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Veröffentlicht am 25.03.2017

Eine Liebesgeschichte, die mindestens so flauschig ist wie die Hummel auf dem Cover

Hummeln im Herzen
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Lena steckt mitten in ihren Hochzeitsvorbereitungen, an ihrem dreißigsten Geburtstag wird sie Simon das Ja-Wort geben. Doch dann geht in ihrem Leben plötzlich alles schief: Simon verlässt sie für eine ...

Lena steckt mitten in ihren Hochzeitsvorbereitungen, an ihrem dreißigsten Geburtstag wird sie Simon das Ja-Wort geben. Doch dann geht in ihrem Leben plötzlich alles schief: Simon verlässt sie für eine andere und ihren Job ist sie nach einem peinlichen Versehen ebenfalls los. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als erst einmal in die WG ihres Bruders Michel zu ziehen, wo dieser mit seiner Freundin Juli und seinem Kumpel Ben wohnt. Nach dem ersten Schock beschließt Lena, sich in die „neue Lena“ zu verwandeln, mit einem neuen Job, einem neuen Freund und einem aufregenden Charakter. Ob ihr das gelingen wird?

Der Leser lernt Lena kurz vor dem angeblich schönsten Tag im Leben eines Menschen kennen. Doch schnell muss man feststellen, dass die Vorfreude bei Lena bisher ausbleibt. Bei der Organisation der Feier hat sich ihr Verlobter Simon durchgesetzt und sie wird völlig anders sein, als sie es sich eigentlich gewünscht hätte. Diese Enttäuschung ist jedoch nur ein erster Vorbote der Katastrophen, die folgen.

Lena ist ein etwas tollpatschiger und chaotischer Mensch, ein bisschen naiv, aber herzensgut. Sehr schnell habe ich sie in mein Herz geschlossen und daher umso mehr mit ihr gelitten, als einfach alles schief läuft. Der lockere Ton, den die Geschichte gleich zu Beginn anschlägt, geht dabei jedoch nicht verloren. Zwar ist Lenas Zustand bemitleidenswert, aber Wortwitz und Charaktere wie den Taxifahrer Knut sorgen dafür, dass die Geschichte mit einem Augenzwinkern erzählt wird.

Nachdem Lena auf dem Tiefpunkt angekommen ist, geht es allmählich auch wieder aufwärts. Die Idee von Lenas 3 Punkte-Plan – neuer Job, neuer Freund, neuer Charakter – hat mir gut gefallen und ich freute mich schon auf ihre witzigen Versuche, diesen umzusetzen. Für Lenas Versuch, den Punkt „neuer Freund“ abzuhaken, hat die Autorin einen besonders schrägen, pseudointellektuellen Typen erschaffen, der Lenas Versuche, ihm zu gefallen, auf eine harte Probe stellt. Immer wieder hätte ich Lena am liebsten geschüttelt und ihr „Das glaubst du doch selbst nicht, dass das was wird!“ zugerufen.

Das Buch ist insgesamt ziemlich vorhersehbar, vor allem wenn man den Klappentext gelesen hat. Dennoch darf man sich auf die eine oder andere kleine Überraschung freuen. Und wollen wir nicht manchmal genau so ein zuckersüßes Buch lesen, in dem es ganz bestimmt ein Happy End gibt?

Überzeugen konnte mich die Geschichte vor allem mit seinen Charakteren, die mit viel Liebe gestaltet worden. Neben Lena hat mir vor allem Otto sehr gut gefallen, den man als verschrobenen alten Herrn kennenlernt und bei dem sich dank Lena bald herausstellt, dass hinter der harten Schale ein ganz anderer, lieber und besorgter Mensch steckt.

„Hummeln im Herzen“ ist eine locker-leichte Liebesgeschichte, die mich unterhalten konnte. Ich bin mit Lena durch Höhen und Tiefen gegangen und wurde dabei bestens unterhalten. Wer eine Geschichte sucht, dessen inneres mindestens genauso flauschig ist wie das der Hummel auf dem Cover, der ist hier an der richtigen Stelle!

Veröffentlicht am 25.03.2017

Zwischen diesen Seiten wartet der wahrgewordene Traum eines jeden Buchliebhabers

Die Seiten der Welt
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Furia lebt gemeinsam mit ihrem Vater und ihrem Bruder in der „Residenz“, einem Landsitz in den Cotswolds, das eine riesige unterirdische Bibliothek beheimatet. Doch dies ist keine gewöhnliche Bibliothek: ...

