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Veröffentlicht am 01.05.2021

Entspannter morden...

Wenn Wattwürmer weinen
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Ein neuer Fall für Lehrerin Rosa, ihren Nachbarn Briefträger Henner und Kommissar Rudi: Henner hat sich freigenommen für die Seebestattung seines früheren Grundschullehrers und beschließt morgens was für ...

Ein neuer Fall für Lehrerin Rosa, ihren Nachbarn Briefträger Henner und Kommissar Rudi: Henner hat sich freigenommen für die Seebestattung seines früheren Grundschullehrers und beschließt morgens was für die Fitness zu tun und zu joggen. Dabei kommt er am Strand von Neuharlingersiel vorbei und bewundert dessen neue Attraktion: den Übernachtungsstrandkorb. Kaum ist er aufgestellt, ist er auch schon belegt, noch vor seiner offiziellen Eröffnung. Allerdings hatte sich der Leiter des örtlichen Tourismusmanagements dessen Nutzung auch anders vorgestellt, ganz sicher nicht als seine letzte Ruhestätte. Irgendjemand hatte seinen Wein vergiftet! Henner wurmt das, doch Rudi ist durch sein Privatleben etwas abgelenkt und Rosa sowieso. Ist Holger wirklich der Richtige für sie und ist sie bereit für ein Kind mit ihm? Gerade als sie sich mit ihrer neuen Zukunftsperspektive anfreundet, gibt es einen zweiten Giftmord. Nun sind alle drei Freunde bei der Sache, denn für Rosa wird es persönlich!

Mir gefiel der Titel so gut, da musste ich diesen Küstenkrimi einfach hören, es klang so entspannt (nein, ich bin kein Wattwurmquäler!). Allerdings geht es überhaupt nicht um Wattwürmer, sondern um Rattengift, Jagdrecht und die Rettung der Bienen und der Artenvielfalt! An der Küste geht es etwas entspannter zu und so gehen Rudi und sein Vater Heiko regelmäßig zum Herrenyoga, während Henner es eher mit Heiko zur Imkerkurs zieht. Rosa Wird bei den Häkelringdamen und im Frisörsalon immer über alles bestens informiert. Soziale Medien sind hier völlig überflüssig, hier fließen die Informationen noch in rasender Geschwindigkeit innerhalb der eingeschworenen Dorfgemeinschaft. Es klingt eigentlich alles sehr entspannt in diesem Örtchen und dennoch sind die persönlichen Beziehungen gar nicht so einfach. Es gibt erschreckend viele trinkende und prügelnde Ehemänner, Affären und Ehen, die einfach nicht halten. Erstaunlich dass nicht schon viel früher geschmackloses Rattengift in diversen Getränken zum Einsatz kam! Die Infos zum Rattengift fand ich sehr gut recherchiert. Wer jemals versucht hat Ratten loszuwerden, wird feststellen, dass das wirklich so ist (unsere Katze hat mal eine lebende Maus im Haus freigelassen, die jede Mausefalle überlistet hat. Da habe ich meinen Kollegen, einen Nebenerwerbslandwirt nach einer Prise Rattengift für die Marmelade in der Falle gebeten und tatsächlich, es ist seit Agatha Christie viel schwieriger geworden Giftmorde zu begehen, selbst an Mäusen!). Auch die Infos zum Bienenschutz und zur Imkerei fand ich nicht nur unterhaltsam und wertvoll, sondern auch wieder sehr korrekt (ja, Imker ist mein Kollege auch ;)) sogar die Treibjagd und ihre jagdrechtlichen Aspekte waren wieder absolut zu meiner Zufriedenheit (nein, dieser Kollege ist kein Jäger). Es ist ein vergnügliches Cosycrime, in dem die persönlichen Verwicklungen eine wirklich große Bedeutung spielen und dabei amüsant sind. So ist es sehr schwierig, sich auf eine neue Beziehung einzulassen, wenn ständig völlig spontan und gut gelaunt die besten Freunde vorbeikommen und bleiben! Lange Zeit tappen die Freunde im Dunkeln, na ja, die offiziellen Ermittlungen kommen einfach nicht voran, vor allem, weil sie Rosas Intuition einfach ernst nehmen. Am Ende wird es dann aber doch sehr rasant, denn als alle endlich mal auf Rosa hören, ist es 5 vor 12! Die drei Freunde waren mir mit ihrer natürlichen Art gleich sympathisch, wobei es sicherlich witziger ist, wenn man bereits die Vorgeschichte und sämtliche Schrullen des Dorfes kennt.

