Bisschen vorhersehbar, dennoch hat es mich gut unterhalten
Fritz und EmmaEmma und Fritz sind beide 1927 am 8. Januar geboren und schon mal Kinder hängen die beiden immer zusammen. Sie werden ein fast unzertrennliches Paar – einzig der Krieg schafft es die beiden zu trennen. ...
Emma und Fritz sind beide 1927 am 8. Januar geboren und schon mal Kinder hängen die beiden immer zusammen. Sie werden ein fast unzertrennliches Paar – einzig der Krieg schafft es die beiden zu trennen. Fritz ist gegen das Regime, wird jedoch eingezogen und muss in den Krieg. Nach Kriegsende kommt Fritz nicht zurück, doch Emma gibt die Hoffnung nicht auf. Tatsächlich ist es dann 1947 soweit, Fritz kommt wieder nach Hause, doch er ist nicht mehr der Gleiche und ein Schicksalsschlag tut sein Übriges... Marie und ihr Mann, der neue Pfarrer von Oberkirchbach, kommen 2019 in dem verschlafenen Dorf an. Während er direkt einen Draht zu den Menschen bekommt, ist Marie mit der Situation nicht ganz so glücklich. Sie braucht dringend eine Aufgabe und dann stolpert sie über das nunmehr 70jährige Schweigen zwischen Fritz und Emma. Marie geht der Sache auf den Grund….
Diese Geschichte war eigentlich nicht wirklich nach meinem Beuteschema, zumindest nicht auf den ersten Blick. Mir waren Cover und Klappentext ein bisschen zu beliebig und in mitten der zahlreichen Neuerscheinungen die es so gibt, ist mir das Buch einfach nicht genug aufgefallen. Ich hatte jedoch Glück, denn die Geschichte spielt zwar im fiktiven Oberkirchbach, hat jedoch eine reale Vorlage, die nicht weit von meinem Wohnort entfernt ist, wie ich aus der Zeitung erfahren habe. Danach habe ich mir das Buch mal genauer angesehen und fast sofort bestellt. Und das war eine sehr gute Idee.
Die Geschichte spielt auf zwei zeitlichen Ebenen, einmal in der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart, einmal in 2019. Das Setting ist das kleine pfälzische Örtchen Oberkirchbach. Eine schöne Kulisse für schwierige Geschichten, wie man sie nicht nur in Dörfern kennt und solche, die die kleinen Dörfer besonders betreffen. Der Dorfkern wird immer leerer, die Bevölkerung immer älter und all das, was eben zum demografischen Wandel gehört, nimmt seinen Lauf. Pfarrersfrau Marie hat genau damit ein Problem, aber auch Ideen. Ihr Charakter ist gut gezeichnet wie auch die der anderen Protagonisten und mancher Nebenfigur. Man hatte das Gefühl die Personen richtig zu kennen, was mir richtig gut gefallen hat. Trotzdem hatte ich mit Marie auch zwischendurch immer wieder zu hadern, da sie so unzufrieden ist und in Teilen war mir das einfach zu viel.
Ein bisschen vorhersehbar war die Geschichte, okay, vielleicht sogar so einiges, aber es hat mich unter dem Strich dennoch gut unterhalten. Ein großes Plus für mich ganz persönlich ist, dass die Geschichte nur wenige Kilometer entfernt von meinem Wohnort spielt und ich daher natürlich einen ganz anderen Bezug zur Geschichte habe. Zudem finde ich die dörflichen Eigenarten und pfälzischen Besonderheiten („alla hopp, kumm geh fort“ und Co) sehr gut getroffen – man merkt, dass die Autorin die Gegend gut kennt. Auch gut, dass sie die Region so darstellt wie sie ist – wunderschön, aber wirtschaftlich nicht gerade der Renner. Auf das Sterben kleiner Orte macht die Autorin auf feine Art aufmerksam und sie hat zudem auch noch Vorschläge zur Wiederbelebung in petto.
Für mich war es das erste Buch der Autorin, aber sicher nicht das Letzte, denn der Schreibstil ist sehr angenehm, lebendig und rund. Zudem habe ich die Hoffnung, dass sie mal wieder einen Ausflug in ihre alte Heimat wagt.