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Veröffentlicht am 28.04.2021

Der Schein trügt

Der tote Rittmeister
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Mich hat dieses Buch vollauf begeistert, nicht nur weil es sich ungemein angenehm liest, flüssig und leicht, sondern weil es ein stimmiges Gesamtpaket ist, das pures Lesevergnügen bereitet, von den Charakteren ...

Mich hat dieses Buch vollauf begeistert, nicht nur weil es sich ungemein angenehm liest, flüssig und leicht, sondern weil es ein stimmiges Gesamtpaket ist, das pures Lesevergnügen bereitet, von den Charakteren über den exzellenten Spannungsbogen bis zum sehr gelungenen historischen Flair.
Auch wenn man den ersten Band dieser Reihe noch nicht kennt, hat das keinerlei Auswirkung auf diesen Roman. Man kommt problemlos in die Handlung hinein.
Worum geht es? Sommerfrische in Norderney. 1913. In den Dünen wird ein Rittmeister ermordet und gleichzeitig verschwindet ein kleines Mädchen aus einem Kinderspital. Während sich Viktoria auf die Suche nach dem Kind macht, wird Christian unfreiwillig zum Mord-Ermittler ernannt. Bald erkennen sie, dass die beiden Ereignisse zusammenhängen.
Die beiden Protagonisten Viktoria, die sozial und fortschrittlich denkende, aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammende Lehrerin, die sich bewusst für eine Berufstätigkeit entschieden hat, was zur damaligen Zeit für die besseren Kreise ungewöhnlich bis unvorstellbar war, und Christian, den engagierten, kriminalistisch begabten Journalisten, der sich aus der unteren Bevölkerungsschicht empor gearbeitet hat und eher unkonventionell agiert, habe ich sofort ins Herz geschlossen.
Die sehr anschaulichen Schilderungen der historischen Ereignisse, ob Pferderennen, kulturelle Veranstaltungen oder Schifffahrten, der mondänen Gesellschaft ebenso wie des ärmlicheren Teils der Bevölkerung, beflügeln die eigene Fantasie derart, dass man tatsächlich in die Welt von damals versinkt. Zudem passt auch die Dosierung: es gibt viele, viele Details und dennoch wird man nie von ellenlangen Beschreibungen erschlagen.
Last but not least das für einen Krimi wohl wichtigste: die Spannung. Diese war von Anfang bis zum Ende gegeben. Einerseits rätselt man bezüglich des Mörders und des Motivs, andererseits bangt man um das kleine Mädchen, von dem man nicht weiß, ob es noch lebt oder irgendwo hilflos herumirrt. Schritt für Schritt lüften Viktoria und Christian so manches wohlgehütete Geheimnis, decken Machenschaften und Abgründe auf, unerwartete Wendungen und Enthüllungen überraschen, bis letzten Endes der Übeltäter gefasst wird.
Für mich hat bei diesem Kriminalroman einfach alles gepasst. Er hat mir fesselnde und zugleich vergnügliche Lesestunden bereitet, hat Neugierde und Vorfreude auf den nächsten Fall geweckt.

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Veröffentlicht am 24.04.2021

10 Jahre danach kommt die Wahrheit ans Licht

Der Lohn des Verrats
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Kurz zum Inhalt: Zehn Jahre ist es her, da verschwand ihr Sohn Fabian spurlos, da taucht beim Begräbnis ihres Mannes ein Kranz von ihm auf. Die Polizei soll ihn aufspüren und stößt bei den Recherchen auf ...

