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Veröffentlicht am 15.04.2021

Klebrig-süß wie Zuckerwatte und mit seichter Handlung versehen

Das zauberhafte Weingut in der Provence
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Ava hat die Nase voll von ihrem Mann, der sie betrügt, immer klein hält und ihr das Gefühl gibt, nichts wert zu sein. Das Schreiben mit der Nachricht, dass sie das Weingut ihres Großvaters in der Provence ...

Ava hat die Nase voll von ihrem Mann, der sie betrügt, immer klein hält und ihr das Gefühl gibt, nichts wert zu sein. Das Schreiben mit der Nachricht, dass sie das Weingut ihres Großvaters in der Provence geerbt hat, lässt Bilder von glücklichen Kindheitstagen aufleben und Ava beschließt, in Frankreich noch einmal so richtig durchzustarten und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Aber das Weingut sieht genauso heruntergekommen aus, wie sich Ava momentan fühlt und das ist nicht gerade erfolgsversprechend für eine rosige Zukunft...


Ich habe mich wieder einmal breitschlagen und mich von einem Titel mit dem Adjektiv "zauberhaft" verführen lassen. Dabei habe ich mir doch geschworen, solche Bücher zu vermeiden wie der Teufel das Weihwasser, denn eine Bauchlandung ist bisher immer vorprogrammiert gewesen - so auch hier.

Ava ist mit ihren dreiundvierzig Jahren wirklich noch unglaublich naiv, unselbständig und von der Meinung anderer abhängig, sodass ich mich wirklich frage, wie sie bisher durchs Leben gegangen ist. Ihr Mann Mark hat aus ihr eine Marionette gemacht, die nach seiner und nach der Pfeife von Tochter Sophie tanzt.

Sophie ist eine verzogene Göre, der mal ein beherztes in die Schranken weisen gut tun würde, anstatt sich weiter von ihr so ausnutzen zu lassen. Der Umgangston zwischen Mutter und Tochter entbehrt jeglicher Diskussion.

Mit dem Ortswechsel blüht Ava auf nimmt ihr Leben selbst in die Hand. Dabei lässt Ruth Kelly auch nicht das Klischee aus, dass Frau mit dem Beginn eines neuen Lebensabschnittes auch alte Zöpfe abgeschnitten werden müssen und so ist der unweigerliche Gang zum Friseur inklusive eines modischen Kurzhaarschnittes vorprogrammiert. Dazu noch heiße Dessous und die Verwandlung von der grauen verhuschten Maus zur attraktiven Mittvierzigerin ist perfekt.

Die kleinen und großen Katastrophen auf dem Weingut geben sich die Klinke in die Hand und trotzdem lösen sich die Probleme wie mit einem Fingerschnippen auf. Die gar zu gewollte Einarbeitung eines Spannungsmomentes wirkt eher deplatziert als dramatisch. Selbst der schmierige Ambros bekommt einen Dämpfer und steht am Ende als der Gelackmeierte da.

Das Buch ist wirklich klebrig-süß wie Zuckerwatte und mit einer sehr seichten Handlung versehen - schade, denn eigentlich hätte man aus diesem Buch einen richtigen Schmöker machen können.

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Veröffentlicht am 12.04.2021

Obszön, anrüchig und definitiv polarisierend

Unterwasserflimmern
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Wie geht man mit einer Beziehung um, die am Scheideweg angekommen ist ? Wo tausend Fragen offen sind, aber keine passenden Antworten auf der Hand liegen. Eine Beziehung, in der sie ihre Fantasien und Triebe ...

Wie geht man mit einer Beziehung um, die am Scheideweg angekommen ist ? Wo tausend Fragen offen sind, aber keine passenden Antworten auf der Hand liegen. Eine Beziehung, in der sie ihre Fantasien und Triebe auslebt und Emil mit seiner Sehnsucht nach Geborgenheit und einer Familie Entscheidungen fällt, die alles verändern. Wie soll sie bloß entscheiden ?


Ich kann nicht wirklich sagen, was ich mir von diesen Buch erhofft habe, aber so viel steht fest - d a s definitiv nicht ! Denn dieses Romandebüt ist so gänzlich anders als erwartet, passt in keine Nische und spaltet die Meinungen von der ersten Seite an.

Man erlebt diesen Roman an der Seite der anonymen Ich-Erzählerin und fragt sich, was mit dieser Person eigentlich los ist. Diese Frau definiert sich über ihren Sextrieb, über ihre nicht zu stillende Gier nach hartem, plumpen Sex und findet sich in Schilderungen wieder, die in meinen Augen sehr obszön, anrüchig und schamlos sind. Ebenso die Ausdrucksweise, die ordinär und dreckig ist. Sollen ihre Gelüste einen Erotikroman darstellen ? Ich weiß es nicht, kann aber für meinen Teil sagen, dass ich hier eine andere Vorstellung von prickelnder, sinnlicher und knisternder Erotik habe, als mir die Autorin vermitteln möchte.

