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Veröffentlicht am 18.05.2017

Von verbotener Magie und einer komplexen Story

Das Erbe der Seher
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Davian bangt um seine Prüfungen, die er als Begabter unbedingt bestehen muss. Sonst drohen ihm der Ausschluss aus der Schule und der Entzug seiner Kräfte. Doch als Davian herausfindet, dass er ein Augur ...

Davian bangt um seine Prüfungen, die er als Begabter unbedingt bestehen muss. Sonst drohen ihm der Ausschluss aus der Schule und der Entzug seiner Kräfte. Doch als Davian herausfindet, dass er ein Augur ist - ein mächtiger Magier, deren Existenz mit dem Tode bestraft wird - , flieht er gemeinsam mit seinem besten Freund aus der Schule und begibt sich auf eine gefahrvolle Reise. Und von Norden her droht ein weiterer Feind, das Land zu überrennen.

Das Erbe der Seher ist James Islingtons Debüt und der Einstieg zur Licanius-Saga. Ich habe an ein paar Ecken und Enden gespürt, dass es sein Erstling war, und doch war es ein tolles Leseerlebnis. Das Buch erregte meine Aufmerksamkeit nämlich schon, als es nur in Englisch auf dem Markt war (Originaltitel: The Shadow of what was lost“). Dementsprechend gespannt war ich auf die Deutsche Übersetzung. Das Cover ist im Übrigen nach meinem Geschmack. Schlicht gehalten, in dunklen Farben, die die Grundstimmung des Buches wiederspiegeln.

Der Einstieg in das Buch gelang mir auf Anhieb. Ich mag solch ein Schulsetting, in dem der Protagonist Davian zu Anfang agiert. In seinem gewohnten (und relativ sicheren) Umfeld lernt man auch ein paar Eigenheiten des Charakters kennen, um ihm dann auf seinem weiteren Weg auch emotional folgen zu können. Davians größte Sorge ist es nämlich durch die Prüfung zu fallen, da er eine bestimmte Fähigkeit noch nicht beherrscht. Und die Prüfungen stehen in kurzer Zeit an. Gemeinsam mit Davian lernt der geneigte Leser auch die anderen Protagonisten Werr (mein persönlicher Liebling) und Asha (für mich die interessanteste Person) kennen (beides Schüler), die im weiteren Verlauf des Buches die Hauptrollen spielen werden. In diesem Fall fand ich es wichtig, auch die Intentionen, Wünsche und Träume der beiden Charakter näher kennen zu lernen, damit man sich mit ihnen identifizieren und mit ihnen mitfiebern kann. Den Grund erläutere ich im weiteren Verlauf der Rezension.
Islington lässt sich viel Zeit, um die Welt detailgetreu zu erklären und die Missstände darzustellen. Die unregulierte Ausübung von Magie wird nämlich mit dem Tode bestraft. Davian und seine Freunde werden nur geduldet, weil sie nützlich sind und strengen Grundsätzen unterworfen wurden, die nur schwer gebrochen werden können.
Die Charaktere zum einen und die genaue Skizze der Welt zum anderen sind vonnöten, um der Story folgen zu können. Denn je weiter ich im Buch voranschritt, desto komplexer und kleinteiliger wurde die Geschichte. Ich folgte mehreren Handlungssträngen, da die drei Protagonisten im späteren Verlauf des Buches getrennt werden und hatte vor allen Dingen in der ersten Hälfte des Buches zu kämpfen, alles zu behalten, was erklärt und neu eingeführt wurde. Zwischenzeitlich fragte ich mich nicht nur einmal, was die einzelnen Begriffe bedeuten oder wer der plötzlich wiederauftauchende Charakter, der eingangs kurz durchs Bild lief und freundlich winkte, denn nun ist.
Aber dranbleiben lohnt sich wirklich!
Islington schafft eine Welt, in die sich die Geschichte organisch einfügt. Zunächst war ich mir nicht mal sicher, wohin die Reise denn nun eigentlich gehen sollte, doch dann kristallisierte sich ein (zugegeben dünner, aber stetig wachsender) roter Faden heraus.
Die Geschichte an sich ist klug und interessant, darbt jedoch vor allen Dingen in der ersten Hälfte an der unterschwelligen, knisternden Spannung. Islington versucht diese durch überraschende Ereignisse zu kompensieren und die Spannungskurve schnellt für einige Seiten nach oben (was mich neben den Charakteren bei Laune hielt), doch richtig spannend wurde es erst zum Ende hin, als die Handlungsstränge zusammenfanden.

