Wo ist der Campus?
An diesem Buch schreit alles nach High School Romance: das Cover, der Klappentext, der Titel. Einfach alles!
Umso schockierter war ich, als sich beim Lesen immer mehr herauskristallisierte, dass der Hauptaugenmerk ...
An diesem Buch schreit alles nach High School Romance: das Cover, der Klappentext, der Titel. Einfach alles!
Umso schockierter war ich, als sich beim Lesen immer mehr herauskristallisierte, dass der Hauptaugenmerk des Buches auf etwas ganz anderem lag. Vielmehr stehen die familiären Probleme und emotionale Trauerbewältigung im Vordergrund. Beides Themen, die ich nicht unbedingt liebe, die aber durchaus in Büchern vorkommen können, ohne das ich ein Problem damit habe.
Hier war das leider nicht der Fall. Der Fokus liegt wirklich sehr stark auf der Entwicklung der Hauptfiguren und von dem High School Leben, dass ich mir (meiner Meinung nach berechtigterweise) erhofft habe, war so gut wie nichts zu spüren. Allein schon der Reihentitel "Golden Campus" suggeriert für mich eine Art schulischer Alltag und die damit verbundenen Verwicklungen. Diese haben hier unerklärlicherweise komplett gefehlt und das, obwohl die Hauptcharaktere ja tatsächlich zur Schule gehen.
Ich kann das Buch natürlich nicht allein anhand meiner enttäuschten Erwartungen bewerten, aber auch die Geschichte an sich konnte mich nie so richtig überzeugen.
Durch die zwei Protagonisten, Felix und May, werden zwei größere Konflikte in die Handlung integriert. May kämpft für ihre vorzeitige Mündigkeit und Felix arbeitet zusammen mit seinem Bruder daran, dass Sorgerecht für seine kleine Schwester zu behalten. An sich sind das sehr interessante Themen und die Gedankengänge der Protagonisten und ihre Wünsche waren durchaus nachvollziehbar, aber das im Buch präsentierte Verhalten hat mich Wünschen lassen, dass es irgendwelche Aufsichtspersonen gibt. Felix und May geben sich solche Mühe als erwachsen und verantwortungsbewusst dazustehen, verhalten sich aber wie die Klischee-Teenager überhaupt. Alkoholexzesse und die Existenz der eigenen Schwester zu vergessen sind für mich keine passenden Verhaltensweisen, sodass ich die meiste Zeit eher gegen die Protagonisten war. Keine gute Grundlage, um ein Buch zu genießen.
Meine Vorbehalte konnten schlussendlich nicht beseitigt werden, ich war schlichtweg enttäuscht von der Geschichte, die ich mir so anders vorgestellt hatte. Da half auch der gut zu lesende Schreibstil nicht weiter und das Setting, eine versnobte Kleinstadt, hat keine zusätzlichen Sympathiepunkte eingebracht. Auch die Nebencharaktere hatten keine wirkliche Rolle in dieser Geschichte, lediglich Felix Bruder Noah und die kleine Schwester tauchen häufiger auf. Die restlichen Personen, besonders Felix Freundeskreis, waren ziemlich austauschbar und bedeutungslos, sie wurden lediglich integriert, um in späteren Büchern ihre Geschichte erzählen zu können. Ich gebe zu, dass es ein paar interessante Andeutungen diesbezüglich gab, aber nichts, dass mich zum Weiterlesen motivieren würde.
Meine eher negative Meinung ist vermutlich recht subjektiv, das gebe ich gerne zu, aber ich hatte wirklich wenig Spaß beim Lesen und habe mich insbesondere durch die zweite Hälfte einfach nur durchgekämpft. Wer mehr mit den Themen und Konflikten anfangen kann, hat sicherlich mehr Lesevergnügen.