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Veröffentlicht am 23.04.2021

Eine Beleuchtung

Joseph Beuys
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Klappentext:
„Joseph Beuys (1921–1986): einerseits als Künstler von Weltruhm gefeiert, andererseits aber als «Scharlatan» angefeindet. Wie kaum ein anderer prägte und polarisierte er die zeitgenössische ...

Klappentext:
„Joseph Beuys (1921–1986): einerseits als Künstler von Weltruhm gefeiert, andererseits aber als «Scharlatan» angefeindet. Wie kaum ein anderer prägte und polarisierte er die zeitgenössische Kunst. Welche Rolle spielt der Mann aus Kleve, der zum Inbegriff der Gegenwartskunst geworden ist, heute? Philip Ursprung begibt sich auf eine zeithistorische Reise zu 24 zentralen Beuys-Schauplätzen und bietet dabei einen umfassenden Überblick über das Gesamtwerk des Künstlers im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Zusammenhang der Bundesrepublik Deutschland. Der Band enthält 116 Abbildungen.“

Als Kind hat mich immer der Hut von Joseph Beuys abgeschreckt, kurzum: der Mann war mir einfach unsympathisch, machte mir Angst. Und was man im Kindesalter so einstuft, kann man schlecht ändern im heranreifenden Alter....aber man kann versuchen seine Meinung etwas zu entgraten. Heute trage ich als Frau selber gerne Hut...als Kind ebenfalls unvorstellbar - also kam dieses Buch gerade recht.
In diesem Buch geht es um das komplette Leben von Joseph Beuys. Vom Aufstieg bis hin zu Verschwörungen ist hier alles sehr detailliert und sachlich niedergeschrieben. Als kunstliebender Mensch kommt man um den Namen „Beuys“ sowieso nicht vorbei und als jüngere Erwachsene habe ich mich schon häufig mit seinen Werken auseinander gesetzt. Autor des Buches Philip Ursprung geht vielen Fragen auf den Grund und sucht akribisch nach Antworten. Was hatte Beuys denn mit seiner Auschwitz-Denkmal-Idee genau vor? Was waren seine Intentionen, seine Beweggründe? Diese und noch mehr Werke/Ideen/Vorstellungen werden hier genauer beleuchtet. Ursprungs Schreibstil ist dabei klar und rein - seine eigenen Gedanken bleiben aus und dadurch haben wir eine sachlich und neutrale Sichtweise.
Viele Werke Beuys‘ verstehe ich heute noch nicht....aber da ist er nicht der einzige Künstler. Anderen wird es ebenfalls so gehen und auf so manche Fragen werden wir wohl nie Antworten erhalten, denn die kennt oftmals nur der Künstler selbst.
Ein höchst interessantes Buch mit kompakten Wissen und interessanten Abbildungen, die die Texte sehr gut begleiten - 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 22.04.2021

Alte Geschichten verschwinden nie

Einsames Grab
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Klappentext:
„Frost glitzert auf den Stängeln des Heidekrauts am Morsum-Kliff, als Grabungen ein grausames Geheimnis offenbaren. Unter der idyllischen Landschaft ruht seit 15 Jahren das kopflose Skelett ...

Klappentext:
„Frost glitzert auf den Stängeln des Heidekrauts am Morsum-Kliff, als Grabungen ein grausames Geheimnis offenbaren. Unter der idyllischen Landschaft ruht seit 15 Jahren das kopflose Skelett eines jungen Mädchens. Besonders für Kommissarin Silja Blanck ist der Fund ein Schock: Könnte es eine Verbindung zu ihrer kleinen Schwester geben, die zur gleichen Zeit sterben musste und deren Mörder nie gefunden wurde? Oder jagt die Kommissarin einem Hirngespinst hinterher?“

Es war mein erster Krimi von Eva Ehley und somit auch der erster Krimi aus ihrer Sylt-Reihe. Erwartungen hatte ich keine, bis auf eine sehr gute und deutliche Darstellung der Insel und natürlich einem Fall der realitätsnah und spannend ist. Alle drei Punkte wurden sehr gut erfüllt und auch ihre Ermittlerin Silja war mir sympathisch. Die bildhaften Beschreibungen zur Landschaft haben einen harmonischen Rahmen um den Fall gebildet. Der Fund des Skeletts entwickelt sich zum Cold Case und lässt den Leser in viele Richtungen denken. Alte Gedanken tauchen bei Silja wieder auf und als Leser erfährt man somit etwas aus ihrer Vergangenheit. Für mich war das sehr positiv, denn wie gesagt, ich kenne die Vorgänger-Bände nicht und so war ein kalter Einstieg in die Reihe machbar.
Die Sprach- und Schreibstil ist leicht und flüssig lesbar, nur hier und da gab es ein paar Längen die überflüssig waren und deshalb vergebe ich auch nur 4 von5 Sterne. Die Mischung aus Inselflair und Ermittlungen hat mir sehr gute gefallen und die Neugier auf die anderen Bände ist da.

