Profilbild von danielamariaursula

danielamariaursula

Lesejury Star
offline

danielamariaursula ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit danielamariaursula über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2021

Spannend und mitreißend

Die fremde Spionin (1)
0

Dies ist der Auftakt zur Spionin-Triologie, die 3 Jahrzehnte umspannt. Sie beginnt kurz vor der endgültigen Teilung Deutschlands durch den Bau der Berliner Mauer. Die junge Ria Nachtmann hat gerade mit ...

Dies ist der Auftakt zur Spionin-Triologie, die 3 Jahrzehnte umspannt. Sie beginnt kurz vor der endgültigen Teilung Deutschlands durch den Bau der Berliner Mauer. Die junge Ria Nachtmann hat gerade mit 20 ihren Abschluss als Sekretärin bestanden und dank der guten Beziehungen ihrer Adoptiveltern steht sie kurz vor dem Antritt einer Stelle im Außenhandelsministerium der DDR. Vor 10 Jahren kamen Stasi-Offiziere und haben ihre Eltern verhaftet, weil sie trotz ihrer prominenten Stellung in der Regierung kritische Stimmen geäußert haben. Während die Eltern nach Hohen Schönhausen gebracht wurden, wurden Ria und ihre jüngere Schwester voneinander getrennt, um sie dem jeweiligen schlechten Einfluss zu entziehen und sie von linientreuen, kinderlosen Paaren zu sozialistischen jungen Frauen heranziehen zu lassen. Doch Ria ist seither voller Wut und Hass auf diesen Staat, der ihr ihre Familie nahm. Als der BND versucht sie als Spionin anzuwerben, sieht sie darin ihre Chance ihre verlorene Schwester wieder zu finden. Sie hält fortan Augen und Ohren bei der Arbeit offen, während es immer schwieriger wird, scheinbar unbemerkt Informationen in den Westen zu schmuggeln. Denn im BND sitzt ein Maulwurf, dem die Aktivitäten im Ministerium nicht entgehen. Ria steht fortan unter besonderer Beobachtung.

Ich war ja schon länger auf Titus Müllers historische Krimis neugierig, aber eine Reihe über eine Spionin, gelesen von einem Mann, von einem Sprecher von dem ich noch nie gehört hatte? Das hat mich ehrlich gesagt skeptisch und zögerlich gemacht. Oliver Brod hat ein großes Talent die besondere Sprechweise eines Menschen zu imitieren, egal ob Erich Honecker oder Walter Ulbrecht. Reinhard Gehlen. KGB-Killer Fjodor Sorokin oder den berlinernden Alexander Schalck, sie klingen unglaublich lebendig. Wie man an dieser beispielhaften Aufzählung merkt, ist der Anteil männlicher Rollen in der Männerwelt der Spionage und Gegenspionage ausgesprochen hoch. Da dieses Agentenabenteuer teilweise aus Rias Sicht und teilweise aus der sie benutzender Männer geschildert wird, hätte ich es trotz der brillanten Stimmwunders Brod noch besser gefunden, wenn Rias Passagen von einer weiblichen Sprecherin übernommen worden wären. Ich muss aber einräumen, dass ich niemals im Unklaren war, aus wessen Sicht die Geschichte gerade erzählt wird. Das ist jederzeit klar und deutlich. Neben dem Schicksal von Ria geht es nämlich ebenso um das Schicksal des KGB-Killers Fjodor Sorokin, der ebenso wie Ria dank der unangekündigten („niemand hat vor eine Mauer zu errichten!“ sozialistischen Abschottung von seiner Familie getrennt wird. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege. Ria ist auf ungewöhnliche, katzenhafte Weise schön, was ihr bei einigen Männer durchaus zu ihrem Vorteil gereicht. Irgendwie scheinen sie sich für sie verantwortlich zu fühlen, dabei zeigt Ria immer wieder, dass sie eigentlich ganz gut auf sich selbst aufpassen kann.

