Cover-Bild Glückskind
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 10.02.2014
  • ISBN: 9783442746125
Steven Uhly

Glückskind

Roman
Deutschland 2012. »Warum war ich überhaupt so, wie ich war?«, fragt sich Hans D. Jahrelang hatte er keine Fragen mehr. Im Gegenteil, er war kurz davor, fraglos aufzugeben. Und dann? Dann bringt er den Müll hinunter, geht zu den Tonnen, findet im Müll ein Kind. Es beginnt ein berührender Prozess über die Entscheidung, was geschehen muss. Das Kind behalten, es verbergen? Und die Mutter? Eine Mordanklage zulassen, wider besseres Wissen? Was ist gerecht? Wie handeln? Am Ende der Geschichte sind die Dinge neu geordnet. Ein Kind wird überlebt haben, und mit Hans D. werden wir wissen, dass Liebe der Schlüssel ist für Erkenntnis, Veränderung, ein gutes Leben.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.10.2020

„Wieder so ein Scheißtag.“

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Der Roman „Glückskind“ von Steven Uhly handelt von dem verwahrlosten Hartz IV Empfänger Hans D. der eines Tages ein Baby im Müll findet. Darauf hin krempelt er sein ganzes Leben um, denn jetzt hat er endlich ...

Der Roman „Glückskind“ von Steven Uhly handelt von dem verwahrlosten Hartz IV Empfänger Hans D. der eines Tages ein Baby im Müll findet. Darauf hin krempelt er sein ganzes Leben um, denn jetzt hat er endlich wieder einen Grund um zu leben. Aber wie kann er es schaffen für all die Dinge die das Kind braucht aufzukommen und es gleichzeitig vor der Polizei zu verstecken? Denn leider hat die Mutter die vor Gericht steht genau angegeben in welcher Mülltonne sie Felizia versenkt hat. Vor allem bei Hans ist das problematisch da er mit seiner Paranoia niemandem so ganz vertrauen will.

Hans seine Entwicklung über das Buch hinweg fand ich unglaublich berührend. Man merkt wie er im Verlauf lernt wieder Hoffnung zu haben und Sinn im Leben zu sehen. Um dahin zu gelangen muss er auch seine Vergangenheit konfrontieren die ihn erst in die Situation des Hartz IV Empfängers gebracht hat. Man fängt an ihn lieb zugewinnen, genauso wie Felizia natürlich und wünscht nur das Beste für die Beiden. Gleichzeitig fragt man sich aber auch wie lange das gut gehen kann. Irgendwann braucht Felizia Papiere, muss zum Arzt. Was sagt Hans dann? Woher hat er das Kind? Diese Sorgen teilt man mit Hans.

Auf ein meiner Meinung nach ganz neues Level wird das Buch durch den allwissenden Erzähler gebracht der sich durch die gesamte Geschichte hinweg durchzieht. Ich finde, dass der Autor es dadurch noch viel besser schafft einem Hans seine Gefühle zu vermitteln. Aber auch der beschreibende Schreibstil des Autors bringt eine ganz andere Perspektive und Tiefe in die Geschichte. Man versteht nicht nur Hans sondern im Allgemeinem alle Personen des Buches dadurch finde ich viel tiefer. Das bringt mich auch zu einem weiterem Punkt. Die Charaktere des Buches kommen mir persönlich zumindest unglaublich real vor. Sie könnten wirklich existieren so authentisch wie sie dargestellt werden. Obwohl die Geschichte vor allem am Anfang an sich ein wenig sonderbar erscheinen mag könnte sie sich wirklich so abgespielt haben.

Auch das Ende scheint mir sehr gut gelungen. Gerade am Anfang hat man überhaupt keinen Plan davon wohin einen die Geschichte leiten wird und später fragt man sich dann wie lange das noch gut gehen kann. Dafür hat der Autor finde ich eine sehr gute Lösung gefunden Realität und Wunschdenken zu vereinigen.

