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Veröffentlicht am 26.04.2021

10 Jahre Stillstand

Der ehemalige Sohn
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In diesem Roman beschreibt Sasha Filipenko die politische Situation seines Heimatlandes Belarus sehr eindringlich. Die Ausweglosigkeit für die Menschen wird durch seine Sprache und gewählte Methapern ...

In diesem Roman beschreibt Sasha Filipenko die politische Situation seines Heimatlandes Belarus sehr eindringlich. Die Ausweglosigkeit für die Menschen wird durch seine Sprache und gewählte Methapern schmerzhaft spürbar.
Der junge Franzisk, genannt Zisk, lebt bei seiner Großmutter, die ihn innig liebt. Er besucht ein Konservatorium mit Hauptfach Cello.
Auf dem Weg zu einem Konzert kommt es wegen eines Wolkenbruchs zu einer Massenpanik, die in einer Unterführung mündet. In dem Gedränge sterben viele Menschen, Zisk überlebt schwer verletzt, er fällt ins Koma, aus dem erst nach 10 Jahren erwacht. Ärzte, Mutter und Freunde haben ihn aufgegeben, aber seine Großmutter kämpft für ihn. Eine bewundernswerte, starke und warmherzige Frau, die ihn trotz der Krankheit in alle Geschehnisse mit einbezieht. Über diese Stellen und Monologe, von verschiedenen Besuchern am Krankenbett, erfährt der Leser vieles über das Land. Nach seinem Erwachen verlagert sich die Handlung aus dem Krankenhaus heraus in den belarussischen Alltag.

Filipenko überzeichnet seine Charaktere, jeder steht für sich nicht als Person, sondern für eine Gruppe. Es gibt Mitläufer, Resignierte, Opportunisten, Unterstützer des Regimes, Warmherzige Menschen u.v.m. Dadurch gelingt es ihm, die Gesellschaft und die Situation in der Diktatur gut darzustellen, die Personen selbst bleiben dem Leser aber fern, der politische Aspekt steht im Vordergrund. Zisks und sein Koma stehen als Metapher für das erstarrte Land. „Er schlägt die Augen da auf, wo er sie irgendwann einmal geschlossen hat. Wir erzählten ihm von irgendwelchen Unterschieden, aber im Großen und Ganzen hat sich nichts verändert.“
Die Sprache ist bildhaft und eindringlich, so bekommt man bei der Beschreibung des Gedränges als Leser Platzangst und bei der Zerschlagung einer Demonstration rennt man mit Zisk um sein Leben.
Tatsächlich war mir zuvor nicht viel über Belarus bekannt, es beschränkte sich auf die Nachrichten aus dem letzten Jahr. Filipenko unternimmt hier einen eindringlichen Versuch, der Welt das Schicksal seines Landes nahezubringen, die so wenig Interesse zeigt, es ist die Waffe des Literaten, er will aufmerksam machen und aufklären.
Insgesamt fand ich das Buch interessant und habe es gerne gelesen. Da im Klappentext Vieles schon verraten wurde, litt jedoch die Spannung etwas und der gewählte Stil hielt mich zeitweilig auf Distanz. Für die Hauptpersonen hätte ich mir stärker ausgearbeitete Charaktere gewünscht, die einen ansprechen und mitnehmen.
Trotz der kleinen Mankos eine empfehlenswerte Geschichte, die keine ganz leichte Kost, aber ein gut verarbeitetes Stück Realität und Gesellschaftskritik ist.

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Veröffentlicht am 20.04.2021

Küstenkrimi

Nasses Grab (Zwischen Mord und Ostsee, Küstenkrimi 1)
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Reihenauftakt mit einem neuen Ermittlerteam, das im hohen Norden in Flensburg angesiedelt ist. Die Konstellation des Teams ist brisant. Ina Drews und Jörn Appel sind verschwägert, sich aber nicht zugetan, ...

