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Veröffentlicht am 28.04.2021

Tagebücher im Comic-Stil über das Leben von zwei Patchwork-Geschwistern

Das ungeheimste Tagebuch der Welt!, Band 1: Wie mein bescheuerter Bruder Klassensprecher in meiner Klasse wurde … (Comic-Roman aus zwei Perspektiven für Kinder ab 10 Jahren)
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Karlines Stiefbruder Paul, der später mal ein berühmter DJ werden will, ist sitzengeblieben und geht nun mit ihr in eine Klasse.
Und das schlimmste ist: er wurde zum Klassensprecher gewählt?!? Obwohl doch ...

Karlines Stiefbruder Paul, der später mal ein berühmter DJ werden will, ist sitzengeblieben und geht nun mit ihr in eine Klasse.
Und das schlimmste ist: er wurde zum Klassensprecher gewählt?!? Obwohl doch SIE Klassensprecherin werden wollte und die (Um-)Welt verbessern!
Als Karline eines Tages Pauls geheimes Tagebuch (das er Logbuch nennt) entdeckt, fotografiert sie seine Einträge, klebt sie in ihr eigenes Tagebuch dazu und plant heimlich einen Rachefeldzug...


Meine Meinung:
"Wie mein bescheuerter Bruder Klassensprecher in meiner Klasse wurde" ist der erste Teil der Ungeheimsten-Tagebuch-Reihe.
Die Idee ist außergewöhnlich: ein Tagebuch-im-Tagebuch im Comic-Stil von zwei Patchwork-Geschwistern, in das ich aber erstmal reinkommen musste. Somit bekommt man als Leser von beiden Kindern die Gedanken und Gefühle nähergebracht und kann mit beiden mitfühlen.
Da sich Karline und Paul nicht soo besonders gut leiden können und Paul Karline jetzt auch noch den Klassensprecher-Job weggeschnappt hat, worauf sie sich endlich reale Chancen ausgerechnet hatte und den er eigentlich gar nicht wollte und nur durch Zufall bekommen hat, plant Karline ihre Rache an ihm. Da sie jeden seiner Gedanken und Schritte kennt, kann sie natürlich dementsprechend planen.
Es ist lustig und chaotisch, auch wenn ich einiges übertrieben fand.
Die Probleme von Patchwork-Kindern werden hier humorvoll aufgearbeitet und auch Familie, Scheidung, Freunde, Schule und vor allem Klima-/Umweltschutz sind zentrale Themen.
Leider ist die Geschichte für mich nicht so ganz abgeschlossen (werden Karline und Paul sich jemals gut verstehen?), was natürlich neugierig auf die Fortsetzung macht.

Wörter in verschiedenen Schriftarten und die vielen schwarz-weiß-Illustrationen peppen den Tagebuch-Comic-Roman nochmal auf, denn sie sind sehr witzig und passen zu den jeweiligen Situationen.
Dadurch denke ich, werden auch Lesemuffel zum Lesen angeregt.


Fazit:
Ein humorvoller Comic-Roman im Tagebuch-Stil mit vielen witzigen Illustrationen.

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Veröffentlicht am 25.04.2021

ein Zoom-Bilderbuch, das zum Nachdenken anregt.

Von riesengroß bis klitzeklein
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Unter einem Zoom-Bilderbuch konnte ich mir erstmal gar nichts vorstellen, muss aber sagen, dass dieses Konzept außergewöhnlich und spannend ist.
Es beginnt auf der ersten Doppelseite mit einem Schmetterling ...

Unter einem Zoom-Bilderbuch konnte ich mir erstmal gar nichts vorstellen, muss aber sagen, dass dieses Konzept außergewöhnlich und spannend ist.
Es beginnt auf der ersten Doppelseite mit einem Schmetterling auf einer Blumenwiese, der beim Umblättern plötzlich kleiner erscheint, da er neben einer Kuh ist. Auf der nächsten Seite erkennt man, dass dieses Bild sich auf einer Milchpackung befindet, welche wiederum im Meer treibt usw.
Somit zoomt man quasi nach und nach aus einem Bild hinaus und erkennt immer mehr Details. Spannend und interessant.
Und man bekommt einen ganz anderen Blickwinkel auf die Frage: Ist etwas groß? Oder doch eher klein?

