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Veröffentlicht am 03.05.2021

Menschen im Hotel in den Bergen

Piz Palü
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Marie Brunntaler gelingt es in ihrem Roman eine vergangene Zeit in vielen Facetten zu beschreiben. Es ist 1957 in der Schweiz. Piz Palü ist ein Gebirgsmassiv nahe dem Hotel Grand Arnold.
In diesem Hotel ...

Marie Brunntaler gelingt es in ihrem Roman eine vergangene Zeit in vielen Facetten zu beschreiben. Es ist 1957 in der Schweiz. Piz Palü ist ein Gebirgsmassiv nahe dem Hotel Grand Arnold.
In diesem Hotel versammeln sich einige originelle Figuren, aus die man als Leser auch nicht immer auf Anhieb schlau wird. Sie sind ziemlich eigen und offensichtlich haben sie ihre Geheimnisse.
Mit dabei, der Schauspieler O.W.Fischer, sehr beliebt zu dieser Zeit.
Zu Anfang reist Frau von Hoppe an, zusammen mit der jungen Corinne. Sie befreundet sich mit dem Chauffeur Baralo.
Spät hinzu kommen noch ein Kommissar und seine Kollegin, da es einen Mord im Hotel gab.
Ein Clou des Romans besteht dann darin, die Verknüpfungen der Figuren miteinander zu erkennen.

In nur 256 Seiten packt Marie Brunntaler viel in ihren Roman, der mich zwar nicht ganz so packte, wie ihr letztes Buch Wolf, der mich aber dennoch beeindruckte.

Veröffentlicht am 02.05.2021

12 Städte

Wolfgang Pehnt. Städtebau des Erinnerns
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Wolfgang Pehnt hat mit Städtebau der Erinnerns ein kompaktes Buch erschaffen. Er betrachtet insgesamt 12 Städte und stellt Verbindungen her, z.B. wo eine Stadt von der anderen beeinflusst wurde. Das weist ...

Wolfgang Pehnt hat mit Städtebau der Erinnerns ein kompaktes Buch erschaffen. Er betrachtet insgesamt 12 Städte und stellt Verbindungen her, z.B. wo eine Stadt von der anderen beeinflusst wurde. Das weist er an diversen Bauten nach, die als Zitate gelten.
Der Buchuntertitel „Mythen und Zitate westlicher Städte“ hat seine Berechtigung.
Von den hier betrachteten Städten war ich erst oder immerhin in vier.
Pehnts Bezüge waren mir nie aufgefallen. Er weckt mit diesen Buch den Leser und ermöglicht einen neuen Blick auf Städte.
Was man noch zum Buch sagen kann:
Viel Text, kleine Fotos, alle in schwarzweiß. Warum eigentlich? Das nimmt den Fotos jedoch nicht die Qualität.

Veröffentlicht am 01.05.2021

Langzeitbelichtung

Michael Wesely
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Das Projekt Neue Nationalgalerie Berlin in Langzeitbelichtung von Fotograf Michael Wesley ist schon faszinierend. Zum einen, weil es über einen langen Zeitraum von mehreren Jahren angelegt war und zum ...

Das Projekt Neue Nationalgalerie Berlin in Langzeitbelichtung von Fotograf Michael Wesley ist schon faszinierend. Zum einen, weil es über einen langen Zeitraum von mehreren Jahren angelegt war und zum anderen, weil Michael Wesel aus einem Umbau einen künstlerischen Aspekt abgewinnt.

Bei den einleitendem Text „Spuren der Verwandlung“ von Joachim Jäger zum Werk des Künstlers leuchtet mir der Vergleich zur Musik von John Cage ein.
Erwähnenswert ist auch der abschließende Text „Der Fotograf ist abwesend“ von Thomas Weski.

Die Texte im Buch sind zweisprachig gehalten (Deutsch/Englisch)

Veröffentlicht am 18.04.2021

Rasant und energiegeladen

Drei Kameradinnen
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Drei Kameradinnen, das sind die 3 Freundinnen, die sich schon lange kennen und alle einen Migrationshintergrund haben. Hani, Kasih und Saya leben in Deutschland und erleben im Alltag immer wieder Vorurteile ...

Drei Kameradinnen, das sind die 3 Freundinnen, die sich schon lange kennen und alle einen Migrationshintergrund haben. Hani, Kasih und Saya leben in Deutschland und erleben im Alltag immer wieder Vorurteile und Benachteiligungen, sei es durch automatisch schlechte Zensuren von Lehrern oder den Busfahrer, der sie anschnauzt oder der Kaufhausdetektiv, der sie misstrauisch beäugt.

Es ist eine Art Berichtsform, in der erzählt wird und gelegentlich spricht die Erzählerin Kasih die deutsche Öffentlichkeit direkt an und verdeutlicht die Unterschiede.

Wie Shida Bazyar ihren Roman gestaltet ist geschickt und intensiv, oft auch sehr originell. Dabei denke ich zum Beispiel an die Passage, als Kasij einen Auftritt der 3 Freundinnen in der Bärbel Schäfer-Show in den neunziger Jahren imaginiert und dabei einige Punkte klarmacht.

Dann gibt es auch Momente, in denen der NSU-Prozess gerade abläuft und da wird die Stimmung der Zeit abgebildet.

Der Roman beeindruckt auch besonders durch eine sehr starke Figur: Saya, cool, aber immer auch wütend. Nicht auf den Mund gefallen, aber dadurch zu oft auf Konfrontationskurs. Ihre Freundinnen Hani und Kasih sind weniger kämpferisch, obwohl sie den unterschwelligen Alltags-Rassismus genauso spüren.

Shida Bazyar hat nach „Nachts ist es leise in Teheran“ mit Drei Kameradinnen wieder einen eigenwilligen und starken Roman geschafft.

Veröffentlicht am 18.04.2021

Mehr als nur eine Musikerbiografie

Hauskonzert
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Igor Levit, der erfolgreiche Pianist, ist ein extrovertierter Mensch, der sich engagiert. Er steht den Grünen nahe, spricht gegen Antisemitisus, gegen Ausgrenzung, unterstützt Fridays for Future.
Er äußert ...

Igor Levit, der erfolgreiche Pianist, ist ein extrovertierter Mensch, der sich engagiert. Er steht den Grünen nahe, spricht gegen Antisemitisus, gegen Ausgrenzung, unterstützt Fridays for Future.
Er äußert sich auch öffentlich, z.B. in einer Talkshow.
Für manche Rechte ist er ein rotes Tuch, es gibt auch Morddrohungen.

Der Autor Florian Zinnecker nähert sich dem Thema vorsichtig. Man spürt die Schwierigkeit dem gerecht zu werden, aber mit der Zeit findet er seinen Schreibfluß.

Eigentlich ist Hauskonzert mehr e als klassische Biografie, obwohl natürlich die Stationen seiner Karriere, die auch nicht ohne Schwierigkeiten war, geschildert wird. Zum Teil ist es auch ein politisches Sachbuch.

Dieses Buch wird Igor Levit weitere Aufmerksamkeit bescheren, die er auch verdient und es lohnt sich auch, seine Musik zu hören.