Sehr gut gefällt mir, dass die Frage nach Gut und Böse nicht ganz so einfach ist. Nach dem 2. Weltkrieg haben teilweise dieselben Menschen in Schlüsselpositionen weitergearbeitet, die bereits unter den Nazis einflussreich waren. So ist es kein Wunder, wenn der ehemalige Nazi-Offizier Gehlen, der erste Leiter des Nachrichtendienstes in Westdeutschland, damals noch Organisation Gehlen, beim Aufbau seiner Strukturen und Durchführung der Missionen kein Pardon kennt. Der BND schneidet nicht so gut ab, aber Geheimdienste sind auch keine Sozialeinrichtungen, sondern eher eine staatlich organisierte Kriminalität. Dabei werden Menschen wie Schachfiguren benutzt, Menschen, deren Schicksale man hier miterlebt. Ria habe ich sofort gemocht, ihren BND Verbindungsoffizier Häner fand ich interessant aber nicht uneingeschränkt sympathisch, da er immer wieder in Konflikt zwischen seinem Gewissen und den Anweisungen seines Dienstherren gelangt. Alexander Schalck, Rias Vorgesetzen im Ministerium ist da schon eine andere Nummer, doch immer wieder, wenn ich dachte „was für ein widerlicher Kerl“ überraschte er mich positiv, indem er sich für Rias Schutz einsetzt, viel stärker als Häner dies jemals vermag.

Ein spannender Spionageschicksalsroman, der mit der Vollendung der Berliner Mauer zu enden scheint und dennoch denkt man, das kann es doch noch nicht gewesen sein. Nein, denn Ria und Sorokin werden noch zwei weitere Bände lang einander immer wieder in schicksalhafter Weise begegnen, schätze ich.

Ich wurde in meiner Neugierde auf diesen Autor nicht enttäuscht und bin gespannt, wie es mit Spionage und Gegenspionage weitergehen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.06.2021

Schicksalshaftes Finale

Meridian Princess 3. Die Macht der Zeit
0

Jade ist aufgeregt und besorgt zugleich. Ihr letztes Schuljahr an der Clockmakers Academy in London beginnt, doch sie hat noch nichts von Henry gehört, der bei den Kämpfen am Ende des letzten Schuljahres ...

Jade ist aufgeregt und besorgt zugleich. Ihr letztes Schuljahr an der Clockmakers Academy in London beginnt, doch sie hat noch nichts von Henry gehört, der bei den Kämpfen am Ende des letzten Schuljahres schwer verwundet wurde, als er Jade beistand. Als sie mit ihrer besten Freundin Orla aus Freude über ihr Wiedersehen abends noch ausgeht, müssen Sie auf dem Rückweg beobachten, wie ausgerechnet die Lehrerin für Prophezeiungen mitten auf dem Marktplatz vor ihren Augen mit einem Zeitsprung entführt wird. Sie kann das Ziel gerade noch hören, aber es gibt ihr Rätsel auf. Der sofort informierte Master Gridlock erhöht sofort die Vorsichtsmaßnahmen, ändert die Regeln für den Schulbeginn und nimmt die Verfolgung auf. In seiner Abwesenheit überträgt er dem jungen Peter Polkins statt seiner Stellvertreterin Selda Brice die Leitung der Academy und vertraut seine Prognosemaus Jade an. Selda Brice drangsaliert Jade daraufhin noch mehr als sonst. Dass sie nun mit Orla, Lucy und Henry in einer Art WG zusammenlebt ist da auch kein großer Trost. Lucy und Henry halten sich meistens bei ihrem feindlich gesonnenen Großvater auf und Henry ist völlig verändert und wirkt total kraftlos. Wenigstens Mats Kräfte kehren langsam aber sicher zurück und diese wird er auch dringend brauchen, denn die Jagd nach dem dritten Uhrenzeiger hat gerade erst begonnen und die düsteren Vorzeichen und Angriffe von Cronos Anhängern mehren sich. Die Lage ist mehr als ernst.

