Cover-Bild Eine kurze Geschichte von Gehirn und Geist
14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Pantheon
  • Genre: Sachbücher / Natur & Technik
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 12.09.2016
  • ISBN: 9783570552773
Matthias Eckoldt

Eine kurze Geschichte von Gehirn und Geist

Woher wir wissen, wie wir fühlen und denken
Von der Steinzeit bis heute – eine unterhaltsame und kenntnisreiche Geschichte der Hirnforschung

In den vergangenen Jahrhunderten mussten die Wissenschaftler, die unser Gehirn erforschten, ihre Konzepte immer wieder verwerfen – was einmal glanzvoll bewiesen schien, galt bereits wenig später als widerlegt. Und auch heute nehmen die offenen Fragen eher zu als ab – können wir unser Gehirn überhaupt verstehen? Und woher wissen wir, wie wir fühlen und denken?

Der vielfach prämierte Wissenschaftsautor Matthias Eckoldt nimmt uns mit auf einen anregenden und kenntnisreichen Streifzug durch die Geschichte des Gehirns und seiner Erforschung, die von der Steinzeit bis ins heutige Internetzeitalter reicht, vom »Lebensgeist« der Griechen bis zu Spiegelneuronen und modernen Netzwerktheorien.

Ausstattung: mit Abbildungen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2017

historische, biologische, philosophische und moderne Zugänge

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Angefangen bei den ersten Überlegungen zum Sitz der menschlichen Gedanken in der Antike bis zur modernen Überlegung, wie künstlich unser Gehirn ist und wie natürlich eine Maschine wirken kann geht das ...

Angefangen bei den ersten Überlegungen zum Sitz der menschlichen Gedanken in der Antike bis zur modernen Überlegung, wie künstlich unser Gehirn ist und wie natürlich eine Maschine wirken kann geht das Buch die verschiedenen Stationen der Hirnforschung durch. Den Anfang machen Knochenfunde, die belegen, dass bereits in grauer Vorzeit Operationen an Kopf und Gehirn vorgenommen wurden, die von den Patienten überlebt wurden. Dabei galt der Kopf lange nicht als Sitz des Geistes. Die Sinneswahrnehmungen von Sehen, Hören, Schmecken wurden schnell dort lokalisiert – immerhin sitzen am Kopf praktischer Weise auch Mund, Ohren, Augen, Nase – das Denken selbst wurde unabhängig davon betrachtet.
Interessant war für mich, wie lange sich die Vorstellung einer gasförmigen Substanz hielt, die die „Seele“ oder den beseelten Geist beinhalten sollte. Dort glaubte man Denken und Fühlen. Durch die kirchlichen Normen geprägt, war die Abkehr dieser körperlichen Ausprägung der Seele so lange undenkbar, dass auch die, die sich schließlich über das Gesetzt hinwegsetzten und Leichen sezierten, mit dem Gehirn vor ihrer Nase nicht von der Idee abbringen ließen. Beeindruckend am Buch finde ich, wie wertfrei der Autor an die einzelnen Schritte der Geschichte herangeht. Die kirchlichen Doktrinen, die der Forschung lange im Weg standen – ihr vielleicht immer noch im Weg stehen – werden keiner modernen Kritik ausgesetzt. Es war eben so, Punkt. Diese Sicht macht es wesentlich einfacher, den Forschungen zu folgen, als eine Zusammenfassung, die jeweils die Umstände verteufelt, statt sich auf die Ergebnisse zu konzentrieren.
Elementar beim Verständnis von Gehirn und Geist, das macht der Autor immer wieder klar, ist die Technisierung, die immer wieder neue Metaphern für das hochkomplexe Gebilde unseres Gehirns liefert. Wie viel Elektrizität ins uns steckt, wie viel davon in Wirklichkeit Chemie ist, wie viel wir immer wieder überwerfen müssen, weil das bisher gedachte einfach falsch war. Staunend habe ich dieses Buch gelesen und war immer wieder beeindruckt. Von den Forschern, aber umso mehr von unserem Gehirn, unserem Wesen, das immer noch zu weiten Teilen im Dunkeln liegt, weil wir abermals an einem Punkt angelangt sind, an dem wir den aktuellen Grenzwert erreicht haben. Bis hierher und nicht weiter – jedenfalls momentan. Mit jedem weiteren Tag, jedem Fortschritt, jeder Entdeckung, jedem neuen Stück Technik kann sich auch sofort wieder die Vorstellung unseres Gehirns verändern. Vom Aufnahmepunkt der Sinneneindrücke bis zur Datenzentrale, dem Internetknotenpunkt unseres Körpers.
Beeindruckend fand ich auch, dass der Autor nicht etwa Biologe ist. Matthias Eckoldt hat Philosophie, Germanistik und Medientheorie studiert. Dennoch – oder gerade darum – findet er die richtigen Worte, um die komplexen Forschungsschritte so zu erklären, dass sie verständlich werden. Fehlen darf dabei dann auch nicht die Entdeckungen von Broca und Wernicke, die Germanistikstudenten wie Biologiestudenten zumindest einmal kennen gelernt haben sollten. Hier zeigt sich auch wie ausgefeilt unser Gehirn ist. Während Broca ein Areal lokalisierte, das für das Zustandebringen zusammenhängender Sätze, also die grammatikalische Einbettung – nicht aber für das Verstehen von Sprache und Worten – zuständig ist, entdeckte Wernicke einen Bereich, bei dessen Störung Sprache zwar noch reproduzierbar ist, aber ohne Sinn. Die Grammatik stimmt noch, aber die Worte ergeben keinen Sinn. Vielleicht ist es gerade die wissenschaftliche Herkunft des Autors geschuldet, dass andere, ebenso faszinierende Beispiele neurologischer Erkrankungen teilweise fehlen. Andererseits gibt es davon so viele, dass das Buch um gut 100 Seiten fülliger, das Ergebnis umso verwirrender würde. Als Fazit bleibt zu sagen. Eine kurze Geschichte von Gehirn und Geist ist eine sehr interessante Lektüre, die historische, biologische, philosophische und moderne Zugänge bietet und mich sehr in ihren Bann gezogen hat.

