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Veröffentlicht am 15.09.2016

Es gibt auch noch Überraschungen

Eine treue Frau
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Eine treue Frau ist der zweite Band der Trilogie um den Anwalt Sir Edward Feathers und seiner Frau Betty. Man kann diesen Band vielleicht auch ohne die Vorkenntnisse des ersten lesen, dennoch empfehle ...

Eine treue Frau ist der zweite Band der Trilogie um den Anwalt Sir Edward Feathers und seiner Frau Betty. Man kann diesen Band vielleicht auch ohne die Vorkenntnisse des ersten lesen, dennoch empfehle ich die chronologische Reihenfolge einzuhalten und erst "Ein untadeliger Mann" zu lesen. Im Oktober 2016 wird im Hanser Verlag dann der dritte Band "Letzte Freunde" erscheinen.

Betty ist genauso wie Eward als "Expat" (außerhalb ihres Mutterlandes England) aufgewachsen. Sie wuchs in Shanghai auf, wo ihre Eltern im Krieg ums Leben kamen. In Hongkong lernen sie sich kennen und ganz im Stil der 50er Jahre zögert Edward (The old Filth) nicht lange und macht ihr einen Heiratsantrag, den Betty annimmt. Beide kennen sich zu diesem Zeitpunkt kaum. Dennoch wird ihre Ehe halten, auch durch Tiefen hinweg.

Jane Gardam, der Autorin, ist es meiner Ansicht nach wunderbar gelungen, im ersten Band den männlichen Part darzustellen und hier in die Haut von Betty zu schlüpfen. Manchmal wird dennoch auch Edwards Gefühle oder Reaktionen beschrieben. Manche Szenen aus diesem Buch kennen wir bereits aus dem ersten - dennoch erfahren wir nun sozusagen die Gegenseite und haben einen anderen Blick auf das Geschehen. Das hat die Autorin wundervoll hinbekommen. Auch manche andere Lebensumstände, wie die Kinderlosigkeit, kommten nun ans Tageslicht.

Vor allem ist es immer der feine britische Humor, den Jane Gardam so treffsicher versprüht, der einen einfach nur so durch die Seiten fliegen lässt - auch wenn die Situationen meist nicht zum Lachen sind, wird durch den ironischen Witz alles aufgelockert.

Ich freue mich schon auf den dritten Band und bin gespannt, mit was für Überraschungen ich hier zu rechnen habe.

Gratulation auch an die Übersetzerin Isabel Bogdan (deren eigenen Roman "Der Pfau" ich auch mit Genuss gelesen habe).

Fazit:
Ein gelungener Pendant zu "Eine treue Frau", der zweiten Band nun aus Bettys Sicht - mit Witz, Tiefgang und Überraschungen - wenn man den ersten Band gelesen hat, unbedingt lesen !

Veröffentlicht am 15.09.2016

very british

Ein untadeliger Mann
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Ein untadeliger Mann ist der Auftaktband einer Trilogie - aber durchaus auch als abgeschlossener Roman zu lesen.

Zum Inhalt:
Es ist die fiktive Geschichte von Edward Feathers, Kronanwalt in Hongkong, ...

Ein untadeliger Mann ist der Auftaktband einer Trilogie - aber durchaus auch als abgeschlossener Roman zu lesen.

Zum Inhalt:
Es ist die fiktive Geschichte von Edward Feathers, Kronanwalt in Hongkong, der seinen Lebensabend wieder in der Heimat England verbringt. Die Autorin Jane Gardam springt in seinem Leben vor und zurück - es ist wie ein vor- und zurückblättern in seinen Erlebnissen. Erst nach und nach kommt die ganze Wahrheit, die Vergangenheit, die ihn hat so werden lassen, wie er ist, zutage.
Edward Feathers hat in seinem 80jährigen Leben vieles erlebt, die einschneidenden Wendungen waren immer die, als er verlassen wurde. Dies begann schon sehr früh und zieht sich wie ein Band durch sein Leben.

Die Autorin:
Jane Gardam ist eine englische Schriftstellerin, die im Jahr 1928 geboren wurde. Ihr erstes Buch erschien 1971. "Ein untadeliger Mann" erschien unter dem Titel "Old Filth" 2004, die deutsche Übersetzung im Hanser Verlag 2015. Großes Lob auch an die Übersetzerin Isabel Bogdan.

Meinung:
Jane Gardam ist es gelungen mit einer trockenen, sehr britischen Schreibweise dennoch viel Gefühl zu vermitteln. Als Leser lernt man erst den älteren Edward (The old Filth) kennen, nach und nach leiden wir mit ihm, wenn die Geschichte in die Vergangenheit schweift. Immer wieder sind es diese Szenen, die berühren, die uns mitnehmen in eine andere Zeit des Empires, in der die kleinen (englischen) Kinder, zum Großwerden aus dem Commonwealth nach "Hause" geschickt werden, um als 5,6,7-jährige bei Gasteltern aufwachsen bis sie reif genug sind für die Prep-Internate.
Der Erzählstil der Autorin passt zu dem Charakter des Edward Feathers, den ich mir sehr knochig, einsam, skurril, aber auch über die Maßen korrekt und klug vorstelle. Immer wieder sind es die entscheidenden Wendepunkte in seinem Leben, die hier - nicht chronologisch - erzählt werden und m.E. auch glaubhaft darstellen, wie er so geworden ist, wie er ist.