Furia lebt gemeinsam mit ihrem Vater und ihrem Bruder in der „Residenz“, einem Landsitz in den Cotswolds, das eine riesige unterirdische Bibliothek beheimatet. Doch dies ist keine gewöhnliche Bibliothek: Lebendige Origamis fressen den Staub von den Büchern, ein Buchstabenhaufen ist Furias Freund und vor Schimmelrochen sollte man sich klar in Acht nehmen. Sehnsüchtig wartet Furia darauf, ihr Seelenbuch zu finden, um wie ihr Vater eine echte Bibliomantin zu werden und mit der Kraft der Bücher selbst erstaunliche Dinge zu vollbringen. Doch eines Tages geht alles schief. Die Welt der Bibliomantik wird bedroht, und jemand hat es ganz speziell auf Furia abgesehen. Die Ereignisse führen Furia nach Libropolis, eine Stadt der Bücher, in der sie neue Freunde findet und unglaubliche Entdeckungen macht. Doch ihre Gegner sind ihr auf der Spur, und um an ihr Ziel zu gelangen, muss Furia sich ihnen stellen…

Den Einstieg fand ich absolut gelungen. Gemeinsam mit Furia betrat ich zum ersten Mal die Bibliothek der Familie Faerfax und tauchte ein in eine Welt, die wohl der wahrgewordene Traum eines jeden Buchliebhabers ist: Reihen um Reihen voller Bücher erwarteten mich, dazwischen Origamis als Staubfresser, ein kommunizierender Buchstabenhaufen – doch auch gefährliche Kreaturen wie Schimmelrochen lauerten mir auf. Doch das ist erst der Anfang. Mit jeder Seite erfuhr ich mehr darüber, was mit der Kraft der sogenannten Bibliomantik möglich ist: Lebendige Möbelstücke und sogar ein Buch, in dem Furia mit einem Vorfahren kommunizieren kann - Kai Meyer hat bei der Gestaltung seiner Welt großen Ideenreichtum bewiesen.

Nach einer ersten Orientierung in der bibliomantischen Welt kam Spannung in die Geschichte. Furias Leben, in dem ich mich gerade zurechtgefunden hatte, wurde völlig auf den Kopf gestellt und für sie war nichts mehr, wie es einmal war. Die Bibliomantik hat auch ihre dunklen, gefährlichen Seiten, und Furia musste sich bereit machen, um das zu kämpfen, was ihr lieb ist.

Das Lesezeichen im Buch deutete es schon an: Eine Stadt namens Libropolis spielt im Buch eine wichtige Rolle. Bald betrat ich mit Furia die Straßen dieses geheimnisvollen Ortes und entdeckte erneut bislang Ungeahntes. Während mich die Schilderungen des Ortes faszinieren konnten, blieb auch die Bedrohung, der Furia ausgesetzt war, stets präsent. Immer wieder wurde es für Furia gefährlich und es mussten Opfer gebracht werden. Dazwischen gab es aber auch regelmäßige Atempausen, in der Kräfte gesammelt und Pläne geschmiedet wurden. Furia selbst wurde stärker und gewann neue Verbündete hinzu, die zum Teil sehr wunderliche Gestalten waren. In dieser Zeit erfuhr ich immer mehr darüber, was mit Bibliomantik möglich ist und wie diese überhaupt entstanden ist. Diese Hintergrundgeschichte über die Welt der Bibliomantik wurde geschickt mit Furias eigenem Schicksal verknüpft.

Für mich hatte dieser Einzelband genau die richtige Länge. Ich fand mich schnell in der Welt der Bibliomantik zurecht und tauchte immer tiefer in diese ein. Das Buch wurde zunehmend spannender und ließ mich um Furia und ihre Freunde bangen, während ich in den Verschnaufpausen mit großer Faszination jedes Detail über ihre Welt aufsaugte. Auch das Ende empfand ich als passend, sodass „Seiten der Welt“ für mich ein rundum gelungenes Buch ist, das mir ans Herz gewachsen ist und nun einen Platz unter meinen Lieblingsbüchern einnehmen darf. Ich kann daher nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen!

Veröffentlicht am 25.03.2017

Eine futuristische Rapunzel gesellt sich in die Runde

Die Luna-Chroniken 3: Wie Sterne so golden
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Cress ist die beste Programmiererin von ganz Luna. Seit Jahren versteckt sie die lunarischen Raumschiffe vor den Radaren der Erde und installiert Spionagesysteme für Königin Levana. Doch sie ist eine Hülle, ...

