Profilbild von Karschtl

Karschtl

Lesejury Star
offline

Karschtl ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Karschtl über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2021

Unwavering London Bridge

Die Queen
0

Unzählige Bücher wurden schon über die Frau geschrieben, die seit bald 70 Jahren Staatsoberhaupt vom Vereinigten Königreich und zahlreichen anderen Ländern ist. Dieses hier hat als roten Faden Fotographien ...

Unzählige Bücher wurden schon über die Frau geschrieben, die seit bald 70 Jahren Staatsoberhaupt vom Vereinigten Königreich und zahlreichen anderen Ländern ist. Dieses hier hat als roten Faden Fotographien von Elizabeth, und zeichnet damit ein Bild von ihr von frühester Kindheit bis heute.

Jedem Lebensabschnitt im Buch ist auch ein passendes Foto vorangestellt, oftmals werden in den entsprechenden Kapiteln aber auch ganz andere Fotosessions beschrieben oder weitere Momente, die auf Zelluloid gebannt wurden. Von denen hätte ich ja auch gern die Resultate gesehen (ich bin ein sehr visueller Typ), und so musste ich ständig googeln. Das lohnt sich auch durchaus (nur dass man dann auch 3 mal so lange für die Lektüre braucht).

Klar ist, dass diese 330 Seiten keine umfassende Biografie einer mittlerweile 95 Jahre alten Frau sein kann, die seit dem Moment ihrer Geburt - unter Aufsicht des britischen Innenministers - der öffentlichen Aufmerksamkeit ausgesetzt war. Das Buch hangelt sich vielmehr von Meilenstein zu Meilenstein, und erwähnt unterwegs zahlreiche Fun Facts. Zum Beispiel, dass sich Queen Elizabeth auf das Gewicht der Krone, die sie bei der Krönung würdevoll tragen muss, vorbereitete indem sie mit einem Sack Kartoffeln auf dem Kopf durch den Buckingham Palace spazierte. Dass auch die Namen aller acht Pferde, die die Kutsche auf dem Weg zur Westminster Abbey gezogen haben, erwähnt werden - geschenkt. Immerhin kennen wir ja auch die Namen der Rentiere von Santa Claus. Aber ist das Nennen der Schuhgröße der neuen Königin wirklich wichtig? Für mich jedenfalls nicht.

Ansonsten ist das Buch aber ein schöner Streifzug durch das Leben von Queen Elizabeth II., das mir diese doch sehr unnahbar wirkende Frau ein bisschen näher gebracht hat und sie nicht nur als Monarchin sondern vor allem als Mensch porträtiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.04.2021

Romy emanzipiert sich

Romy und der Weg nach Paris
0

Ich bin durch das Buch förmlich geflogen. Na gut, ich musste auch ziemlich oft unterbrechen weil ich nach Bildern googeln musste von Personen oder Ereignissen, die im Buch erwähnt wurden. Aber ansonsten ...

Ich bin durch das Buch förmlich geflogen. Na gut, ich musste auch ziemlich oft unterbrechen weil ich nach Bildern googeln musste von Personen oder Ereignissen, die im Buch erwähnt wurden. Aber ansonsten war ich begierig, mehr über Romy und ihre Liebe zu Alain Delon zu erfahren.

Das Buch trägt ja den Titel "Romy und der Weg nach Paris", und am Ende ist es auch genau das was der/die LeserIn bekommt. Wie kam es, dass Romy Schneider Ende der 50er nach Paris ging, und was tat sie in den ersten 2 Jahren dort. Ich hatte den Titel nicht ganz so wörtlich genommen und mir deutlich mehr erhofft muss ich sagen. Dafür hätte ich auch sofort Abstriche in der Detailliertheit der Beschreibungen einzelner Tage, Essen mit Freunden, Bummeln durch Paris, oder sonstwas in Kauf genommen (diese Dinge entspringen sowieso rein der Fantasie der Autorin und sind ein "so könnte es vielleicht gewesen sein"-Kontrukt), wenn ich im Gegenzug mehr Zeit noch mit Romy hätte verbringen können.

