Unverschönt, realistisch, episch ... ein Historien-Meisterwerk über das Leben der russischen Zarin Katharina I.
"Der Mensch macht einen Plan, und Gott oder der Teufel lachen nur darüber."
"Die Zarin" ist ein historischer Roman über das Leben der beeindruckenden russischen Monarchin Katharina I von der internationalen ...
"Der Mensch macht einen Plan, und Gott oder der Teufel lachen nur darüber."
"Die Zarin" ist ein historischer Roman über das Leben der beeindruckenden russischen Monarchin Katharina I von der internationalen Autorin Ellen Alpsten. Das Buch ist bereits 2003 erschienen, jetzt hat der HEYNE Verlag das Buch aber neu veröffentlicht. Erzählt wird das Leben der Zarin Katharina I, ein Leben, das wahrlich Stoff für Märchen ist.
Inhalt: Als 1725 der Zar Russlands, Peter I, ohne Thronerben stirbt, steht für seine Frau Katharina alles auf dem Spiel. Ihr droht Verbannung, der Tod oder aber die Krönung zur ersten Zarin Russlands. Beim Warten auf ihr Schicksal wandern Katharinas Gedanken zurück. Zurück zu ihrem Leben als Leibeigene, als Wäscherin und Liebhaberin, zurück zu zwölf geborenen Kindern, von denen die wenigsten überlebten und zurück zum Leben mit einem Zaren, den sie geliebt, gefürchtet, umworben und verachtet hat.
Cover und Design: Das Cover der Neuveröffentlichung finde ich zwar sehr hübsch, leider muss ich aber sagen, dass mir das Cover der ursprünglichen Hardcover-Ausgabe sehr viel mehr zusagt. Am Cover der broschierten Ausgabe ist die Rückansicht einer Frau mit winterlichem, edlem Gewand zu sehen. Es ist ein Cover, das zur Zeit im Trend steht, aber auch total nichtsaussagend ist. Anhand des Covers kann man weder erkennen um welche Person sich der Roman dreht, noch in welchem Land die Geschichte spielt. Anhand des Titels kann man sich zwar vieles zusammen reimen, insgesamt finde ich das Cover aber nicht unbedingt gelungen, auch wenn es grundsätzlich hübsch anzusehen ist.
Was mich etwas irritiert hat, war die große Schrift. Das Buch hat über 700 Seiten, dies hätte aber locker auf 500-600 Seiten gekürzt werden können, wenn man eine normale Schriftgröße verwendet hätte. In meinen Augen eine totale Ressourcenverschwendung.
Meine Meinung: Ich hatte schon vieles gehört, über das dramatische Epos der russischen Zarin Katharina I und muss sagen, ich kann mich den vielen positiven Kritiken nur anschließen. Ellen Alpsten ist ein Ausnahmetalent unter den AutorInnen historischer Romane. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und beschreibt die Zeit unter der grausamen Herrschaft Peter dem Ersten bildgewaltig und unverschönt. Eine Zeit in der die Leibeigenen beim Bau von Palästen zu Tausenden wie die Fliegen starben und eine Hungersnot absichtlich herbeigeführt wurde, um den Krieg voranzutreiben. Eine Zeit in der ein menschliches Leben weniger Wert war als der Dreck unter des Zarens Stiefeln. Die Autorin hat diese Zeit wunderbar realistisch dargestellt, ohne Schmuck und Trug. Der Schreibstil ist einfach, das World-Building gewaltig und der Story-Verlauf perfekt gewählt. Wir begleiten Martha als junges Mädchen, wie sie von einer Sklavin zur Wäscherin und zur Liebhaberin des Zaren und schließlich zu Katharina I, der mächtigsten Frau Russlands, wurde. Ihr Leben ist episch und wahrlich beeindruckend. Schicksalsschlag über Schicksalsschlag muss sie hinnehmen und als Spielball des mächtigsten Mannes Russlands nicht zerbrechen. Eine wahrlich beeindruckende Frau und Ellen Alpsten hat um ihre Persönlichkeit ein emotionsgeladenes Epos gewoben. Als LeserIn ist man an den Seiten und dem außergewöhnlichen Leben von Katharina I gefesselt und der Roman liest sich wie ein erfundener Abenteuerroman. Man kann kaum glauben, dass diese beeindruckende Dame mit diesem fesselnden Lebenslauf tatsächlich gelebt hat. Ein Leben, das Stoff für Märchen und Legenden ist. Der Charakter der Progatonistin ist greifbar und man fühlt sich als LeserIn mittendrin. Trotz vieler historischer Fakten und realer Geschichte lässt die Faszination und Spannung nicht nach und man lacht, weint, lebt und verzweifelt gemeinsam mit Martha und ihrem Leben. Kriege und politische Auseinandersetzungen finden genau so Einzug, wie der Bau der glamourösen Stadt St. Petersburg und das grausame Leben im kalten Winter Russlands. Die Kindersterblichkeit im 18. Jahrhunderts unter eisiger Kälte und hungernden Seelen war überdurchschnittlich hoch, davon blieben auch die Reichen und Mächtigen nicht verschont. Die Unterschiede zwischen arm und reich waren nie größer. Während der Zar sich eine eigene Stadt baut und im Luxus schwimmt, verhungert sein Volk zu Tausendsten und fallen auf offener Straße vor Kälte tot um. Hier ein positives Gleichgewicht zwischen Freude und Leid zu schaffen ist nicht leicht, die Autorin hat dies aber grandios gemeistert und dabei auch nicht die Gefühle einer Frau vergessen, die unter der Macht eines Mannes sowohl geliebt als auch gelitten hat.
"Die Zarin" ist wahrlich ein episches Meisterwerk unter den historischen Romanen. Spannend und emotionsgeladen führt uns Ellen Alpsten in das faszinierende Leben einer beeindruckenden Frau, die den Mächtigsten getrotzt und selbst zu einer Ikone wurde. Riesige Leseempfehlung - ich traue mich zu sagen, dass alle GeschichtsliebhaberInnen und Fans von historischen Romanen dieses Buch gelesen haben sollten.