Veröffentlicht am 08.06.2017

Sicherlich für manchen Leser sehr interessant, aber leider nicht ganz mein Fall...

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Matthias Eckoldt unternimmt in „Eine kurze Geschichte von Gehirn und Geist“ (erschienen im Pantheon Verlag) eine Zeitreise, begonnen bei den alten Griechen bis hin zur Neuzeit. Immer im Fokus das menschliche ...

Matthias Eckoldt unternimmt in „Eine kurze Geschichte von Gehirn und Geist“ (erschienen im Pantheon Verlag) eine Zeitreise, begonnen bei den alten Griechen bis hin zur Neuzeit. Immer im Fokus das menschliche Gehirn und seine Funktionsweisen in jeglichem Blickwinkel.
Mich hat Cover des Buches sofort angesprochen und ich habe mich ein wenig von dem Untertitel „Woher wir wissen, wie wir fühlen und denken“ leiten lassen. Das Buch selber handelt aber tatsächlich immer vom entsprechenden epochalen Wissen zu Aufbau und Funktionsweise des menschlichen Hirns und der Bedeutung des menschlichen Geistes. Eckoldt stellt in chronologisch fortlaufender Form und in entsprechenden Kapiteln sehr eindrücklich dar, wann welches Wissen in der "Hirnforschung" erlangt wurde und wie sich das Forschen nach neuen Erkenntnissen in diesen Bereichen zu bestimmten Zeiten in der Vergangenheit entwickelte. Der Schreibstil ist dabei sehr eingängig und alle Inhalte sind durchweg gut verständlich beschrieben. Das Buch wirkt dabei eher wie eine Zeitreise durch die Geschichte, immer im Plauderton mit Blick auf die neurologischen Entdeckungen. Die Schilderungen waren dabei zwar stellenweise interessant, aber für mich doch nicht unbedingt fesselnd oder besonders spannend. Insbesondere die Darstellungen aus den Zeiten der Antike konnten mich nicht sonderlich einnehmen. Ein wenig besser wurde es, je näher man sich an die neuzeitlichen Erkenntnisse herantastete. Doch auch hier konnte mich das Buch nicht mehr wirklich mitreißen. Vielleicht lag es ein wenig an meinen falschen Erwartungen an dieses Buch..
Sicherlich finden sich für „Eine kurze Geschichte von Gehirn und Geist“ begeisterte Leser. Meins war es leider nicht so sehr. Stellenweise interessant, aber im Ganzen für meinen Geschmack nicht besonders überzeugend.. Sehr schade! Trotzdem lesenswert und dafür 3 Sterne.