass meine Geräte lediglich die ersten 20 Tracks abspielten und ich daher die Hörbücher aufs Handy ziehen musste. Woran das liegt, vermochte mir kein Verlag zu erklären. Dieses Hörbuch wird von jedem Gerät erkannt, kein lästiges Überspielen aufs Handy ist nötig, aber möglich.

Ein Hörbuch für entspannte, unterhaltsame Stunden in der Welt der Schönen, der Reichen und der ganz schön Reichen... In Zeiten der Unsicherheit eine Wohltat, normalerweise wäre es mir aber wohl zu l-/seicht.

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Veröffentlicht am 31.03.2021

Tiefgründig

Sommer der blauen Wünsche
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Carlin ist stets eine Außenseiterin, aufgrund der bipolaren Störung ihrer Mutter. Die leidenschaftliche Malerin, ist sehr emotional und dabei vor allem zwischen zwei Extremen schwankend. Wahrscheinlich ...

Carlin ist stets eine Außenseiterin, aufgrund der bipolaren Störung ihrer Mutter. Die leidenschaftliche Malerin, ist sehr emotional und dabei vor allem zwischen zwei Extremen schwankend. Wahrscheinlich ist dies auch der Grund, warum Carlins Vater sie schon früh verließ. Seit dem letzten Umzug hat Carlin in der neuen Schule keinen Anschluss gefunden und nach ihrem 14. Geburtstag während einer manischen Phase ihrer Mutter, war auch jeder Versuch zwecklos. Jetzt mit 17 ist sie erschöpft und lässt ihre aktuell schwer depressive Mutter unterbringen. Sie selbst reist zu ihrer Mutter väterlicherseits, die in einer Künstlerkolonie an der Küste der schottischen Highlands lebt und zu der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Gleich zu Beginn begegnet sie Arran MacKay, den Sohn des örtlichen Großgrundbesitzers und Lords. Seine roten Locken und grünen Augen faszinieren ihn. Dass er seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt stört sie nicht. Immer wieder geraten die zwei aneinander, doch die Funken knistern. Als Carlin erfährt, dass der Lord die Ländereien rund um Caladale an einen norwegischen Milliardär verkaufen will, erwacht in ihr der Kampfgeist!

Ich hatte im ewigen Lockdown Lust auf Heile Welt in Schottland, schön und leicht, so ein bisschen Rosamund Pilcher für Jugendliche. Ein wenig klang der Klappentext so, aber nur wenn man nicht gründlich liest und die Autorin nicht bereits kennt…

Mit „Wie die Sonne in der Nacht“ und „Schneetänzer“ bin ich Antje Babendererde bereits zu den Native Americans nach New Mexiko bzw. den Norden Kanadas gefolgt. Die Probleme der Ureinwohner fand ich sensibel und eindrucksvoll dargestellt, aber stets behandelt die Autorin auch eine problematische Familienkonstellation. Dies ist hier auch wieder der Fall. Sowohl Carlin, als auch Arran haben ein problematisches Verhältnis zu ihren alleinerziehenden Elternteilen. Aber anders als die übrigen männlichen Helden der Autorin, befindet sich Arran immer noch in der Bad Boy Phase und für meinen Geschmack vermittelt die Geschichte zu sehr, dass durch Liebe auch die wildesten Kerle gezähmt werden können. Mädels das klappt so nicht, denkt nicht mal daran!

Vielleicht bin ich als Mutter überbehütend, aber die Altersangabe von ab 13 Jahren finde ich noch zu früh dafür ist mir diese Geschichte zu lustbetont und sinnlich. Meine 13 jährige Tochter würde das alles noch nicht so genau wissen wollen, aber das ist entwicklungsabhängig. Die Großmutter finde ich echt ziemlich cool und ihren Rat Arran aus dem Weg zu gehen, mehr als begründet. Ich habe lange überhaupt nicht verstanden, was Carlin an ihm findet, denn ich stehe weder auf Bad Boys, noch auf Kiffer oder Säufer und als solcher stellt sich Arran ganz klar zu Beginn dar, da helfen auch keine grünen Augen und roten Locken.