Als Zusammenfassung kann ich sagen, dass ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlenswert finde aber nicht für jedermann/frau. Man muss sich auf eine (nicht zu) langsame Entwicklung der Geschichte und Charaktere einlassen und dann wird man zu einem schönem, einen zum nachdenken bewegendem Ende geleitet. Es ist aber keine rasante Achterbahnfahrt und auch kein Fantasyroman der die Welt verschönert. Meiner Meinung nach hat das Buch aber trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen fünf von fünf StSternen verdient

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Veröffentlicht am 03.10.2019

Schicksal oder glückliche Fügung?

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Seit ihn seine Familie verlassen hatte, ging es mit Hans nur noch bergab. Arbeitslos, ungepflegt und ohne Perspektive verbringt er die Tage untätig in seiner verdreckten Wohnung. Als er sich eines Tages ...

Seit ihn seine Familie verlassen hatte, ging es mit Hans nur noch bergab. Arbeitslos, ungepflegt und ohne Perspektive verbringt er die Tage untätig in seiner verdreckten Wohnung. Als er sich eines Tages dazu aufrafft, endlich seinen Unrat raus zu bringen, findet er in der Mülltonne ein Baby. Er nimmt es mit in seine Wohnung und beschließt, das winzige Mädchen zu behalten und für es zu sorgen. Keine leichte Aufgabe für einen Mann Mitte fünfzig. Unerwartete Hilfe erhält er von seinen Flurnachbarn, einem persischen Ehepaar, mit denen er bisher keinen Kontakt hatte, und vom Inhaber des Kiosks gegenüber. Die vier Menschen werden Freunde, sind nun eine verschworene Gemeinschaft, bis sie erfahren, dass die Mutter des Kindes wegen Mordes angeklagt wird. Was tun? Jetzt stecken sie in einer moralischen Zwangslage – die kleine Felizia, wie sie sie in der Zwischenzeit nennen, behalten - oder einer Mutter ausliefern, die sie los werden wollte?

Der Autor Steven Uhly wurde 1964 in Köln geboren, ist deutsch-bengalischer Abstammung und durch seinen Stiefvater auch in der spanischen Kultur verwurzelt. Er studierte Literatur und übersetzt Lyrik und Prosa aus dem Spanischen, Portugiesischen und Englischen. Nach „Mein Leben in Aspik“ (2010) und „Adams Fuge“ (2011) ist „Glückskind“ sein dritter Roman, von dem es auch eine Fortsetzung „Marie“ (2016) gibt. Steven Uhly lebt mit seiner Familie in München.

Unerwünschte Kinder, überforderte Mütter, ein Baby im Müll abgelegt - ein zeitgemäßes Thema, das der Autor hier fast märchenhaft umgesetzt hat. Sehr gut beschreibt er die Gedanken und Argumente der beteiligten Personen, so dass der Leser ihre Gefühle erfassen und sich teilweise auch mit ihren Handlungen identifizieren kann. Ein alternder Mann der plötzlich Hoffnung für seine Zukunft sieht, ein Ehepaar das nun eine Chance hat sich zu integrieren und ein Kioskbetreiber der Freundschaft und Anschluss sucht, sie alle verändern sich durch Felizia und werden auf wunderbare Weise eine Zeitlang zu glücklichen Menschen. Doch darf man ein Kind, das man im Müll gefunden hat, behalten? Muss man sich melden, weil die Mutter unter Mordanklage steht? Was tun?

Der Schreibstil Uhlys ist sehr authentisch, klar, knapp und schnörkellos, ganz dem Geschehen angepasst. Ohne moralischen Fingerzeig lässt er seine Figuren agieren, beschreibt alltägliche Situationen und lässt ihnen den nötigen Freiraum, um ihre Entscheidungen zu treffen. Er wertet nicht zwischen gut und schlecht, sondern überlässt dem Leser die Beurteilung. Die Geschichte bezaubert ohne Rührseligkeit und ist trotz glücklichem Ausgang zu keiner Zeit kitschig.