Vor allem hat das Buch auch einen tieferen Sinn, denn am Ende sieht man Jugendliche auf einer Demo "Rettet unser Klima", was auf den aktuellen Klimawandel und die Umweltverschmutzung hinweisen und nachdenklich machen soll. Und wie klein wir Menschen im Vergleich zu unserem Planeten sind, auf den wir mehr achten sollen.
Leider gab es kaum Text in dem Buch, diesbezüglich hätte man etwas mehr machen können.


Fazit:
Zum Nachdenken anregendes, wunderschön illustriertes Bilderbuch mit Zoom-Effekt.

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Veröffentlicht am 20.04.2021

deprimierend, düster, traurig: eine Familien-Tragödie

Girl A
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Kurz zum Inhalt:
Als Alexandra Gracie 15 Jahre alt ist, kann sie aus ihrem Elternhaus fliehen, wo alle sieben Geschwister, vor Schmutz starrend, mit Ketten an ihren Betten festgebunden und kurz vor dem ...

Kurz zum Inhalt:
Als Alexandra Gracie 15 Jahre alt ist, kann sie aus ihrem Elternhaus fliehen, wo alle sieben Geschwister, vor Schmutz starrend, mit Ketten an ihren Betten festgebunden und kurz vor dem Verhungern sind.
15 Jahre später wird Lex wieder damit konfrontiert, als ihre Mutter im Gefängnis stirbt und sie als Testamentsvollstreckerin beauftragt wird: vererbt werden 20.000 Pfund und das Elternhaus, in dem sie die Horrorjahre verbracht hat. All die schrecklichen Gefühle kommen wieder ans Tageslicht: der Hunger, die Langeweile, die Angst - und ihre Identität als "Girl A" - das Mädchen, das dem Horrorhaus entkam.


Meine Meinung:
Dieses Debüt von Abigail Dean hat es in sich: es ist deprimierend, traurig, düster, melancholisch, aufwühlend, psychologisch erschütternd: alle Worte, die Schreckliches ausdrücken, sind in dieser Geschichte vereint. Und doch kann man nicht "wegschauen", man ist so gefesselt von dieser Tragödie, und man muss unbedingt wissen, wie es für Lex ausgeht. Ein Psychogramm eines verkorksten Familien-Lebens und eine Studie darüber, wenn man in einer abstrakten Weise an Gott glaubt.

Erzählt wird in ich-Form aus Sicht von Lex, womit man noch tiefer in ihre Gedanken und Gefühlswelt eintauchen kann. Es ist wie ein "Erlebnisbericht", Lex erzählt den Lesern unaufgeregt und nüchtern aus ihrem Leben. Man fühlt mit ihr mit, ist traurig, könnte sie manchmal schütteln und fragt sich: wie können Menschen - Eltern!! - nur so sein? Und warum haben die Kinder nicht schon früher dagegen rebelliert? Warum hat ihnen keiner geholfen - v.a. die Schwester der Mutter? Leider kommt es viel zu oft vor, dass die Umwelt "die Augen verschließt".

Die Kapitel sind in die Geschwister eingeteilt, Lex ist Girl A, Ethan Boy A, Delilah Girl B usw. Man lernt auf diese Weise alle Geschwister in der Gegenwart und der Vergangenheit kennen, die von den Eltern damals unterschiedlich behandelt wurden. Ethan bekam von Vater einige Vergünstigungen, da er sich am meisten auf dessen Erwartungen eingelassen hat. Evie ist Lex' Bezugsperson, denn mit ihr hat sie sich ein Zimmer, und eine Zeit lang sogar ein Bett geteilt. Deshalb erfährt man von allen Geschwistern von Evie am meisten.

