Tragikomik, die zu Herzen geht
Hamster im hinteren StromgebietWie ist das, wenn uns eine heimtückische Krankheit urplötzlich aus einem aktiven, erfüllten Leben herauskatapultiert und vorübergehend zu einem Pflegefall macht? Wie wird man fertig mit eigener Hilflosigkeit, ...
Wie ist das, wenn uns eine heimtückische Krankheit urplötzlich aus einem aktiven, erfüllten Leben herauskatapultiert und vorübergehend zu einem Pflegefall macht? Wie wird man fertig mit eigener Hilflosigkeit, wie geht man mit der Angst um, nie wieder so zu werden wie zuvor, ein Teil seiner Fähigkeiten für immer eingebüßt zu haben? Genau davon handelt dieses Buch.
Mit knapp 51 Jahren erleidet Joachim Meyerhoff einen Schlaganfall, wird auf die Intensivstation einer Wiener Klinik eingeliefert und muss dort eine Zeitlang behandelt werden. An medizinische Geräte angeschlossen versucht der Schauspieler und Autor gegen seine Angst anzukämpfen, indem er zu seiner Geheimwaffe greift: dem Erzählen von Geschichten. Mit viel schwarzem Humor – „Komik als Schlupfloch aus der eigenen Hilflosigkeit“ (Zitat S. 197) - und herrlicher Selbstironie berichtet er von dem schrecklichsten Urlaub seines Lebens, einer Traumreise mit seinem Bruder, von seinen Frauen und diversen Erlebnissen mit seinen Kindern. Er benutzt dabei eine interessante, ganz besondere Sprache, die mir perönlich sehr gut gefällt. Ich genoss die unterhaltsamen Anekdoten und musste häufig schmunzeln. Und doch vergisst man beim Lesen nicht, dass dem Roman ein ernstes und besorgniserregendes Ereignis zugrunde liegt. Schonungslos zeigt Meyerhoff auf, wie fragil unser menschliches Dasein doch ist. So wird uns Lesern bewusst, dass ein ähnliches Schicksal auch uns jederzeit zuteil werden kann und dass Krankheit und Tod keineswegs nur andere Menschen ereilen, wie man entgegen aller Logik glauben möchte. Dennoch spricht aus dem Buch eine Heiterkeit und Hoffnung. Diese positive, lebensbejahende Einstellung des Autors empfand ich als sehr wohltuend.
Fazit: Ein interessanter, gut geschriebener Roman, der uns dazu bringt, sich mit wichtigen und ernsten Themen auseinanderzusetzen und dabei trotzdem wunderbar unterhält. Ein Spagat, den Joachim Meyerhoff bravourös meistert. Sehr zu empfehlen!