Ein inspirierendes Leben
Die Rebellion der Alfonsina StradaIch muss ganz ehrlich sagen, bei diesem Buch war es eher Liebe auf den zweiten Blick. Cover und Titel hatten mich gar nicht so sehr angesprochen, aber Klappentext und erste Seiten haben mich eines besseren ...
Ich muss ganz ehrlich sagen, bei diesem Buch war es eher Liebe auf den zweiten Blick. Cover und Titel hatten mich gar nicht so sehr angesprochen, aber Klappentext und erste Seiten haben mich eines besseren belehrt und ich bin im Nachhinein wirklich froh, dieses Buch gelesen zu lesen. Alfonsina Strada ist eine Inspiration an seinen Träumen festzuhalten und sich nicht unterkriegen zu lassen, egal was die Leute sagen.
Zum Inhalt: Alfonsina wird als Kind in eine Großfamilie im norditalienischen Fossamarcia geboren. Die Eltern leben in ärmlichen Verhältnissen, der Vater hält die Familie mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser und die Mutter zieht zusätzlich zu den eigenen Kinder, noch weitere aus staatlicher Obhut auf, um das Fürsorgegeld einzustreichen. Immer wieder sterben einige der Kinder, die Alfonsina ihr Leben lang als Geister "der kleinen Toten von Fossamarcia" begleiten sollen. Es ist ein trostlosen Leben, das für Alfonsina eine ungeahnte Wendung nimmt, als der der Vater ein Fahrrad mit nach hause bringt. Alfonsina bringt sich heimlich selbst das fahren bei und schon bald ist das Fahrrad ihr zentraler Lebensmittelpunkt. Allen Widrigkeiten zum Trotz fährt Alfonsina Radrennen und erlangt den Titel "die Königin der Tretkurbel". Das Buch beschriebt ihren Lebensweg.
Ich fand es erschreckend zu lesen, welche Steine Alfonsina in der Weg gelegt wurden und wie schlimm sie teilweise beschimpft wurde. Daran merkt man, dass es damals einfach auch eine andere Zeit war und eine Frau auf einem Fahrrad einfach nicht zu den Vorstellungen der Leute gepasst hat. Immer wieder war ich beeindruckt, wie mutig Alfonsina ihre Ziele verfolgt, egal wie oft sie daran auch gescheitert ist. Besonders gelitten habe ich bei den Episoden aus dem Zirkus. Dass sie sich so unter wert verkaufen musste und die Leute sogar auf ihr Leben gewettet haben, finde ich wirklich unvorstellbar schrecklich. Zum Glück hat zumindest ihr Mann Luigi zu ihr gehalten und war bis zu seinem Tod ihr größter Fan.
Über viele Aspekte ihres Lebens erfahren wir sehr wenig, ihr zweiter Ehemann wird nur kurz erwähnt und generell beschäftigt sich das Buch eher mit ihrem Leben in jungen Jahren. Obwohl Alfonsina über die Jahre einiges an Geld mit dem Radsport verdient hat, wird angedeutet, dass sie zuletzt recht bescheiden gelebt hat und ihr Bekanntheitsgrad zuletzt her niedrig war. Hat hat mir irgendwie total leid getan, weil sie so hart für ihren Traum gearbeitet hat.
Das Buch ist sehr anschaulich geschrieben, man bekommt einen guten Eindruck wie das Leben in Italien damals so war. Teils hatte das Buch recht harte Sprache, die aber zu den Umständen passt. Es zeigt gut auf, wie schwer es Frauen damals noch hatten, einen Platz jenseits der Mutterschaft in der Gesellschaft zu finden.
Auch der Radsport und wie harte s dabei zugeht wird sehr detailliert beschrieben. Vor allem die Schilderung des Giro hat mir richtig gut gefallen.
Dieses Buch lässt das Leben und den Mut der Alfonsina Stada wieder aufleben. Alfonsina Stada hatte ein wildes und aufregendes Leben, das es wert ist, erzählt zu werden.