Ich glaube ein paar Kürzungen hätten der Geschichte nicht unbedingt geschadet.

Ich fand die Ansätze des Buches ziemlich interessant und die Welt wirklich gut und klug ausgearbeitet. Ich für meinen Teil habe gespürt, dass Islington sehr viel Herzblut in das Buch gesteckt hat. Doch fehlte es mir am magischen Funken, der mich an den Seiten kleben ließ. Aus diesem Grund vergebe ich 4 Sterne (und bin gespannt auf die Fortsetzung!).

Veröffentlicht am 13.04.2017

Man muss die Muse fangen ;)

Das Labyrinth der Lichter
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Nach Barcelona in den kalten Wintertagen des Jahres 1959 entführt uns das Werk von Carlos Ruiz Zafon. Alicia kehrt in ihre Heimat zurück, um das verschwinden des einflussreichen Ministers Mauricio Valls ...


Nach Barcelona in den kalten Wintertagen des Jahres 1959 entführt uns das Werk von Carlos Ruiz Zafon. Alicia kehrt in ihre Heimat zurück, um das verschwinden des einflussreichen Ministers Mauricio Valls aufzuklären, Ein Buch, dass sich in dessen Besitz befand führt sie in die Buchhandlung Sempere & Söhne und tief in das Herz des Friedhofs der Vergessenen Bücher.

Dies ist ein neues Buch aus Zafons Reihe rund um den Friedhof der vergessenen Bücher. Ich startete mit diesem Buch als ein Zafon-Neuling, der noch keines der Vorgängerbücher gelesen hatte. Doch da das Buch ausdrücklich auch ohne Kenntnisse der Vorgänger gelesen werden könne, habe ich mich ins Abenteuer gestürzt.

Vornweg, ich habe etwas anderes erwartet, als das, was ich letztendlich gelesen habe. Alles, aber keine solch actiongeladene, krimiangehauchte und dramatische Geschichte, wie die über Alicia und Vargas letztendlich war.
Doch von vorn.
Der Einstieg in das Buch gelang mir sehr gut, was nicht zuletzt an Zafons angenehmer Sprache lag. Er schafft es, den geneigten Leser zu entführen. Ständig fand ich mich in den Straßen von Madrid oder Barcelona wieder, stöberte in der Buchhandlung von Semper & Söhne und gruselte mich, wenn es in die düsteren Abgründe der Vergangenheit ging. Zafon schreibt nicht leicht und flockig, trotzdem schön und ausschweifend. Manchmal überbordend. Es ist vergleichbar mit einem schweren Rotwein, aus einem guten Jahrgang: Der geneigte Leser (oder Trinker) muss sich auf das, was ihm geboten wird, einlassen können und die Geschmacksnuancen herausfiltern. Über lange Strecken konnte ich den Stil genießen, manchmal fing er jedoch an, das Buch unnötig in die Länge zu ziehen. Besonders in der Mitte hätten ein paar Seiten weniger die Spannung deutlich erhöht.
In der Mitte des Buches knickte der Spannungsbogen das ein oder andere Mal ein, wie um Luft zu holen um dann erneut Fahrt aufzunehmen. Das ist bei einem Buch von solchem Umfang nicht unnormal, besonders da Zafon seine Charaktere sehr tief ausbaut, die Figur unterkellert und kleine Erker hinzufügt. Trotzdem hätten einige Seiten weniger der Tiefe des Romans keinen Abbruch getan.
Alicia und Vargas waren meine Highlights in dem Buch. Ihre Gespräche hauchten der Geschichte Leben ein und ich hatte das Gefühl, mit jedem Wort, das Alicia Preis gab, etwas mehr über diese Figur zu erfahren. Alicia ermittelt im Fall Valls in Barcelona, sie ist tough, rau und gleichzeitig verletzlich und deckt eine düstere Verschwörung auf, die sie selbst in höchste Gefahr bringt. Und all jene, die sie liebt. Das macht sie in meinen Augen zu einem spannenden Charakter! Vargas scheint da schon wesentlich abgeklärter, und dieser Gegenpol, den Zafon zu Alicia angelegt hat, tut dem Buch sehr gut.

