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Veröffentlicht am 19.04.2021

Unglaublich spannende Welt, die noch kleinere Schwächen hat

Kaleidra - Wer die Seele berührt
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Spoiler für alle, die den ersten Teil nicht gelesen haben

Das Cover des zweiten Teils der Reihe gefällt mir ebenso gut wie das des ersten. Ich liebe, wie die kleinen Akzente des Buches hervorgehoben werden ...

Spoiler für alle, die den ersten Teil nicht gelesen haben

Das Cover des zweiten Teils der Reihe gefällt mir ebenso gut wie das des ersten. Ich liebe, wie die kleinen Akzente des Buches hervorgehoben werden und das Buch dadurch zu etwas Besonderem machen.
Die Geschichte setzt nahtlos dort an, wo der erste Band aufgehört hat: Ben und Emilia sind vom Quecksilber-Orden nach Washington entführt worden, um dort die letzten Bausteine für das Wasser des Lebens zu finden. Dazu müssen sie den Tria-Bund mit einem der Quecksilber-Alchemisten eingehen, auch wenn sich bei den beiden alles dagegen sträubt. Doch während Emilia noch mit den verbotenen Gefühlen für Ben kämpft, läuft die Herstellung des Wassers furchtbar schief und als letzte Möglichkeit bleibt den beiden die Reise in die gefährliche Welt von Kaleidra, obwohl dort eine tödliche Gegnerin auf die beiden wartet…

Ich mochte den ersten Teil der Reihe durchaus ganz gerne, vor allem weil mich die Ideen von Kira Licht wirklich begeistern konnten, die Umsetzung und die chemischen Verweise fand ich aber häufig etwas zu kompliziert und verwirrend. Auch hier hatte ich manchmal meine Probleme damit, aber es wirkte dennoch flüssiger in die Story eingebaut. Der Schreibstil war dabei eine große Hilfe, weil er, wie auch beim ersten Teil, wunderbar leicht und flüssig war, sodass ich jedes Mal wieder ohne Probleme in die Geschichte eintauchen konnte.

Die Story an sich konnte mich deutlich mehr packen als das noch beim ersten Band der Fall war. Das lag auch daran, dass man keine großartigen Einführungen in die Welt benötigt, sondern man eben direkt in die Geschichte geworfen wird. Dadurch fand ich die Geschichte im Ganzen direkt spannender und wollte unbedingt wissen, was hinter der Entführung durch den Quecksilber-Orden steckt. Mir gefiel die Suche nach dem letzten Baustein und auch die Reise nach Kaleidra. Das lag nicht nur an der wunderbar gestalteten Welt, sondern auch daran, dass einem die Figuren entweder ans Herz wachsen oder man sie aus vollem Herzen hasst. Das macht das Buch auch zu etwas Besonderem. Ich mag sowohl Emilia als auch Ben wirklich gerne und es hilft, dass er seine Gefühle nicht mehr verheimlichen muss, sondern sie recht offen dazustehen können, einfach weil die Umgebung es zulässt. Dadurch war es für mich auch einfacher, ihn zu mögen und zu verstehen, warum er in bestimmten Situationen so handelt wie er es eben tut. Auch die Nebencharaktere sind unglaublich eindringlich geschildert und bleiben einem im Gedächtnis.

Mein vielleicht größtes Problem, dass ich vor allem die chemischen Verweise nicht immer so richtig verstehen und erfassen konnte. Ich war nie besonders gut in Chemie und hatte manchmal das Gefühl, dass wenn Emilia und Ben etwas aus der Verbindung verschiedener Elemente schaffen, es sich dabei um eine Art Insiderwitz handelt, weil ich einige Zeit gebraucht habe bis ich verstanden habe, was sie denn überhaupt erschaffen haben. Ich kann sogar verstehen, dass das nicht immer bis ins kleinste Detail erklärt werden kann, es hat mir aber dennoch manchmal ein wenig den Lesefluss zerstört. Da das aber eine deutlich kleineren Teil in dem Buch einnimmt als noch im ersten Band konnte ich hier viel besser darüber hinwegsehen und mich stattdessen viel mehr auf die geschichtlichen Schilderungen konzentrieren.

