Melancholisch und heiter, unterhaltsam und tiefgründig.
Wir lernen in „Das Glück meiner Mutter“ den knapp 50-jährigen Philipp Dorn kennen. Er ist ein Krimi- und Drehbuchautor, der Kunst, Architektur, Rotwein und Espresso liebt und seit dem Scheitern seiner ...
Wir lernen in „Das Glück meiner Mutter“ den knapp 50-jährigen Philipp Dorn kennen. Er ist ein Krimi- und Drehbuchautor, der Kunst, Architektur, Rotwein und Espresso liebt und seit dem Scheitern seiner letzten Beziehung alleine lebt.
Eines Tages gönnt er sich sein Traumauto, einen Mini und macht er sich zusammen mit seiner seit drei Jahren verstorbenen Mutter auf in die Toskana, die seine Leidenschaften verkörpert.
Zusammen mit seiner verstorbenen Mutter?
Ja, denn sie, die in einer zerrütteten Ehe lebte und für die er sich zeitlebens verantwortlich fühlte, ist in seinen Gedanken als warme und schmerzliche Erinnerung immer noch sehr präsent.
In dem abgelegen Ferienhaus, das er sich in der Toskana gemietet hat, lässt er seine Gedanken schweifen und landet immer wieder bei seiner Mutter.
Sie hatte kein einfaches Leben. In jungen Jahren musste sie aus Ostpreußen flüchten und in der neuen Heimat, einer schwäbischen Kleinstadt musste sie Ablehnung und Zurückweisung ertragen.
Die folgenden Ehejahre mit ihrem nach Jahren der Kriegsgefangenschaft heimkehrenden Ehemann waren wortkarg und kompliziert und im Alter war die sehr einsam.
Es ist eine sehr spezielle und ambivalente Beziehung, die Mutter und Sohn verband und verbindet.
Eines Nachts entdeckt und beobachtet Philipp in seinem Pool eine schwimmende nackte Frau.
Sie kommen in Kontakt und in den folgenden langen, tiefgründigen und intensiven Gesprächen lernen sie sich kennen und kommen sie sich näher.
Durch den Austausch mit der schönen Fremden, die sich ihrem Vater sehr verbunden fühlt, ihre Stiefmutter jedoch zutiefst ablehnt, kann er so manche seiner persönlichen Fragen beantworten, wodurch er sich auch selbst näher kommt.
Der Autor schreibt unaufgeregt und gemächlich und beschreibt die komplexen inneren Vorgänge und verschiedenen Gefühlslagen seiner Charaktere sehr präzise, so dass man das Gefühl hat, den Figuren ganz nahe zu sein.
Er versteht es, Handlungsorte und Szenen so plastisch zu beschreiben, dass man meint, vor Ort zu sein.
Tommy Bayer hat mit „Das Glück meiner Mutter“ eine gleichermaßen zarte, leise und melancholische wie heitere, tröstliche und hoffnungsvolle Geschichte geschrieben, in der es letztlich um die Thematik Familie geht und die am Ende Fahrt aufnimmt und eine überraschende Wendung bietet.
Der Autor überzeugt mich mit seiner einfachen und schnörkellosen Sprache und seinem unaufgeregten Schreibstil in Kombination mit seiner behutsamen und einfühlsamen Art.
Ich empfehle diesen Wohlfühl- und Unterhaltungsroman, der auch literarisch anspruchsvoll ist, sehr gerne weiter!