Wie ernst es ist, sieht man gleich zu Beginn, als Jade nicht wie sonst mit dem Timeless-Sleeper anreist, sondern von Peter Polkins und Archer Switch mit einem Oldtimer abgeholt wird. Eigentlich nutzen Zeiterben keine Technik, da diese bei Zeitstillständen ausfällt. Aber offensichtlich herrscht ein Ausnahmezustand, der von altgewohnten Pfaden abweichen lässt. Diese Abkehr von inzwischen vertrauten Pfaden finde ich spannend, zieht sie einen immer tiefer in die Geheimnisses der Welt der Zeiterben, diese gespaltene Gesellschaft, von denen die offiziellen Vertreter weiterhin unerkannt unter uns und mit den gewöhnlichen Menschen leben wollen, während Chronos Anhänger diese unterwerfen wollen und die Kontrolle über die Zeit und deren Macht an sich reißen wollen. Eine gruselige Vorstellung, von der wir alle ganz sicher verschont bleiben wollen. Dieser Band ist düsterer und ahnungsschwangerer als die Vorgänger. Geheimnisvolle Prophezeiungen scheinen Jade und ihre Freunde mehr zu verwirren, als ihnen einen Vorsprung vor ihren Gegnern zu verschaffen. Bisher ein für ein Fabelwesen gehaltener Rauchvogel mischt sich nun in den Konflikt ein. Alles steuert auf den finalen Kampf hin, bei dem es immerhin um die Freiheit der Menschheit geht. Die jungen Helden und ihre bisweilen etwas skurrilen Lehrer und Beschützer sind mir immer mehr ans Herz gewachsen. Dabei gefällt mir auch die Aufmachung mit den wunderschönen Illustrationen von Max Meinzold sehr gut! Für Vorbesteller gab es extra ein Zeiterben-Tarot, für die es die Anleitung auf der Homepage der Autorin zum Herunterladen gibt.

Dieser Kampf ist nicht einfach der Kampf zweier für uns normale Menschen unbedeutende Lager. Denn eigentlich geht es um Herrschaftsdenken und Rassismus. Chronos geht es nur um Abstammung und Reinheit von Blutlinien. Vorteile in der Durchmischung der magischen Fähigkeiten, die zur Stärkung der Talente, statt zu deren Abnahme führen kann, zeigt wie wichtig Toleranz und Offenheit sind. Die Bewahrung des Althergebrachten ist nicht stets die Lösung, man muss den Geist offen für alle sich bietenden Möglichkeiten halten. Denn Chronos Gedankengut, ist entsetzlich faschistisch. Hier können sich die jungen Leser mit den Folgen derart eingeschränkter Gedanken- und Verhaltensweisen auseinandersetzen, ohne sich mit deutscher Geschichte auseinandersetzen zu müssen. Kritisches Denken ist auch außerhalb der Schule möglich!

Etwas schade finde ich, dass die romantischen Szenen, die sich im zweiten Band anbahnten, dieses Mal deutlich zurückgefahren wurden und dass Jades romantisches Dilemma auch im Epilog nicht wirklich aufgelöst wird. Darauf hatte ich mich so gefreut, zu erfahren, für wen sich Jade denn nun entscheiden wird. Ich hatte ja einen ganz klaren Favorit. Aufgelöst wird auch der Urspurng des Konfliktes zwischen den zwei Lagern innerhalb der Zeiterbengesellschaft. Hier hat mich leider das Zeitelement nicht überzeugen können, ich bin immer noch mit einigen ungeklärten Fragezeichen zurückgeblieben. Sehr angenehm finde ich, dass am Ende kein kitschiges Happy End steht, sondern es Verluste auf beiden Seiten gibt, die auch Jade herbe treffen. Das macht es deutlich realistischer und zeigt, dass Kämpfe nie wirklich gewonnen werden. Die Verluste sind zu heftig, daher ist es vorher wichtig selbst zu hinterfragen, ob diese nicht vermeidbar sind. Eine schöne Reihe ab 13 Jahren, die in fremde Geheimgesellschaften, mitten unter uns entführt. In mitreißendem Stil werden wir so zu einem Teil einer fremden Schulform mit uns völlig unbekannten Schulfächern, die wir aber sicherlich gerne lernen würden, wenn wir nur könnten!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.06.2021

Intelligent und packend

Ein Bild der Niedertracht
0

Langsam gewöhnt sich Karen an ein Leben ohne Phil, vergessen ist er nicht. Hummerfischer ziehen die Leiche eines Mannes aus dem Meer, nachdem seit Jahren wegen des rätselhaften Verschwindens seines Bruders, ...