Aber dieses Buch ist eben keine Biografie, sondern nur eine - sich an tatsächlichen Ereignissen orientierende - fiktive Erzählung einer wichtigen Lebensphase von Romy Schneider. Nämlich der Abnabelung von ihrer Mutter und gleichzeitig ihrem Image als "junges Wiener Madl" hin zur Verlobten eines französischen Players (wie man heute sagen würde), die endlich auch erwachsene Rollen spielen möchte. Und die Romy in diesen Jahren wird auch sehr ausführlich dargestellt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.04.2021

Wunderbar geschrieben

Was wir sehen, wenn wir lieben
0

Obwohl es nicht die Spannung wie ein Krimi besitzt, konnte ich gar nicht aufhören dieses Buch zu lesen! Ich habe mich so wohl gefühlt in Teresas Welt. In der sie sich selbst offensichtlich nicht mehr so ...

Obwohl es nicht die Spannung wie ein Krimi besitzt, konnte ich gar nicht aufhören dieses Buch zu lesen! Ich habe mich so wohl gefühlt in Teresas Welt. In der sie sich selbst offensichtlich nicht mehr so ganz zurecht gefunden hat, nachdem sie all ihre Erinnerungen an die letzten 5 Jahre bei einem Sturz die Treppe runter verloren hat.
Was die ganze Sache noch komplizierter macht: anscheinend hat die Teresa von jetzt nur noch sehr wenig zu tun mit der Teresa von 2014. Andere Wohnung, anderer Job, anderer Freundeskreis. Und wie es zu diesem Umschwung innerhalb der letzten Jahre gekommen ist, versucht sie nun heraus zu finden.

Ihre Methode dabei besteht hauptsächlich darin, ihre Erinnerungen irgendwie anzustoßen und zum Zurückkommen zu bewegen. Sie trifft sich zwar auch mit Leuten aus ihrer Vergangenheit, aber das sind mehr so halbherzige Versuche, nach denen sie keinen Deut schlauer ist als vorher. Ich als Pragmatikerin wäre das ganz anders angegangen. Ich hätte alle meine Bezugspersonen gelöchert, was seither so alles passiert ist. Hätte Notizen gemacht und Timelines erstellt und versucht Zusammenhänge herzustellen. Was ist in meinem Leben passiert, wodurch dieses und jenes passiert ist? Welche Sache könnte eine andere Sache nach sich gezogen haben?

Ein einschneidenes Ereignis ist ja tatsächlich in Teresas Leben passiert, mit dem sie sich nun erneut schmerzhaft auseinander setzen muss. Worum es dabei im Detail geht, und ob sie ihren Henry wiederfinden wird, möchte ich natürlich nicht verraten. Das soll jeder selbst lesen, und in den Genuss von Kristina Moningers unglaublich tollen Schreibstil kommen! Der hat mir auch über die am Ende doch etwas langgezogene Geschichte hinweg geholfen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.03.2021

Pathobiografien zahlreicher Politiker und Staatsmänner

Wie Krankheiten Geschichte machen
0

Das Buch erwähnt Corona mit keinem Wort, aber wahrscheinlich wäre ich zu einer anderen Zeit gar nicht so sehr auf die Verbindung Krankheiten und Geschichte angesprungen, wenn wir nicht gerade das allgegenwärtige ...

Das Buch erwähnt Corona mit keinem Wort, aber wahrscheinlich wäre ich zu einer anderen Zeit gar nicht so sehr auf die Verbindung Krankheiten und Geschichte angesprungen, wenn wir nicht gerade das allgegenwärtige Thema hätten.