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Veröffentlicht am 21.04.2021

Helenes zerstörte Ehe

Das Gestüt am See. Zeit der Hoffnung
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Klappentext:
„Schleswig-Holstein in den späten Zwanziger Jahren. Helene ist nicht so pferdeverrückt wie ihre Schwester Charlotte. Sie ist glücklich verheiratet und hat mittlerweile zwei kleine Töchter. ...

Klappentext:
„Schleswig-Holstein in den späten Zwanziger Jahren. Helene ist nicht so pferdeverrückt wie ihre Schwester Charlotte. Sie ist glücklich verheiratet und hat mittlerweile zwei kleine Töchter. Doch der Schein trügt, denn bald findet sie heraus, dass ihr Mann sie betrogen hat. Untröstlich und zutiefst verletzt sucht sie die sichere Wärme ihrer Familie und die Nähe ihrer Schwester - auf dem Gestüt, das sie einst gar nicht schnell genug verlassen konnte. Noch am selben Tag taucht der wutentbrannte Ehemann auf dem Gestüt auf und fordert Helene auf, sofort mit ihm zurück nach Hamburg zu kommen. Was sollen denn die Leute denken, wenn herauskommt, dass seine Frau ihn einfach so verlassen hat?! Fritz wird immer wütender, doch Charlotte verwehrt ihm den Eintritt ins Haus und rät der Schwester, stark zu bleiben …“

Im zweiten Band der Reihe „Das Gestüt am See“ dürfen wir jetzt Helene, Charlottes Schwester, besser kennen lernen und das geht gleich zu Beginn sehr gut und stürmisch los. Denn ihre Ehe trägt einen Schein - ihr Gatte Fritz hat sie betrogen. Der Schmerz sitzt tief in Charlottes Herz und genau das merkt man wieder in jeder einen Zeile. Man kann ihren Schmerz, die dann in Wut übergeht und schlussendlich in der Flucht endet, nur zu gut verstehen und leidet mit ihr mit. Charlotte wäre eine schlechte Schwester wenn sie in so einer Zeit ihrer lieben Helene nicht beistehen würde und tut alles erdenklich Gute für sie. Selbst als Fritz auf dem Gut auftaucht, bleibt Charlotte eisern. So würde sich diese Auseinandersetzung sowieso nicht lösen lassen. Bei der Reaktion von Fritz ist auch eher der Schein nach Außen wichtiger als das eigentliche Familienleben mit den beiden süßen Töchtern....traurig aber wahr. Das Gut wacht dabei auch wieder vor dem geistigen Auge wunderbar auf. Fast eine Art wie „nach Hause kommen“ entflammt wieder. Die Figuren sind auch diesmal rund und mit Emotionen gefüllt. Der Schreibstil von Paula Mattis reiht sich nahtlos an Band 1 an und man ist sofort wieder bei den Damen und bei den Pferden auf dem Land. Lediglich die geschichtlichen Aspekten wurden mir etwas zu wenig beleuchtet und eher das Privat- sowie das Gutsleben in den Vordergrund gerückt, aber das ist Geschmacksache. Ich freue mich jeden Falls schon sehr auf Band 3 und das altbewährte Hufgetrappel, das aus diesem Buch förmlich heraus ertönt...4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 17.04.2021

Wenn der Krieg die Liebe frisst

Fritz und Emma
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Klappentext:
„1947: Emma ist überglücklich, dass ihr geliebter Fritz doch noch aus dem Krieg in ihr Heimatdorf zurückgekehrt ist. Schon lange sind sie ein Paar, nun fiebert Emma der Heirat entgegen. Doch ...

Klappentext:
„1947: Emma ist überglücklich, dass ihr geliebter Fritz doch noch aus dem Krieg in ihr Heimatdorf zurückgekehrt ist. Schon lange sind sie ein Paar, nun fiebert Emma der Heirat entgegen. Doch der Krieg hat einen Schatten auf Fritz‘ Seele gelegt, gegen den nicht einmal Emma mit all ihrer Liebe ankommt. Und dann, in der Nacht, die eigentlich die glücklichste ihres Lebens sein sollte, geschieht etwas Schreckliches, das alles verändert.
2018: Marie ist mit ihrem Mann neu nach Oberkirchbach gezogen und lernt nach und nach die Einwohner des Dörfchens kennen. Auch den 92-jährigen griesgrämigen Fritz Draudt und die ebenso alte Emma Jung, die am entgegengesetzten Ende des Dorfes lebt. Marie erfährt, dass die beiden seit fast siebzig Jahren nicht miteinander gesprochen haben. Dabei wollten sie einst heiraten. Marie nimmt sich vor, Fritz und Emma wieder miteinander zu versöhnen, bevor es zu spät ist …“