Langsam gewöhnt sich Karen an ein Leben ohne Phil, vergessen ist er nicht. Hummerfischer ziehen die Leiche eines Mannes aus dem Meer, nachdem seit Jahren wegen des rätselhaften Verschwindens seines Bruders, eines hochrangigen politischen Beamten gefahndet wird. Auch wenn dies ein aktueller Fall ist, landet er auf dem Schreibtisch der Cold Case Unit, da Karen und Jason erst vor zwei Jahren das spurlose Verschwinden des Beamten neu überprüften. Dabei hatten die zwei gerade erst den Fall einer Frau zum Ermitteln bekommen, die in einem Wohnmobil in der Garage ihrer kürzlich verstorbenen Schwester eine skelettierte Leiche fand. Wer ist die Frau und warum wurde sie solange in einer Garage versteckt, statt sie zu vergraben?

In diesem Fall geht auch um Homosexualität, was daran liegen dürfte, dass es die Autorin selbst betrifft. Nun habe ich in der letzten Zeit das Gefühl, dass so ungefähr 50 % aller Bücher die Diversität thematisiert wird, um den Zeitgeist zu treffen. Das ist hier nicht so. Es fühlt sich in diesem Fall nicht nur echt an, sondern hat auch tatsächlich einen zwingenden inneren Zusammenhang, während es im zweiten Fall, einfach nur ein Umstand ohne große Bedeutung ist, der aber eben zeigt, wie unterschiedlich man mit seiner Homosexualität umgehen kann. Gerade diese Umstände, in Verbindung mit dem Zeitelement und den schottischen Besonderheiten gefallen mir besonders gut. Denn Schottland ruft nicht nur nach Unabhängigkeit, das Strafrechtssystem ist ein anderes und auch die Politik ist nicht so konservativ, wie die in London. Das führt tatsächlich auch zu Eigenheiten im Lebensgefühl, man fühlt sich freier, kreativer, innovativer... ganz ähnlich den Bewohnern von Brighton der Hauptstadt der englischen Clubszene, Kunstszene, Drogenszene, Homosexualität.... ach ja, und Studentenstadt. Ein Ort der am Rande von Bedeutung ist, weil dort eine Kunstgalerie abbrannte. Allerdings ist Karen Pirie mit ihrem Assistenten nicht nur in Schottland unterwegs. Der Altfall führt sie nach Frankreich, allerdings nicht mit Assistent Jason, der zwar in seinen Fähigkeiten begrenzt ist, aber absolut loyal, engagiert und bereit und in der Lage, das Beste aus seinen Möglichkeiten herauszuholen. Da Französisch nicht dazu gehört, bekommt Karen dieses Mal Unterstützung von der jungen, eifrigen DS Daisy, die einen Studienabschluss in Französisch hat, für die allerdings einige Begriffe im Studium wohl auch nicht vorkamen. So stutzte ich über den „juge d'instruction“ den Untersuchungsrichter, der ja nicht so geläufig ist und sicherlich beim Hören für ??? im Ohr sorgen wird. Macht nichts, weiter hören, die Erklärung folgt, wenn auch nicht unmittelbar, aber noch vor dem europäischen Haftbefehl. Denn hier geht es um große Zusammenhänge, die Kunstwelt, Identitätsdiebstahl, Geldwäsche, Mord... kein Wunder, dass jemand, dem die akribische Karen Pierie auf den Fersen ist, versucht von der britischen Insel zu fliehen und auf dem Festland unterzutauchen. Sehr komplexe Zusammenhänge, intelligent arrangiert. Ihre Personen haben Ecken und Kanten, die sie mit ihren Grenzen und Stärken einfach menschlich machen, bis auf Karens gefürchtete Chefin aka der Hundekuchen. Eigentlich mag ich es nicht so, wenn Fälle weiblicher Ermittler von Männern gelesen werden. Doch Karen Pierie ist auch eine ungewöhnlich und recht herbe Person. Etwas spröde, hartnäckig, aber irgendwie auch gewinnend. Wolfgang Berger liest sympathisch und abwechslungsreich. Er betont gekonnt, aber natürlich, was ich bei einem Hörbuch dieser Länge sehr angenehm finde. Sehr angenehm empfinde ich nicht nur, dass er den Personen unaufdringliche Stimmcharaktere verleiht, er behält auch die Lautstärke bei, so dass sie gut ausbalanciert ist.