Tetje Mierendorf mag ich als Sprecher eigentlich sehr gerne, allerdings hätte ich bei dieser Produktion einen kleinen, leichten nordischen Einschlag auch ganz nett gefunden, fürs Urlaubsgefühl beim Hören. Er spricht sehr klar und gut verständlich und klingt dabei sehr sympathisch und natürlich, ganz wie dieses Dreiergespann. Allerdings variiert die Lautstärke teilweise deutlich, was sehr unpraktisch ist, wenn man dieses Hörbuch zum Einschlafen hören möchte. Stellt man es leise ein, geht einem viel von der Handlung verloren, stellt man es lauter, schläft man nicht ein... Insgesamt ist die Aufnahme recht leise, das fällt auf, wenn man den nächsten Tonträger einlegt und die Lautstärke deutlich reduzieren muss.

Ein friesisch entspannter Wohlfühlkrimi, der mir gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 24.04.2021

Toller Überblick und sehr hilfreich und anregend!

Deine fabelhaften Kräuter
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Dieses Buch ist wirklich ein Garant, immer wieder hineinzuschauen, auch wenn man das beiliegende Poster mit den Zeiten für Aussaat, Umsetzen ins Freie und Ernte der Kräuter bereits in der Küche hängen ...

Dieses Buch ist wirklich ein Garant, immer wieder hineinzuschauen, auch wenn man das beiliegende Poster mit den Zeiten für Aussaat, Umsetzen ins Freie und Ernte der Kräuter bereits in der Küche hängen hat. Denn neben den Porträts von jeder Menge Kräutern, auf die man fast alle nicht verzichten kann (nein, Brennnesseln möchte ich immer noch loswerden und auf Giersch kann ich auch verzichten) gibt es jede Menge hilfreiche Tipps. Die Kräuterporträts sind alle gleich aufgebaut und sie verraten, was die Pflanzen lieben, was nicht, wofür sie sich besonders eignen, wie man sie vermehrt und was man mit ihnen am besten über Winter anstellt. Nicht jedes Kraut ist wintertauglich und je exotischer, desto sicherer kann man sein, dass es selbst milde rheinische Winter nicht übersteht... (während Salbei ein absolutes Überlebenstalent ist, ist der tropische Ananassalbei eine empfindsame Frostbeule). Es wird erklärt welche Kräuter man gut aussähen kann, oder eben über Setzlinge vermehrt und vor allem, warum das Basilikum, dass man im Supermarkt kauft, so schnell die Blätter hängen lässt und eingeht...

Vor den jeweiligen Porträts gibt es jedoch erst einmal gut strukturierte Tipps und Hinweise, wie man einen Kräutergarten/Kräuterbeet/oder Kräutertöpfe anlegt, worauf man achten soll und was man unbedingt wissen soll.

Ich bin ein schrecklicher Esser und mag auch nur wenige Kräuter in meinem Essen, aber mit Kräutern kann man ja auch noch so viel anderes machen und damit meine ich nicht nur, Bienen beglücken, oder mit Spitzwegerich Insektenstiche beruhigen! Kräuter sind für Insekten solche Delikatessen, dass ich immer Angst habe, dass die Obstbäume und Beeren und das Gemüse zu kurz kommen ;) Mit viel Erfolg haben wir Erdbeersirup gekocht, aber irgendwann war er leer. Kein Problem, hier gibt es ja auch das Grundrezept für Kräutersirup und Waldmeister haben wir gerade in Hülle und Fülle. Oder Kräuteröl mit getrocknetem Bärlauch, oder Foccacia mit dem unverwüstlichen Rosmarin... Alles selbst ausprobiert, gar nicht schwierig, gut verständlich und absolut empfehlenswert! Auch beim Basilikum habe ich mal versucht, diesem eine langlebige Chance zu geben: ich habe ihn sofort nach dem Einkaufen geteilt und umgetopft. Einen habe ich mit ins Haus genommen, den anderen habe ich draußen gelassen. Aber nicht lange, es war ihm definitiv zu kalt. Der im Haus sah auch nicht auf Anhieb glücklich aus, doch beide Hälften waren glücklich über den deutlich gestiegenen Platz für ihre Wurzeln und erholten sich schnell und sind seither absolut in Topform!