Fazit:
very british - kühl, tolle Mischung aus ernsten Themen, wie Verlust und Ängsten, aber auch mit einer großen Prise Humor versehen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Hund auf Spurensuche

In Schnüffeln eine 1
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Dies ist eine ganz wunderbare, kindgerechte Geschichte rund um Eddy, einem tollen Hund mit seinem Herrchen Jo und dessen Freundin Flora. Das witzige daran ist, dass diese Geschichte aus Sicht von Eddy ...

Dies ist eine ganz wunderbare, kindgerechte Geschichte rund um Eddy, einem tollen Hund mit seinem Herrchen Jo und dessen Freundin Flora. Das witzige daran ist, dass diese Geschichte aus Sicht von Eddy erzählt wird. Mit ihm begibt sich der Leser auf Spurensuche, hat Teil an seinen Ansichten und Gefühlen, seinen Ideen, seinen schnüfflerischen Erkenntnissen und manchmal auch an seiner Ablehnung (hier will ich nicht zu viel verraten).

Aber zum Inhalt. Jo und Flora und Jos Hund Eddy kümmern sich zweimal die Woche um die betagte Frau Hopstedt und ihrer Hundedame Agathe. Doch als Frau Hopstedt die drei wieder wegschickt, weil Agathe angeblich wegen einer Verletzung nicht mit zum Gassi-gehen kann, wird vor allem Eddy mistrauisch. Doch auch Jo und Flora ahnen bald, da steckt noch mehr dahinter. Es beginnt ein spanndes Abenteuer.

Das Buch habe ich meinem 8jährigen Sohn (2,Klasse) noch vorgelesen. Der Text ist relativ klein geschrieben und daher eher etwas für Lesekönner. Aber uns beiden hat diese gemeinsame Lesezeit sehr gefallen, was vor allem an der wunderbaren Geschichte lag. Denn sie ist abwechslungsreich geschrieben, es fehlte nicht an Spannung und vor allem auch nicht an humorigen Szenen.
Vor allem war es mal einen ganz andere Erzählperspektive. So konnten wir in Eddys Haut schlüpfen und mit ihm nicht nur auf Spurensuche gehen, sondern auch sehen, wie er es geschafft hat, dass auch Jo und Flora von seiner Spürnase profitieren.


Das Cover ist herrlich bunt, kindgerecht, voller Dinge zum entdecken. Auch im inneren gibt es viele farbige Zeichnungen, die immer das gelesene wunderbar darstellen ! Einfach wunderbar!

Fazit:
Ein Buch zum Vorlesen oder für geübte kleine Leser auch zum Selberlesen. Eine Geschichte voller Humor und Spannung und mit einem tollen Team bestehend aus Eddy, dem Hund und Jo und Flora. Bitte mehr davon !

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Buch zum Nachdenken

Neustart
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Herzinfarkt mit 46....Oliver hat Glück im Unglück, er überlebt, obwohl es aufs Messerschneide stand. Eine große Herz OP muss verarbeitet werden - nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.

100 kurze ...

Herzinfarkt mit 46....Oliver hat Glück im Unglück, er überlebt, obwohl es aufs Messerschneide stand. Eine große Herz OP muss verarbeitet werden - nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.

100 kurze Kapitel, in denen der Autor Oliver Gaw seine Erfahrungen und Erlebnisse, seine Gedanken und Gefühle beschreibt. Schon kurz nach der OP hat er mit einem Blog (Oliver2punkt0.com) angefangen und nun hat er alles zu einem Buch zusammengetragen. Einem sehr lesenswerten Buch, nicht nur für Betroffene und Angehörige.

Oliver Gaw schildert sein Leben vor dem Herzinfart, einem Leben fast wie auf der Überholspur. Arbeit, Stress, keine Zeit für sich, Übergewicht, kein Sport....wer erkennt sich da nicht wieder ? Und dann der Schock: Herzinfarkt auf der Autobahn, allein im Auto. Er kann an einer Abfahrt rausfahren und hält an, doch niemand hilft, alle fahren vorbei. Er rappelt sich auf, ruft seine Frau an und fährt zu einem Treffpunkt, den sie finden kann. Er wird gerettet, doch nicht nur Schmerz und Angst, sondern auch die große OP werden hier aufgearbeitet.

Das Cover ist dunkelblau, wie ein Überwachungsmonitor scheint es, darauf der goldene Faden, die Herzlinie, die Nulllinie, die wieder anfängt zu schlagen, ein Neustart eben. Ein schlichtes aber sehr eindrucksvolles Bild, das sehr gut den Inhalt des Buches wiederspiegelt.

