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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.05.2021

Partnersuche 3.0

Suche Platz auf Wolke Sieben
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Marlene wird mit 27 von ihrem Freund verlassen, mit dem sie seit der Schulzeit zusammen ist. Sie hatten gerade ein Haus zusammenkommen gekauft und wollten wenige Wochen später heiraten. Dadurch bricht ...

Marlene wird mit 27 von ihrem Freund verlassen, mit dem sie seit der Schulzeit zusammen ist. Sie hatten gerade ein Haus zusammenkommen gekauft und wollten wenige Wochen später heiraten. Dadurch bricht erst einmal ihre Welt zusammen und kurz darauf verliert sie auch noch ihren Job in einer Personalberatung. Durch ihre beste Freundin kommt sie dann aber auf die Idee, eine Online-Dating-Agentur zu gründen, bei der nur Mitglied werden kann, wer sich nachgewiesen sozial engagiert. Außerdem bietet sie ihren Kunden auch Ghostwriter-Dienste an, falls es diesen schwer fällt, sich anderen gegenüber gut zu präsentieren. Nachdem ihre "Wolke Sieben"-Plattform recht gut angenommen wird, gewinnt sie auch einen bekannten Sänger als Klienten und zugleich Werbepartner und begegnet so auch immer wieder dessen recht ruppigen Manager Bruno, der sich mit der Zeit dann doch als ganz nett entpuppt. Sie selbst möchte nach der großen Verletzung aber keinen Mann mehr zu nah an sich heran lassen.

Mir hat die Geschichte gefallen. Marlene und ihre Freunde sind sympathisch, wie sie ihre kleineren und größeren Macken haben, aber immer zusammenhalten. Die Idee hinter der Datingagentur gefällt mir auch, da sie versucht, die gemeinsamen Prioritäten mehr in den Mittelpunkt zu stellen als Äußerlichkeiten. Gut finde ich auch, dass der Roman in Hamburg spielt und immer wieder typische Hamburger Schauplätze auftauchen, die für Lokalkolorit sorgen. Auch den kurzen Ausflug von Marlene nach Sardinien fand ich schön, da ich absolut nachvollziehen kann, wie sie von der Insel und ihren Stränden fasziniert ist. Der Schreibstil der Autorin ist anschaulich und angenehm lesbar, dass ab und zu Textnachrichten und Songtexte eingestreut wurden, fand ich sehr passend.

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Veröffentlicht am 02.05.2021

Back To The Roots

Der Wind singt unser Lied
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Ich habe schon mehrere Romane von Meike Werkmeister gelesen, da ich sehr gerne beim Lesen an die Nordsee reise, wo ihre Geschichten hauptsächlich spielen. Daher war mein Interesse für „Der Wind singt unser ...

Ich habe schon mehrere Romane von Meike Werkmeister gelesen, da ich sehr gerne beim Lesen an die Nordsee reise, wo ihre Geschichten hauptsächlich spielen. Daher war mein Interesse für „Der Wind singt unser Lied“ natürlich auch gleich geweckt. Aber auch das Cover des aktuellen Romans ist wieder sehr ansprechend gestaltet und macht wirklich Lust darauf, das Buch zu lesen.
Im Mittelpunkt der Handlung steht die Weltenbummlerin Toni, die wegen ihrer Eltern nach langer Zeit zurück nach St. Peter Ording auf deren Ferienhof kommt, nachdem sie zuletzt in Costa Rica recht zufrieden war. Für viele ein traumhafter Ort mit seinem tollen Strand und der Nordsee, nicht aber für Toni, die sich in ihrem Heimatort noch nie so richtig wohlgefühlt hat und sich auch wieder mit unangenehmen Erinnerungen aus ihrer Jugend konfrontiert fühlt. Und auch das Zusammensein mit ihren Eltern und ihrer Schwester gestaltet sich recht unentspannt und man scheint Toni etwas zu verheimlichen.
Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, da es sich nicht ausschließlich um einen sommerlichen Liebesroman handelt, der an einem schönen Ort spielt, sondern auch eine gute Dosis Tiefgang enthalten ist. Besonders gut gefällt mir aber natürlich auch wieder der Lokalkolorit, sodass ich mir die Schauplätze an der Nordsee sehr gut vorstellen und zumindest in Gedanken dorthin reisen konnte. Die verschiedenen Charaktere sind mir trotz mancher Ecken und Kanten sympathisch und der Schreibstil der Autorin ist sehr anschaulich und angenehm lesbar. Sehr schön finde ich auch, dass immer wieder Songtexte von Toni an passender Stelle eingebunden wurden. Sehr gerne empfehle ich diesen Roman weiter.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Perspektivwechsel