Natürlich sind nicht nur die Kräuterporträts mit kunstvollen Fotografien geschmückt, sondern auch die übrigen Seiten locken mit Lichtbildern und Illustrationen, sei es als Appetitanreger oder zur Veranschaulichung.

Ganz wichtig finde ich bei Gartenbüchern immer das Hintendrin: also einen Überblick in Tabellenform über die Sympathien der Kräuter untereinander und die jeweiligen Bedürfnisse, ein Glossar mit Kräuterbegriffen und natürlich ein alphabetisches Stichwortregister zum Nachschlagen.
Daran schließen sich noch Seiten an, die einen Überblick geben über Bezugsquellen oder interessante Informationsquellen im Netz, sollte man wider Erwarten noch nicht genug erfahren haben. Systematisch sehr gut strukturiert aufgebaut. Zu guter Letzt folgt ein kurzes Autorenporträt, in welchem man erfährt, woher all ihr Wissen, das sie hier mit uns teilt, stammt und was sie so sonst noch macht...

Ein wirklich gelungener Überblick mit absolut hilfreichen Tipps für Pflege, Anbau und Nutzen von Kräutern!

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Veröffentlicht am 24.04.2021

Trau Dich! Schau genau hin und sei immer offen für Neues!

Irmelina Geisterkind - Der Fluch vom Ringelbach (Band 2)
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Es ist Herbst in Hügelhausen und die Kastanienallee, aus der Naturgeistermädchen Irmelina stammt, ist immer wieder gern besucht von Kastaniensuchern. Die Naturgeister bereiten sich langsam aber sicher ...

Es ist Herbst in Hügelhausen und die Kastanienallee, aus der Naturgeistermädchen Irmelina stammt, ist immer wieder gern besucht von Kastaniensuchern. Die Naturgeister bereiten sich langsam aber sicher auf ihre Winterruhe vor, gemeinsam mit der von ihr beschützen Natur. Da bekommt die 10 jährige Juna, Irmelinas Geisterfreundin nächtlichen Besuch vom Geisterrat: sie und Irmelina sollen herausfinden, was hinter dem Fluch vom Ringelbach steckt und diesem ein Ende setzten. Dank dieses Fluchs, der seit Jahrzehnten für Angst und Schrecken unter den Naturgeistern sorgt, trauen sich diese nicht mehr in die Gegend und lassen die Natur in diesem Bereich schutzlos. Juna ist verblüfft, immerhin haben sie und Irmelina sich genau dort kennengelernt. Irmi hatte damals schon angedeutet, dass ihre Lieblingsbadestelle als gefährlich gilt. Während die zwei Freundinnen dort versuchen dem Geheimnis auf dem Grund zu gehen, machen sie einige erschreckende Entdeckungen. Da wartet mehr als nur eine große Aufgabe auf sie, ob sie es gemeinsam schaffen können?

Der erste Band endete so fröhlich und harmonisch, doch gegen Neid, Missgunst und Bosheit ist man auch in kleinen Gemeinschaften nicht gefeit. So wird Juna leider immer noch von dem großen Bauernsohn Chrissie und seinen Freunden drangsaliert. Dieser hält sie sogar für eine Hexe! Auch ist er sich nicht zu schade sie gemeinsam mit 2 Freunden als jüngeres Mädchen zu bedrängen. Doch der jüngere Moritz, den sie früher immer nur nervig fand, rettet sie durch seinen Einfallsreichtum. Wenn doch nur Chrissie ebenso bereit wäre wie Juna, alte Vorurteile zu begraben und den wahren Menschen kennenzulernen, dann könnte er genauso positiv überrascht werden wie sie! Durch den Besuch des Geisterrats und deren Auftrag hat Juna allerdings kaum Zeit für Moritz, der gerne die Zeit mit ihr verbringen würde. Die Zeit bis zur Winterruhe drängt aber und der Auftrag ist ja nicht nur streng geheim, er ist angeblich auch gefährlich! Davon merken die Geisterfreundinnen allerdings eine ganze Weile lang nichts und entdecken bei ihren Beobachtungen eine ganz andere Gefahr für ihre Heimat, die sie unbedingt auch abwenden wollen!