Was für mich leider nicht ganz so geglückt war, waren die Zeitensprünge. Denn immer wieder gibt es zwischen aktuellem Geschehen Rückblenden in die Vergangenheit zu unterschiedlichen Zeitpunkten, was ich oft nicht auseinanderhalten bzw. richtig zuordnen konnte und viele Geschehnisse wurden nicht vollständig dargestellt. Deshalb kann man sich als Leser erst am Schluss ein ein komplettes Bild machen.
Das Ende birgt eine Überraschung, für mich war es zumindest eine. Und Lex' weiteres Schicksal bleibt offen. Man wünscht ihr nur das Beste.

Diese Zitate bringen das Leiden der Kinder auf auf einen Punkt: "Hunger war so eine lästige Qual: Der Gedanke an Essen legte sich über die Worte der Bibel, bis ich sie nicht mehr lesen konnte." "Ach Lex, denkst du wirklich, ich hätte dieses Zimmer je verlassen?"


Fazit:
Aufwühlendes, emotionales und erschütterndes Familien-Drama in einer unaufgeregten Erzählweise.

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Veröffentlicht am 15.04.2021

fesselnder und ergreifender Debütroman über 4 Generationen Frauen; eine bedrückende Vergangenheit und verschollene Bilder

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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Kurz zum Inhalt:
Die einzige Verwandte der 27-jährigen Hannah aus Berlin ist ihre Großmutter Evelyn, die mit fast 100 Jahren nur noch auf das Ende wartet.
Doch eines Tages erhält Evelyn ein Schreiben einer ...

Kurz zum Inhalt:
Die einzige Verwandte der 27-jährigen Hannah aus Berlin ist ihre Großmutter Evelyn, die mit fast 100 Jahren nur noch auf das Ende wartet.
Doch eines Tages erhält Evelyn ein Schreiben einer Anwaltskanzlei aus Israel, in dem Evelyn als Erbin eines geraubten und verschollenen Kunstschatzes genannt wird.
Evelyn will damit jedoch nichts zu tun haben und auch nicht über die Vergangenheit sprechen, und so macht sich Hannah auf die Suche nach ihrer jüdischen Familie, von der sie bisher nichts wusste. Dabei erhält sie ungewollte Hilfe.


Meine Meinung:
Die unaufgeregte Schreibweise der Autorin und die zwei Erzählstränge machen dieses Buch besonders.
Ich mag Bücher mit Zeiten- und Perspektivenwechsel, und hier liest man abwechselnd in der Gegenwart aus Sicht von Hannah, und in der Vergangenheit, die die Jahre von 1926 bis 1950 umfasst.
Nach und nach laufen die beiden Stränge zusammen und für den Leser fügen sich peu à peu alle Puzzleteile zu einem Ganzen.
Man muss jedoch sagen, dass die Vergangenheit unfassbar fesselnd ist, was der Autorin bei der Gegenwart leider nicht so ganz geglückt ist. Nichts desto trotz war das Buch in seiner Gesamtkomposition ein Lesegenuss.

Die Charaktere polarisieren: die beiden Hauptfiguren Hannah und Evelyn waren mir nicht sehr sympathisch, aber das Geschehen drumherum und die schwierigen Mütter-Töchter-Beziehungen waren einfach nur bewegend. Die vier Frauen dieser Familie teilen ähnliche Schicksale. Und wieder mal hätte man vieles verhindern können, wenn die Familienangehörigen einfach nur miteinander geredet hätten; so traurig.
Andererseits gibt es viele tolle und empathische Figuren, wie zB der alte Itzig Goldmann und Jörg Sudmann, der Hannah bei ihrer Suche helfen will und der von einem nervigen Menschen zu einem wundervollen Freund wird.
Die Entwicklung der Charaktere sowie die bedrückende Darstellung der NS-Zeit sind stimmig und werden eindringlich, jedoch ohne bewertende Untertöne dargestellt. Die beklemmende Vergangenheit weckt viele Emotionen und man bangt um die Schicksale.
Es gab jedoch leider eine Szene, die für meinen Geschmack (und gerade für mich als Mutter) mehr als unnötig war. Grauenvoll, bedrückend und ohne Mehrwert für den Weitergang der Geschichte oder die Entwicklung der Personen. Das fand ich sehr schade.