Alles in allem gefiel mir der zweite Teil der Reihe besser als der erste Band, ich habe die Charaktere wirklich ins Herz geschlossen und fand die Geschichte unglaublich spannend trotz kleinerer Längen. Auch wegen des Cliffhangers freue ich mich schon riesig auf den dritten und letzten Teil der Reihe.

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Veröffentlicht am 11.03.2021

Gelungenes Finale

Diamond Empire - Forbidden Royals
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Spoiler für alle, die die ersten beiden Teile nicht gelesen haben

Das Cover ist, genau wie die der ersten Teile, wirklich hervorragend gelungen. Ich mag auch hier die schlichte Eleganz, die es ausstrahlt ...

Spoiler für alle, die die ersten beiden Teile nicht gelesen haben

Das Cover ist, genau wie die der ersten Teile, wirklich hervorragend gelungen. Ich mag auch hier die schlichte Eleganz, die es ausstrahlt und die wirklich perfekt zu Emilia und ihrer Geschichte passt.

Auch die Story hat mich dieses mal deutlich mehr überzeugen können als im letzten Teil: Emilia Lancaster ist alles andere als ein normales Mädchen, vielmehr ist sie die jüngste Monarchin der Welt und, nach allem, was nach dem Tod ihres Vaters passiert ist, verdammt einsam. Sie vermisst den ihr vertrauten Pressesprecher Simms, ihre Stiefschwester Chloe und vor allem ihren Stiefbruder Carter schrecklich, weiß aber nicht, wie sie ihnen jemals verzeihen soll, dass sie sie gemeinsam mit ihrer Stiefmutter Octavia manipuliert haben. Gleichzeitig muss sie alle Aufgaben als neue Königin wahrnehmen und natürlich einen perfekten Ehemann finden, doch das gestaltet sich nicht so einfach, kann sie Carter doch nicht vergessen…

Ich war von dem ersten Teil wirklich begeistert und habe mich echt gefreut, die Reihe weiterlesen zu können, doch der zweite Teil hat meine Euphorie ein wenig zerstört, sodass ich bei diesem Buch entsprechend skeptisch war. Ich wollte dennoch schon wissen, wie die Geschichte ausgeht und ob Emilia und Carter eine Zukunft haben. Zum Glück hat mich dieses Buch wieder ab der ersten Seite abgeholt. Ich bin wieder einmal begeistert, wie genial Julie Johnson zu schreiben vermag. Es gibt zwar ein paar Autor*innen deren Schreibstil ich bewundere, aber es schaffen dennoch wenige, die es schaffen, eine solche Sogwirkung zu erschaffen und die einen schon fast dazu zwingt, das Buch nahezu atemlos in einem Zug durchzulesen.

Die Storyline hat es in diesem Buch deutlich besser geschafft, mich zu überzeugen als es noch im zweiten Band der Fall gewesen ist. Das liegt vielleicht auch ein bisschen daran, dass dieser Teil deutlich mehr Seiten hat und sich die Story deswegen deutlich gemächlicher entwickeln kann als das vorher der Fall war. Vielleicht ist es auch so, dass ich einfach akzeptiert habe, dass die Geschichte nicht wirklich realistisch ablaufen wird und deswegen keine Maßstäbe angelegt habe, die das Buch nicht erfüllen konnte. Ich fand es tatsächlich ziemlich interessant, die Geschichte aus der Sicht der Königin zu lesen: Wie sie Entscheidungen trifft, aber auch wie schwer es ihr fällt, sich an die Aufgaben als Königin zu gewöhnen. Ich fand es spannend zu sehen, wie sehr Emilia an dieser Aufgabe gewachsen ist, sie ist von einem impulsiven, vielleicht manchmal verurteilenden Mädchen zu einer klugen, überlegten Frau geworden ohne, dass ich diese Entwicklung im Ansatz unglaubwürdig fand, sondern es war vielmehr eine logische Folge der Sachen, die sie bisher erlebt hat.

