Unser Überkonsum und wie finden wir zurück zum Maßhalten
Die Inhaltsangabe ist schon im Titel "Konsum - Warum wir kaufen, was wir nicht brauchen" enthalten. Carl Tillessen zeigt auf, wie sich unser Konsum in den letzten zwei Generationen entwickelt hat. Er erklärt, ...
Die Inhaltsangabe ist schon im Titel "Konsum - Warum wir kaufen, was wir nicht brauchen" enthalten. Carl Tillessen zeigt auf, wie sich unser Konsum in den letzten zwei Generationen entwickelt hat. Er erklärt, wie es passieren konnte, dass wir von Menschen, die noch Verbraucher:innen im wahrsten Sinne des Wortes waren, zu Konsument:innen geworden sind.
Der Einstieg ist gleich gut gewählt, denn Carl Tillessen macht klar, dass er zu der breiten Masse gehört, die mit „man“ beschrieben wird, wenn darüber geredet wir, dass „man“ immer mehr konsumiert und dass es „wir“ heißen muss. Dies lenkt schon in die richtige Richtung, denn „wir alle“ sind verantwortlich für diesen Überkonsum, für diese schon perverse Kaufen von Dingen, die wir gar nicht brauchen bzw. aufbrauchen und gebrauchen.
Nach diesem Einstieg wird dann erst einmal ein Überblick geliefert, wo wird was zu welchen Bedingungen produziert. Was hat sich wann in den Lieferketten geändert? Warum wurde Bekleidung zu Klamotten? Warum ändern wir so wenig, wo wir doch wissen, wie schlecht es den Menschen in den Produktionsländern geht? Welche Rolle spielen die Globalisierung und die Digitalisierung? Welchen Einfluss hat Social Media auf uns? Warum hören wir nicht auf zu kaufen bzw. warum ändern wir es nicht, auch wenn wir all dies schon wissen?
Die meisten von uns werden in den letzten letzten 12 Monaten von März 2020 bis März 2021 ausgemistet haben und sich gewundert haben, was sich da alles so angesammelt und ob wir das wirklich brauchen. Natürlich brauchen wir all dies nicht und wir nehmen uns vor oder haben uns vorgenommen, damit aufzuhören. Und dann stellen wir fest, dass dies nicht so einfach ist, wie wir es uns vorstellen. Zum einen liegt das Horten für schlechte Zeiten in unserem Naturell und wir kaufen uns „glücklich“, zumindest solange, bis wir mit einem Kater aus dem Kaufrausch aufwachen. Denn es gibt uns ein gutes Gefühl, vor allem, wenn es dann noch viele Likes auf Social Media für die neuen Schuhe oder das coole Wohnaccessoire gibt.
Carl Tillessen könnte es uns allen jetzt ganz einfach machen und Social Media die Schuld daran geben, dass unser Konsum immer mehr wird und wir aus diesem Grunde Kleidung nach circa sechs Monaten aussortieren bzw. sogenannte Monatskollektionen bei Fast Fashion Anbietern immer beliebter werden. Das tut er aber nicht und das ist gut so. Auf der einen Seite ist es so, dass die Likes und Followerzahlen uns die gewünschte Aufmerksamkeit geben und die Kombination aus Aufmerksamkeit und Likes für unseren tollen Geschmack uns schmeicheln, gar süchtig machen, aber der Punkt ist, wir sind immer noch selbst dafür verantwortlich, dass wir es geschehen lassen und tief in unserem Inneren wissen wir das auch.
Wir können dieses Verhalten ändern. Dies wird dann noch einmal sehr einleuchtend beschrieben, wie wir dies tun können und das ist das, was mir an dem Buch gut gefällt. Es erklärt zum einen, wie wir dorthin gekommen sind, dass wir im Übermaß konsumieren, um dann aber auch Weg heraus aus dieser sich immer schneller drehenden Konsumspirale zu finden. Tillessen zeigt auf, dass jeder mit kleinen Schritten beginnen kann, weniger zu konsumieren, er vergleicht es mit einer erfolgreichen Abnehmstrategie, nur dass es hier nicht die Punkte sind, die wir zählen, sondern unseren CO2-Ausstoß.
Das Buch wiederholt vieles bzw. fasst vieles zusammen, was ich schon anderswo gelesen habe, aber es nutzt eine leicht verständliche Sprache, bringt einprägsame Vergleiche und der Autor schließt sich und uns alle ein und erhebt nicht nur den , Zeigefinger, sondern zeigt auf, dass wir es gemeinsam schaffen können, auf das 1,5-Grad-Ziel hinzuarbeiten, auch wenn es nicht leicht ist. Ich kann es wirklich empfehlen.