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Veröffentlicht am 10.07.2021

Eine düstere Prophezeiung führt Percy ins Labyrinth des Dädalus

Percy Jackson - Die Schlacht um das Labyrinth (Percy Jackson 4)
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Eine düstere Prophezeiung, neue Abenteuer und dunkle Gefahren warten auf unseren Lieblingshalbgott Percy Jackson!

In diesem vierten Band der Reihe begeben sich Percy, seine Freundin Annabeth, der Satyr ...

Eine düstere Prophezeiung, neue Abenteuer und dunkle Gefahren warten auf unseren Lieblingshalbgott Percy Jackson!

In diesem vierten Band der Reihe begeben sich Percy, seine Freundin Annabeth, der Satyr Grover und der Zyklop Tyson zusammen in das Labyrinth des Dädalus, denn das Labyrinth hat einen zuvor unentdeckten Ausgang mitten im Camp. Über all dem schwebt die stetig ansteigende Bedrohung, die vom Titanen Kronos und seinen Verbündeten ausgeht.

Ich kann gleich vorwegsagen, dass Band 4 meiner Meinung nach mit zu den besten der Percy-Jackson-Reihe gehört. Die Spannung, die unvorhersehbaren Wendungen und die Originalität der Handlung, die ich in Band 2 und Band 3 zum Teil vermisst hatte – all diese Elemente werden in diesem vierten Band sehr spannend in Szene gesetzt, so dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin und dabei mit Percy und seinen Freunden mitgefiebert habe. Zudem ergibt sich aus dem Labyrinth des Dädalus ein aufregendes Setting, welches Percy und Annabeth immer wieder an die gefährlichsten und willkürlichsten Orte führt – immerhin ist es ein magisches Labyrinth, eines das lebt und sich ständig verändert.
Darüber hinaus war es interessant, die Entwicklung der Charaktere vom ersten Band bis „Die Schlacht um das Labyrinth“ mitzuverfolgen. Percy, Annabeth und Grover werden langsam erwachsen, was sich auch in den Beziehungsgeflechten widerspiegelt. Besonders gefallen hat mir außerdem, wie die Figur des Luke thematisiert wird; denn in ihm finden wir einerseits den tragischen Halbgott und Helden, der in einer sehr menschlichen Weise auf den Zuspruch und die Aufmerksamkeit seines göttlichen Elternteils hofft, aber bekommen als Leser:in gleichzeitig vor Augen geführt, dass diese halbgöttliche Stärke auch viel Gefahr und Zerstörungspotenzial bedeuten kann. Diese Ambivalenz setzt der Autor Rick Riordan sehr nachvollziehbar und überzeugend um.

Alles in allem bedeutet „Percy Jackson – Die Schlacht um das Labyrinth“ wieder 422 Seiten lang Lesespaß, Action und griechische Mythologie vom Feinsten. Eine große Leseempfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 05.05.2021

Atmosphärisch, düster und doch voller Hoffnung

Die Verlorenen
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Die junge und mittellose Bess Bright hat kaum ihre Tochter Clara zur Welt gebracht, als sie sie auch schon wieder abgeben muss. Denn das Leben im London des 18. Jahrhunderts ist für die meisten Menschen ...