Drei Kameradinnen
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Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die "Drei Kameradinnen" Hani, Saya und die Erzählerin Kasih, drei junge Frauen, deren Eltern nach Deutschland eingewandert sind, als sie selbst noch Kinder waren. Sie ...

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die "Drei Kameradinnen" Hani, Saya und die Erzählerin Kasih, drei junge Frauen, deren Eltern nach Deutschland eingewandert sind, als sie selbst noch Kinder waren. Sie freundeten sich an, weil sie in der gleichen Siedlung aufwuchsen und verbrachten viel Zeit zusammen. Mittlerweile lebt und arbeitet Saya in einem anderen Land und sie sehen sich seltener, aber anlässlich der Hochzeit einer Jugendfreundin verbringen sie nun wieder einige Tage gemeinsam und es kommt zu einem dramatischen Ereignis.

Was genau passiert ist, erfährt man aber erst am Ende des Romans. Dazwischen kommt es immer wieder zu episodenhaften Rückblicken auf Ereignisse, die alle drei Frauen oder besonders die Ich-Erzählerin Kasih geprägt haben und man erfährt mehr darüber, wie das Leben der jungen Frauen aktuell aussieht. Während Hani sich total bemüht, bei ihrer Arbeit alle Erwartungen am besten noch zu übertreffen und immer um Harmonie bemüht ist, widdert Saya überall Diskriminierung und Ungerechtigkeiten und tickt auch gerne mal aus. Kasih wirkt so, als ob sie ihren Weg noch nicht ganz gefunden hat und tut sich trotz eines Einser-Abschlusses schwer bei der Jobsuche, wofür sie auch ihren Migrationshintergrund als Ursache sieht. Als Erzählerin versucht sie, Erklärungen für das Verhalten ihrer Freundinnen zu bieten, spricht aber auch immer wieder den Leser direkt an und weist ihn so daraufhin, dass auch er nicht frei von Vorurteilen oder diskriminierenden Verhaltensweisen ist. Auch reale Ereignisse spielen im Roman eine Rolle, wie der Prozess um die NSU-Morde, dessen Verlauf vor allem Saya nicht kalt lässt.

Ich halte den Roman für sehr wichtig, um einmal die Perspektive zu wechseln und eigene Einstellungen und Verhaltensweisen zu überdenken und (wieder) darauf aufmerksam zu werden, wie verbreitet Alltagsrassismus heute noch ist, auch wenn man sich selbst eigentlich für weitgehend vorurteilsfrei hält. Der Roman bietet auf jeden Fall neue Sichtweisen und wichtige Denkanstöße und die Autorin schreibt sehr abwechslungsreich und sprachgewaltig. Man kann sich so sehr gut in ihre Protagonistinnen hineinversetzen und sie wirken auch sehr authentisch. Dass man als Leser auch immer wieder direkt von Kasih angesprochen wird, auch wenn es oft in einem provokanten und vorwurfsvollen Tonfall ist, hat mir ebenfalls gut gefallen. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Familiengeheimnis(se) auf Island

Das Mädchen im Nordwind
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Der Roman "Das Mädchen im Nordwind" ist bereits der dritte Island Roman der Autorin. Die Handlung ist aber komplett unabhängig von der der früheren Bücher. Gemeinsam ist ihnen aber, dass sie auf zwei ...


Der Roman "Das Mädchen im Nordwind" ist bereits der dritte Island Roman der Autorin. Die Handlung ist aber komplett unabhängig von der der früheren Bücher. Gemeinsam ist ihnen aber, dass sie auf zwei Zeitebenen spielen, hier sind es die Gegenwart und die Zeit des Nationalsozialismus.