Die Beziehung zwischen Emilia und Carter (oder das Fehlen einer Beziehung) fand ich ebenso nachvollziehbar. Ich hatte das Gefühl bei jedem neuen Problem, bei jeder Trennung und bei jedem Wiedersehen den Schmerz der beiden zu spüren und habe mir gewünscht, dass sie es schaffen, das ganze irgendwie zu überwinden. Allerdings war es mir zwischendurch auch etwas zu viel Drama, zu viele Versuche sich zu trennen, um dann doch wieder zueinander zu finden und sich unter vielen drastischen Handlungen zu trennen. Ich hätte es vielleicht besser gefunden, wenn es nicht ein dauerndes Hin und Her gegeben hätte, sondern sie sich einfach voneinander ferngehalten hätten, auch wenn man wirklich in jedem Satz gemerkt hat, dass genau das ihnen nicht möglich ist.

Alles in allem gefiel mir der Abschluss der Reihe wirklich gut, ich habe jede Seite genossen und wirklich mit Emilia und Carter gelitten. Allerdings fand ich das Ende des Buch zu abrupt, fast schon zu erzwungen und für mich nicht wirklich zufriedenstellend nach all dem Drama, das die beiden zusammendurchmachen mussten.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Emotionale Liebesgeschichte mit wunderbarem Schreibstil

Feels like Love
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Das Cover des Buches gefällt mir überhaupt nicht. Weder die Farbkombination aus hellbraun und türkis noch die Knitteroptik des Hintergrundes oder die geschwungene Schrift kann mich überzeugen. Hätte ich ...

Das Cover des Buches gefällt mir überhaupt nicht. Weder die Farbkombination aus hellbraun und türkis noch die Knitteroptik des Hintergrundes oder die geschwungene Schrift kann mich überzeugen. Hätte ich nicht gewusst, wie gut die Autorin schreiben kann und dass sie hervorragende Geschichten erzählen kann, hätte ich dem Buch keinen zweiten Blick gegönnt, zu lieblos gestaltet wirkt das Cover insgesamt. Der Titel hingegen ist hervorragend gewählt und passt für mich perfekt zum Inhalt.

Die Story an sich klang ganz gut, wenn auch nicht besonders innovativ: Als Emilia Farber die Zusage für ein Teilstipendium in Medizin an der LMU in München bekommt hat, hätte sie niemals gedacht, dass das dazu führt, dass sie nach dem fünften Semester noch einmal die Uni wechseln müsste, um weiterstudieren zu können, doch genau das passiert. Nahezu Hals über Kopf zieht Mila vom Süden nach Berlin, wo auch ihr Bruder als Arzt arbeitet. Von der hektischen Betriebsamkeit und der Kälte der Hauptstadt ist sie heillos überfordert und es fällt ihr schwer, Anschluss zu finden bis sie in der Küche ihrer WG auf Leonardo Wagner trifft. Dieser will sich eigentlich mit seiner Ex-Freundin, Milas Mitbewohnerin Ivana, treffen, doch er ist von der Studentin direkt beeindruckt und sie verbringen mehr und mehr Zeit miteinander. Leo zeigt Mila sein Berlin und auch sein Modelable, das er zusammen mit Ivana und zwei anderen Freunden betreibt. Mit jedem Tag kommen die beiden sich näher, doch ein Schicksalsschlag überschattet ihre gemeinsame Zeit und bedroht ihre Liebe…

Der Schreibstil ist wirklich gut, aber etwas anderes habe ich wirklich nicht erwartet. Ich finde ihn nicht ganz so poetisch und rund wie in den anderen Werken, aber er ist dennoch wunderbar leicht und flüssig, sodass man wirklich durch die Seiten fliegt. Ich habe es dadurch wirklich genossen, das Buch zu lesen.