Die junge und mittellose Bess Bright hat kaum ihre Tochter Clara zur Welt gebracht, als sie sie auch schon wieder abgeben muss. Denn das Leben im London des 18. Jahrhunderts ist für die meisten Menschen hart und entbehrungsreich; ganz besonders gilt das aber für junge, unverheiratete und mittellose Frauen. In der Not gibt Bess ihr Kind daher in ein Heim für Waisen, welches von einem Philanthropen gegründet wurde. Sie verspricht Clara und auch sich selbst, dass sie sie nach Hause bringen würde, sobald sie genug Geld zusammen hat, um gut für ihr Kind sorgen zu können.
Als Bess sechs Jahre später erneut im Waisenheim erscheint, muss sie zu ihrer wachsenden Panik feststellen, dass Clara schon lange nicht mehr dort lebt. Doch wer könnte sie mitgenommen haben? Auf der verzweifelten Suche nach Clara bricht Bess viele gesellschaftliche Schranken und führt uns durch ein weitgehend unbekanntes London…
Eine große Stärke dieses Romans liegt in seiner authentischen und atmosphärischen Darstellung des historischen Schauplatzes. Das liegt einerseits daran, dass die Autorin sehr genau recherchiert hat, welche sozialen Themen diese Epoche Londons bestimmt haben; so werden Themen wie Kinderhandel, Prostitution sowie Gesundheit und Sterblichkeit geschickt aufgegriffen und miteinander verflochten. Andererseits bekommt man in diesem Roman Viertel Londons zu Gesicht, die man normalerweise (in Romanen und Filmen aus/zu dieser Epoche) nur selten sieht: die Viertel der Arbeiter:innen. Durch die anschaulichen Beschreibungen konnte ich mir die Lebensumstände seiner Bewohner:innen sehr gut vorstellen und ihr schwieriges, durch die Geburt bestimmte Schicksal auch ansatzweise nachvollziehen.
Dadurch, dass wir Bess meistens durch die ärmeren Viertel begleiten, wird dem Roman eine eher düstere Stimmung gegeben. Das deckt sich auch mit den Kapiteln, die nicht aus Bess Perspektive erzählt werden, sondern in einem dunklen Herrenhaus spielen. Durch den Perspektivwechsel nach dem ersten Drittel des Buches wird dem Buch auch mehr Spannung verliehen. Wer ist diese Frau namens Alexandra, die fast allein in diesem Haus lebt und es kaum verlässt? Welche Geschichte hat sie zu erzählen?
Indem ich als Leserin Einblick in die Gedankenwelten zweier Frauen bekommen habe, konnte ich beiden Sympathie und Mitgefühl gegenüber empfinden. Gleichzeitig fiebert man ungeduldig der Auflösung entgegen – das „Wer?“ ist dabei nicht entscheidend, sondern das „Wie?“.
Darüber hinaus zeichnen insbesondere seine willensstarken Charaktere diesen Roman aus und machen ihn zu etwas Besonderem. Sowohl Bess als auch Alexandra sind aus verschiedenen Gründen gewissen gesellschaftlichen Zwängen unterworfen; das hält die beiden jedoch nicht davon ab für sich selbst einzutreten und somit auch zu einem gewissen Grad unabhängig zu werden. Ihre Handlungen und Gedankengänge, die oft nachvollziehbar sind, geben ihnen damit die notwendige Tiefe und definieren die Personen, zu denen sie sich weiterentwickeln.
Fazit: Aufgrund der historischen Authentizität, des spannenden perspektivischen Aufbaus und den vielschichtigen Charakteren kann ich das Buch allen ans Herz legen, die sich für diese Epoche und seine Themen interessieren und dabei Einblick bekommen wollen in die eher unbekannten Seiten Londons. Klare Empfehlung!

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Veröffentlicht am 15.04.2021

In den Zwängen patriarchaler Strukturen

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Die Geschichte, die Cho Nam-joo in ihrem Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ erzählt, ist weit mehr als eine bloße Nacherzählung aus dem Leben einer fiktiven Gestalt. Kim Jiyoung steht stellvertretend für ...