Das ganze Buch hindurch hatte ich das Gefühl, in den engen Gassen Barcelonas zu wandeln. Der Hauch Phantastik oder Schicksal, der im „Labyrinth der Lichter“ steckt, gibt dem Feeling einen dunklen, düsteren Touch.

War das Labyrinth der Lichter nun das, was ich erwartet hatte? Mitnichten, aber fasziniert hat es mich alle Mal. Zu manchen Zeiten entwickelte es eine Sogwirkung, manchmal schleppte es sich. Ich persönlich benötigte Muse für dieses Buch, die nicht immer vorhanden war. Es ist kein Buch für Nebenbei. Aufgrund der Längen im Buch vergebe ich knappe 4 Sterne, empfehle das Buch aber jedem, der sich auf eine düstere Geschichte, gepaart mit einer wundervollen Sprache, einzulassen vermag.

Veröffentlicht am 02.04.2017

Von Geheimnissen und einem wirklich spannenden Setting

Die Feuer von Anasoma
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Von Geheimnissen und einem wirklich spanenden Setting

Der junge Magier Caldan wird aus dem Kloster nach einem blutigen Zwischenfall verbannt und muss nun sein Glück in Anasoma, einer pulsierenden Hafenstadt, ...

Von Geheimnissen und einem wirklich spanenden Setting

Der junge Magier Caldan wird aus dem Kloster nach einem blutigen Zwischenfall verbannt und muss nun sein Glück in Anasoma, einer pulsierenden Hafenstadt, suchen. Er bemüht sich um die Aufnahme in der Zauberergilde und lernt auf seinem Weg Freund und Feind kennen. Die junge Miranda sichert sich einen besonderen Platz in seinem Herzen. An anderer Stelle kämpft Aidan gemeinsam mit seinen Gefährten für das Gute und Richtige unter der Führung einer Frau, an der er immer mehr zu zweifeln beginnt.
„Die Feuer von Anasoma“ ist der erste Band der Reihe von Michtell Hogan.

Eigentlich hat mich das Cover dazu bewogen, das Buch genauer in Augenschein zu nehmen, ist es doch in der Tradition vom „Weg der Könige“ gestaltet und wirkt nicht wie Fantasy-Romance oder ähnliches. Dass ich im Laufe des Romans keinen einzigen Felsen finden würde, auf der ein einsamer Magier steht, wusste ich bis dahin noch nicht. Das Cover machte auf jeden Fall einen positiven Eindruck auf mich und ich freute mich sehr auf die Lektüre dieses Buches.