Dieser Fall wurde in der Pandemie geschrieben. Masken und Hygienemaßnahmen kommen nicht darin vor, da die Ermittlungen der Ausbreitung des Virus vorweg eilen. Doch ist die Arbeit ja noch nicht beendet, nur weil man den Schuldigen kennt, es folgen noch die Vorbereitung der Anklage und der Prozess. Hierfür müssen sich die Ermittler in den harten schottischen Lockdown begeben und sich gut überlegen, mit wem sie diesen verbringen möchten, oder ob sie nicht alleine sein wollen. Hier spürt man deutlich das Augenzwinkern der Autorin bei Jasons Wahl und man selbst kann sich noch einmal vor Augen führen, wie gut es uns in Deutschland gegangen ist, wo es lediglich nächtliche Ausgangsbeschränkungen gab.... Es ist der sechste Fall der Cold Case Unit, die man mit jedem Band besser kennenlernt. So knüpft dieser Band an den Vorgänger an, dürfte aber auch ohne Vorkenntnisse gut verständlich sein, da sie kurz zusammen gefasst werden. Hamish tritt selbstverständlicher in Karens Leben, die noch nicht so genau weiß, ob sie dazu schon bereit ist, gerade jetzt wo der Schuldige an Phils Tod nach nur 3 Jahren aus dem Gefängnis frei kommt. Es sind diese Kleinigkeiten, die diesen gekonnt geplotteten Krimi mit Leben erfüllen. Dabei wird Karen immer wieder von Zweifeln geplagt, doch ist sie bereit ihre eigene Position auch in Frage zu stellen. Da ziehe ich meinen Hut. Den deutschen Titel finde ich übrigens sehr gut gewählt...

Ein intelligenter, schlüssig sich entfaltender Krimi, der dieses Mal in ganz andere Bereiche Schottlands und des Verbrechens entführen, den ich wirklich gerne gehört habe und den ich gerne weiterempfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.05.2021

Entspannter morden...

Wenn Wattwürmer weinen
0

Ein neuer Fall für Lehrerin Rosa, ihren Nachbarn Briefträger Henner und Kommissar Rudi: Henner hat sich freigenommen für die Seebestattung seines früheren Grundschullehrers und beschließt morgens was für ...

Ein neuer Fall für Lehrerin Rosa, ihren Nachbarn Briefträger Henner und Kommissar Rudi: Henner hat sich freigenommen für die Seebestattung seines früheren Grundschullehrers und beschließt morgens was für die Fitness zu tun und zu joggen. Dabei kommt er am Strand von Neuharlingersiel vorbei und bewundert dessen neue Attraktion: den Übernachtungsstrandkorb. Kaum ist er aufgestellt, ist er auch schon belegt, noch vor seiner offiziellen Eröffnung. Allerdings hatte sich der Leiter des örtlichen Tourismusmanagements dessen Nutzung auch anders vorgestellt, ganz sicher nicht als seine letzte Ruhestätte. Irgendjemand hatte seinen Wein vergiftet! Henner wurmt das, doch Rudi ist durch sein Privatleben etwas abgelenkt und Rosa sowieso. Ist Holger wirklich der Richtige für sie und ist sie bereit für ein Kind mit ihm? Gerade als sie sich mit ihrer neuen Zukunftsperspektive anfreundet, gibt es einen zweiten Giftmord. Nun sind alle drei Freunde bei der Sache, denn für Rosa wird es persönlich!