Auch die Charaktere machen es einem einfach, sie zu mögen. Sowohl Mila als auch Leo waren mir ab den ersten Seiten unglaublich sympathisch ohne dass ich sie irgendwie langweilig fand. Mila wirkt auf den ersten Blick erst einmal eher zurückhaltend, vielleicht sogar etwas reserviert, aber im Umgang mit Leo, seinen Freunden und ihrer Familie merkt man, wie einfühlsam sie ist und wie sehr sie für die Menschen kämpft, die ihr wichtig sind, selbst wenn das für sie schwierig ist. Ich habe diese Eigenschaften vor allem im Verlauf des Buches wirklich zu schätzen gelernt. Auch Leo ist ein echt toller Kerl. Ich mag, dass er immer ehrlich zu ihr ist, besonders was die Beziehung zu Ivana angeht. Normalerweise sind die Ex-Freundinnen entweder nicht mehr auf der Bildfläche oder fiese Mädels, die ihren Freund unbedingt zurückhaben wollen. Deswegen fand ich es durchaus interessant, wie es anders funktioniert. Zwar ist Ivana keineswegs eine nette, zuvorkommende Mitbewohnerin, die Mila ab der ersten Seite ins Herz schließt, sondern auf ihre Art durchaus manipulativ, aber man merkt, wie sehr beiden die Beziehung aber deren Ende beiden zusetzten. Ich hatte immer wieder das Gefühl, dass die beiden einfach nicht zueinander passten, auch wenn sie einander vielleicht sogar wirklich geliebt haben. Ich fand einfach die Kombination der Charaktere und wie sie miteinander umgehen wirklich gelungen. Auch Jason und Alessa, Leos Freunde und Partner in seinem Label, waren super gelungen. Beide sind einfach tolle Freunde, egal wie gut oder schlecht es gerade läuft.

Für mich war auch das Setting wirklich gelungen. Ich mag die Young Adult Romane, die in Großbritannien und den USA spielen, aber ist dennoch auch mal ganz schön, wenn man einen Roman hat, der in einer bekannten Umgebung spielt. Man versteht das Feeling in Berlin einfach deutlich besser als in einer fiktiven, amerikanischen Stadt.

Mein größtes Problem mit dem Buch war, dass ab einem gewissen Zeitpunkt und ab einer gewissen Entwicklung, auf die ich hier nicht genauer eingehen will, alles dahinter zurückbleibt. Jason, Alessa und auch Ivana spielen dann eine sehr untergeordnete Rolle und ihre Geschichte wird nicht einmal am Rande weitererzählt. Zudem bleibt auch die charakterliche Entwicklung von Leo und Mila ein wenig auf der Strecke, was bei allem, was passiert, nachvollziehbar ist, mich aber dennoch irgendwie frustriert hat. Ich hoffe einfach, dass sich das im zweiten Teil der Reihe ein bisschen ändert, dass offene Fragen geklärt werden und man auch ein bisschen klarer sehen kann, wie Leo und Mila außerhalb ihrer Beziehung zueinander sind.

Alles in allem war das Buch ab einem gewissen Punkt unglaublich emotional und mitreißend, was ich so nicht erwartet habe. Ich mochte die Geschichte von Leo und Mila wirklich gerne, auch wenn sie vielleicht alles andere ein bisschen zu sehr in den Hintergrund drückt.

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Veröffentlicht am 05.03.2021

Punktgenauer Werk über 'das Bürgertum', das vielleicht eine Spur zu kompliziert gestaltet ist

Komplett Gänsehaut
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Das Cover gefällt mir auf jeden Fall recht gut, weil es ein bestimmtes Lebensgefühl vermittelt, das auch für das Buch an sich von essenzieller Bedeutung ist. Vor allem auch der gelbe Farbschnitt der Erstauflage ...