Irmi und Juna respektieren die Natur und achten auf sie. Dabei sind sie jedoch nicht alleine, auch die Dorfälteste Eleonora und der nette ältere Nachbar Herr Roggi lieben ihre Gärten und lassen sich gerne von Juna helfen und erklären ihr viel dabei. Das ist nicht nur für die junge Geisterfreundin spannend, sondern auch für die jungen Leser wirklich informativ. Keine Sorge, das passiert quasi nebenbei, denn vor allem ist diese Geschichte magisch, aber auch ganz schön spannend. Denn die Freundinnen haben es direkt mit mehreren Gefahrenquellen zu tun, mit ganz realen und sichtbaren und mit geheimnisvollen, gut verstecken, deren Quelle sie nicht so einfach ausmachen können. Beide Handlungsstränge sind dicht miteinander verwoben und garantieren Spannung und beste Freundschaftsunterhaltung. Natürlich wachsen Juna, Irmi und das Dorf noch fester zusammen, als sie ihre neue Aufgabe (pardon, für Juna und Irmi sind es ja sogar zwei) bewältigen. Mit Humor und Spannung macht Lesen einfach am meisten Spaß. Da es sich um ein Herbstabenteuer handelt, gibt es auch wieder hinten einen Mitmach-Teil mit weiteren Infos zu Herbst und Wintergemüse und Obstsorten und einer Anleitung, um sich eine kleine Irmelina aus Kastanien zu basteln. Mit und ohne Schutzhelm aus Kastanienschale. Denn immer wenn es Irmi zu gefährlich wird, setzt sie sich ein Kastanienhütchen auf!

Die Schrift ist angenehm groß mit entspannten Zeilenabstand, so dass junge, wenig geübte Leser ab 8 Jahren es leichter haben, nicht in den Zeilen zu verrutschen. Immer mal wieder wird das Druckbild durch Fettdruck aufgelockert und man kann sich die erstaunten Ausrufe der kleinen Helden prima vorstellen. Das hilft sehr beim Überwinden etwaiger Lesehemmungen, weil man es etwa zu mühsam findet und das Lesen anstrengt. Die quirligen Illustrationen von Julia Bierkandt sorgen für weitere Abwechslung. Bisweilen sind es nur kleine Zeichnungen wie eine Birne oder ein Eichenblatt, aber keine Seite ist ausschließlich bedruckt. Dadurch wirkt der Text viel fröhlicher und weniger lang. Für Kinder mit Lesehemmungen nimmt dies ein wenig die Bedenken. Das hochwertige, grüne Lesebändchen macht es auch immer wieder leichter, nach einer Pause die richtige Stelle wieder zu finden.

Lydia Ruwe ist eine fantasievolle und spannende Fortsetzung gelungen, die ermutigt den Dingen auf den Grund zu gehen, weil vieles ganz anders ist, als es erscheint! So lohnt es sich auch immer seinen Mitmenschen eine zweite Chance zu geben und Vorurteile zu hinterfragen. Ein gelungener Lesespaß für junge Leser!

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Veröffentlicht am 20.04.2021

Authentisch, dicht, mit einigen unvergesslichen Episoden!

Asphalthelden
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10 Episoden von Schülern einer staatlichen Middle School in einem Viertel und einem, der auch auf diese Schule gehört, dessen Mutter ihm aber einen besseren Start ins Leben wünscht und ihn deshalb auf ...