Sehr einfühlsam und treffend finde ich Carlins Schwierigkeiten im Alltag mit ihrer geliebten, aber bipolaren Mutter dargestellt, ebenso wie die daraus resultierenden Probleme sich in der Schulgemeinschaft zu integrieren oder mit dem anderen Geschlecht. Auch Arrans seelischer Balast wird nach und nach sehr sensibel offengelegt. Der Rollstuhl als Fortbewegungsmittel ist da in der Tat das geringste Problem. Wie gehen Kinder mit ihren Gefühlen nach dem Suizid eines Elternteils um? Was, wenn dann noch Schuldgefühle nach dem Tod des besten Freundes dazukommen? Ganz langsam wandelt sich Scheusal Arran zu einem verletzlichen Menschen. Dennoch hätte ich wie die Großmutter jeden Kontakt der minderjährigen Enkelin zu ihm versucht zu unterbinden. Es ist auch nicht nur die Liebe zu Carlin, die diese Veränderung mit sich bringt, sondern auch die Liebe zum Land seiner Vorfahren, das nun gerade akut gefährdet ist. Danke, das wäre mir sonst nämlich zu einfach gewesen. Doch das Leben in so einer kleinen Gemeinschaft ist auch sehr speziell und wer aus der Masse hervorsticht, riskiert ausgeschlossen zu werden, was neben Arran auch seine Cousine Fiona und der osteuropäische Neuankömmling Mitja fürchten müssen. Am Beispiel der Gemeindepflegerin Bridget sehen die jungen Leute ganz deutlich, dass das Dorf ein langes Gedächtnis hat und selten Milde walten lässt. So gibt es neben Arran und Carlin noch weitere gut ausgearbeitete Charaktere, die einen mit in die tiefen Geheimnisse der Highlander nimmt.

Katinka Kultscher klingt als Carlin jung und zerbrechlich. Die Sorgen ihrer Großmutter um sie, kann man da umso leichter nachvollziehen und auch ihre gewisse Naivität hinsichtlich der grünen Augen des geheimnisumwitterten Highlanders. Ihre Stimme ist angenehm und abwechslungsreich, so dass es Spaß macht ihr zuzuhören.

Eine sinnliche Geschichte in den Highlands mit zwei Jugendlichen, die sich gegenseitig helfen, mit ihrer Familiengeschichte zurecht zu kommen! Tiefgründig. Einen Stern ziehe ich ab, weil zu selbstverständlich gekifft wird, was ich für die Altersgruppe nicht gut finde. Gut finde ich aber, das Carlin dabei nicht mitmacht.

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Veröffentlicht am 12.03.2021

Cooles Comicroman, aber leider zu klein gedruckt.

Und dann kam Juli
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Der 11 jährige Paul ist sauer! Bisher war alles normal und prima, doch nun stand plötzlich ein Pferd in ihrem schönen großen Garten und macht sich dort breit. Seine Eltern, die sich seit Ewigkeiten vehement ...