Das Cover gefällt mir auf jeden Fall recht gut, weil es ein bestimmtes Lebensgefühl vermittelt, das auch für das Buch an sich von essenzieller Bedeutung ist. Vor allem auch der gelbe Farbschnitt der Erstauflage ist wirklich gelungen, weil er das Buch zu etwas Besonderem und einem echten Hingucker im Regal macht.

Ich habe schon ‚Alte weiße Männer‘ von Sophie Passmann gelesen und mochte vor allem die Intention des Buches wirklich gerne. Ein Dialog mit ebenjenen (mehr oder weniger) alten weißen Männern und die Entlarvung derer Strategien, aber auch den Austausch mit ihnen über Feminismus. Hier geht sie mit dem Bürgertum an sich ins Gericht und lässt sich selbst dabei nicht außenvor. Man will bloß nicht werden wie die anderen, bloß nicht wie die Eltern und eigentlich auch nicht wie man schon längst ist. Ich kenne Sophie Passmann natürlich vor allem aus dem Internet und verschiedenen anderen Formaten, bei dem ich vor allem immer wieder ihren klaren Blick und die klaren Worte zu verschiedensten Themenbereichen bewundere. Deswegen habe ich auch bei diesem Buch auf Ähnliches gehofft, das traf aber nicht so wirklich auf dieses Buch zu.

Zunächst einmal bewundere ich ihre Fähigkeit zu formulieren. Ich habe immer wieder innegehalten und die Art bewundert, wie die Sätze gebaut sind und wie treffend sie gleichzeitig die Umgebung beschreiben. Dennoch liegt in dieser Art des Schreibens für mich auch das größte Problem des Buches, denn durch den sehr anspruchsvollen Schreibstil werden Menschen, die nicht der gebildeten Sprachelite angehörig sind, ausgeschlossen. Mir ist natürlich bewusst, dass die Zielgruppe eben vor allem im Bürgertum zu finden ist, dennoch gibt es viele Menschen, die die Autorin eben aus dem Internet kennen und auch aus diesem Grund das Buch lesen wollen. Für einige dieser Menschen (und an manchen Stellen auch für mich) ist der Schreibstil zu kompliziert. Ich musste manche Sätze wirklich mehrfach lese und war mir danach noch immer nicht sicher, ob ich verstanden habe, was da gerade stand.

Dennoch fand ich viele Beobachtungen extrem witzig, fühlte mich an manchen Stellen selbst ertappt oder kenne Menschen, auf die diese Sachen zutreffen. Ich mochte die Aufteilung des Buches, das von der Wohnung über die Straße in die Stadt geht und so nicht nur die kritische Haltung zu sich selbst und zu den Menschen um sich herum verdeutlicht, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche Kritik formuliert. Diese war mir an manchen Stellen vielleicht noch ein wenig zu zahm, zu sanft ausgedrückt und hätte mir manchmal gewünscht, dass einiges schärfer, vielleicht überspitzter formuliert worden wäre.

Alles in allem mochte ich das Buch gerne, weil ich doch immer wieder über die Beschreibungen ‚des Bürgertums‘ grinsen oder den Kopf schütteln musste, weil sie so zutreffend waren. Ich hätte mir aber manchmal mehr klare Worte anstatt der umständlichen Formulierungen gewünscht.

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Veröffentlicht am 22.02.2021

Durchaus spannende Geschichte, die ein bisschen an den unsympathischen Charakteren krankt

Darling Rose Gold
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Bei dem Cover bin ich sehr zwiegespalten. Einerseits gefällt mir das fast schon schmutzige Rosa eher weniger, andererseits passt es in seiner Gesamtheit nahezu perfekt zum Inhalt des Buches. Es erweckt ...

Bei dem Cover bin ich sehr zwiegespalten. Einerseits gefällt mir das fast schon schmutzige Rosa eher weniger, andererseits passt es in seiner Gesamtheit nahezu perfekt zum Inhalt des Buches. Es erweckt den Anschein einer alten Tapete, die jedoch nur unzureichend verschiedene Makel und Fehler überdecken kann. Auch der aufgespießte Schmetterling verweist schon dezent darauf, dass in der Geschichte eben nicht alles okay ist, vielleicht sogar eher im Gegenteil.