Mir gefiel der Titel so gut, da musste ich diesen Küstenkrimi einfach hören, es klang so entspannt (nein, ich bin kein Wattwurmquäler!). Allerdings geht es überhaupt nicht um Wattwürmer, sondern um Rattengift, Jagdrecht und die Rettung der Bienen und der Artenvielfalt! An der Küste geht es etwas entspannter zu und so gehen Rudi und sein Vater Heiko regelmäßig zum Herrenyoga, während Henner es eher mit Heiko zur Imkerkurs zieht. Rosa Wird bei den Häkelringdamen und im Frisörsalon immer über alles bestens informiert. Soziale Medien sind hier völlig überflüssig, hier fließen die Informationen noch in rasender Geschwindigkeit innerhalb der eingeschworenen Dorfgemeinschaft. Es klingt eigentlich alles sehr entspannt in diesem Örtchen und dennoch sind die persönlichen Beziehungen gar nicht so einfach. Es gibt erschreckend viele trinkende und prügelnde Ehemänner, Affären und Ehen, die einfach nicht halten. Erstaunlich dass nicht schon viel früher geschmackloses Rattengift in diversen Getränken zum Einsatz kam! Die Infos zum Rattengift fand ich sehr gut recherchiert. Wer jemals versucht hat Ratten loszuwerden, wird feststellen, dass das wirklich so ist (unsere Katze hat mal eine lebende Maus im Haus freigelassen, die jede Mausefalle überlistet hat. Da habe ich meinen Kollegen, einen Nebenerwerbslandwirt nach einer Prise Rattengift für die Marmelade in der Falle gebeten und tatsächlich, es ist seit Agatha Christie viel schwieriger geworden Giftmorde zu begehen, selbst an Mäusen!). Auch die Infos zum Bienenschutz und zur Imkerei fand ich nicht nur unterhaltsam und wertvoll, sondern auch wieder sehr korrekt (ja, Imker ist mein Kollege auch ;)) sogar die Treibjagd und ihre jagdrechtlichen Aspekte waren wieder absolut zu meiner Zufriedenheit (nein, dieser Kollege ist kein Jäger). Es ist ein vergnügliches Cosycrime, in dem die persönlichen Verwicklungen eine wirklich große Bedeutung spielen und dabei amüsant sind. So ist es sehr schwierig, sich auf eine neue Beziehung einzulassen, wenn ständig völlig spontan und gut gelaunt die besten Freunde vorbeikommen und bleiben! Lange Zeit tappen die Freunde im Dunkeln, na ja, die offiziellen Ermittlungen kommen einfach nicht voran, vor allem, weil sie Rosas Intuition einfach ernst nehmen. Am Ende wird es dann aber doch sehr rasant, denn als alle endlich mal auf Rosa hören, ist es 5 vor 12! Die drei Freunde waren mir mit ihrer natürlichen Art gleich sympathisch, wobei es sicherlich witziger ist, wenn man bereits die Vorgeschichte und sämtliche Schrullen des Dorfes kennt.

Tetje Mierendorf mag ich als Sprecher eigentlich sehr gerne, allerdings hätte ich bei dieser Produktion einen kleinen, leichten nordischen Einschlag auch ganz nett gefunden, fürs Urlaubsgefühl beim Hören. Er spricht sehr klar und gut verständlich und klingt dabei sehr sympathisch und natürlich, ganz wie dieses Dreiergespann. Allerdings variiert die Lautstärke teilweise deutlich, was sehr unpraktisch ist, wenn man dieses Hörbuch zum Einschlafen hören möchte. Stellt man es leise ein, geht einem viel von der Handlung verloren, stellt man es lauter, schläft man nicht ein... Insgesamt ist die Aufnahme recht leise, das fällt auf, wenn man den nächsten Tonträger einlegt und die Lautstärke deutlich reduzieren muss.

Ein friesisch entspannter Wohlfühlkrimi, der mir gut gefallen hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.04.2021

Toller Überblick und sehr hilfreich und anregend!

Deine fabelhaften Kräuter
0

Dieses Buch ist wirklich ein Garant, immer wieder hineinzuschauen, auch wenn man das beiliegende Poster mit den Zeiten für Aussaat, Umsetzen ins Freie und Ernte der Kräuter bereits in der Küche hängen ...