Cress ist die beste Programmiererin von ganz Luna. Seit Jahren versteckt sie die lunarischen Raumschiffe vor den Radaren der Erde und installiert Spionagesysteme für Königin Levana. Doch sie ist eine Hülle, verfügt also nicht über die Macht der Lunarier, andere zu manipulieren. Deshalb wird sie seit sieben Jahren von der Thaumaturgin Sybil in einem Satelliten gefangen gehalten. In dieser Zeit hat sie beschlossen, die Erde so gut es geht vor Levana zu schützen. Sie hat dafür gesorgt, dass Cinder Kai vor der Bedrohung durch Luna warnt. Und natürlich weiß sie, wo sich das Raumschiff befindet, auf der Cinder und ihre Freunde sich gerade verstecken – sie selbst sorgt dafür, dass es unentdeckt bleibt. Als Cinder erneut Kontakt mit Cress aufnimmt, ist für diese die Chance gekommen, ihrem Satelliten endlich zu entkommen.

Einen kleinen Vorgeschmack auf Cress gab es schon im ersten Teil der Luna-Chroniken, und seither habe ich mich sehr auf diesen Teil gefreut, in dem sie im Mittelpunkt der Geschichte steht. Nachdem mich Cinder und Scarlet schon begeistern konnten, ist mir auch Cress im Nu ans Herz gewachsen. Im Programmieren macht ihr niemand etwas vor, doch gleichzeitig wirkt sie scheu, gutgläubig und strahlt in vielen Situationen eine so kindliche Freude aus, dass ich sie am liebsten in den Arm nehmen wollte.

Sehr bald wird ihre Geschichte enger mit der von Cinder und ihren Freunden verknüpft, die gerade planen, wie sie Kais Hochzeit mit Levana verhindern können. Leider geht bald so einiges schief und die Charaktere finden sich in verschiedenen brenzligen Situationen wieder. Während Cress im Mittelpunkt steht, wechselt die Perspektive regelmäßig zu den anderen, bereits bekannten Charakteren. Daraus ergibt sich ein komplexes Handlungsgeflecht, dank dessen die Bücher der Reihe auch immer dicker werden. Hut ab für Marissa Meyer, die dabei einen kühlen Kopf bewahrt und dafür gesorgt hat, dass auch ich als Leserin mühelos den Überblick behalten konnte!

Auch Rapunzel, ähm Cress natürlich, bekommt natürlich einen „Prinzen“, denn wir befinden uns zwar in der Zukunft zwischen Cyborgs, Androiden und Lunariern, aber irgendwie ist es ja immer noch eine Adaptation von inzwischen drei Märchen. Cress‘ Erwählter ist allerdings doch ein bisschen anders, als sie sich ihn vorgestellt hat. Die beiden fand ich zusammen unglaublich süß – meine Güte, in dieser Reihe wimmelt es langsam vor Traumpaaren! – und auch wenn ihre Liebesgeschichte vielleicht ein klitzekleines bisschen weniger spektakulär ist als die von Scarlet und Wolf, hat sie mir gefallen.

Zum Ende des Buches hin machen sich die Charaktere an ihren bislang wohl gewagtesten Plan, und so stieg die Spannung kontinuierlich an. An verschiedenen Schauplätzen kommt es zu Szenen, die mich den Atem anhalten ließen. Wird alles gut gehen? Das ist doch absolut unmöglich! Schließlich gab es noch ein kurzes Kennenlernen mit der Protagonistin des vierten und damit letzten Bandes, und ich habe die starke Vermutung, dass man auch ihren Prinzen schon kennt. Auch wenn mich ihr erster Auftritt vor allem irritiert hat, freue ich mich nun riesig auf den Abschluss der Geschichte – wenn doch nur schon Herbst 2015 wäre!

„Wie Sterne so golden“ konnte meine hohen Erwartungen absolut erfüllen. Die neue Protagonistin Cress ist mir gleich ans Herz gewachsen und ist mit ihrem Charakter und ihren Fähigkeiten eine tolle Ergänzung für das bisherige Team. Gefährliche Missionen warten auf die Charaktere, und so mancher muss bald ums Überleben kämpfen. Für tolle Charaktere und die spannungsgeladene und vielschichte Handlung kann ich nur 5 Sterne vergeben. Ich liebe diese Buchreihe!