Die Geschichte, die Cho Nam-joo in ihrem Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ erzählt, ist weit mehr als eine bloße Nacherzählung aus dem Leben einer fiktiven Gestalt. Kim Jiyoung steht stellvertretend für eine ganze Generation an Frauen, die in Südkorea tagtäglich gegen tradierte Rollenbilder, sozialen Druck und patriarchale Strukturen ankämpfen.
Der gesichtslose Kopf auf dem Cover ist dabei die erste von vielen Botschaften, die noch vor dem Lesen direkt ins Gesicht schlägt und die mich noch lange nach dem Lesen beschäftigt hat. Die Frau ist nicht etwa gesichtslos, weil sie ein farbloser und eindimensionaler Charakter ist, weit gefehlt! Stattdessen kann jede südkoreanische Frau beliebig ihr Gesicht in dieses Cover einfügen, denn was ich als Leserin über Kim Jiyoung erfahre, ist eine von Millionen ähnlicher Geschichten aus Südkorea.
Erzählt wird die Geschichte der fiktiven Kim Jiyoung im Rückblick, in der einzelne Lebensabschnitte von Kim Jiyoung (Grundschule, Mittel- und Oberschule, Universität, Einstieg in die Berufswelt, Rolle als Mutter) phasenweise nacherzählt und durchleuchtet werden. Eingeklammert wird dies zu Beginn aus der Erzählperspektive von Kim Jiyoungs Ehemann und zum Schluss von einem Psychologen, der Kim Jiyoungs Geisteszustand aus medizinischer Perspektive analysiert. Diese Klammer habe ich auch metaphorisch für den Roman verstanden, da Kim Jiyoungs Leben von vielen verschiedenen Männern eingezwängt und fremdbestimmt wird, begonnen von ihrem Grundschullehrer, Dozenten an der Uni, Arbeitgebern, Kollegen, aber auch fremden Männern im Bus, im Park, einfach überall. Während es auch durchaus positive Entwicklungen bzgl. der Rolle der Frau gibt, bspw. Die verfassungsrechtlich verankerte Gleichheit der Geschlechter, erlebte ich als Leserin zusammen mit Jiyoung immer und immer wieder Rückschläge. Schöpfte ich noch eine Zeit lang Hoffnung, dass Kim Jiyoung sich aus verschiedenen Situationen und Rollen befreien könne, so zeigte mir der letzte Satz dieses Romans – ironischerweise die Diagnose eines Mannes – ein sehr viel pessimistischeres Bild, welches mich recht verzweifelt zurückgelassen hat.
Ich kann diesen Roman wirklich allen ans Herz legen, die sich für die feministische Bewegung, Ostasien und intelligent erzählte Geschichten interessieren. Da ich selbst Ostasienwissenschaften studiert habe, waren viele Informationen nicht wirklich neu für mich. Stattdessen war ich beeindruckt, wie die Autorin die Geschichte mit aktuellen Zahlen und sozio-politischen Entwicklungen verknüpft hat, denn: Es macht einfach wütend! Es macht wütend zu lesen, was unsinnige Arbeitsgewohnheiten („der Letzte, der das Büro verlässt, ist am fleißigsten etc“), der Spagat zwischen einem traditionellen und modernen Frauenbild (frau wagt es nicht Elternzeit, welche ihr rechtlich zusteht, zu beantragen, aus Angst die Kolleg*innen zu belasten) und der enorme Konkurrenzkampf vom Schulalter bis in die Berufswelt psychisch mit vielen Frauen in Südkorea anstellt. Abschließend würde mich noch interessieren, wie die öffentliche Rezeption dieses Romans in Südkorea ausgefallen ist, das wäre noch spannend zu recherchieren. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 15.04.2021

Leigh Bardugo komponiert ein düsteres und magisches Lied der Krähen

Das Lied der Krähen
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Da ich in letzter Zeit mehrfach durch andere Rezensionen und (durchweg positive) Buchempfehlungen auf diesen Roman aufmerksam geworden bin, habe ich mich sehr gefreut, als das Buch unter unserem Weihnachtsbaum ...

Da ich in letzter Zeit mehrfach durch andere Rezensionen und (durchweg positive) Buchempfehlungen auf diesen Roman aufmerksam geworden bin, habe ich mich sehr gefreut, als das Buch unter unserem Weihnachtsbaum lag. Juhu!

Meine Meinung:
Das Cover ist bereits sehr düster gestaltet - dennoch finde ich es sehr ansprechend! Es beschreibt wunderbar die Atmosphäre des Romans und der magischen Welt, die Leigh Bardugo mit diesem Auftakt einer Duologie geschaffen hat! Darüber hinaus ist das Buch auch von innen wunderschön gestaltet: es finden sich zwei Karten sowie Krähen, die jede Kapitelüberschrift überfliegen.
Zunächst habe ich mich ein wenig schwer getan, in die Geschichte hineinzufinden. Zum einen lag dies wahrscheinlich am Schreibstil, der jedoch im Laufe des Buches einnehmender wird. (Es könnte natürlich auch an der Übersetzung gelegen haben). Zum anderen lag es daran, dass die Geschichte aus sehr vielen Perspektiven erzählt wird und die Leserschaft zunächst nicht weiss, in welche Richtung sich alles entwickeln wird. Doch nachdem alle Charaktere zusammengefunden haben und der gemeinsam (und eigentlich unmöglich auszuführende) Auftrag bekannt ist, nimmt die Handlung rasant an Spannung zu - ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen! Die sechs Protagonisten und Mitglieder dieser Mannschaft sind alle sehr unterschiedlich - alle werden von verschiedenen Motiven angetrieben. Durch die Perspektivwechsel werden genau diese Hintergründe beleuchtet, die Charaktere erhalten Tiefe und wachsen einem schnell ans Herz. Durch diese Blickwinkel lernt man auch über die Schwächen und Ängste des eigentlich "gefühl- und gewissenlosen" Anführers Kaz; man erkennt, dass Jesper viel mehr als nur ein Spieler und Raufbold ist; oder Matthias innerer Konflikt zwischen den Grundsätzen, mit denen er aufgezogen wurde und seiner somit eigentlich verbotenen Zuneigung zu Nina; Nina, die für ihn kämpft; Inej, die nach ihrem Ziel und ihrer Bestimmung sucht; und Wylan, der sein altes Leben zurückgelassen hat und lernen muss, sich in dieser neuen Welt zurecht zufinden. Hinzu kommen noch die Beziehungsgeflechte der Crew untereinander, die alle eine ganz eigene Dynamik haben: Nina und Matthias, die durch ihre Herkunft zu Feinden gemacht wurden; Kaz, der nur Inej vertrauen kann; und Jesper und Wylan, die am glücklichsten sind, wenn sie sich streiten können... Es sind alle ganz wundervolle Charaktere, aber besonders Nina und Inej haben mich sehr beeindruckt: Sie beide sind sehr starke und mutige junge Frauen, die Schreckliches durchlebt haben und dennoch niemals aufgeben; sie halten die Gruppe zusammen, Inej ist ihr Magnet.
Zusätzlich zu diesen wunderbaren Protagonisten kommen natürlich noch clevere und ausgefuchste Pläne, Magie, Verrat und Spannung, Spannung, Spannung! Der Cliffhanger am Ende war wirklich sehr fies.

Fazit:
Eine temporeiche Saga über sechs Jugendliche und einen unmöglichen Coup in Leigh Bardugos neuer magischer Welt. Wundervolle Figuren mit Charaktertiefe, neue Formen der Magie, und eine düstere Stimmung, die jedoch oft durch bissige und neckische Dialoge vertrieben wird. Klare Leseempfehlung :)

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Veröffentlicht am 15.04.2021

Jahreshighlight!

Der Gesang der Flusskrebse
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Dieses Buch ist und bleibt das Jahreshighlight 2020 für mich!
Die Autorin erzählt auf einfühlsame Weise das Leben von Kya, dem Marschmädchen, nach. Dabei verbindet sie Elemente des coming-of-age, murder ...

Dieses Buch ist und bleibt das Jahreshighlight 2020 für mich!
Die Autorin erzählt auf einfühlsame Weise das Leben von Kya, dem Marschmädchen, nach. Dabei verbindet sie Elemente des coming-of-age, murder mystery und den Umgang mit Vorurteilen vor der magischen und atemberaubenden Kulisse North Carolinas.

Besonders herausragend fand ich neben der Geschichte - über die schon mehr als genug berichtet wurde - die Art des Erzählens. So verbindet die Autorin nämlich geschickt zwei zeitlich weit auseinanderliegende Handlungsstränge, die abwechselnd erzählt werden und bei dem sich der in der Vergangenheit liegende Handlungsstrang dem in der Gegenwart immer weiter annähert. Das erzeugte eine dynamische Entwicklung der Handlung und führte so zu wiederholten Cliffhangern in der Geschichte selber (nicht zum Ende des Buches!). Fazit: Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und musste es noch bis in die frühen Morgenstunden zu Ende lesen. Zurück blieb ich mit einem unglaublich traurigen und sehnsuchtsvollen Gefühl, dass Kya bei mir hinterlassen hat. Diese Geschichte und ihre Poesie wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben!

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