Reihenauftakt mit einem neuen Ermittlerteam, das im hohen Norden in Flensburg angesiedelt ist. Die Konstellation des Teams ist brisant. Ina Drews und Jörn Appel sind verschwägert, sich aber nicht zugetan, als sie feststellen, dass sie fortan gemeinsam ermitteln müssen. Bei ihrem ersten Fall spielt sich einiges gut ein, es bleibt aber für weitere Folgen ausbaufähig.
Eine Leiche wird am Strand von Holnis gefunden, der Tote wird rasch identifiziert und einem merkwürdigen Kutter zugeordnet, der weitere Fragen aufbringt. Der solide Kriminalfall wird gut aufgebaut und umfassend gelöst. Die aktuellen Bezüge fand ich gut, sie hätten aber etwas intensiver ausgebaut werden können.
Den Schreibstil und die Beschreibung der Orte fand ich gelungen. Solider Krimi mit Lokalkolorit. Mir hat dieser Reihenauftakt gut gefallen, auch wenn es noch Luft nach oben gibt. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 13.04.2021

Mix aus Science Fiktion und 1001 Nacht

Mirage - Die Schattenprinzessin
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Mirage - die Schattenprinzessin ist der Auftakt zu einer neuen Sternensaga. Die Welt, die Somaiya Daud für ihr Abenteuer erdacht hat, liegt in einer fernen Galaxie. Fantasievoll werden das Sternensystem ...

Mirage - die Schattenprinzessin ist der Auftakt zu einer neuen Sternensaga. Die Welt, die Somaiya Daud für ihr Abenteuer erdacht hat, liegt in einer fernen Galaxie. Fantasievoll werden das Sternensystem und die einzelnen Orte beschrieben, hierbei hat man häufig das Gefühl man wäre zu Gast in 1001 Nacht. Ein schöner Mix, wunderbar beschrieben, so dass das Kopfkino gut zu tun hat.
In dieser Welt haben die Vath Andala annektiert, sie herrschen dort mit Gewalt und beuten Menschen und Rohstoffe der Orte aus. Die Besatzung dauert bereits Jahre an.
Das Bauernmädchen Amani wird am Festtag ihres Erwachsenwerdends grundlos von Androiden der Vath festgenommen. Als sie schließlich vor der Prinzessin Maram kniet, schwant ihr Böses: Die Mädchen könnten Zwillinge sein.
Die Prinzessin ist unbeliebt und wird bedroht. Amani wird als Double ausgebildet und muss sie bei riskanten Anlässen vertreten. Als Sklavin hat sie keine Wahl, sie muss sich den gefährlichen Situationen stellen. Von ihrer Fähigkeit die verhasste Prinzessin zu kopieren und zu improvisieren hängt fortan ihr Überleben ab. Als sie sich in Idirs, Marams Verlobten, verliebt und Rebellen sie für ihre Zwecke einsetzen wollen, spitzen sich die Ereignisse zu.

Der Roman wird in Ich-Perspektive von Amani erzählt. Ihre Ängste und Sorgen kann man dadurch gut nachvollziehen. Sie ist sehr traditionsbewusst und liebt die Poesie, obwohl sie ein armes Bauernmädchen ist, kann sie lesen und schreiben, spricht zwei Sprachen und verfügt über ein gutes Maß an Bildung und Verstand. Da niemand wissen darf, dass es ein Double gibt, hat sie nicht sehr viele Kontakte, das ist schwierig, aber sie will überleben und ist bereit dafür hart an sich zu arbeiten. Sie lernt Maram zu sein und Andere zu täuschen, aber auch Menschen Vertrauen zu schenken.

Maram ist die ungeliebte Prinzessin. Eine interessante Protagonistin, ein Mischling, halb Kushaila , halb Vathek. Nur durch eine Ehe mit der Königstochter des besetzten Reiches konnte ihr Vater einst die Macht erhalten. So steht Maram immer dazwischen, gehört nirgends dazu. Ein hartes Schicksal, wenn es auch zunächst nicht so scheint. Sowohl das besetzte Volk, als auch die Eroberer sehen in ihr jeweils nur den fremden Anteil und lehnen sie daher ab. Diese Zerrissenheit hat sie zu einer schwierigen Person gemacht, dies klingt häufig an, hätte aber noch besser herausgearbeitet werden können.
Auch die weiteren Charaktere wurden gut angelegt, bleiben in er Bedeutung aber hinter diesen Beiden zurück.