Veröffentlicht am 25.03.2017

Wie weit dürfen Überwachung und Transparenz gehen?

Der Circle
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Mae ist vierundzwanzig und hat seit ihrem Studium in einem mittelmäßigen Job bei den Strom- und Gaswerken ihres Heimatortes gearbeitet. Jetzt, nach achtzehn Monaten, wird endlich ihr Traum wahr: Ihre Studienfreundin ...

Mae ist vierundzwanzig und hat seit ihrem Studium in einem mittelmäßigen Job bei den Strom- und Gaswerken ihres Heimatortes gearbeitet. Jetzt, nach achtzehn Monaten, wird endlich ihr Traum wahr: Ihre Studienfreundin Annie hat ihr einen Job beim Circle beschafft, dem wohl modernsten und einflussreichsten Technologiekonzern Amerikas. Von ihrem Einsatzort in der Customer Experience lernt sie die Unternehmensphilosophie kennen und erlebt den Start weltverändernder Innovationen hautnah mit. War sie anfangs noch skeptisch, wird sie allmählich ein Teil des Circle. Aber wohin wird die Vision des Unternehmens die Welt führen?

Der Leser lernt Mae an ihrem ersten Arbeitstag beim Circle kennen. Sie ist begeistert, geradezu überwältigt von der Gelegenheit, für das Unternehmen arbeiten zu dürfen. Eine erste Führung des Campus zeigt ihr, dass das Unternehmen seinen Mitarbeitern alles bieten möchte: Die neueste Technik, Sportplätze, Partys, Livemusik, die besten Köche in der Kantine, Wohnheimszimmer, wenn es zu spät wird, um nach Hause zu fahren. Auf den ersten Blick wirkte dieses Unternehmen auch auf mich wie der Traum eines jeden Arbeitnehmers.

Nach den ersten überwältigenden Tagen voller neuer Eindrücke beginnt für Mae ihr Einsatz in der Customer Experience. Hautnah verfolgte ich, wie sie ihre Hauptaufgabe kennenlernt, die Beantwortung von Kundenanfragen. Doch damit ist es nicht getan. Bald wird ein weiterer Bildschirm aufgestellt, auf dem sie mit ihrem Vorgesetzten kommuniziert. Einer, mit dem sie im sozialen Netzwerk des Circle agieren kann, denn Partizipation ist alles. Einer, der den Rang ihrer sozialen Aktivität anzeigt, ein Armband für Vitalfunktionen und Schritte misst, ein Kopfhörer, mit dem sie Fragen beantwortet… immer mehr Technologie kommt hinzu, die immer mehr Möglichkeiten der Kommunikation, aber auch der Überwachung bietet. Hat Mae anfangs noch den Campus um fünf Uhr verlassen und sich aus dem sozialen Netzwerk ausgeklinkt, wird sie bald eindringlich gebeten, den Circle an ihrem Leben teilhaben zu lassen. Immer stärker wird sie ein Teil der Gemeinschaft, will dazugehören, und muss schließlich entscheiden, was ihr im Leben wichtig ist.

Besonders fasziniert hat mich, wie schleichend die Entwicklung vor sich geht. Wo ist die Grenze, an der man zugeben sollte, dass es zu viel wird? Mit wie viel Transparenz und Überwachung kann man selbst leben? Der Autor nahm mich mit in eine Welt, die sich gar nicht so sehr von unserer heutigen unterscheidet. Die technischen Innovationen, die beschrieben werden, gibt es zum Teil schon oder es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie bald möglich sind. Doch sollte man sie wirklich in dem Ausmaß einsetzen, wie der Circle es tut? Könnte es passieren, dass ein Unternehmen in unserer Zukunft tatsächlich eine solche Macht entwickelt, und wie viel Macht haben Technologiekonzerne heute schon? Wie viel in diesem Buch wird in zehn, zwanzig, dreißig Jahren Realität sein?

Die eindringliche, nüchterne Sprache des Buches hat mich immer tiefer in die Geschichte hineingezogen. Nur wenige Bücher haben es bislang geschafft, mich so sehr zum Nachdenken zu bringen wie dieses. Obwohl ich es nun seit ein paar Tagen ausgelesen habe, beschäftigt es mich noch immer sehr. Dave Eggers zeigt zahlreiche Möglichkeiten auf, wie eine flächendeckende Überwachung realisiert werden kann, wie das Wissen und die Erfahrungen eines jeden der ganzen Welt zugänglich gemacht werden können. Gleichzeitig präsentiert er Charaktere, die von dem, was sie tun und wofür sie stehen, vollkommen überzeugt sind. Oder kommt bei dem einen oder anderen nicht doch ein leiser Zweifel auf…? Gerade die Tatsache, dass die Ideen nicht von Grund auf schlecht sind, sondern man es damit zu weit treiben kann, macht es schwer, die Grenze zwischen Richtig und Falsch zu finden.