Da hat sich Protagonistin Marie eine ganz große und gewaltige Aufgabe vorgenommen: Fritz und Emma vereinen....
Im Buch „Fritz und Emma“ von Barbara Leciejewski spielt die gesamte Geschichte in zwei Zeitebenen. Die Geschichte der beiden (eigentlich) Liebenden geht tief ans Herz, trifft einen, aber der besagte Schatten auf Fritz‘ Seele hat seinen Grund. Dies aufzunehmen, war als Leser ein schweres Unterfangen, und das lag nicht an der Tatsache das der Schreibstil schlecht war, nein, ganz im Gegenteil, aber es geht einem echt an die Nieren und man hadert selbst mit sich. In der neuen Zeit taucht Marie auf und will Gutes tun, weil sie der Meinung ist, die beiden müssen doch wieder vereint werden. Eigentlich hat sie ja Recht aber dennoch ist es übergriffig den Versöhner zu spielen, gerade bei eigentlich fremden Menschen. Die Autorin hat dennoch auch dafür ein feines Händchen gehabt und zeigt uns Lesern auf, das man miteinander reden muss, sich öffnen sollte, nicht immer alles mir sich allein ausmachen, gerade nicht solche schweren Themen wie bei Fritz. Das sie dabei die beiden Zeiten so gekonnt zusammen knüpft und ein roter Faden sichtbar wird, ist wirklich lobenswert. Auch Schreib- und Sprachstil waren zumeist immer punktgenau. Hier und da gab es ein paar Längen, die seien aber verziehen. Leciejewski bringt Gefühl und Emotionen ausgewogen ein, ohne dabei kitschig oder überlaufend zu wirken. Dennoch, und das muss ich einfach loswerden, war mir Marie hier und da zu neugierig, zu fordern....schließlich ist sie eine ganz andere Altersklasse und kann nicht nachvollziehen, wie es ist, einen geliebten Menschen eigentlich verloren geglaubt zu haben, der aber dann doch noch aus den Fängen des Krieges entlassen wurde....Hier hätte ich mir ein wenig mehr Feingefühl und Respekt dem Alter gegenüber gewünscht.
4 von 5 Sterne

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Veröffentlicht am 15.04.2021

Bewegende Geschichte

Das Meeresblau von Tel Aviv
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Klappentext:
„Elija aus Tel Aviv ist glücklich, ihren Mann, einen umschwärmten Schriftsteller, in Paris zu besuchen, nur um zu erfahren, dass er sie für eine andere sitzen lässt. Untröstlich kehrt sie ...

Klappentext:
„Elija aus Tel Aviv ist glücklich, ihren Mann, einen umschwärmten Schriftsteller, in Paris zu besuchen, nur um zu erfahren, dass er sie für eine andere sitzen lässt. Untröstlich kehrt sie nach Israel zurück und lässt sich von den Eltern in ihrem alten Kinderzimmer in Tel Aviv umsorgen. Ihre Mutter Lily kann nur wenig Nähe zulassen, und Elija findet heraus, dass ihre Mutter so kalt ist, weil sie als Baby ausgesetzt wurde und ohne Mutter aufwachsen musste. Elija beschließt, die Geschichte ihrer Familie zu erforschen und ihre Großmutter Rachel zu suchen.“

Den Hauptort Tel Aviv habe ich bislang in meinen Büchern nicht oft gefunden und da war die Neugier auf „Das Meeresblau von Tel Aviv“ von Sarit Yishai-Levi ganz besonders groß.
Die Geschichte um Elija ist schon eine besondere, vor allem eine gefühlvolle und emotionale. Da reist die Gute nach Paris um ihren Mann zu besuchen und was findet sie vor? Der Gatte betrügt sie....na Danke auch. Und genau dann erleben wir eine Elija wie sie in uns allen steckt, sie flüchtet und rettet sich in das schützende Nest der Eltern. Das aber dieses Nest nicht unbedingt die größte Nestwärme bietet, merkt Elija dann auch wieder und geht der Sache auf den Grund. Ihre Mutter ist eh und je unterkühlt...aber warum? Wo sitzt bei ihr der Schmerz? Die Autorin hat hier wirklich tiefsinnig eine Schiene getroffen, die wir Leser wohl alle kennen, wenn wir verletzt wurden. Die Flucht zurück in genau das Zuhause was einem alles bedeutet....nicht jeder lässt es zu, einige trauen sich nicht, andere finden es kindisch oder gar bescheuert. Elija konnte nicht anders und ich konnte sie verstehen. Als dann aber auch die Geschichte ihrer Mutter ins Spiel kommt, dreht sich ein wenig das Bild. Die aufkeimende Geschichte die dann um ihre Mutter entsteht, nimmt der Story zwar die Luft raus, fügt aber eine andere hinzu. Dieser Spagat war spannend zu lesen und machte neugierig auf die wahre Familiengeschichte. Wenn man Seite um Seite sich neu erliest, erfährt der Leser Dinge, die man selten gelesen hat.
Als Leser erfahren wir aber noch so viel mehr: das Leben in Israel, bildhafte Beschreibungen aber dafür fein akzentuiert und einen wunderbaren, runden Schreibstil, der fesselt und eine gute Spannung inne hat.
Ich vergebe 4 von 5 meeresblaue Sterne.

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