Die wenigen, fein ausgearbeiteten Einblicke in das zerrüttetes Seelenleben der Hauptfigur weisen darauf hin, dass die Schreibende sehr wohl den Leser mit ins Boot nehmen könnte. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und den damit verbunden Fragen "Wer bin ich wirklich ?" , "Was will ich ?" und "Wie kann ich mir meine Zukunft vorstellen ?" kann die Autorin mit einer sehr plastischen Schreibweise unglaublich viele Bilder erzeugen, die vor dem inneren Augen entstehen. Der Schluß des Buches kann vom Leser frei interpretiert werden...

Leider überwiegen aber hier die negativen Leseerfahrungen und zerstören so in meine Augen ein Debüt, das auf jeden Fall die Gemüter erhitzt und von der ersten Seite an polarisiert

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Veröffentlicht am 23.03.2021

Platte Witze, die den Krimi in die Ecke drängen

Ich bin hier bloß der Mörder
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Stocker tigert seit dem Tod seines Partners rast- und ruhelos durch die Gegend, um seinen Mörder ausfindig zu machen. Der Zufall will ihm zur Hilfe eilen, denn der Boss eines Münchner Clans weiß, wer dahinter ...

Stocker tigert seit dem Tod seines Partners rast- und ruhelos durch die Gegend, um seinen Mörder ausfindig zu machen. Der Zufall will ihm zur Hilfe eilen, denn der Boss eines Münchner Clans weiß, wer dahinter steckt. Aber wie heißt es so schön - eine Hand wäscht die andere und Stocker soll für diesen "Gefallen" den Sohn des Clan-Oberen verstecken. Was Stocker nicht ahnt :Mit diesem Deal gerät er selbst in einen Strudel aus Korruption und Gewalt...


Unterhalb des Klappentextes zu diesem Buch ist der Zusatz " Cool, cooler Stocker. Chiemsee-Crime mit viel Humor und Lokalkolorit" zu finden und das hat mich gereizt. Aber dieser Reiz ist genauso schnell verflogen, wie er gekommen ist. Von Coolness und Humor kann hier wirklich nicht die Rede sein, denn Brachialwitze und pseudo-coole Sprüche, die so alt abgedroschen sind, dass ihnen schon ein Bart gewachsen ist, lassen den Leser einfach nur völlig entnervt mit den Augen rollen.

Was vom Autor als lässig und ungezwungen angedacht ist, hinterlässt einen völlig kindischen Eindruck und so schauen die Figuren allesamt ziemlich dumm und einfältig aus der Wäsche. Die geführten Dialoge sind nichts als Gerede und Geschwätz. Die Charaktere katapultieren sich somit selbst ins Aus und können den Leser nicht wirklich von sich begeistern.

Der Fall an und für sich ist gut angedacht, denn Korruption, Bestechlichkeit und das Zusammenlaufen der Fäden in der Unterwelt bieten eine schier unerschöpfliche Quelle, um einen echt heißen Plot zu kreieren. Doch der Autor lässt diese Chance zum größten Teil ungenutzt auf der Strecke liegen, weil er mit einem ungewöhnlichen Schreibstil den Leser nicht so ganz abholen kann. Er spricht ihn mehrmals im Verlauf der Kapitel persönlich an und versucht so, einen Dialog zu spinnen, der aber ziemlich aufgesetzt und holprig wirkt. Auch stören mich die vielen Kochrezepte, die innerhalb des Handlungsverlaufes eingebunden sind und so die Spannung komplett ausbremsen.

So geht die Lust auf eigene Ermittlungen recht schnell verloren und man liest die Seiten einfach nur noch so weg, um zur Auflösung des Geschehens zu kommen.

Krimi-Komödien gibt es zu Hauf und ich habe schon viele von ihnen gelesen - diese hier gehört eindeutig zu den schwächsten, daher leider keine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Spröde Präsentation einer unangepassten Persönlichkeit

Die exzentrische Lebensgeschichte des Künstlers und Verbrechers Benvenuto Cellini
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Zum 450. Todestag von Benvenuto Cellini möchte Uwe Neumahr dem Ausnahmekünstler und Hans-Dampf-in allen-Gassen ein Denkmal setzen und widmet ihm diese Biografie.

Auch wenn über Cellini schon so viel geschrieben ...

Zum 450. Todestag von Benvenuto Cellini möchte Uwe Neumahr dem Ausnahmekünstler und Hans-Dampf-in allen-Gassen ein Denkmal setzen und widmet ihm diese Biografie.