Wie kann man die Schreibweise beschreiben ? Vor allem ehrlich und gefühlvoll, aber auch humorvoll. Es ist ein ernstes Thema, es geht hier wahrlich um Leben und Tod, aber die Prise Humor, die hier immer wieder einfliesst zeigt auch die Lebenseinstellung des Autors, ein eindeutiges Ja zum Leben und daher auch für die notwendigen Veränderungen. Dabei ist dieses Buch nicht als Ratgeber gedacht, sondern als chronologische Aufarbeitung eigener Erfahrungen.

Neustart ist ein Buch, das Mut macht, das zum Nachdenken anregt, das einem das Leben wieder bewusster macht und hoffentlich auch dazu führt, dass man eigene schlechten Angewohnheiten aufgibt und endlich auch an sich und seinen eigenen Körper denkt und etwas dafür tut, dass man keine ähnlichen Erfahrungen machen muss.

Für alle diejenigen, die eine ähnliche Erfahrung bereits gemacht haben, sei es als direkt Betroffener oder Angehöriger/Freund, ist es sicherlich gut zu wissen, dass man nicht alleine mit seinen Problemen ist, dass andere ähnliches durchgemacht haben.

Ein Weg zurück ins Leben, so kann man diese Geschichte beschreiben. Es ist eine sehr persönliche Geschichte, aber eine, die auf viele zutreffen könnte oder kann.

Veröffentlicht am 15.09.2016

1817: wunderbares eintauchen in eine andere Zeit

Das Herrenhaus von Pembrooke Park
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1817, London: Die Familie von Abigail Foster hat durch eine Bürgschaft viel Geld verloren, sie müssen ihr Stadthaus verkaufen. Da kommt ein ungewöhnliches Angebot ganz passend: ein leerstehendes Herrenhaus, ...

1817, London: Die Familie von Abigail Foster hat durch eine Bürgschaft viel Geld verloren, sie müssen ihr Stadthaus verkaufen. Da kommt ein ungewöhnliches Angebot ganz passend: ein leerstehendes Herrenhaus, dass sie für ein Jahr zu überaus günstigen Konditionen mieten können . Ein geheimnisvolles Angebot, übermittelt durch einen unbekannten Anwalt. Abigails Urgroßmutter war eine geborene Pembrooke und ein anonym bleibender Nachfahre möchte, dass das zur Zeit leerstehende Haus von Verwandten bewohnt wird. Das Haus steht schon seit 18 Jahren leer und im Haus sieht es aus, als wären die Bewohner ganz überraschend und plötzlich aufgebrochen....

Dies war mein erstes Buch von Julie Klassen, aber bestimmt nicht mein letzes. Das Buch, obwohl ca 500 Seiten stark, konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln. Die Hauptprotagonistin ist Abigail, die 23 jährige, die immer im Schatten ihrer jüngeren, schönen Schwester steht, ist eine sehr patente junge Frau. Sie hat zwar immer noch nicht den passenden Mann fürs Leben gefunden, dennoch hegt sie romantische Gefühle für ihren Nachbarn Gilbert Scott, der weilt aber zur Zeit zu Studienzwecken in Italien. Doch ist er der Mann für ihre Zukunft ? Warum hat er die Locke ihrer Schwester beim Abschied angenommen ? Abigail ist verunsichert, daher kommt ihr der Umzug und die damit für sie verbundenen Aufgaben nur recht. Während Mutter und Schwester noch in London zur Ballsaison bleiben und ihr Vater durch die Abwicklung des Verkaufs des Hauses in London gebunden ist, bleibt sie allein im neuen Wohnsitz Pembrooke Park. Schon bald lernt sie auch die Familie des Verwalters kennen: den attraktiven Sohn, den Vikar William Chapmann und seine Schwestern Leah und Kitty.
Doch schon nach kurzer Zeit bekommt sie merkwürdige anonyme Briefe, die Abigail nicht nur noch neugieriger auf die Vergangenheit des Hauses machen, sondern auch beunruhigen, denn es scheint, als wüßte die unbekannte Briefschreiberin ganz genau, was sie gerade macht.....

Der Schreibstil hat mich in gefesselt, wunderbar beschreiben, die Protagonisten sehr gut ausgearbeitet, die Spannungskurve wurde sehr hoch gehalten und auch wenn man das eine oder andere schon spekulieren kann, wird man doch in vielen anderen Bereichen erst am Schluß der ganzen Tragweite der Geschichte gewahr. Die Autorin hat mich sehr gut unterhalten und so bin ich nur so durch das Buch geflogen und habe dadurch einen spannenden Ausflug in das beginnende 19. Jahrhundert gemacht.

Die Autorin hat es auch sehr gut verstanden einen christlichen Aspekt durch den Vikar William mit einfließen lassen, durch seine kleinen, aussagekräftigen und prägnanten Predigten und Aussagen, die teilweise auch humorvoll und voller Liebe sind, vermittelt Julie Klassen die Botschaft der Vergebung der Sünden und des Verzeihens.

Wer romantische und spannende Bücher mag, der liegt mit diesem wunderbaren Buch genau richtig !