Kurz zum Inhalt: Zehn Jahre ist es her, da verschwand ihr Sohn Fabian spurlos, da taucht beim Begräbnis ihres Mannes ein Kranz von ihm auf. Die Polizei soll ihn aufspüren und stößt bei den Recherchen auf ungeklärte Mädchenmorde.
Der erfahrene ältere LKA-Kommissar Otto Hagedorn und die junge Praktikantin und forensische Psychologin Lupe Svensson, bilden ein ungewöhnliches, sehr sympathisches Ermittlerduo, das harmonisch und trotz des Altersunterschiedes ausgezeichnet zusammenarbeitet. Vor allem Lupes psychologisches Einfühlungsvermögen, ihre Befragungstechnik machen die Verhöre und somit auch diesen Krimi zu etwas Besonderen.
Durch die Rückblenden in die 90er Jahre wird man sehr anschaulich in Fabians Leben und das seiner Freunde, ihre Beziehungen, hineinversetzt, wird hineingezogen in die im gleichen Zeitraum verübten schrecklichen Mordfälle, da passiert manch Unheimliches und Rätselhaftes.
In der Gegenwart verfolgt man die polizeiliche Kleinarbeit, wie sich Puzzlestein zu Puzzlestein hinzufügt, die Ermittler sich Schritt für Schritt der Wahrheit und der Lösung des Cold Case nähern. Man gibt sich seinen eigenen Vermutungen hin und wird immer wieder von unerwarteten Wendungen überrascht.
Der Krimi liest sich flüssig, ist packend vom Anfang bis zum Ende, der Spannungsbogen bleibt stets gespannt, eine fesselnde Lektüre, die man nicht mehr aus der Hand legen mag.
Bereits der erste Band dieser Reihe „Preis der Rache“ hat mich begeistert; dieser wurde vom zweiten in punkto Handlungsaufbau und Einzelartigkeit des Falles noch übertroffen. Obwohl es sich auch beim zweiten Band um einen abgeschlossenen Fall handelt, würde ich dennoch empfehlen, die Reihe mit Band 1 zu beginnen, um insbesondere die außergewöhnliche Vorgeschichte von Lupe im vollen Umfang zu kennen.

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Veröffentlicht am 18.04.2021

Wunderliche Göttinnen, mysteriöse keltische Bräuche und rätselhafte Morde

Flowerpower und Druidentrank
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"Flowerpower und Druidentrank“ ist der 4. Fall, in dem Karin Schneider ungewollt in einen Mordfall schlittert. Diesmal findet sie nahe einem keltischen Hügelgrab ein, allerdings aus der Neuzeit stammendes, ...

"Flowerpower und Druidentrank“ ist der 4. Fall, in dem Karin Schneider ungewollt in einen Mordfall schlittert. Diesmal findet sie nahe einem keltischen Hügelgrab ein, allerdings aus der Neuzeit stammendes, Skelett, dessen Fund einerseits das Verschwinden eines vor Jahrzehnten vermissten Dorfbewohners aufklärt, andererseits aber auch Fragen nach dem Grund aufwirft, wieso man ihn heimlich und still verscharrt hat. Im Ort feiert man zu diesem Zeitpunkt das keltische Frühlingsfest und Karin stößt auf eine Verbindung des Toten zu den sogenannten drei Göttinnen, drei etwas seltsame Frauen, die keltische Bräuche pflegen.
Die Protagonistin, geschieden, Mutter mehrerer schon fast erwachsener Kinder, will sich aus den Kriminalfällen, in die sie stets zufällig gerät, eigentlich immer heraus halten, doch auch diesmal gibt es einen triftigen Grund sich einzumischen. Denn ihre Tochter Susa gerät unter Mordverdacht. Die Handlung kommt in Schwung, als Karin, wie immer impulsiv agierend, unüberlegt in brenzlige Situationen schlittert, dennoch hartnäckig alle Spuren verfolgt und letztlich die Morde aufklärt.
Das Buch liest sich nicht nur flüssig und leicht, es bietet auch eine Reihe witziger Szenen, köstlich skurrile Typen, Verwicklungen, wechselnde Verdächtige und in alle möglichen Denkrichtungen führende Spuren, die einen als Leser fordern und zum Miträtseln anregen, um dann letzten Endes überrascht festzustellen, dass es in Krimis meist anders kommt, als man denkt.
Zudem erfährt man auch so manches über keltisches Brauchtum und tatsächlich aus jener Zeit vorhandene Ritualplätze u.dgl. Das Buch regt somit durchaus dazu an, sich mit dieser Thematik etwas eingehender auseinander zu setzen.

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Veröffentlicht am 12.04.2021

Manus manum lavat – aus einer Notlage erwächst ein neues Team

Lockvogel
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Ihr Freund Felix hat die junge Schauspielschülerin Toni nicht bloß verlassen, er hat all ihre Ersparnisse und Schmuck gestohlen. Ihn soll der Detektiv Edgar Brehm suchen. Doch sie kann sich sein Honorar ...