Auch wenn über Cellini schon so viel geschrieben und recherchiert wurde, so verliert die Lebensgeschichte dieses Mannes nie ihren Reiz, weil er eben schon damals anders war und mit seiner Sicht- & Denkweise seiner Zeit voraus. Das hat natürlich dafür gesorgt, dass er aneckt, mit Argwohn betrachtet wird und sich überall Feinde gemacht hat. Und was macht man mit Feinden - man beseitigt sie rigoros, denn dann können sie sich einem nicht mehr in den Weg stellen.

Als begnadeter Goldschmied kann er seine künstlerische Ader ausleben und seine Visionen zu echten Prachtstücken umsetzen, aber auch hier bleibt er gegenüber seinen Auftraggebern mit seinem ungebührlichem Verhalten ein Dorn im Auge und fällt immer wieder in Ungnade.

Aber all das sind Informationen, die man schon mal irgendwann so oder ähnlich irgendwo gelesen hat und der Autor schafft es nicht wirklich, den Leser mit spannenden und neuen Informationen zu versorgen, geschweige denn mit einem lebhaften und fesselden Schreibstil an die Seiten zu binden.

Es wirkt vielmehr wie eine spröde Präsentation, der das Feuer der Begeisterung und der Leidenschaft für dieses Thema fehlt. Cellini selbst war in seinem Leben immer sehr direkt und gegenwärtig und genau das fehlt mir in dieser Huldigung an sein Leben. Von seinem groben und impulsiven Charakter dringt nichts an die Oberfläche, vielmehr wirkt es so, als würde der Autor die starke Persönlichkeit des Künstlers unterdrücken. Selbst die Abbildungen in schwarz-weiß verschenken die Möglichkeit, dem Leser etwas Ansprechendes fürs Auge zu bieten.

Das Buch wird leider nicht der aufregenden und spannenden Vita von Cellini gerecht und das merkt man den Ausführungen leider allzu deutlich an. Leider keine Kauf- & Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 08.02.2021

Verliert den Navogationskurs

Die Pilotin
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Sarahs große Leidenschaft ist die Fliegerei und die darf sie nach aller Herzenslust bei ihrer Großmutter Nancy in Florida ausleben. Doch der Sommer 2006 hält für sie eine Überraschung parat, denn Nancy ...

Sarahs große Leidenschaft ist die Fliegerei und die darf sie nach aller Herzenslust bei ihrer Großmutter Nancy in Florida ausleben. Doch der Sommer 2006 hält für sie eine Überraschung parat, denn Nancy bittet Sarah, dass sie bei ihrer Rückkehr nach England einen Mann ausfindig machen und ihm einen Fliegerorden zurückgeben soll, der sich seit Jahrzehnten in Nancy Besitz befindet. Und während Sarah auf Nancys Bitte hin den Spuren der Vergangnheit nachgeht, stößt sie auf eine unglaubliche Liebesgeschichte....


"Die Pilotin" von Amelia Carr ist ein Roman, der unglaublich viele Themen miteinander vereinen möchte - Historischer Roman, Romanze und Familiensaga. Leider gelingt es der Autorin nicht, den Ansprüchen der aufgezählten Genres gerecht zu werden und ihre Leser zu begeistern.

Hat der Leser schon zu Beginn einige Startschwierigkeiten, um in die Geschichte hineinzufinden, so zieht sich das Geholpere leider durch das komplette Buch wie ein roter Faden durch die Seiten und man verliert schnell den Überblick. Die Autorin bedient unglaublich viele Handlungsstränge, um ihren Ideen Platz zu verschaffen, aber das geht zu Lasten der Glaubwürdigkeit und der Spannung. Man erhält zwar einen detaillierten Einblick in die Ausbildung und den Einsatz der Pilotinnen, aber irgendwie fehlt das gewisse Etwas, um den Funken der Begeisterung hier überspringen zu lassen.

Auch finden sich, in meinen Augen, gewisse Ähnlichkeiten mit dem Film "Pearl Harbor" wieder und das Liebeschaos droht den Leser regelrecht zu erschlagen. Irgendwie hat man das alles schon mal gelesen und die ménage à trois wirkt ein wenig trivial.

Die Autorin bemüht sich, ihrem Buch den nötigen historischen Anstrich zu verpassen, in dem sie Erinnerungen und Lebensgeschichten wieder aufleben lässt, verliert dabei aber den Navigationskurs völlig aus den Augen. An manchen Stellen wird unglaublich dick aufgetragen und mit der Kelle aus dem Vollen geschöpft. Die Handlung büßt unglaublich viel an Authentizität, Einfühlungsvermögen und Empathie ein und ich lese nur noch quer, um endlich zum Ende zu kommen.

Die Figuren können leider alle nicht den Leser von sich überzeugen und wirken wie Statisten in ihrer eigenen Geschichte. Der Roman bietet unglaublich viele Möglichkeiten, den Leser abzuholen und ihm ein aufregende Zeitreise zu ermöglichen , doch hier wird leider unglaublich viel Potenzial verschenkt und der Leser klappt Buch völlig entnervt zu.


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