Der Prolog schürt auf jeden Fall die Neugier auf das Buch, da viele Fragen aufgeworfen werden. Aber das Hauptaugenmerk des Lesers richtet sich sehr schnell auf den eigentlichen Protagonisten und seinen Alltag im Kloster auf Eremita. Angelehnt an den klassischen Schulplot, folgen wir Caldan in die Klassenzimmer des Klosters und bekommen einen ersten Eindruck des Magiesystems. Diese Einführung wird später auch noch dringend benötigt und ich fand sie an dieser Stelle gut untergebracht und nicht „infodumpend“ dargestellt. So ganz nebenbei lernen wir Caldan, den Protagonisten, besser kennen. Wirklich verliebt war ich in den Charakter nicht. Aber er war mir zu einem gewissen Grad sympathisch, wies seine Ecken und Kanten auf und kam mir persönlich das ein oder andere Mal etwas hochnäsig vor, was ich begrüßte, da allzu glatte Charaktere mich schnell langweilen. Mit Caldan hatte ich im Verlauf des Buches auf jeden Fall noch meinen Spaß. Aidan, der zweite Protagonist, wurde etwas später eingeführt, wahrscheinlich um den Leser nicht mit allzu vielen Personen zu verwirren. Ihn fand ich persönlich noch einen ticken interessanter als Caldan, da er in einem tiefen Zwiespalt feststeckte und ich neugierig auf seine Geschichte war.
Die beiden Plots liefen nebeneinander her, wobei der geneigte Leser (vergeblich) dem Moment entgegen fiebert, an dem die beiden Handlungsstränge sich verbinden. Spätestens im letzten Drittel des Buches wurde mir klar, dass Caldans und Aidans Abenteuer in diesem Band noch nicht abgeschlossen sein werden.
Ein klarer Pluspunkt für das Buch ist das Setting der Hafenstadt Anasoma. Es bereitete mir diebische Freude an Caldans Seite die verschiedenen Viertel zu erkunden, die Magiergilde zu entdecken und in dieser pulsierenden Stadt Abenteuer zu erleben und Wunder zu entdecken und mit Caldan die ein oder andere Partie Dominion zu spielen. Mir erschien das Spiel wie eine Art Schach, aber die Runden empfand ich als spannend.
Der Schreibstil von Mitchell Hogan liest sich sehr flüssig und angenehm. Mit ihm kann man mehrere Stunden zubringen, ohne seiner Schreibe überdrüssig zu werden. Für mich verflogen die mehr als siebenhundert Seiten ziemlich rasch.

Kritisch anmerken muss ich leider, dass allzu viele Fragen offen bleiben, die zu Beginn aufgeworfen werden. Caldan findet zwar einiges über das Magiesystem heraus, aber für mich haben ein paar Informationen gefehlt. Natürlich müssen auch noch einige Geheimnisse für den nächsten Band übrig bleiben, aber ich fühlte mich am Ende des Buches ein wenig unbefriedigt, da für mich zu viele kleine und große Fragen offen blieben. Auch hebt sich der Autor wohl die Zusammenführung der Handlungsstränge für den weiteren Verlauf der Geschichte auf.
Negativ aufgestoßen ist mir persönlich auch das letzte Drittel des Buches, in dem der Autor versuchte, der Handlung Schwung zu geben, was ihm leider nicht ganz gelungen ist. Neue Charaktere wurden eingeführt und eine unerwartete Kehrtwendung erfolgte, die für meinen Geschmack auf ein bisschen zu wackligen Beinen stand. Ein bisschen mehr Hintergrund oder ein paar eingestreute Gerüchte hätten da wohl Abhilfe geschaffen.
Im Buch gab es durchaus spannende und aufregende Momente, doch das waren Spannungsspitzen, die der Autor über das Buch verteilte. Eine wirklich brodelnde Spannung, die sich hielt, konnte er nicht so richtig aufbauen. Aber ich habe das Buch dennoch wegen seiner Detailfülle genossen und der letzte Punkt ist ein wenig Meckern auf hohem Niveau.

Das Buch hat mich neugierig auf den Folgeband zurückgelassen und mir trotz der Kritikpunkte viel Spaß gemacht. Ich bin Caldan gerne in die Tavernen und Gilden gefolgt, habe neue Bekanntschaften geschlossen und an seiner Seite so manche Gefahr überstanden. Aus diesem Grund vergebe ich in der Gesamtheit vier Sterne.

Veröffentlicht am 22.03.2017

Wacklige vier Sterne

The Sleeping Prince – Tödlicher Fluch (Tödlich 2)
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Errin ist Herbalistin und hütet das Geheimnis ihrer Mutter. Sie schlägt sich mit dem Verkauf von Tränken durch und versucht, die Krankheit, die ihre Mutter zu einer Bestie werden lässt, im Zaun zu halten. ...

Errin ist Herbalistin und hütet das Geheimnis ihrer Mutter. Sie schlägt sich mit dem Verkauf von Tränken durch und versucht, die Krankheit, die ihre Mutter zu einer Bestie werden lässt, im Zaun zu halten. Doch der schlafende Prinz ist erwacht und das Dörfchen, in dem sie wohnt wird evakuiert. Doch da ist auch noch Silas, ein Kunde, der sein Gesicht immer vor ihr verbirgt...