Es sind alte Ideen, die in diesem Buch neu aufbereitet und zusammengefügt wurden, durch das exotische Setting bekommt dieser Mix aber etwas Besonderes. Im Mittelteil hätte ich mir etwas mehr Spannung gewünscht, manches lief zu glatt, lesen lies sich das Buch jedoch jederzeit flüssig und gut.
Das Cover und die Innengestaltung sind aufwendig und passen gut zu der Geschichte.
Auf den nächsten Teil bin ich gespannt und werde ihn sicher lesen. Dieses Buch endet zwar offen, könnte aber doch für sich stehen. Der Cliffhanger fiel nicht zu heftig aus und mir gefällt besonders, dass es der Autorin gelang mit einem besonderen Hoffnungszeichen für einen Protagonisten zu enden.
Vier von fünf Sternen und meine Leseempfehlung für Jugendliche und Erwachsenen mit Spaß an Young Adult Romanen.

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Veröffentlicht am 13.04.2021

tolle neue Saga für Kinder und Erwachsene

Die Sternen-Saga 1. Taurus
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"Taurus - Die Erben der Macht" ist der Auftakt zu einer neuen Serie für Kinder, hier geht es abenteuerlich und geheimnisvoll zu, die Naturwissenschaften spielen auch eine Rolle. Schöne Mischung für Kinder ...

"Taurus - Die Erben der Macht" ist der Auftakt zu einer neuen Serie für Kinder, hier geht es abenteuerlich und geheimnisvoll zu, die Naturwissenschaften spielen auch eine Rolle. Schöne Mischung für Kinder ab 10, aber auch für erwachsene Familienmitglieder, die mitlesen. Das Mädchen Natalie wächst bei dem Großvater auf, der ein berühmter Professor ist. Durch ihn hat sie eine besondere Erziehung genossen: Sie kennt bereits die ganze Welt, spricht fünf Sprachen und ist sehr klug und gebildet. Diese Fakten werden gleich zu Beginn verdichtet vorgestellt, denn das Buch beginnt rasant mit einer spannenden Handlung. Während eines Vortrags wird der Großvater entführt und Natalie will ihn befreien. Es ist schön zu lesen, wie sie Hilfe bei einem Jungen und dessen Leibwächter findet und sie gemeinsam beim Lösen der Geheimnisse vorankommen. Ich habe das Buch mit einem 11-jährigen gelesen, der viel Freude daran hatte und nun schon auf den nächsten Teil wartet. Die eingefügten Sternbilder waren optisch schön und haben die Handlung unterstützt. Toll fand ich, dass sie eine Anregung für weitere Sachbuchlektüre geboten haben.

Veröffentlicht am 13.04.2021

Ophelia auf der Arche Babel

Die Spiegelreisende 3 - Das Gedächtnis von Babel
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In Band 3 der Spiegelreisenden Saga reist Ophelia auf die Arche Babel, dort hofft sie Thorn zu finden. Auch hier findet der Leser wieder eine neue fantasievoll gestaltete Welt, deren Entdeckung wirklich ...

In Band 3 der Spiegelreisenden Saga reist Ophelia auf die Arche Babel, dort hofft sie Thorn zu finden. Auch hier findet der Leser wieder eine neue fantasievoll gestaltete Welt, deren Entdeckung wirklich Spaß macht.

Das Leben auf Babel ist stark reglementiert und unterscheidet sich von den bisher vorgestellten Archen. Die Autorin weiß immer wieder zu überraschen mit ihren neuen Kreationen. Ophelia hatte sich zunächst auf ihrer Heimatarche Anima stark gehen lassen und muss sich auf Babel nun endlich weiterentwickeln, aus sich herausgehen und für sich und ihre Ziele eintreten. Unter falschem Namen beginnt sie als Lehrling am Konservatorium, um Thorn und dem Geheimnis Gottes näher zu kommen.

Der Erzählstil lässt sich wunderbar lesen und nimmt den Leser gefangen, man kann sich alles sehr bildhaft vorstellen. Das Wiedersehen mit den bekannten Charakteren war schön- Ophelia und Thorn haben sich weiterentwickelt, auch wenn ich manches an ihnen nicht so mag, ist die Entwicklung schlüssig.

Die fantasievolle Saga hat mich in ihren Bann gezogen und ich möchte – gerade nach dem Chliffhanger – wissen wie es endet. Ich kann das Buch empfehlen, jedoch sollte man zum Verständnis die Vorgänger-Bände gelesen haben.

Einziger Wehrmutstropfen bleiben einige offene Fragen, die bisher nachhaltig nicht geklärt wurden: so bin ich nun gespannt auf den finalen 4. Teil. Hoffentlich ergibt sich danach ein vollständig rundes Bild für diese tolle Welt.