Toll ist natürlich der direkte Bezug zum Titel, da eins der verschollenen Bilder von Senta, Evelyns leiblicher Mutter, aus dem Gedächtnis so beschrieben wurde: "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid".
Dieses Bild ist das wichtigste unauffindbare Bild, als Leser erfährt man in der Vergangenheit zu großen Teilen, was damit passiert, jedoch Evelyn, für die es gedacht ist, wird es von ihrer Tante Trude verschwiegen, bis es zu spät ist.
Den Einblick in die Provenienzforschung fand ich spannend und interessant.
Das Ende ist einerseits gelungen, da es authentisch ist und alles andere unglaubwürdig und kitschig gewesen wäre, und sich Hannah mit Evelyn und ihrer Vergangenheit ausgesöhnt hat. Trotzdem hätte ich mir ein bisschen mehr Informationen gewünscht, und auch, wie es mit Hannahs neuer Zukunft weitergeht.


Fazit:
Ein bedrückender und ergreifender Roman über 4 Generationen von Frauen mit Geheimnissen und einem ähnlichen Schicksal; und die Auseinandersetzung mit einer schlimmen Vergangenheit.

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Veröffentlicht am 01.04.2021

niedliche Geschichte: zwei kleine Wildschweine auf der Suche nach ihrem Papa

Mops und Fidel suchen ihren Papa
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Mops und Fidel, die beiden kleinen Wildschweinjungen, finden, dass ihre Mama zu viel mit ihnen meckert. Deshalb wollen sie ihren Vater finden, denn bei dem ist es bestimmt viel cooler.
Doch wie schaut ...

Mops und Fidel, die beiden kleinen Wildschweinjungen, finden, dass ihre Mama zu viel mit ihnen meckert. Deshalb wollen sie ihren Vater finden, denn bei dem ist es bestimmt viel cooler.
Doch wie schaut ihr Vater aus? Er muss wohl Streifen haben, wie sie beide.
Auf der Suche treffen sie viele Waldtiere und jedes nehmen sie unter die Lupe, ob es denn nicht ihr Vater sein könnte.

Der Text ist kurz, leicht verständlich und somit nicht nur zum Vorlesen, sondern auch bestens für Leseanfänger geeignet. Die Bilder untermalen das Gelesene nochmals.
Auf 12 Doppelseiten, die großflächig illustriert sind, begegnet man vielen Waldbewohnern: Streifenhörnchen, Reh, Bär. Auf jedem Bild gibt es viel zu entdecken! Der aufmerksame kleine Leser spürt auch bald im Hintergrund den Wildschweinpapa auf, der die beiden Jungen heimlich beobachtet.
Mops und Fidel benehmen sich wie typische kleine Kinder, und ihr Verhalten ist oft sehr witzig!
Toll fand ich die Aussage, die natürlich auch auf Menschkinder bezogen werden kann: "Jedes Wildschwein ist einzigartig, auch wenn wir uns manchmal sehr ähnlich sehen."

Was diese Geschichte eigentlich aussagen möchte, habe ich leider nicht so ganz verstanden, denn es geht nicht wirklich um alleinerziehende Mütter oder um Kinder, die ohne Vater aufwachsen müssen, denn die beiden Wildschweinjungen finden ihren Vater ja.
Doch es ist eine wundervoll illustrierte, liebevolle Geschichte mit Humor, die Groß und Klein begeistert!


Fazit:
Eine liebevolle Geschichte mit viel Humor über zwei kleine Wildschweinjungen, die unbedingt ihren Vater finden wollen. Wunderschön illustriert.

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