Der 11 jährige Paul ist sauer! Bisher war alles normal und prima, doch nun stand plötzlich ein Pferd in ihrem schönen großen Garten und macht sich dort breit. Seine Eltern, die sich seit Ewigkeiten vehement gegen seinen Hundewunsch wehren, schmelzen dahin! Sie sind völlig blind dafür, dass Pferd Juli (klar, es ist ja gerade Juli und das Pferd braucht ja einen Namen) den ganzen Garten ruiniert. Alles frisst Juli ab, egal ob Gemüse oder Blumen. Einen Hund durfte er nie haben, weil das ja im Urlaub so aufwendig ist, aber nun hat seine Mutter beschlossen, eh nicht in den Urlaub zu fahren, weil sie gerade angefangen hat Geschichten für eine Zeitung zu schreiben und es ihr solchen Spaß macht! Nun fährt sein bester Freund Max weg und er bleibt zurück mit Juli, die den Garten und die Bandenbude verwüstet und wegen der der Pool abgebaut werden musste. Juli nervt und muss ganz klar weg! Dabei entwickelt Paul eine solche Energie, dass es sogar Max nervt und Nachbarin Anna aus der Parallelklasse, die eigentlich ganz nett ist, für ein Mädchen.
Entschuldigung, aber Paul benimmt sich wie ein verzogenes Einzelkind, das erfährt, dass ein Geschwisterchen kommt. Er ist unglaublich egozentrisch und sauer auf Juli, während alle anderen über ihre Eigenheiten lachen können, weil Juli ja eigentlich von nix eine Ahnung hat und es nicht böse meint. Aber Max wollte halt immer einen Hund haben, das ist ja auch viel cooler und es bleiben auch nicht gleich alle Mädchen stehen und quietschen ganz begeistert! Denn hier taucht man in die Tiefen von Pauls Gedanken ein, völlig ungeschönt und ganz ehrlich. Sind wir in unseren Gedanken nicht alle kleine Egomanen? Es ist auf jeden Fall sehr lustig, was er sich so denkt und welche Pläne er schmiedet. Allerdings sind sie nicht alle so richtig gut durchdacht und mit 11 Jahren, sind einige Pläne nun mal in ihrer Ausführung begrenzt! Das ist witzig. Allerdings geben Max und Anna ihm richtig Contra und das finden wir super. Zum einen, weil echte Freunde einem auch die Meinung sagen, wenn man mal völlig daneben liegt und weil sie das Herz am rechten Fleck haben! Freunde zum Pferdestehlen, ach nee, Pferde loswerden. Tja, denn der Traum der meisten Mädchen ist Pauls persönlicher Albtraum, auch wenn er nicht so genau weiß warum. Aber braucht man immer einen Grund um dagegen zu sein, wenn man 11 Jahre alt ist? Sehr schön ist, wie Julis Bedürfnisse von Pauls Mitmenschen in Relation gerückt werden. Auch wenn Paul sich echt verrannt hat, ist er doch nicht verbohrt, auch wenn es so scheinen mag.
Warnung: Die meisten Kinder wohnen nicht so ländlich, dass sie ausreichend Platz für ein Pferd im Garten haben, für einen Hund mag es ja reichen, aber bitte nicht nachmachen mit einem Pferd. Pauls Garten ist wirklich groß, denn in der Eifel ist das möglich. Pferde werden nicht gerne von Kindern ohne Erfahrung besprungen und beritten und Eltern würden die Haare zu Berge stehen, wenn ihr Nachwuchs dies ohne Sattel und Helm täte! Also, diese Geschichte hat zwar ein wahres Vorbild, aber ich bin ganz sicher, dass Sohn Paul Eimer auch  nicht ohne Helm und Sattel reiten darf. Aber aus Gründen der Dramaturgie kommt es bisweilen besser, wenn es pädagogisch weniger wertvoll ist. Diese Episode ist aber auch offensichtlich nicht so ernst gemeint.
Schön ist auch, dass Paul sich zwar verrannt hat, es aber auch selber merkt und wieder umkehrt und es ihm keiner übel nimmt. Klar, er war ja stets ehrlich!
Dies ist das erste Kinderbuch der Kinderbuchillustratorin Petra Eimer, das auch autobiografische Züge trägt (deswegen sind die Eltern wohl auch so supernett ;)), weshalb es auch ein Comicroman geworden ist, also eine Geschichte aus der Perspektive des jungen Helden, mit ganz vielen Illustrationen, Gedanken- & Sprechblasen und überhaupt Gedanken und Gefühlen, die eine grafisch geradezu anspringen. Das ist sehr locker flockig gemacht und spricht optisch an, aber und das gefällt mir tatsächlich nicht: Comicromae sind für Lesemuffel optimal, also Kinder, die nicht gerne lesen. Da dieses Abenteuer ab 8 Jahren ist, finde ich die Schrift einen Tacken zu klein. Die Zeilenabstände sind sehr komfortabel, was die optische Lesbarkeit deutlich vereinfacht, aber Kindern ab 8 Jahren fällt es leichter, wenn die Schrift noch etwas größer ist, was der Baumhausverlag normalerweise auch immer optimal berücksichtigt. Dieser Comicroman ist witzig und optisch ansprechend, eigentlich optimal um Jungs zu überzeugen, dass Lesen, ebenso wie Juli, eigentlich cool ist, sollte aber nicht so anstrengend sein!
Ein witziger Comicromanspaß über die unverhoffte Liebe, zu seinem persönlichen Albtraum. Manchmal muss man das Leben einfach seinen Weg gehen lassen und sich auf Neues einlassen, egal ob Pferde oder Mädchen.

