Klebrig-süß wie Zuckerwatte und mit seichter Handlung versehen
Das zauberhafte Weingut in der ProvenceAva hat die Nase voll von ihrem Mann, der sie betrügt, immer klein hält und ihr das Gefühl gibt, nichts wert zu sein. Das Schreiben mit der Nachricht, dass sie das Weingut ihres Großvaters in der Provence ...
Ava hat die Nase voll von ihrem Mann, der sie betrügt, immer klein hält und ihr das Gefühl gibt, nichts wert zu sein. Das Schreiben mit der Nachricht, dass sie das Weingut ihres Großvaters in der Provence geerbt hat, lässt Bilder von glücklichen Kindheitstagen aufleben und Ava beschließt, in Frankreich noch einmal so richtig durchzustarten und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Aber das Weingut sieht genauso heruntergekommen aus, wie sich Ava momentan fühlt und das ist nicht gerade erfolgsversprechend für eine rosige Zukunft...
Ich habe mich wieder einmal breitschlagen und mich von einem Titel mit dem Adjektiv "zauberhaft" verführen lassen. Dabei habe ich mir doch geschworen, solche Bücher zu vermeiden wie der Teufel das Weihwasser, denn eine Bauchlandung ist bisher immer vorprogrammiert gewesen - so auch hier.
Ava ist mit ihren dreiundvierzig Jahren wirklich noch unglaublich naiv, unselbständig und von der Meinung anderer abhängig, sodass ich mich wirklich frage, wie sie bisher durchs Leben gegangen ist. Ihr Mann Mark hat aus ihr eine Marionette gemacht, die nach seiner und nach der Pfeife von Tochter Sophie tanzt.
Sophie ist eine verzogene Göre, der mal ein beherztes in die Schranken weisen gut tun würde, anstatt sich weiter von ihr so ausnutzen zu lassen. Der Umgangston zwischen Mutter und Tochter entbehrt jeglicher Diskussion.
Mit dem Ortswechsel blüht Ava auf nimmt ihr Leben selbst in die Hand. Dabei lässt Ruth Kelly auch nicht das Klischee aus, dass Frau mit dem Beginn eines neuen Lebensabschnittes auch alte Zöpfe abgeschnitten werden müssen und so ist der unweigerliche Gang zum Friseur inklusive eines modischen Kurzhaarschnittes vorprogrammiert. Dazu noch heiße Dessous und die Verwandlung von der grauen verhuschten Maus zur attraktiven Mittvierzigerin ist perfekt.
Die kleinen und großen Katastrophen auf dem Weingut geben sich die Klinke in die Hand und trotzdem lösen sich die Probleme wie mit einem Fingerschnippen auf. Die gar zu gewollte Einarbeitung eines Spannungsmomentes wirkt eher deplatziert als dramatisch. Selbst der schmierige Ambros bekommt einen Dämpfer und steht am Ende als der Gelackmeierte da.
Das Buch ist wirklich klebrig-süß wie Zuckerwatte und mit einer sehr seichten Handlung versehen - schade, denn eigentlich hätte man aus diesem Buch einen richtigen Schmöker machen können.