Ihr Freund Felix hat die junge Schauspielschülerin Toni nicht bloß verlassen, er hat all ihre Ersparnisse und Schmuck gestohlen. Ihn soll der Detektiv Edgar Brehm suchen. Doch sie kann sich sein Honorar nicht leisten. Brehm erhält gleichzeitig einen großen Auftrag, er soll dem bekannten Starregisseur Untreue nachweisen. Dafür benötigt er Hilfe. Einen Lockvogel. Er engagiert Toni als Hilfe. Es entsteht eine Win-Win-Situation.
Die beiden Protagonisten haben sofort mein Herz gewonnen. Der kränkliche, ebenfalls vor finanziellen Problemen stehende Detektiv und die aufgeweckte, noch etwas leichtfertige und bedenkenlos in Situationen schlitternde Toni wachsen zu einem effektiven Team zusammen, das sich auf freundschaftlicher Basis immer näher kommt. Gerade die mangelnde Professionalität der beiden, dieses Tollpatschige, Chaotische, das Unvollkommene, alles verpackt in einen Schuss Humor, macht die beiden so sympathisch und für mich den Krimi reizvoll.
Auch die übrigen Hauptfiguren finde ich gut typisiert, wie die nur auf Äußerlichkeiten und ihre eigene Schönheit reduzierte Gattin des Regisseurs, die vernachlässigte, revoltierende Tochter, die liebevolle Oma usw.
Es verwickeln sich mehrere Handlungsfäden ineinander: die Suche nach Felix und dem gestohlenen Geld, die Aufdeckung allfälliger Affären des Regisseurs und der rätselhafte Tod eines Kellners während einer Party dieses Regisseurs.
Die Spannung und das Lesevergnügen bei diesem Kriminalroman ergeben sich durch die Vielzahl an Spuren, Verwicklungen, die überraschenden Wendungen, unerwarteten Ereignisse. Man rätselt unwillkürlich mit, tappt mit den Ermittlern im Dunkeln, wird irregeführt und ist schließlich total verblüfft, als sich alles aufklärt und sich alle Fäden lösen.
Zudem hat die Autorin auch sehr geschickt die #Me-Too-Debatte mit der Handlung verbunden.
Der Krimi ist flüssig geschrieben, man ist sofort in der Geschichte. Die eher kurz gehaltenen Kapitel enden meist mit genau jenem Spannungsmoment, der einen quasi zum Weiterlesen nicht nur animiert, sondern beinahe zwingt.
Last but not least liebe ich als Wienerin natürlich in Wien spielende Krimis besonders, wo ich im Geiste die Protagonisten an den Örtlichkeiten begleiten kann.
Ich hoffe, es werden noch weitere interessante Fälle mit diesem Ermittlerduo folgen.

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Veröffentlicht am 08.04.2021

Mörderischer Spuk, ausgezeichnetes historisches Ambiente, ein Streich mit fatalen Folgen

Abt Jerusalem und die Hohe Schule des Todes
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Diesmal ließ ich mich mit einem Kriminalfall ins Jahr 1754 zurück versetzen. An die Hohe Schule, das Collegium Carolinum in Braunschweig.
An diesem Buch gefielen mir ganz besonders die detaillierten und ...

Diesmal ließ ich mich mit einem Kriminalfall ins Jahr 1754 zurück versetzen. An die Hohe Schule, das Collegium Carolinum in Braunschweig.
An diesem Buch gefielen mir ganz besonders die detaillierten und sehr anschaulichen Alltags-Schilderungen des Schulbetriebs, der Menschen am Markt, im Theater, beim Maskenball, auch der Klassenunterschiede. Man versinkt problemlos in eine andere Epoche. Dazu trägt auch die sprachliche Komponente bei, das Einfließen diverser lateinischer Ausdrücke, altmodischer Worte wie exquirieren, Journale oder parlieren sowie etwas Mundart. Der Schreibstil ist flüssig, das Interesse, die Spannung bleibt ungebrochen.
Es geschehen rätselhafte Mordfälle, die man höheren Orts zu vertuschen versucht. Ein junger aufmerksamer Student, ein Bauernsohn, der dank eines Stipendiums die Schule besuchen darf und als Außenseiter unter all den eingebildeten adeligen Burschen einen schweren Stand hat, macht jedoch so seine Beobachtungen und wird derart misstrauisch, dass er auf eigene Faust Ermittlungen anstellt, Intrigen und Machenschaften aufdeckt. Letztlich sind die Fälle gelöst und man wird mit einem unerwarteten Ende überrascht.
Die Charaktere der Protagonisten sind gut gezeichnet; die Eigenschaften wie auch die Handlungsweisen der mächtigen Reichen sind ebenso nachvollziehbar, wie jene der unterdrückten, ihnen ausgelieferten und um ihre Existenz ringenden Menschen.

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