Gerste beleuchtet hier zahlreiche Krankheiten und berühmte Personen der Geschichte, die an diesen litten. Von Alexander dem Großen bis Breschnew. Es war tatsächlich erstaunlich, wie viele große Persönlichkeiten schwer krank waren, und sogar auch eine gewisse Zeit im Grunde amtsunfähig - ohne dass die Öffentlichkeit davon erfahren hat. Gefehlt haben mir die alten Ägypter, da gab es doch eine Pharaos an deren Mumien Krankheiten erkennbar waren. Dafür hätte ich den Freddie Mercury weggelassen. Ich finde ihn und seine Musik wirklich große Klasse, aber er fällt er hier als einziger Künstler zwischen all den Politikern und Staatsmännern (und einer Staatsfrau!) doch auf und passt nicht so recht zum Thema "Geschichte". Gerste fehlte es wohl für die Krankheit Aids wohl an anderen prominenten Beispielen.

Dem Klappentext zufolge hatte ich gedacht, der Autor würde auch ein "was wäre wenn" Gedankenspiel verfolgen, wie anders die Geschichte an dieser oder jener Stelle wohl anders hätte ausgehen können. Aber bis auf allgemeine Bemerkungen, dass es wahrscheinlich anders verlaufen wäre, hätte dieser oder jener Mann länger gelebt, kommt da nichts. Das fand ich sehr schade.
Abgesehen davon aber ein sehr interessantes Buch für alle Geschichteinteressierte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 29.03.2021

Andrea wird Oma

Abgetaucht
0

Ich habe nun 10 von den 11 Büchern der Reihe um Andrea Schnidt gelesen, und muss sagen, dass ich mich seit Band 1 in vielen Situationen mit ihr identifizieren konnte. Beim Lesen vom ersten Buch hatte ich ...

Ich habe nun 10 von den 11 Büchern der Reihe um Andrea Schnidt gelesen, und muss sagen, dass ich mich seit Band 1 in vielen Situationen mit ihr identifizieren konnte. Beim Lesen vom ersten Buch hatte ich selbst gerade "frisch gepresst", daher kam mir einiges bekannt vor. Später dann hatte ich zwar keine der geschilderten Situationen selbst erlebt, ABER ich konnte mich immer in Andrea reinversetzen und hätte in ihrer Situation genauso gedacht (sie lässt uns ja immer ausführlich an ihren Gedanken teilhaben) und reagiert (oder wahrscheinlich noch krasser). Ich würde die hochnäsige Ex, die mürrische Stieftochter, die undankbare eigene Tochter und die besserwisserische Schwester noch weniger ertragen als Andrea. Mir wäre da schon öfter mal die Hutschnur geplatzt. Andrea hingegen hat sich zumindest nach außen hin meist ganz gut im Griff, auch wenn es unter dem Deckel oft brodelt.
Was mir ebenfalls gefällt ist, dass sie oft auch selbstkritisch ist und hinterfragt, ob ihre Reaktionen und Launen gerade vielleicht zu kindisch, oder zu übertrieben, oder zu eingeschnappt war.

Mein Lieblingscharakter - neben Andrea - ist ja eindeutig Rudi, der sich immer wieder als wahrer Schatz entpuppt. Ich kann verstehen, wieso Andrea ihren Ex-Schwiegervater nicht in ihrem Leben missen möchte. Wenn da nicht dieser große Altersunterschied von über 30 Jahren wäre, und Rudi mittlerweile 85 Jahre alt, würde ich ja fast glauben dass Andrea irgendwann noch mal mit ihm zusammen kommt.

Beim Lesen hatte ich oft Susanne Fröhlich als Andrea vor Augen gehabt. Ich wäre schon etwas neugierig, wie viel autobiografisches in ihrer Romanfigur steckt. Für den Lesegenuss ist es allerdings unerheblich.

Auch gefragt habe ich mich, wieso aus diesen Vorlagen noch keine Fernsehfilm-Reihe gemacht wurde, der Stoff würde sich dafür geradezu anbieten! Dann fiel mir ein: der erste Band wurde ja schon verfilmt, sogar fürs Kino - wo er (zu Recht) total gefloppt ist. Diana Amft ist einfach keine Andrea Schnidt! Jetzt noch mit einer Fernsehreihe anzufangen sehe ich allerdings auch nicht, die Schauspielerin müsste ja von Film zu Film altern - zwischen Band 1 und Band 11 liegen immerhin 25 Lebensjahre von Andrea.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere