Ein eindrucksvolles Buch
INHALT:
Als die syrische Revolution ausbricht, feiert Amal ihre ersten Erfolge als Schauspielerin und träumt von kommendem Ruhm. Zwei Jahre später wird sie im Ozean treiben, weil das Frachtschiff, auf ...
INHALT:
Als die syrische Revolution ausbricht, feiert Amal ihre ersten Erfolge als Schauspielerin und träumt von kommendem Ruhm. Zwei Jahre später wird sie im Ozean treiben, weil das Frachtschiff, auf dem sie nach Europa geschmuggelt werden sollte, untergegangen ist. Sie wird ein Baby retten, das sie fortan ihr Eigen nennen wird.
Hammoudi hat gerade sein Medizinstudium beendet und eine Stelle im besten Krankenhaus von Paris bekommen. Er fährt nach Damaskus, um die letzten Formalitäten zu erledigen. Noch weiß er nicht, dass er seine Verlobte Claire niemals wiedersehen wird. Dass er mit hundert Wildfremden auf einem winzigen Schlauchboot hocken und darauf hoffen wird, lebend auf Lesbos anzukommen. In Berlin werden sich Amal und Hammoudi wiederbegegnen: zwei Menschen, die alles verloren haben und nun von vorn anfangen müssen.
MEINUNG:
Die Flucht aus Syrien ist ein Thema, was uns in Deutschland schon viele Jahre nun beschäftigt, weil es direkte Auswirkung auf uns hat. Trotz aller möglichen journalistischen Publikationen, die man dazu lesen, hören oder sehen kann, habe ich mich nie ernsthaft damit auseinandergesetzt, was einen Menschen dazu bringt aus seiner Heimat mehrere tausend Kilometer zu fliehen. Die Palette an Faktoren dabei ist sicherlich vielfältig. Literatur ist für mich immer ein Weg sich mit solchen Themen zu beschäftigen, um die Gedanken und Gefühle solcher Menschen besser verstehen zu können. Auch wenn Romane fiktiv sind, ist doch immer viel Wahres dran.
Auch der Roman von Olga Grjasnowa liest als ein solcher. Es wird abwechselnd aus der Sicht von Amal und Hammoudi erzählt. Beide haben zunächst nicht wirklich viele Berührungspunkte miteinander, sondern sie stellen zwei beispielhafte Lebensläufe einer syrischen Frau und eines syrischen Mannes dar. Die Sprache von Olga Grjasnowa ist sehr nüchtern. Der Roman wirkte zunächst auf mich mehr wie ein Bericht als ein Roman. Zunächst lernt man Amal und Hammoudi kennen. Hierzu verrät der Klappentext schon einiges, sodass ich das an dieser Stelle nicht noch einmal wiederhole.
Ich habe mich bisher nicht wirklich mit dem Konflikt in Syrien beschäftigt, also wann das losging und was die Auslöser waren. Das Buch lädt dazu sich damit parallel ein wenig zu beschäftigen, denn im Verlaufes des Romans wird deutlich spürbar, dass sich die Lage zuspitzt. Viele Leute verlassen das Land, Es gibt Zerstörungen. Leute werden getötet. Man weiß nicht mehr, wem man vertrauen kann. Sich gedanklich und auch durch Taten einer Form Widerstand anzuschließen ist lebensgefährlich. Die Autorin beschreibt diese Tatsachen in aller Nüchternheit und Klarheit. Sie schreibt so, wie es vermutlich auch ist. In dem Moment ist man als Leser froh im richtigen Land geboren zu sein.
Auch die Einblicke als sie Europa/ Deutschland ankommen sind sehr eindringlich, wenn auch relativ kurz, da das Buch ja auch nur gute 300 Seiten hat. Dennoch reicht es um zu verstehen. In Syrien waren Amal und Hammoudi angesehene Leute, hatten ein Job, Familie und Freunde. In Deutschland sind sie Fremde und müssen sich mühsam wieder einen gewissen Lebensstandard erarbeiten und die Sehnsucht nach der Heimat bleibt ein stetiger Begleiter.
FAZIT:
Gott ist nicht schüchtern ist eine Geschichte, die man mal gelesen haben sollte, um Syrer besser verstehen zu können und warum man aus diesem Land flieht. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass es sich mehr wie ein Tatsachenbericht las als ein klassischer Roman.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.