Fazit: Ein berührendes, absolut lesenswertes Märchen für Erwachsene, modern, zeitgemäß – könnte sich so oder ähnlich jederzeit ereignen.

Veröffentlicht am 24.03.2017

Wie ein Baby das Leben der Menschen verändert

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Ein Roman, der ans Herz geht und sehr authentisch und gefühlvoll die Geschichte eines Mannes erzählt, der alles im Leben verloren zu haben scheint. Durch den Fund eines Babys in der Mülltonne erobert er ...

Ein Roman, der ans Herz geht und sehr authentisch und gefühlvoll die Geschichte eines Mannes erzählt, der alles im Leben verloren zu haben scheint. Durch den Fund eines Babys in der Mülltonne erobert er sich sein Leben Stück für Stück zurück.

Steven Uhly (geboren 1964 in Köln) studierte Literatur. Er übersetzt Lyrik und Prosa aus dem Spanischen, Portugiesischen und Englischen. Inzwischen lebt er mit seiner Familie in München.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Hans. Ein Mann, der sich und sein Leben vor langem aufgegeben hat. Er verwahrlost in seiner eigenen Wohnung, hat keine sozialen Kontakte mehr, geht selbst in dem Mietshaus, in dem er wohnt nur vor die Tür, wenn er sicher sein kann, dass er keinem begegnet. Eines Tages bringt er seinen Müll nach draußen. Dabei findet er ein neugeborenes Baby in der Mülltonne. Kurzerhand nimmt er das kleine Bündel mit auf seine Wohnung und versteckt es vor der Polizei, die kurz darauf nach dem Baby sucht. Das Baby gibt ihm neue Energie und den Willen, sein Leben wieder in geordnete Bahnen zu bringen. Es ermöglicht ihm sogar den Kontakt zu seinen Nachbarn, die auch die Wandlung an Hans festgestellt haben.

Doch damit ist die Geschichte nicht vorbei, jetzt erst kommen die sozialen und ethischen Fragen zur Sprache. Darf Hans das Kind einfach so behalten? Was ist mit der Mutter, muss er nicht auch sie retten, bevor die Mordanklage erhoben werden kann? Wie kann eine Mutter überhaupt sein Kind in den Müll werfen? Wie verzweifelt muss sie sein oder wie kalt und gefühllos? Was ist das Beste für das Kind? Es fühlt sich bei Hans wohl und gedeiht auch prima, aber hat es nicht auch ein Recht auf einen Vater und eine Mutter? All diese Fragen werden liebevoll und einfühlsam behandelt. Sie sind keinesfalls leicht zu beantworten, oftmals gibt es nicht nur eine richtige Antwort.

Der Schreibstil ist dem Thema angepasst. Man kann hier keine ausschweifenden Tiraden erwarten. Es geht schließlich um einen Mann, der am Boden zerstört ist und sich wieder aufrappelt. Seine anfängliche Unbeholfenheit wirkt sich auch im Stil der Sprache aus. Man könnte diesen vielleicht als spröde oder langweilig ansehen, ich empfinde ihn aber als sehr treffend und zu der Geschichte passend.

Dieses Buch ist zu einem meiner Lieblingsbücher geworden. Es beschreibt so echt und authentisch die Geschichte eines Mannes, der seinen Weg ins Leben zurückfindet, ohne dabei kitschig oder weltfremd zu sein. Immer wieder berührt es den Leser bis tief in die Seele hinein. So hat doch jeder seine Stärken und seine Schwächen. Jeder ist auf der Suche auf Anerkennung und ist enttäuscht, wenn sie ausbleibt. Eine Geschichte über allzu schnell gefasste Vorurteile. Ein Buch, dass man unbedingt gelesen haben sollte.