Nachdem ich den ersten Band der Reihe zwar interessant, jedoch durchaus ausbaufähig fand, war ich natürlich umso gespannter auf die 2. Auskopplung der Reihe. Hat die Autorin es diesmal geschafft, der Geschichte die nötige Würze zu verleihen um mich zu bannen?

Zunächst einmal war ich äußerst überrascht, als ich die erste Seite der Handlung aufschlug und Errin gegenübertrat, dem Mädchen, über das der geneigte Leser schon im ersten Band das ein oder andere Mal gestolpert ist und das er aus Leifs Erzählungen als seine Schwester kennt, die leidlich gut mit Kräutern umzugehen weiß. Die Autorin schlägt also ein neues Kapitel auf und strickt die Geschichte (jedenfalls nicht ansatzlos) weiter - was ich sehr begrüßte, da frischer Wind der Geschichte meiner Ansicht nach gut tun könnte.
Errin lernen wir als begabte Herbalistin und eine starke junge Frau kennen, die sich nach einigen Schicksalsschlägen durchs Leben schlägt. Zudem erfahren wir fast nebenbei viel über den Alltag ihres Handwerkes und das Brauen der Tränke. Der Input, den wir dadurch erhielten, brachte mir jedenfalls die Welt ein Stück näher. Das hatte der erste Band beispielsweise nicht geschafft, da er sehr auf Twylla zentriert war. Dieses buch hat mir das Gefühl gegeben, mehr über die Welt herauszufinden. Auch hat es mir viel Freude bereitet, Silas Charakter Schicht für Schicht zu entblättern. Ihn fand ich beinahe noch interessanter als Errin.
Hauptsächlich dreht sich das Buch um Errin, ihre Geschichte und ihren Kampf um das Heilmittel und um Sicherheit für ihre Mutter, was ich eine gute und ehrliche Motivation für ihr Handeln halte. Erst im letzten Drittel trifft der geneigte Leser auf alte Bekannte, die er vielleicht schon etwas früher erwartet hätte.
Und doch bin ich über einige Sachen gestolpert, vor allen Dingen über die lange Einführung in Errins Welt. Auf der einen Seite kann ich die Entscheidung der Autorin nachvollziehen, der Erläuterung von Errins Lebenswelt so viel Raum einzuräumen, da sie für den Leser ja auch greif- und erlebbar gemacht werden muss. Aber andererseits empfand ich es über weite Strecken recht langatmig und nach dem ersten Band hatte ich auf eine schnellere Entwicklung des Plots gehofft. Ihr erkennt folglich meinen Zwiespalt, oder?
Außerdem hat es bei mir an kleinen Stellen gewackelt, zum Beispiel daran, dass Silas sein Äußeres verbergen muss, und im Umhang mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze unterwegs ist. Aber dass er dadurch nur noch mehr auffällt wie ein Kakadu in der Antarktis ist ihm gleich. Solche Dinge sind mir sauer aufgestoßen.
Im letzten Drittel gewinnt das Buch jedoch wirklich an Spannung und ich ertappte mich dabei, wie ich nicht mehr aufhören konnte zu lesen.

Alles in allem empfand ich persönlich den Band interessanter und besser als den letzten, was wohl an meiner Sympathie zu Errin und Silas lag und an den wechselnden Schauplätzen. Trotzdem stehen die vier Sterne, die ich hierfür vergebe, auf wackligen Beinen.

Veröffentlicht am 03.02.2017

Eine wunderbar dunkle Kulisse mit wenig Handlung

Königreich der Schatten: Die wahre Königin
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Luna kennt nichts anderes als die tiefe Finsternis, die seit 17 Jahren über dem Reich Relhok liegt, und die dicken Mauern ihres Turmes, in denen sie sich gemeinsam mit ihrer Amme und dem Soldaten Sivo, ...