10 Episoden von Schülern einer staatlichen Middle School in einem Viertel und einem, der auch auf diese Schule gehört, dessen Mutter ihm aber einen besseren Start ins Leben wünscht und ihn deshalb auf eine Privatschule schickt, obwohl sie es sich nicht leisten kann. Die Wege, Schicksale und Lichtblicke der Schüler sind alltäglich und doch wieder auch nicht. So wird immer wieder ein Ausblick auf spätere Episoden gegeben, oder ein Anknüpfungspunkt zu einer früheren. Nach und nach entwickelt sich ein Bild des Viertels, dessen Wohnverhältnisse und sozialen Strukturen nicht ganz einheitlich sind. Allerdings sind sie alle nicht privilegiert oder weiß. Da gibt des die vier von der Superkurzhaargang, die sich auf jeden Penny stürzen, den sie finden können, aber eben nur Kleingeld, denn das ist ihr moralischer Kompass. Meistens wird es in eine Extrabeilage fürs Schulessen investiert, dass ihre Eltern sich nicht leisten können. Sie haben sich die Köpfe geschoren, aus Solidarität zu ihren Eltern, die durch eine Chemotherapie alle Haare verloren haben. Doch heute haben sie etwas ganz anderes vor, da müssen sie clever sein und ihre Pennys geschickt investieren, um sie zu vermehren. Da gibt es den großen Gregory, mit der großen Klappe und dem unerträglichen Körpergeruch. Heute will er Sandra, die nie fies zu ihm ist, sagen dass er sie mag und nach ihrer Nummer fragen. Natürlich wissen alle seine Freunde, wie er sich auf dieses Ereignis vorbereiten soll und begleiten ihn!
Schulwege und Schulalltag in einem gemischten, farbigen Viertel in den Vereinigten Staaten. Einiges ist ganz anders als bei uns, aber vieles doch ganz ähnlich. Es gibt sie diese ganz besonderen Momente im Leben, die von Außen betrachtet ganz alltäglich sind, für einen selbst aber das Leben bedeuten, etwas, worauf man unendlich lange hinfiebert! Neben all diesen Unterschieden werden so auch die Gemeinsamkeiten von Kindern auf der Schwelle zum Jugendlichen auf aller Welt deutlich.
Arme Kinder mit kranken Eltern gibt es überall, genauso wie fiese Mobber, die einen drangsalieren, Kinder, die den Hund auf dem Schulweg fürchten, oder Jungs die sich vornehmen, endlich das Mädchen anzusprechen, dass ihnen gefällt! Jede Geschichte hat einen gewissen Twist, der sie ausmacht, zu etwas Besonderem macht. Wobei ich zugeben muss, dass mir die Superkurzhaargang am nächsten ging. Eigentlich haben sie keine Chance, sie gelten jetzt schon als „gefährdet“, doch was niemand sieht: sie nehmen nur Pennys und sind sich dabei für nichts zu schade. Sie bücken sich auch für die, die im Dreck liegen, die keiner Wert schätzt. Für sie, ist es ein Vermögen. Doch sie sind eigentlich anständige Kinder, sie nehmen keine großen Beträge, deren Verlust den Betroffenen weh tun würde, sie haben Herz, sie haben Sorgen, die Kinder nicht haben sollten und sie halten nicht nur zusammen, haben ihren Stolz und sind eine eingeschworene Gemeinschaft, sie lieben auch ihre Eltern und wollen sie