Diese ist zumindest mal ungewöhnlich: Rose Gold Watt hat keine normale Kindheit, vielmehr war sie seit frühester Jugend schwerkrank und musste zeitweise sogar zwangsernährt werden. Ihre Mutter Patty kümmert sich rührend um das Mädchen und wird in dem kleinen Ort sehr geschätzt bis herauskommt, dass Rose gar nicht an einem Chromosomen-Defekt leidet, sondern jahrzehntelang von ihrer Mutter vergiftet wurde. Patty wird verurteilt und kommt für fünf Jahre ins Gefängnis. Nach ihrer Haftentlassung kommt sie bei ihrer Tochter unter, die zusammen mit ihrem kleinen Sohn Adam in dem Haus lebt, in dem Patty in ihrer Kindheit die Hölle durchmachen musste. Während sie versucht, nach und nach wieder die Kontrolle über ihre Tochter zu erlangen, hat Rose bereits einen Plan geschmiedet, um sich an ihrer Mutter zu rächen…

Ich war wirklich gespannt auf die Geschichte, weil es mal etwas anderes war als die typischen Romane, auch wenn ich durch den Klappentext und andere Beschreibungen gedacht habe, dass es eher in Richtung Thriller gehen würde, sodass ich vielleicht doch etwas mehr Spannung erwartet hätte. Der Schreibstil ist allerdings wirklich gut. Man kommt ohne Probleme in die Geschichte, die nicht etwa mit Rose Golds Kindheit startet, sondern mit Pattys Haftentlassung, auch wenn es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit gibt. Vielleicht hätte ich es besser gefunden, wenn man diese Erinnerungen nicht nur aus Pattys, sondern auch aus Rose Golds Sicht erlebt hätte, weil so die Sicht etwas einseitig gerät. Das Problem ist dabei vor allem, wie narzisstisch Patty ist. Sie ist fest davon überzeugt, in ihrem Leben alles richtig gemacht zu haben und dass ihre Tochter ohne sie niemals klargekommen wäre. Deswegen kann sie auch jetzt nicht verstehen, warum Rose noch immer auf Distanz zu ihr geht. Klar hatte auch Patty eine schwierige Kindheit, aber das mir fällt es dennoch extrem schwer, ihre Handlungsweisen nachvollziehen zu können. Dadurch, dass ich aber auch gewisse Schwierigkeiten mit Rose hatte, fand ich das Buch im Gesamten nicht ganz so überzeugend. Sie ist vor allem zu Beginn eher das ruhige, zurückgezogene Mädchen, das durch ihre Kindheit nicht so ganz in der richtigen Welt klarkommt, aber mit Verlauf des Buches zeigen sich noch andere Eigenschaften, die ich zwar theoretisch verstehen konnte, die mir es aber schwermachten, sie zu mögen. Dadurch fehlte mich ein bisschen die Bezugsperson, weil ich normalerweise zumindest irgendwen mag, das hier aber vollkommen wegfällt.

Durch den sehr lockeren, fließenden Schreibstil habe ich das Buch wirklich schnell durchgelesen, auch weil ich unbedingt wissen wollte, wie es ausgeht, aber so ganz rund fand ich die Story letztlich dann nicht. Durch den Spannungsaufbau habe ich die ganze Zeit mit einer spektakulären Wendung gerechnet und richtig daraufhin gefiebert, aber ich war im Endeffekt ein bisschen enttäuscht, weil ich so einen ähnlichen Verlauf relativ früh erwartet habe.

Alles in allem mochte ich das Buch vor allem wegen des Schreibstils extrem gerne und würde definitiv noch ein Buch der Autorin lesen wollen, obwohl ich hier nicht so richtig mit den unsympathischen Charakteren klarkam und man vielleicht auch etwas mehr aus der Story hätte herausholen können.

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