Dieses Buch ist wirklich ein Garant, immer wieder hineinzuschauen, auch wenn man das beiliegende Poster mit den Zeiten für Aussaat, Umsetzen ins Freie und Ernte der Kräuter bereits in der Küche hängen hat. Denn neben den Porträts von jeder Menge Kräutern, auf die man fast alle nicht verzichten kann (nein, Brennnesseln möchte ich immer noch loswerden und auf Giersch kann ich auch verzichten) gibt es jede Menge hilfreiche Tipps. Die Kräuterporträts sind alle gleich aufgebaut und sie verraten, was die Pflanzen lieben, was nicht, wofür sie sich besonders eignen, wie man sie vermehrt und was man mit ihnen am besten über Winter anstellt. Nicht jedes Kraut ist wintertauglich und je exotischer, desto sicherer kann man sein, dass es selbst milde rheinische Winter nicht übersteht... (während Salbei ein absolutes Überlebenstalent ist, ist der tropische Ananassalbei eine empfindsame Frostbeule). Es wird erklärt welche Kräuter man gut aussähen kann, oder eben über Setzlinge vermehrt und vor allem, warum das Basilikum, dass man im Supermarkt kauft, so schnell die Blätter hängen lässt und eingeht...

Vor den jeweiligen Porträts gibt es jedoch erst einmal gut strukturierte Tipps und Hinweise, wie man einen Kräutergarten/Kräuterbeet/oder Kräutertöpfe anlegt, worauf man achten soll und was man unbedingt wissen soll.

Ich bin ein schrecklicher Esser und mag auch nur wenige Kräuter in meinem Essen, aber mit Kräutern kann man ja auch noch so viel anderes machen und damit meine ich nicht nur, Bienen beglücken, oder mit Spitzwegerich Insektenstiche beruhigen! Kräuter sind für Insekten solche Delikatessen, dass ich immer Angst habe, dass die Obstbäume und Beeren und das Gemüse zu kurz kommen ;) Mit viel Erfolg haben wir Erdbeersirup gekocht, aber irgendwann war er leer. Kein Problem, hier gibt es ja auch das Grundrezept für Kräutersirup und Waldmeister haben wir gerade in Hülle und Fülle. Oder Kräuteröl mit getrocknetem Bärlauch, oder Foccacia mit dem unverwüstlichen Rosmarin... Alles selbst ausprobiert, gar nicht schwierig, gut verständlich und absolut empfehlenswert! Auch beim Basilikum habe ich mal versucht, diesem eine langlebige Chance zu geben: ich habe ihn sofort nach dem Einkaufen geteilt und umgetopft. Einen habe ich mit ins Haus genommen, den anderen habe ich draußen gelassen. Aber nicht lange, es war ihm definitiv zu kalt. Der im Haus sah auch nicht auf Anhieb glücklich aus, doch beide Hälften waren glücklich über den deutlich gestiegenen Platz für ihre Wurzeln und erholten sich schnell und sind seither absolut in Topform!

Natürlich sind nicht nur die Kräuterporträts mit kunstvollen Fotografien geschmückt, sondern auch die übrigen Seiten locken mit Lichtbildern und Illustrationen, sei es als Appetitanreger oder zur Veranschaulichung.

Ganz wichtig finde ich bei Gartenbüchern immer das Hintendrin: also einen Überblick in Tabellenform über die Sympathien der Kräuter untereinander und die jeweiligen Bedürfnisse, ein Glossar mit Kräuterbegriffen und natürlich ein alphabetisches Stichwortregister zum Nachschlagen.
Daran schließen sich noch Seiten an, die einen Überblick geben über Bezugsquellen oder interessante Informationsquellen im Netz, sollte man wider Erwarten noch nicht genug erfahren haben. Systematisch sehr gut strukturiert aufgebaut. Zu guter Letzt folgt ein kurzes Autorenporträt, in welchem man erfährt, woher all ihr Wissen, das sie hier mit uns teilt, stammt und was sie so sonst noch macht...

Ein wirklich gelungener Überblick mit absolut hilfreichen Tipps für Pflege, Anbau und Nutzen von Kräutern!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere