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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2021

Mehr Lebensgeschichte als tatsächlich Tipps

Selbst investiert die Frau
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Ich habe mir von Frau von Hardenberg hier aufgrund des Klappentextes doch etwas ganz anderes vorgestellt, als ich schließlich hörte. Mehr als 3/4 des Buches dreht sich um die persönliche Lebensgeschichte ...

Ich habe mir von Frau von Hardenberg hier aufgrund des Klappentextes doch etwas ganz anderes vorgestellt, als ich schließlich hörte. Mehr als 3/4 des Buches dreht sich um die persönliche Lebensgeschichte der Autorin. Sie erzählt davon, wie sie quasi in Reichtum hineingeboren wurde, früh sehr viel geerbt und bereits als Kind clevere Geschäftsmodelle auskundschaftet hat. Dann erzählt sie von ihren Immobilien, wie ihre Söhne erste Erfahrungen mit Geldverdienst, Aktienkäufen und Investitionen machen. Unterm Strich konnte ich mich mit all dem überhaupt nicht identifizieren und kann mir vorstellen, dass die wenigsten Frauen so priviligiert und von Haus aus vermögend sind. Lediglich der letzte Teil war hilfreich, in dem verschiedene Investitionsmodelle, Beispielrechnungen und Tipps vermittelt wurden.

Wer einen unterhaltsamen Einstieg in die Finanzierungs- und Anlagenwelt sucht, kommt hier sicher auf seine*ihre Kosten. Wer allerdings fundiertes Fachwissen, lebensnahe Tipps und differenzierte Erläuterungen sucht oder sich bereits grundlegend auskennt, ist wohl eher enttäuscht.

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Etwas schwächer als der Vorgänger

Höllenkind
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"Höllenkind" war nach "Blutgott" der zweite Teil der Clara Vidalis-Reihe, den ich gelesen habe.
Nach dem verheerenden Ende des letzten Falles macht Clara Zwangsurlaub in Florenz, wo sie kurzerhand vom ...

"Höllenkind" war nach "Blutgott" der zweite Teil der Clara Vidalis-Reihe, den ich gelesen habe.
Nach dem verheerenden Ende des letzten Falles macht Clara Zwangsurlaub in Florenz, wo sie kurzerhand vom Vatikan um Hilfe gebeten wird. Bei der Hochzeit zweier Adelsfamilien in der Sixtinischen Kapelle bricht die Braut blutüberströmt zusammen - und das soll nicht die einzige Leiche bleiben.

Der Schreibstil von Veit Etzold ist sehr flüssig, einfach gehalten und die Kapitel sind recht kurz, was ein schnelles Lesetempo begünstigt. In das Geschehen bin ich durch die Vorkenntniss des Vorgängers gut hineingekommen und mochte auch, dass das Buch diesmal in Italien spielt. Woran es mir streckenweise gefehlt hat, war an Spannung und einige Dialoge kamen mir weniger authentisch und eher zweckmäßig vor. Etzold unterfüttert den Fall mit einem geballten historischen Wissen und häufigen Dan Brown- und Dante-Verweisen, die zwar interessant sind, für den Fall jedoch auch nicht essenziell und für meinen Geschmack den Spannungsbogen etwas flach gehalten hat. Auch wenn ich die Leichenbeschauungen interessant fand, kamen mir die einzelnen Ermittlungsschritte teilweise zu kurz und ich hatte den Eindruck, dass die Brutalität im Vordergrund standen.
Um wen es sich bei dem Mordenden handelt, war mir bereits nach dem ersten Drittel klar, weshalb im weiteren Verlauf und zum großen Finale auch leider keine großartige Spannung mehr aufkam.

Der Plot war an sich sehr interessant, die Umsetzung hat mich nicht vollkommen überzeugt.

Veröffentlicht am 11.05.2021

Schöne Geschichte, zwischendurch etwas langatmig

Die Rosen von Fleury
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Die Engländerin Emily Bennett erbt von ihrer Tante ein ziemlich heruntergekommenes Manoir im Städtchen Fleury-sur-Azurain. Da die Stadt für traumhafte Hochzeiten bekannt ist, lässt sich Emily von ihrer ...

Die Engländerin Emily Bennett erbt von ihrer Tante ein ziemlich heruntergekommenes Manoir im Städtchen Fleury-sur-Azurain. Da die Stadt für traumhafte Hochzeiten bekannt ist, lässt sich Emily von ihrer Freundin Isabelle überreden zu bleiben. Sie entschließt sich dazum das Manoir weider herzurichten, grundlegend zu renovieren und ein gemütliches Hotel zu eröffnen. Als das Geschäft gerade gut läuft, macht die Baronin ihr das Erbe streitig und Emily muss sich plötzlich mit Besitzstreitigkeiten und den Anbandlungen mit Jean-Luc, dem Sohn des Barons, auseinandersetzen.

Zunächst hat mich Jean Rémy mit den traumhaften Landschaftsbeschreibungen, dem französischen Flair und der Begeisterung der beiden Frauen angesteckt. Allerdings blieben die Figuren recht oberflächlich gezeichnet, entwickelten sich kaum weiter und handelten teilweise wie zickige Teenager, was für mich in dem Kontext unglaubwürdig war und die Handlung unnötig in die Länge zog - genau wie einige Abschweifungen und Nebenstränge. Obwohl Fleury-sur-Azurain für die romantische Szenerie und Liebesgeschichten bekannt ist, steckte mich die Flirterei der Figuren nicht allzu sehr an. Auch hier konnte ich einiges nicht nachvollziehen und die Begeisterung sprang nicht über.

Was mir hingegen sehr gut gefiel, war die Sprecherin. Hanna Baus hat eine sehr angenehme Stimme, liest beschwingt vor und konnte mich mit ihrer Intonation immer wieder einfangen.

Insgesamt ein schöner Liebesroman, der sich zwischenzeitlich etwas zieht, aber für eine kleine Auszeit mit Urlaubsfeeling sorgt.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Nichts für zwischendurch

Mado
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Mados Vergangenheit ist geprägt von Drogen, Gewalt und Alkohol. Die Mutter hat sie und ihre beiden Schwestern ohne Vater großgezogen und Mados Großmutter verbrachte einen Teil ihres Lebens im Gefängnis. ...

Mados Vergangenheit ist geprägt von Drogen, Gewalt und Alkohol. Die Mutter hat sie und ihre beiden Schwestern ohne Vater großgezogen und Mados Großmutter verbrachte einen Teil ihres Lebens im Gefängnis. Mado möchte diesem Leben entfliehen und startet ihr eigenes Leben in Paris. Doch auch dort durchlebt sie eine gewaltvolle und abwertende Beziehung. Als sie ihren Boxer-Freund niederschlägt und glaubt, diesen umgebracht zu haben, flieht sie zurück in ihr altes Leben, muss zwangsläufig bei ihrer Mutter unterkommen, in der Kneipe aushelfen und auf die Hilfe ihrer Großmutter hoffen.

Mados Geschichte und der Schreibstil sind von Schwermut und gleichzeitiger Gleichgültigkeit geprägt. Obwohl es zahlreiche gewaltvolle Szenen gibt und schreckliche Ereigenisse und Lebensumstände geschildert werden, berührte mich das Buch kaum. Das mag in erster Linie an dem recht nüchternen, kühlen und distanzieren Schreibstil Wolfgang Franßens liegen oder aber an den vielen Wechseln, die mir erschwert haben, eine engere Verbindung zu Mado aufzubauen.

Die Schnittmengen zu MeToo und Cancel Culture konnte ich hier kaum bzw. nicht erkennen. Ja, es geht in weiten Teilen um Sexualität, Gewalt und soziale Ungleichheit. Einen engeren Bezug konnte ich jedoch nicht herstellen.

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Veröffentlicht am 12.04.2021

Überzeugte mich nur bedingt

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt
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Das Buch spielt ein paar Jahre in der Zukunft. Die Welt hat sich verändert: In Deutschland herrschen Überschwemmungen, in Afrika herrscht Dürre und in Australien brennen die Wälder. Leela Faber erhält ...

Das Buch spielt ein paar Jahre in der Zukunft. Die Welt hat sich verändert: In Deutschland herrschen Überschwemmungen, in Afrika herrscht Dürre und in Australien brennen die Wälder. Leela Faber erhält von ihrem Freund Jakob, Glaziologe auf einer Forschungsstation in der Antarktis, eine Mail mit brisanten Dokumenten. Diese sollen beweisen, dass große Konzerne die Klimakrise befeuern. Als die Forschungsstation kurz darauf ins Meer bricht und Jakob stirbt, macht sich Leela zur Aufgabe, diesen Skandal zu stoppen. In der Aktivistin Mackenzie findet sie dabei tatkräftige Unterstützung.

Obwohl ich den Plot und die sehr realistisch und anschaulich gezeichneten Zukunftsszenarien - korrupte Politiker*innen, Sekten, terroristische Aktivisten und gewaltbereite Rechtsextreme inmitten schrecklicher (Un)Wetter- und Klimaverhältnisse - sehr spannend finde, haben mich der Erzählstil und die Figurenentwicklung leider nicht überzeugen können.
Es gibt zahlreiche Erzählstränge, die durch sehr kurze Kapitel den roten Faden erschweren und bei denen ich mir teilweise unschlüssig war, inwiefern sie relevant für das Gesamtgeschehen waren. Während zu Beginn in die verschiedenen Lager und Verhältnisse eingeleitet wurde, kippt plötzlich alles. Ein Ereignis jagt das nächste, Figuren wechseln plötlich die Seiten und Leela Faber wird von der eher unauffälligen und zurückhaltenden Schriftstellerin plötzlich zur aggressiven Aktivistin.

Inhaltlich, bezogen auf die Klimaveränderung und daraus resultierende Konsequenzen, konnte mich Noah Richter überzeugen. Aus literarischer und figurentechnischer Perspektive eher weniger. Trotz einiger Längen und der überraschenden Figurenentwicklung habe ich das Buch gern gelesen.