stolz machen! Die Episode mit dem hormongeschwängerten Gregory, dessen Pubertät aus seinen sämtlichen Poren strömt, drückt wunderbar die Verzweiflung dieses Alters aus. Man will den Mädels gefallen, stinkt aber wie ein Iltis und kann nichts dagegen tun! Jeder weiß Rat, jeder gibt seinen Senf dazu, in seiner Verzweiflung greift er nach jedem Strohhalm und als Zuhörer packt man sich nur an den Kopf und denkt: Vergiss es! Natürlich hätte ich auch einen Rat für ihn gehabt, einen viel besseren natürlich ;) Den Rat vorher zu duschen gibt ihm nämlich keiner... Dafür gibt es die wirklich herzergreifende Geschichte einer echten Jungsfreundschaft, die durch einen spontanen Kuss auf die Wange und ein darauf folgendes Gerücht, alles erschüttern könnte und eine wahnsinnige Welle nach sich zieht. Die Reaktion der Freunde ist aber richtig cool! Da dachte ich beim Hören nur: „Wow, hört Euch das gut an, so kann es auch gehen und ist das nicht viel besser?“ Es geht um Verlust, Triumph, die Liebe zur Familie, Erwachsen werden und die eigenen kleinen Tricks, die Tücken des Schulalltags den es zu meistern gilt. Jeden Tag diese Herausforderung anzugehen! Hier liegt die Tiefe im Detail, weshalb es sich lohnt mehrfach die kurzen Geschichten zu hören, damit die Verbindungen zwischen den einzelnen Erzählsträngen auch alle klar werden und auffallen. Immerhin gilt es hier, sich einige Namen zu merken.
Jason Reynolds ist ein renommierter afro-amerikanischer Jugendbuchautor, dessen Geschichten aus dem Alltag von Jugendlichen aus gefährlichen Vierteln mich packen. Seine Erzählweise geht mir unter die Haut, sie berührt mich. Hier sind es nur kurze Episoden, die es eigentlich kaum schaffen können, dass sie eine Verbindung zu einem aufbauen, wie bei Romanen. Doch auch in ihrer Kürze schaffen sie es Bilder im Kopf zu schaffen, die hängen bleiben. Natürlich berührt mich nicht jede Episode gleich intensiv, aber insgesamt, denke ich noch oft an diese Abenteuer, die den Schulalltag ausmachen.
Die Sprecher Pauline Afaja, Yared Dibaba, Féréba Koné, Tyron Ricketts und Vanessa Rottenburg haben mir ausgesprochen gut gefallen, doch bekannt war mir als Krimifan lediglich Tyron Ricketts (Ex-Soko Leipzig), was mich veranlasste, sie zu googlen. Sie alle haben auch afrikanische Wurzeln und sind wie Yared Dibaba mit 52 Jahren deutlich älter als die Asphalthelden. Das hört man ihnen überhaupt nicht an, aber ich finde die Wahl sehr gut. Wer in diesem Alter mit einer anderen Hautfarbe in Deutschland aufwuchs, der fiel auf, wie ein bunter Hund, da gab es keine Möglichkeit sich in der Menge zu verstecken, in der Pubertät, der Zeit der Unsicherheit mit der Menge zu verschmelzen. Man hört keine Hautfarbe, aber die Lebenserfahrung dieser Sprecher, wird denen der beschriebenen Kinder näher sein, als die anderer Sprecher. Für mich sind sie eine Entdeckung. Sie klingen authentisch, unverbraucht und voller Emotion. Ich würde mich freuen, sie häufiger zu hören.

