Was wisst ihr eigentlich über Zeppeline? Im Besonderen über die Hindenburg, das größte gebaute Luftsschiff, welches den Nazis als Propagandamittel diente? Wahrscheinlich genauso viel, wie ich wusste, bevor ich dieses Buch gelesen habe....nicht sehr viel....
Ariel Lawhon hat sich in diesem wirklich sehr interessanten Roman dem Schicksal der Hindenburg gewidmet. Das Buch basiert auf der wahren Begebenheit des Unglücks am 6. mai 1937. Die Autorin hat jedoch ihre ganz eigene Idee betreffend der Explosion des Luftschiffes hier eingebracht, denn die Ursache des Unglücks ist bis heute nicht geklärt. Beim Lesen denkt man jedoch, dass es sich genauso abgespielt haben könnte...
Am 3. Mai 1937 trat der Zeppelin LZ 129 Hindenburg mit 97 Menschen an Bordseine Fahrt von Frankfurt nach Lakehurst (USA) an. Die Personen sind (bis auf eine) alles reale Figuren, die tatsächlich an Bord waren. Einige davon lernen wir näher kennen und begleiten sie die ganzen 500 Seiten über. Das sind der Navigator, die Stewardess, der Kabinenjunge, der Amerikaner, die Journalistin und ihr Ehemann.
Die Geschichte wird in Tage ab dem Start von Frankfurt in einem Art Countdown bis zum Absturz erzählt.
Ariel Lawhon nimmt den Leser mit auf einen spannenden Rundgang durch die Hindenburg. Dabei bindet sie auch technische Daten und den Aufbau des Luftschiffes mit ein. Für mich war es anfangs unvorstellbar, dass es wie auf einem Ozeandampfer Speisesäle, viele einzelne Kabinen, ein Raucher- oder Familienzimmer gab. Diese Größe war für mich kaum vorstellbar.
Die Autorin verbindet diese technischen Details perfekt mit der Handlung. Dadurch hat man das Gefühl selbst mit an Bord zu sein, das Flugschiff zu erkunden und die anderen Passagiere kennenzulernen.
Auch die Charaktere sind sehr liebevoll und detailliert beschrieben. Sie wuchsen mir sehr schnell ans Herz und ich hoffte im Stillen, dass alle davon überleben werden.
Vorallem Kabinenjunge Werner, der von den Besatzungsmitgliedern auch zu Arbeiten eingeteilt wurde, die ihm eigentlich nicht zustanden und daraus gewieft seine eigenen Vorzüge zog, mochte ich sehr. Er ist ein kluges Kerlchen und wird durch das Unglück viel zu schnell erwachsen. Aber auch Max, der Navigator, der unsterblich in die Stewardess Emilie verliebt ist und sie von seinen Vorzügen überzeugen will, war mir sehr sympathisch. Emilie, die erste weibliche Flugbegleiterin der Geschichte, und somit eine echte Pionierin der Luftfahrt, imponierte mir ebefalls sehr. Aber auch die aufgeweckte Journalistin, die sich nicht den Mund verbieten lässt und ihr zwanzig Jahre älterer Ehemann, sind ausgesprochen interessante Figuren. Einzig der Amerikaner hat seine dubiose Rolle und wirkt alles andere als sympathisch.
Durch den dreitägigen Aufenthalt und die damit zunehmend explosivere Spannung unter den Passagieren an Bord, erfahren wir Leser immer mehr Einzelheiten und entdecken, dass so einige Personen ein kleines Geheimnis hüten. Die Geschichte wird dadurch spannend, aber auch kleine Anekdoten und das Liebesgeplänkel zwischen Max und Emilie bringen Schwung in den Roman. Man nimmt Anteil an den Figuren und ihren Schicksalen.
Unaufhaltsam steuert man der Katastrophe entgegen und mit den immer weniger werdenden Stunden und Minuten werden auch gleichzeitig die Kapitel immer kürzer. So bringt die Autorin noch mehr Spannung in den Roman und lässt die letzten Stunden Revue passieren.
Der Roman lebt von der Atmosphäre an Bord des Schiffes, den Schicksalen einzelner Figuren, den historischen Tatsachen, sowie der tollen Mischung aus Unterhaltung, Spannung, Tragik und Romantik.
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Und wer noch immer nicht genug hat, kann sich dieses You Tube Video https://www.youtube.com/watch?v=CgWHbpMVQ1U ansehen, das mich erschüttert zurückgelassen hat und es eigentlich einem Wunder gleichkommt, dass "nur" 36 Menschen durch die Explosion gestorben sind. Anschauen!
Schreibstil:
Die Autorin schreibt sehr atmosphärisch und detailliert. Dadurch bekommt man ein wahnsinnig gutes Bild der Hindenburg und der Passagiere. Die teilweise sehr humorvollen Dialoge ließen trotz des drohenden Unglücks ein Lächeln auf meinem Gesicht zurück.
Hinweisen möchte ich auch noch auf das Nachwort der Autorin. In diesem geht sie näher darauf ein, was Fakt ist und welche eigenen Freiheiten sie sich für den Roman genommen hat. Ariel Lawhon hat wirklich sehr gut recherchiert und einen tollen Roman daraus entstehen lassen.
Fazit:
Ein sehr interessanter historischer Roman, der durch seine großartige Atmosphäre, den Schicksalen einzelner Passagiere, sowie dem Mix aus Realität und Fiktion punktet. Toll recherchiert und sehr informativ, spannend und ein kleiner Hauch Romantik lassen die 500 Seiten fast zu schnell vorbeigehen...
Ich finde es schade, dass dieser wundervolle Roman so wenig Beachtung findet. Ich empfehle ihn auf jeden Fall gerne weiter.