Die 34-jährige Tischlerin Sofie geht 2019 für einige Monate in den Norden Islands, um dort im Rahmen von Work and Travel ein Haus zu renovieren. Dabei stößt sie einerseits auf ein altes, auf Deutsch verfasstes, Tagebuch und lernt zudem den recht wortkargen Isländer Björkvin kennen.
Im Mittelpunkt der zweiten Zeitebene steht Luise, die Tochter eines jüdischen Kaufmanns aus Lüneburg, deren Familie immer mehr unter den mächtiger werdenden Nationalsozialisten zu leiden hat. 1936 lernt sie den Isländer Jónas kennen, der kein Problem mit ihrer jüdischen Herkunft hat und die beiden beginnen trotz aller Widerstände eine Beziehung miteinander.

Mir hat die Geschichte gut gefallen, ich mag Island sehr und fand es schön, mit Sofie zumindest beim Lesen wieder dort hin zu reisen. Sofie und Luise als Protagonistinnen waren mir beide sehr sympathisch und besonders mit Luise, ihrer Familie und Jónas habe ich mitgelitten. Durch die beiden Zeitebenen bietet der Roman auch eine gute Portion Tiefgang, indem man viel über die Grausamkeiten der Nationalsozialisten gegenüber Juden erfährt. Aber auch der Teil, der in der Gegenwart spielt, ist nicht zu kitschig. Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut lesbar, immer wieder baut sie auch einzelne isländische Begriffe mit ein, sodass man eine gewisse Vorstellung von der doch recht wenig verbreiteten Sprache bekommt. Eine Karte hinten im Umschlag trägt zu einer besseren Orientierung auf der Insel bei.

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Veröffentlicht am 14.04.2021

Eine dramatische Familiengeschichte

Geteilte Träume
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Imgke erfährt im Jahr 1992 zufällig kurz vor ihrem Abitur in Ost-Berlin, dass ihre vermeintlichen Eltern nicht ihre leiblichen Eltern sind und macht sich daraufhin auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter. ...

Imgke erfährt im Jahr 1992 zufällig kurz vor ihrem Abitur in Ost-Berlin, dass ihre vermeintlichen Eltern nicht ihre leiblichen Eltern sind und macht sich daraufhin auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter. Dadurch erfährt sie von verschiedenen Familienmitgliedern, was es bedeutete im politischen System der DDR aufzuwachsen. Angefangen vom Einmarsch der Russen und der Kollektivierung des Landes, dem Mauerbau und Fluchtversuchen, brutale Haftbedingungen, über Einschränkungen bei der Berufswahl, Bespitzelung und auch Spitzeltätigkeiten bis hin zur Kinderbetreuung zu DDR-Zeiten. Dabei werden, je nach Sichtweise des jeweiligen Familienmitgliedes, auch positive Aspekte des Lebens in der DDR thematisiert. Gleichzeitig spielt natürlich auch das Thema Familie und Zusammengehörigkeit eine große Rolle, da Ingke nun zwischen ihren vermeintlichen Eltern und ihrer leiblichen Familie hin und her gerissen ist.

Ich fand den Roman, nachdem ich anfangs noch etwas mit den vielen Personen und ihren Geschichten überfordert war, was sich schnell gab, sehr fesselnd und wichtig. Ich selbst bin im Westen aufgewachsen und war nur als Kind zu Besuch in der DDR und habe so natürlich nicht viel vom Leben dort mitbekommen. Daher war es für mich sehr beeindruckend mit Hilfe der verschiedenen Personen und ihren, teilweise auch zwiespältigen, Erfahrungen mitzuerleben, was es bedeutete in diesem politischen System zu leben und welche sehr brutalen Konsequenzen es haben konnte, wenn man sich in bestimmten Punkten nicht anpasste. Gleichzeitig lernt man aber auch Personen kennen, denen es recht gut gelang, sich und andere nicht zu verraten, indem sie sich mit allem bestmöglich arrangierten, sodass der Roman sehr vielschichtig ist. Auf jeden Fall merkt man deutlich, dass Ulla Mothes gründlich für ihre Geschichte recherchiert hat und auch der Schreibstil ist sehr anschaulich und gut lesbar, wenn auch nicht allzu gefühlsbetont.

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