Egal wie der Schulalltag für Eure Kids aussieht, in Teilen dieser kurzen Ausschnitte aus dem Schulalltag werden auch sie sich wiederfinden.

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Veröffentlicht am 27.03.2021

Eine eigenwillige Prinzessin, auf der Suche nach einer Freundin

Pandekraska Pampernella
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Pandekraska Pampernella (11 Jahre) ist die weltberühmte Prinzessin von Florin. Als Thronfolgerin sind die Augen der Welt auf sie gerichtet. Sie hat einen Bodyguard, einen Chronisten Don Pluto, eine Patentante, ...

Pandekraska Pampernella (11 Jahre) ist die weltberühmte Prinzessin von Florin. Als Thronfolgerin sind die Augen der Welt auf sie gerichtet. Sie hat einen Bodyguard, einen Chronisten Don Pluto, eine Patentante, die als Professorin für fast jedes Problem eine Lösung hat und eine Stylistin die ihr jeden Tag eine neue aufregende Frisur entwirft. Doch eins hat sie nicht: eine beste Freundin, dafür aber eine ärgste Feindin und die hat geschworen, dass Pandekraska Pampernella eines nie haben wird: eine beste Freundin, es sei denn, sie wäre es selbst. Das ist allerdings Pandekraska Pampernellas größte und einzige Angst und die raubt ihr den Schlaf. Daher beschließt sie, sie mit Hilfe ihres Leibwächters, ihres Chronisten und ihrer Patentante anzugehen. Die Professorin errechnet mittels eines von ihr selbst entwickelten Algorithmus drei geeignete Kandidatinnen, die ebenso einzigartig sind, wie ihre Patentochter: eine mongolische Fürstentochter und Tierschützerin, eine irische Popprinzessin und eine indische Lifestylebloggerin aus bestem Hause. Nun reisen sie zusammen um die Welt, um herauszufinden, welches Mädchen wirklich zu Pandekraska Pampernella passt.
Ich war ja etwas skeptisch, ob mir diese Geschichte nicht zu abgedreht sein würde, aber meine Tochter hat sie wie erwartet von Anfang an geliebt. Die junge Heldin ähnelt ihr auch in gewisser Weise, so hat sie ebenfalls sehr früh beschlossen, keine Windeln zu tragen und es durchgezogen... so wie bei Pandekraska auch. Die eigenwillige Erzählweise liegt ihr, während ich mich erst etwas einhören musste, was mir dank des quirlig, selbstbewussten Vortrags von Franziska Hartmann als Pandekraska Pampernella und Pascal Houdus als sympathisch, engagiertem Chronisten Don Pluto. Ja, denn selbst Don Pluto ist nicht immer und überall dabei gewesen, deswegen erzählt mal Pandekraska selbst, z.B. von ihrer Taufe und wie sie entschied, dass sie dringend einen eigenen Chronisten bräuchte und wie ihre Patentante, die eigentlich gar nicht ihre Patentante werden wollte, bis sie es mitten in der Taufzeremonie dann doch beschloss und diesen Beschluss sofort umsetzte, zur Verblüffung des Papstes... ja, niemand Geringeres hat diese junge Prinzessin getauft und mal Don Pluto. Seinen Schilderungen spürt man seine Zuneigung zu dem jungen Mädchen ohne Freundin deutlich an und so ist auch mir dieses eigenwillige Kind, mit dem ich zunächst fremdelte, ans Herz gewachsen und ich wünschte ihr eine Freundin, statt nur einer Feindin! Anders als ich es zuerst von einem Mädchen mit täglich neuem Styling erwartete, ist Pandekraska Pampernella keine Hohlbirne und so konnte ich ihre Enttäuschungen bei ihrem Projekt gut verstehen. Auch wenn die Kandidatinnen wirklich sehr eigen waren, waren sie doch auch sehr unterhaltsam. Noch immer klingt das schrille „Pandiiiiiii“ in meinem Hörgedächtnis nach und ich muss grinsen. So wurde die zunächst nervigste Kandidatin schlussendlich meine Favoritin.
Die Geschichte ist sehr eigenwillig und gleichzeitig auch sehr kurzweilig, weil sie so anders ist. Man kann einfach nie erahnen, was denn nun als nächstes passiert und wenn einem alle Mittel und Wege offenstehen, dann passiert auch immer was. Das was da passiert regt mal zum Nachdenken und mal zum Lachen an. Die jungen Damen haben bisweilen einiges zu sagen und fassen es auch geschickt in Worte, die nicht nur die junge Heldin der Geschichte zum Nachdenken bringen. So habe ich mich richtig gut mit ihr angefreundet, doch dann kam das Ende und das war so gar nicht, wie von mir erwartet, denn es ist noch nicht alles gut und somit noch nicht das Ende. Das ist tatsächlich so, aber ohne ein Cliffhanger im klassischen Sinne zu sein. Man denkt „nanu, wie? Ich habe doch noch so viele Fragen!“ und tatsächlich wird es früher oder später eine Antwort auf alle noch unbeantworteten Fragen zu dieser ungewöhnlichen Heldin geben und nicht nur, wie die Klatschpresse fragen würde: „Welche Frisur trägt sie als nächstes?“.
Ich persönlich bevorzuge angelsächsische Autoren und diese Geschichte verwendet eine andere Erzähltradition, die schon recht eigenwillig, aber charmant ist. Aber meine Tochter, die sehr auf die skandinavische Erzählweise steht, findet den Stil total klasse und mitreißend. Das noch gepaart mit zwei sich super ergänzenden Sprechern ist ein sofortiger Hinhörer für sie! Ab 10 Jahren.

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