Luna kennt nichts anderes als die tiefe Finsternis, die seit 17 Jahren über dem Reich Relhok liegt, und die dicken Mauern ihres Turmes, in denen sie sich gemeinsam mit ihrer Amme und dem Soldaten Sivo, die mit ihr aus dem Schloss flohen, als sie noch ein Baby war. Als sie aus dem Turm fliehen muss, steht ihr der Waldläufer Fowler zur Seite, zu dem sie sich bald hingezogen fühlt. Doch noch darf sie ihr größtes Geheimnis nicht offenbaren. Denn sie ist die wahre Königin von Relhok.

Als ich auf dieses Buch stieß, hatte ich schon einige lobende Worte über die Autorin des Romans gehört. Sie soll ein Händchen haben, Dinge zu beschreiben. Und der Klappentext selbst klang wie für mich gemacht, so als würde mir das Buch passen wie ein Handschuh. Aus diesem Grund war ich sehr neugierig auf den Roman.
„Die wahre Königin“ wird aus zwei wechselnden Perspektiven erzählt, jeweils aus der „Ich-Perspektive“. So folgt man den Gedanken der zwei Protagonisten und kann sich gut in sie hinein versetzten. In Folge dessen hatte ich auch mit dem Beginn überhaupt keine Schwierigkeiten. Ich war sofort drin im Geschehen und ließ mich gern von Luna in ihre dunkle Welt einführen. Hinzu kam, dass die Autorin wirklich ein Händchen für wunderschöne, bildhafte Beschreibungen hat. So malte sie Bilder von dunklen, fruchtlosen Wäldern und einem trutzigen Turm in meinen Geist, die lange haften blieben und mich gefangen nahmen. So möchte man eigentlich in jedes Buch einsteigen.
Fowler und Luna sind jeder für sich interessante Charaktere. Man kann Lunas Gedanken nachvollziehen. Sie, die 17 Jahre behütet in einem Turm verbracht hat, möchte die Welt erleben, so düster und gefährlich sie auch sein mag. Eine Facette an ihr vermochte mich wirklich zu überraschen, da ich das so nicht erwartet hätte. Alles andere ... war leider etwas zu erahn- und vorhersehbar. Fowler baute die Autorin als ihren Gegenpart auf. Er war zu Beginn biestig und abweisend, hatte schon viel erlebt und benötigte ein wenig Zeit, um aufzutauen. Doch auch sein Geheimnis war für mich kein wirkliches Geheimnis mehr, als es im Buch ans Tageslicht kam. Das fand ich ein wenig schade, da der Roman wirklich sehr verheißungsvoll begonnen hatte.
Lobend muss ich Sophie Jordans Schreibstil erwähnen. Ich konnte die düsteren Wälder vor mir sehen, die Sümpfe riechen und die Beschaffenheit des Bodens unter meinen Füßen spüren, sodass sie mich wirklich nach Relhok entführen konnte. Leider blieb diese Welt für mich zum größten Teil einfach nur eine bedrohlich-wunderschöne Kulisse, die sie kaum mit Handlung erfüllt hat. Der Plot, der sich zu Anfang aufbauschte und gefährlich wogte, flachte genauso schnell wieder ab, als die beiden Protagonisten vor den Schergen des Königs flohen. Für mich persönlich legte die Autorin zu viel Wert auf ausufernde Beschreibungen der Gefühlswelten in beiden Perspektiven. Da fühlte Luna sich mal zu ihm hingezogen, bewunderte ihn, fragte sich, ob er wenigstens etwas Zuneigung für sie empfindet, während Fowler krampfhaft versucht, seine Gefühle, die ihn gepackt haben, nicht zu zeigen. Die beiden hatten zu dem Zeitpunkt wichtigeres zu tun ... Dabei blieb der Plot natürlich auf die Länge des Buches gemessen auf der Strecke.

Trotz meiner kritischen Worte, gestaltete sich die Welt für mich durchdacht und düster. Die Autorin schafft es, mit ihrem Schreibstil zu punkten und der Anfang war unglaublich spannend. Aus diesem Grund vergebe ich knappe vier Sterne, da mir das Worldbuilding sehr wichtig ist.