Für Jungs, Mädchen und Lesemuffel ab 8 Jahren!

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Veröffentlicht am 11.03.2021

Es wird immer düsterer

Amulett #5
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Emily hat knapp die Prüfungen der Akademie überlebt und sie und ihre Freunde konnten Cielis verlassen. Doch Max Griffin hat den Mutterstein gestohlen, mit dessen Hilfe der Elfenkönig immer neue Amulette ...

Emily hat knapp die Prüfungen der Akademie überlebt und sie und ihre Freunde konnten Cielis verlassen. Doch Max Griffin hat den Mutterstein gestohlen, mit dessen Hilfe der Elfenkönig immer neue Amulette schmieden und sich eine überwältigende Armee an Steinhütern erschaffen kann, mit der er in Windsor eindringen und es zerstören kann. Emily und ihren Getreuen ist die Ernst der Lage klar und sie machen sich bereit zum unausweichlichen Kampf. So muss sogar ihr kleiner Bruder Navin aufgrund seiner Erfahrung das Kommando über einen Kampfflieger übernehmen. Elfenprinz Trellis scheint apathisch und so sucht Emily Antworten bei ihrem Stein. Doch seine Antworten und Einblicke sind viel finsterer als ihr lieb ist. Eine furchtbare Erkenntnis dämmert ihr.

Dieser Band ist noch bildgewaltiger als seine Vorgänger! Das ist wirklich beeindruckend, dieser Rausch an Farben und Strukturen! Allerdings hätten mir bisweilen ein paar mehr Worte sehr gut gefallen und hätten mir mehr Klarheit verschafft. Gut, dass sehen meine Zielgruppenkids Franziska (11) und Jonathan (10) anders. Gerade die technischen Finessen der Raumfahrzeuge, Androiden u.ä. finden sie richtig beeindruckend. Jonathan kann ausgesprochen schnell und gut lesen, allerdings achtet er meistens nicht so auf Illustrationen. Hier ist es tatsächlich anders. Er hält wirklich inne, um sich die Feinheiten genau anzusehen, so dass die Reihe sein Auge schult. Eigentlich sind beide zart besaitet, aber merkwürdigerweise stört sie die Martialität der Reihe überhaupt nicht. Es läuft ganz klar auf einen kriegerischen Konflikt hin und der wird aufs Ganze gehen, denn der Elfenkönig kennt kein Erbarmen. Während sein Sohn Trellis scheinbar ohnmächtig ist, befindet er sich im Nimmer. Um ihn zurückzuholen, muss Emily es wagen und ihm folgen, um ihn zurück zu holen. Dabei erfährt man endlich mehr über Trellis Vergangenheit. Das hilft ihn besser zu verstehe und in ihm einen potenziellen Verbündeten zu sehen, trotz seiner Herkunft. Da wird es dann etwas komplex, weshalb ich mir mehr Text gewünscht hätte. Aber da bin ich ja alleine und wahrscheinlich ist das Tempo einfach zu hoch für viele Worte. Denn es ist wieder sehr aufregend und spannend. Die ersten Angriffe müssen geflogen und pariert werden. Dabei geht es jedoch nicht nur um Macht, sondern auch um Verantwortung und darum, dass man nie verlernen darf zu hinterfragen und sich eigene Gedanken zu machen. Zu leicht kann man ansonsten in die falschen Fänge geraten, oder den Falschen vertrauen. Der scheinbar leichte Weg kann durchaus der gefährlichere sein, daher ist Vorsicht immer und überall geboten.

Auch dieses Mal gibt es am Ende einen Cliffhanger, allerdings ganz anderer Natur als bisher, für Emily eröffnet sich eine Partie, deren Risiko sie vielleicht nicht überblicken kann. Sehr spannend, aber zu Glück geht es ja bald schon wieder weiter!

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