Erwartet keine actionreiche Geschichte, keine großen Emotionen. Hier wartet eine kühle Welt der Technologie auf euch, die auf völlige Transparenz ohne Geheimnisse und auf maximale sozial Vernetzung zusteuert. Kann und will man so etwas? Findet am besten selbst heraus, wo eure Schmerzgrenze der Überwachung liegt – lest dieses Buch, von mir gibt es dafür eine ganz klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Alles beginnt an den Reichenbachfällen...

Der Fall Moriarty
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Fünf Tage nachdem Sherlock Holmes und sein Widersacher James Moriarty an den Reichenbachfällen aufeinandertrafen und angeblich gestorben sind, trifft Frederick Chase, Chefermittler bei einer Detektivagentur ...

Fünf Tage nachdem Sherlock Holmes und sein Widersacher James Moriarty an den Reichenbachfällen aufeinandertrafen und angeblich gestorben sind, trifft Frederick Chase, Chefermittler bei einer Detektivagentur in New York, in Meiringen ein. Er jagt den Kriminellen Clarence Devereux, der sich dort scheinbar mit Moriarty treffen wollte. Die ortsansässige Polizei wurde mit der Untersuchung des Vorfalls an den Reichenbachfällen betraut, verweigert ihm aber die Auskunft. Kurz nach ihm trifft jedoch Athelney Jones, Kriminalinspektor von Scotland Yard, ein. Die beiden gehen eine Kooperation ein und folgen den Spuren Devereux‘, die sie bald zurück nach London und mitten hinein in ein Netz von Lügen, Geheimnissen und Verbrechen führt.

Der Roman ist aus der Perspektive von Frederik Chase geschrieben und beginnt recht ungewöhnlich. Der Ich-Erzähler hinterfragt zunächst die Ereignisse an den Reichenbachfällen. Was ist dort geschehen? Er analysiert Watsons Bericht der Ereignisse und kommt zu dem Schluss, dass es einige Ungereimtheiten gab. Dies berichtet er, weil seine eigene Geschichte, die Geschichte dieses Romans, nur wenige Tage später am gleichen Schauplatz beginnt.

Die erste Überraschung für mich war, dass er gar nicht Moriarty oder Holmes sucht, sondern eine dritte Person namens Devereux, die sich dort mit Moriarty treffen sollte. Schnell verbündet Chase sich mit dem Inspektor Jones. Dieser wurde mir mit seiner eifrigen und offenen Art schnell sympathisch. Nachdem er bei Ermittlungen mehrfach zu falschen Schlüssen gekommen war und die Fälle von Sherlock Holmes aufgeklärt wurden, möchte Jones nun ebenso gut werden. Mit seinen Fähigkeiten findet er bald einen Hinweis, der die beiden auf der Suche nach Clarence Devereux zurück nach London führt. Schritt für Schritt scheinen sie Devereux näher zu kommen… oder endet alles doch nur in einer Sackgasse?

Das Buch bietet eine gelungene Mischung aus klassischer Ermittlungsarbeit und ungewöhnlichen, gewagten Vorstößen. Auf der Jagd nach dem Verbrecher, dessen Gesicht niemand kennt, begeben sich die beiden bald durch ihre offensiven Methoden auch selbst in Gefahr. Werden sie Devereux finden? Und welche dritte Macht hat ihre Finger im Spiel? Ich rätselte mit und wurde doch gewaltig überrascht.

„Der Fall Moriarty“ bietet einen spannenden Fall, in dem die Ermittlungsmethoden an Sherlock Holmes erinnern. Die Ermittler Chase und Jones sind gleichzeitig aber völlig anders als Holmes und Watson, und so ist der Roman eine ganz eigenständige Geschichte, bei der ich mitfieberte. Die Richtung, die der Roman einschlägt, ist völlig anders, als ich es erwartet hatte, und hat mich überraschen und begeistern können. Fans von Sherlock Holmes, die seinen Ermittlungsstil lieben und doch nach einer ganz neuen Geschichte suchen, sollten sich dieses Buch nicht entgehen lassen!